(Brasilia) Brasilien ist ein schillerndes Land in Lateinamerika, in dem starke Gegensätze bestimmen. Im Vorfeld des Konklaves schien es einige Zeit, daß mit Odilo Kardinal Scherer der nächste Papst von dort kommen sollte. Brasilien wurde bekannt für unterschiedlich virulente Formen der Befreiungstheologie, aber auch für die einzigen größeren Territorialeinheiten der katholischen Tradition.
Die katholische Kirche wird in Brasilien von amerikanischen Pfingstgemeinschaften bedrängt. Innerhalb weniger Jahrzehnte gingen beachtliche Teile der brasilianischen Bevölkerung für die katholische Kirche verloren. Jeder fünfte Brasilianer gehört heute einer protestantischen Gemeinschaft an, für die erstaunlicherweise, um nur einen Aspekt zu nennen, die soziale Frage kaum oder nur marginal eine Rolle spielt. Genau jene Frage, die die katholische Kirche Brasiliens in den vergangenen Jahrzehnten innerlich so intensiv beschäftigte, daß sie darunter gelitten hat. Gleichzeitig findet auch die katholische Tradition einen fruchtbaren Boden.
In Rio de Janeiro findet vom 23.–28. Juli der Weltjugendtag statt, zu dem auch Papst Franziskus in dem lateinamerikanischen Land erwartet wird.
Zu Brasilien gehören auch Bilder wie jenes, das sich am Sonntag, den 14. April im nationalen Wallfahrtsort von Aparecida bot. Beim Abschlußgottesdienst der dort tagenden 51. Vollversammlung der brasilianischen Bischofskonferenz traten in der Basilika junge Frauen in einem gottesdienstfremden Schauspiel wie „Vestalinnen“ auf. Vestalinnen waren römische Tempeljungfrauen, die als Priesterinnen im Alten Rom dem heidnischen Staatskult der Vesta dienten.
Die 1955 begonnene Marienkirche Unserer Lieben Frau von Aparecida wurde 1980 von Papst Johannes Paul II. geweiht. Papst Benedikt XVI. schenkte bei seinem Besuch 2007 dem Wallfahrtsort zu Ehren der Gottesmutter Maria eine goldene Rose.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Rorate Caeli