Er ist aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Im Glaubensbekenntnis finden wir den Satz: Jesus ist »aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters«. Das irdische Leben Jesu mündet in das Ereignis der Himmelfahrt, das heißt dass er von dieser Welt zum Vater geht und zu seiner Rechten erhoben wird. Welche Bedeutung hat dieses Ereignis? Welche Folgen hat es für unser Leben? Was bedeutet es, Jesus zu betrachten, der zur Rechten des Vaters sitzt? Lassen wir uns dazu vom Evangelisten Lukas leiten.
Wir wollen bei dem Augenblick beginnen, in dem Jesus sich entschließt, seine letzte Pilgerreise nach Jerusalem zu unternehmen. Der hl. Lukas schreibt: »Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen« (Lk 9,51). Als er zur heiligen Stadt »hinaufgeht«, wo sein »Auszug« aus diesem Leben stattfinden wird, sieht Jesus bereits das Ziel, den Himmel, aber er weiß sehr wohl, dass der Weg, der ihn in die Herrlichkeit des Vaters zurückbringt, über das Kreuz führt, über den Gehorsam gegenüber dem göttlichen Liebesplan für die Menschheit.
Der Katechismus der Katholischen Kirche sagt: »Das Erhöhtwerden am Kreuz bedeutet das Erhöhtwerden bei der Himmelfahrt und kündigt es an« (Nr. 662). Auch uns muss in unserem christlichen Leben klar sein, dass das Eingehen in die Herrlichkeit Gottes die tägliche Treue gegenüber seinem Willen erfordert, auch wenn dies Opfer verlangt, wenn es manchmal verlangt, unsere Pläne zu ändern. Die Himmelfahrt Jesu geschah konkret auf dem Ölberg, in der Nähe des Ortes, an den er sich vor dem Leiden zum Gebet zurückgezogen hatte, um tief mit dem Vater vereint zu bleiben: Wieder einmal sehen wir, dass das Gebet uns die Gnade schenkt, in Treue zum Plan Gottes zu leben.
Am Ende seines Evangeliums berichtet der hl. Lukas in sehr synthetischer Form vom Ereignis der Himmelfahrt. Jesus führte die Jünger »hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott« (24,50–53), so der hl. Lukas.
Ich möchte auf zwei Elemente des Berichtes hinweisen. Zunächst vollzieht Jesus bei der Himmelfahrt die priesterliche Geste des Segnens, und gewiss bringen die Jünger durch das Niederfallen ihren Glauben zum Ausdruck. Sie knien nieder und beugen das Haupt. Das ist ein erster wichtiger Punkt: Jesus ist der einzige und ewige Priester, der in seinem Leiden durch Tod und Grab hindurchgegangen und der auferstanden und zum Himmel aufgefahren ist; er ist bei Gott, dem Vater, wo er für immer für uns Fürsprache hält (vgl. Hebr 9,24). Wie der hl. Johannes in seinem Ersten Brief sagt, ist er unser Fürsprecher: Wie schön, das zu hören! Wenn jemand vor den Richter gerufen wird oder einen Prozess anstrengt, dann sucht er sich als Erstes einen Fürsprecher, einen Anwalt, der ihn verteidigt. Wir haben einen Fürsprecher, der uns immer verteidigt, der uns gegen die List des Teufels verteidigt, der uns gegen uns selbst, gegen unsere Sünden verteidigt!
