(Rom) Seit Jahren gibt es ein Tauziehen zwischen rebellischen Ordensfrauen und dem Vatikan. Erstere sind, vereinfachend gesagt, vor allem daran zu erkennen, daß sie ihr Ordenskleid abgelegt haben und am Dachboden verstauben lassen. Offen ausgebrochen ist der Konflikt im vergangenen Jahr zwischen dem ultraprogressiven amerikanischen Dachverband LCWR und der Glaubenskongregation. Nach einer Inspektion und einem niederschmetternden Bericht über schwerwiegende Mängel in der Disziplin und noch schwerwiegenderen Glaubensdefiziten (Abtreibung, Frauenpriestertum, Feminismus, Homosexualität, Überwindung des Christentums, Esoterik) wurde der Verband , dem rund 80 Prozent der US-Ordensschwestern angehören, unter kommissarische Verwaltung des Vatikans gestellt.
Der rebellische Geist betrifft nicht nur einen Teil der US-Schwestern, sondern auch Schwestern, Konvente und Orden in anderen westlichen Staaten. In Rom tagte in den vergangenen Tagen die Vollversammlung der UISG (Internationale Union der Generaloberen), des größten Dachverbandes von Oberinnen katholischer Frauenorden, der eine LCWR-Schwester vorsteht. Ein Umstand, der als symptomatisch bezeichnet werden könnte. Die Presse stürzte sich auf einen Satz der Ansprache von Papst Franziskus an die Vollversammlung. Er enthielt ein Wort, das eine zu große Versuchung für die Medien war. Der Papst sagte den Ordensfrauen: „Seid keine alten Jungfern“. Das vom Papst gebrauchte Wort „zitelle“ ist im Italienischen nicht minder negativ besetzt als dessen Übertragung ins Deutsche.
Vatikan stellt Keiltreiberei sofort ab
Der Satz von Papst Franziskus ist nur vor dem Hintergrund des erwähnten Konflikts mit den rebellischen Ordensschwestern zu verstehen. Konkret bezog er sich auf den Schlagabtausch, den sich diese in den vergangenen Tagen mit dem Vatikan lieferten.
Teil dieses Schlagabtausches war auch die Anbiederung des brasilianischen Kurienkardinals Joà£o Braz de Aviz, Präfekt der Ordenskongregation, der sich in seiner Ansprache an die UISG-Vollversammlung gewissermaßen auf die Seite der rebellischen Schwestern stellte, ihnen jedenfalls gefallen wollte. Der Kardinal sprach von „Mängeln“ in der Kommunikation und gegenseitigen Absprache zwischen seiner Kongregation und der Glaubenskongregation. Damit konnten sich die Rebellinnen bestärkt fühlen, die den ganzen Konflikt auf „Mißverständnisse“ kleinzureden versuchen, nach dem Motto: Hauptsache der Vatikan und die Bischöfe bleiben uns vom Leib, um weiterhin tun und lassen zu können, was wir wollen. Der Standpunkt der Schwestern ist verständlich: sie haben eine Überprüfung ihres Credos, angesichts nicht selten häretischer und synkretistischer Positionen und disziplinarischer Verstöße zu fürchten.
Die Glaubenskongregation hatte erst Mitte April den LCWR-Schwestern mitgeteilt, daß Papst Franziskus nichts an den Maßnahmen seines Vorgängers Benedikt XVI. ändert und die LCWR unter direkter Verwaltung des Vatikans bleibt, bis der Verband in Gehorsam wieder auf den rechten Weg zurückgeführt sein wird. Eine Mitteilung, die unter den Schwestern und im progressistischen Lager zu erheblicher Enttäuschung über den neuen Papst führte.
Kurienerzbischof Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation traf sich umgehend mit dem Brasilianer, um keinen Keil zwischen die Kongregationen treiben zu lassen. Der Pressesaal des Vatikans dementierte am Dienstag die kolportierten Aussagen von Kardinal Braz de Aviz. An der Linie des Vatikans werde sich nichts ändern.
