Benedikt XVI. kehrt in den Vatikan zurück – Veröffentlicht Papst Franziskus letzte Enzyklika seines Vorgängers?


Jahr des Glaubens veröffentlicht Papst Franziskus letzte Enzyklika Benedikts XVI. über den Glauben?(Rom) In weni­gen Stun­den kehrt Bene­dikt XVI. in den Vati­kan zurück. Am Nach­mit­tag tritt er sei­ne vor­aus­sicht­lich letz­te Rei­se an, die ihn von Castel Gan­dol­fo nach Rom führt. In Rom wird er inner­halb der Leo­ni­ni­schen Mau­ern sei­ne Unter­kunft im Klo­ster Mater Eccle­siae bezie­hen. Damit beginnt ein noch nie dage­we­se­nes „Zusam­men­le­ben“ zwei­er Päp­ste im Vatikan.

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Ob es zu einer wei­te­ren Begeg­nung zwi­schen ihnen kom­men wird, wie jener in Castel Gan­dol­fo? Papst Fran­zis­kus könn­te sei­nen Vor­gän­ger jeder­zeit mit weni­gen Schrit­ten durch die Vati­ka­ni­schen Gär­ten besu­chen. Auf theo­lo­gi­scher Ebe­ne hat jeden­falls eine gewis­se Zusam­men­ar­beit zwi­schen den bei­den Päp­sten begonnen.

Papst Fran­zis­kus könn­te bald, es heißt noch im Herbst, sei­ne erste Enzy­kli­ka ver­öf­fent­li­chen. Wie es scheint, wird die­ser der Ent­wurf zugrun­de lie­gen, den Bene­dikt XVI. sei­nem Nach­fol­ger beim erwähn­ten Zusam­men­tref­fen am 23. März auf Castel Gan­dol­fo über­ge­ben hat. Die Geschich­te des Ent­wurfs von Bene­dikt XVI. für eine Enzy­kli­ka über den Glau­ben ist schnell erzählt.

Die Entstehung des Entwurfs für eine Enzyklika über den Glauben

Mit der Eröff­nung des Jahrs des Glau­bens im Okto­ber 2012 über­gab der Papst der Sek­ti­on für die Glau­bens­leh­re an der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on sei­nen Ent­wurf für eine Enzy­kli­ka, die den Glau­ben zum Gegen­stand haben soll­te. Der Auf­trag lau­te­te, ihn im Licht sei­ner Aus­füh­run­gen zum The­ma als Papst, aber auch in sei­nen frü­he­ren Büchern aus­zu­ar­bei­ten. Nach eini­gen Wochen Arbeit über­ga­ben die Theo­lo­gen ihre Arbeit. Noch nicht damit zufrie­den, schick­te sie Papst Bene­dikt XVI. mit Anmer­kun­gen für eine erneu­te Bear­bei­tung zurück. Die zwei­te Über­ar­bei­tung der Kon­gre­ga­ti­on wur­de dem Papst knapp einen Monat vor sei­nem Amts­ver­zicht übergeben.

Die Sek­ti­on für die Glau­bens­leh­re an der gleich­na­mi­gen Kon­gre­ga­ti­on wird seit 2009 von Pater Her­mann Geiß­ler gelei­tet. Der 48jährige Tiro­ler Prie­ster gehört der im öster­rei­chi­schen Bre­genz am Boden­see behei­ma­te­ten Gemein­schaft Das Werk an, der auch Leo Kar­di­nal Scheff­c­zyk ver­bun­den war. Pater Geiß­ler ver­dankt sei­ne Prie­ster­aus­bil­dung dem frü­he­ren Regens­bur­ger Bischof Rudolf Gra­ber und des­sen Prie­ster­se­mi­nar Col­le­gi­um Rudol­phinum in Hei­li­gen­kreuz bei Wien, wo er an der phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le der Zister­zi­en­ser­ab­tei stu­dier­te. In Rom setz­te er anschlie­ßend sei­ne Stu­di­en fort, wo er 1991 an der Late­ran­uni­ver­si­tät über Kar­di­nal John Hen­ry New­man pro­mo­vier­te und im sel­ben Jahr zum Prie­ster geweiht wur­de. Nach zwei Jah­ren in der Pfarr­seel­sor­ge in Bre­genz wur­de Pater Geiß­ler 1994 an die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on beru­fen, wo er seit eini­gen Jah­ren als Sek­ti­ons­lei­ter eine der drei Abtei­lun­gen der Kon­gre­ga­ti­on leitet.