Martha Zechmeisters Rede: Leugnung jeder Autorität der Kirche, auch der Lehrautorität
Am Dienstag, dem letzten Tag der UISG-Vollversammlung schwang eine österreichische Ordensfrau das rote Tuch der Rebellion. Die Theologin Martha Zechmeister forderte in ihrer Rede die Autorität der Kirche offen heraus, indem sie sie geradezu kategorisch in Frage stellte. Die Österreicherin, die in Bayern unterrichtet, behauptete, daß die Schwestern letztlich nur Gott im Dienst an den Armen Gehorsam schuldeten. Eine doppelte Einschränkung. Sie leugnete jeden Gehorsam gegenüber der Kirche, deren Autorität und den rechtmäßigen Oberen, wie überhaupt die Rolle der Kirche als Mittlerin der Gnade und Wahrheit, die in ihrer Rede überhaupt nicht vorkam. Und selbst der Gehorsam gegenüber Gott definiert sich für Zechmeister allein durch den „Dienst an den Armen“. Damit lehnte Zechmeister faktisch die gesamte Lehrautorität der Kirche ab.
Die Niederösterreicherin studierte in den 70er Jahren Religionspädagogik an der Universität Wien und trat 1979 in den Orden der Maria-Ward-Schwestern ein (Congregatio Jesu). Nach ihrer Promotion 1984 arbeitete sie als Assistentin am Institut für Fundamentaltheologie an der Universität Wien. 1997 habilitiere sie mit der Arbeit Gottes-Nacht. Erich Przywaras Weg Negativer Theologie. Seit 1999 hat sie den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Universität Passau inne.
Die Replik von Papst Franziskus: Wenn der Papst den Kopf wäscht
Die Ansprache von Papst Franziskus ist als Antwort auf Zechmeister und den von ihr repräsentierten rebellischen Geist zu lesen. Der Papst fordert von den Ordensfrauen, Christus und dessen Evangelium in den Mittelpunkt zu stellen, die Ausübung ihres Liebesdienstes und Gehorsam gegenüber der Kirche. Beim Thema Autorität und Gehorsam verwies Papst Franziskus in seiner Ansprache ausdrücklich auf Papst Benedikt XVI. Ein eindeutiger Wink an die Rebellinnen. Dazu die Ermahnung, die Autorität als Liebesdienst anzuerkennen. Der Papst kritisierte auch gegenüber Ordensfrauen den Karrierismus, bei dem der Einzelne sich selbst in den Mittelpunkt stelle. Der Papst unterstrich damit, daß auch Frauen der Kirche von persönlichen Interessen und Ambitionen gelenkt sein können, nicht nur Männer, und sich diese Ambitionen und Interessen als angeblicher „Dienst an der Kirche“ tarnen können. Der Papst sprach im Gegensatz zu Zechmeister von einem „Weg der Anbetung und des Dienstes“ und damit nicht nur einer horizontalen (Dienst an den Armen), sondern auch einer vertikalen Dimension. Dem schloß sich eine Darlegung der drei Gelübde Gehorsam, Armut und Keuschheit an, denen sich alle Ordensschwestern verpflichtet haben.
Unübersehbar legte der Papst die Betonung auf den Gehorsam gegenüber der Autorität der Kirche, die durch deren rechtmäßige Hierarchien ausgeübt wird. Damit legte er den Finger in die Wunde der Rebellinnen: „Halten wir den Blick auf das Kreuz gerichtet: dort ist jede Autorität in der Kirche angesiedelt“ und nicht in einer weltlichen Macht oder einer männlichen und patriarchalen Macht, wie die feministische Theologie behauptet, die in bestimmten Teilen der LCWR-Schwestern, aber nicht nur dort, wie Zechmeister belegt, so in Mode ist.
„Absurde Dichotomie zu denken, mit Jesus aber ohne die Kirche leben zu können“
Das Reisegepäck an klaren Ermahnungen, die der Papst den UISG-Ordensfrauen mit auf den Weg gibt, ist noch umfangreicher: „Es ist eine absurde Dichotomie zu denken, mit Jesus, aber ohne die Kirche leben zu können, Jesus außerhalb der Kirche folgen zu können, Jesus lieben zu können ohne die Kirche zu lieben.“ In diesem Zusammenhang forderte der Papst von den Ordensfrauen ein „sentire cum Ecclesia“ und nicht gegen die Kirche. Die Hitze muß manchen Ordensfrauen geradezu in den Kopf gestiegen sein, als der Papst seine Rede ausgerechnet mit dem Wort „hierarchisch“ beendete. Im Schlußsatz legte er den Ordensfrauen ein Ideal nahe: Seid fröhlich, denn es ist schön Jesus nachzufolgen, es ist schön eine lebende Ikone der Gottesmutter zu werden und unserer Heiligen Mutter, der hierarchischen Kirche.“ Das Bild der Kirche als hierarchische Mutter stammt vom heiligen Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens. „Ignatianischer geht es nicht mehr“, so Cantuale Antonianum.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
Welch ein Durcheinander im Vatikan! Auch die Wortwahl des Papstes („alte Jungfern“) kann mir nicht gefallen. O tempora, o mores!
Warum soll der Papst nicht von „alten Jungfern“ sprechen, zumal er die Wahrheit sagt? Schließlich hat P. Dr. Martin Luther OSA schon gefordert, dem Volk aufs Maul zu schauen! Man muß halt mit jedem in seiner Sprache reden.
Besser eine alte Jungfer als ein knorriger Freimaurer. Und übrigens, ist Herr Bergoglio nicht etwa auch eine alte Jungfer, wenn schon eine männliche?
Der Mann, den Sie „Herr Bergoglio“ nennen, ist immer noch seine Heiligkeit, unser Papst. Ich bitte um ein bisschen mehr Respekt!
Diese alten Jungfern stecken mit dem „Geist des Konzils“ unter einer Decke.
Nicht nur sie pflegen eine Sonderform des Konservatismus, der an Sturheit gegen die Vernunft unschlagbar ist. Eine Ideologie halt.
Die Häretikerin Zechmeister hat den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Universität Passau inne. Gute Nacht kath. Kirche!
Sind Sie in der Glaubenskongregation tätig? Wenn nicht, ist Ihre Aussage, Frau Zechmeister sei Häretikerin eine Unverschämtheit. Sie haben schlicht kein Recht, jemandem den rechten Glauben abzusprechen. Frau Zechmeisters Theologie mag uns gefallen oder nicht, aber solange sie im Besitz einer Lehrerlaubnis ist, gilt sie als rechtgläubig lehrend.
Das solche Ordensschwestern wie Zechmeister in ihren Orden groß werden, und ihr antikatholisches Gedankengut verbreiten können, ist ja den Versagen der Ordensoberen und deren geistige Führung den Priestern und Bischöfen zu verdanken, die diesen Treiben entweder mit lachenden Gesichtern fördern (weil diese ja denn Wölfen gefallendes sagen) oder die zu Lau sind diesen Einhalt zu gebieten.
Die Krise der Gesellschaft = Die Krise der Kirche= Die Krise der Bischöfe.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Wem der Schuh paßt…
Wie soll man das verstehen, hier sind die rebellischen Ordensfrauen die sich selbst verherrlichen wollen und keine Autorität noch kirchliches Lehramt dulden, auf der anderen Seite
die Rebellen der Piusbrüder die an der Tradition hängen und kein“ wenn und aber „am übertragenen Glaubensgut der kath. Kirche zulassen ? Sicher ist doch, daß eine dieser Parteien die Kirche zerstören will und wenn man nicht selbst betroffen ist, so fällt doch die erstgenannte in den Blickwinkel. Mit welcher Meßlatte wird nun dieser Papst Maß nehmen ?
Vincentinus sagt:
Ich stimme Vincentinus voll zu:
Unseren Papst Franziskus, Seine Heiligkeit „Herr Bergoglio“ zu nennen halte ich ebenfalls für eine geschmacklose Verirrung und einen Ausdruck einer inneren Haltung, die den Schreiber nicht gerade auszeichnet und die ich so für mich nie akzeptieren wollte bzw. könnte.
Fehlt hier der nötige Respekt aus dem Glauben? Was können die Gründe für solch eine Haltung sein, die ich nie teilen könnte. Schade, dass sich Katholiken auf dieses Niveau begeben!
Wirrnisstifter gibt es leider in allen Spektren des Katholischen…