Den Ent­wurf für die Enzy­kli­ka führ­te Bene­dikt XVI. am 28. Febru­ar im Gepäck mit nach Castel Gan­dol­fo. Offen­sicht­lich zufrie­den mit der von der Sek­ti­on für die Glau­bens­leh­re gelei­ste­ten Arbeit und den letz­ten von ihm selbst vor­ge­nom­me­nen Ergän­zun­gen über­gab er die druck­fer­ti­ge Enzy­kli­ka sei­nem Nach­fol­ger mit dem Hin­weis, daß es nun Papst Fran­zis­kus zuste­he, zu ent­schei­den, was mit dem Ent­wurf geschieht.

„Lehrmäßig einwandfreie“, druckfertige Enzyklika an Papst Franziskus übergeben

Im Vati­kan heißt es, daß der Text voll­stän­dig und durch und durch ratz­in­ge­ria­nisch ist. „Er ist lehr­mä­ßig ein­wand­frei und gut gemacht“, wie der Vati­ka­nist Pao­lo Roda­ri sei­ne Quel­le an der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zitiert.

Der Glau­ben war das zen­tra­le The­ma des Pon­ti­fi­kats von Bene­dikt XVI. „Wo Gott ist, da ist Zukunft“ lau­te­te 2011 nicht von unge­fähr das Mot­to sei­nes drit­ten Deutsch­land­be­suchs. Im Mit­tel­punkt stand mit einer gei­sti­gen Groß­an­stren­gung das Bemü­hen den moder­nen Men­schen an Gott anzu­nä­hern. Ein Bemü­hen das jedoch immer auch die Kir­che betraf aus dem Wis­sen her­aus, daß die Kri­se der heu­ti­gen Kir­che „eine Kri­se des Glau­bens ist“. Bene­dikt XVI. war bewußt, daß in Tei­len der Kir­che der Kom­paß nicht mehr die rich­ti­ge Rich­tung anzeigt, weil sie das Ein­mal­eins des Glau­bens nicht mehr wirk­lich beherr­schen. Die den Kar­di­nal­tu­gen­den gewid­me­ten Jah­re soll­ten, so die Inten­ti­on des Pap­stes, im drit­ten und letz­ten Jahr des Glau­bens, die­sen stär­ken, aber auch auf den Man­gel hinweisen.

Nun liegt die Enzy­kli­ka in der Hand von Papst Fran­zis­kus. Eine Ver­öf­fent­li­chung wird noch in die­sem Jahr für mög­lich gehal­ten. Wel­che Ände­run­gen der Papst dar­an vor­neh­men wird und wie umfang­reich die­se sein wer­den, ist noch nicht abzusehen.

Bene­dikt XVI. kehrt mit sei­nen Bücher in den Vati­kan zurück, nicht allen, aber einem Groß­teil. Ein klei­ner Teil wur­de dem Päpst­li­chen Geheim­ar­chiv über­ge­ben. Für das ehe­ma­li­ge Kir­chen­ober­haupt wur­de im Klo­ster eine Biblio­thek und ein Stu­dier­zim­mer geschaf­fen, was unter ande­rem die Umbau­ar­bei­ten nötig mach­te, die einen sofor­ti­gen Ein­zug ver­hin­der­ten.  Ob es über die­se Enzy­kli­ka hin­aus noch wei­te­re indi­rek­te For­men der „Zusam­men­ar­beit“ zwi­schen den bei­den Päp­sten geben wird, ist schwer abschätz­bar und scheint nicht beson­ders wahr­schein­lich. Tat­sa­che ist, daß Bene­dikt XVI. in sei­ner klö­ster­li­chen Abge­schie­den­heit mit sei­nem theo­lo­gi­schen Sach­ver­stand für even­tu­el­le Anfra­gen sei­nes Nach­fol­gers bestens gerü­stet ist.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Amici Bene­det­to XVI.

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