Liebe Brüder und Schwestern, wir haben diesen Fürsprecher: Wir dürfen keine Angst haben, zu ihm zu gehen und um Vergebung zu bitten, um Segen zu bitten, um Barmherzigkeit zu bitten! Er vergibt uns immer, er ist unser Fürsprecher: Er verteidigt uns immer! Vergesst das nicht! Die Himmelfahrt Jesu lässt uns also diese Wirklichkeit erkennen, die so tröstlich ist für unseren Weg: In Christus, dem wahren Gott und wahren Menschen, wurde unser Menschsein zu Gott getragen; er hat uns den Übergang eröffnet; er ist gleichsam wie der Führer einer Seilschaft beim Bergsteigen: Er ist auf dem Gipfel angekommen, zieht uns zu sich und führt uns zu Gott. Wenn wir unser Leben ihm anvertrauen, wenn wir uns von ihm führen lassen, dann sind wir gewiss, in sicheren Händen zu sein, in der Hand unseres Retters, unseres Fürsprechers. Ein zweites Element: Der hl. Lukas berichtet, dass die Apostel, nachdem sie gesehen hatten, wie Jesus zum Himmel auffuhr, »in großer Freude« nach Jerusalem zurückkehrten.
Das kommt uns etwas seltsam vor. Wenn wir von unseren Angehörigen, von unseren Freunden getrennt werden und endgültig Abschied nehmen müssen, vor allem aufgrund des Todes, dann empfinden wir im Allgemeinen eine natürliche Traurigkeit, weil wir ihr Angesicht nicht mehr sehen, ihre Stimme nicht mehr hören werden, uns ihrer Zuneigung, ihrer Gegenwart nicht mehr erfreuen können. Der Evangelist hebt dagegen die tiefe Freude der Apostel hervor. Aber wieso? Weil sie mit dem Blick des Glaubens verstehen, dass Jesus zwar ihren Augen entzogen wird, aber immer bei ihnen bleibt, sie nie verlässt und sie in der Herrlichkeit des Vaters unterstützt, führt und für sie Fürsprache hält.p>Der hl. Lukas berichtet auch am Anfang der Apostelgeschichte über die Himmelfahrt, um hervorzuheben, dass dieses Ereignis wie das Glied einer Ketten das irdische Leben Jesu mit dem der Kirche verbindet. Hier erwähnt der hl. Lukas auch die Wolke, die Jesus dem Blick der Jünger entzieht, während sie Christus, der zu Gott auffährt, nachschauen (vgl. Apg 1,9–10). Dann tauchen zwei Männer in weißen Gewändern auf, die sie auffordern, nicht dazustehen und zum Himmel emporzuschauen, sondern ihr Leben und ihr Zeugnis aus der Gewissheit zu nähren, dass Jesus ebenso wiederkommen wird, wie sie ihn haben zum Himmel hingehen sehen (vgl. Apg 1,10–11). Das ist eine Einladung, von der Betrachtung der Herrschaft Christi auszugehen, um von ihm die Kraft zu erhalten, im täglichen Leben das Evangelium zu verkündigen und zu bezeugen. Betend betrachten und handeln, »ora et labora«, lehrt der hl. Benedikt: Beides ist in unserem Leben als Christen notwendig.
Liebe Brüder und Schwestern, die Himmelfahrt zeigt nicht die Abwesenheit Jesu an, sondern sie sagt uns, dass er auf neue Weise unter uns lebendig ist; er ist nicht mehr an einem bestimmten Ort der Welt wie vor der Himmelfahrt; jetzt ist er in der Herrschaft Gottes, in jedem Raum und in jeder Zeit gegenwärtig, einem jeden von uns nahe. In unserem Leben sind wir nie allein: Wir haben diesen Fürsprecher, der uns erwartet, der uns verteidigt. Wir sind nie allein: Der gekreuzigte und auferstandene Herr führt uns; bei uns sind viele Brüder und Schwestern, die in der Stille und in der Verborgenheit, in ihrem Familien- und Arbeitsleben, in ihren Problemen und Schwierigkeiten, in ihren Freuden und Hoffnungen täglich den Glauben leben und gemeinsam mit uns die Herrschaft der Liebe Gottes in die Welt tragen, im auferstandenen Christus, der zum Himmel aufgefahren und unser Fürsprecher ist. Danke
Grußworte:
Von Herzen grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache, insbesondere die Marianische Männerkongregation Regensburg. Christus hat uns den Zugang zum Vater erschlossen. Vertrauen wir uns ihm an, vergessen wir seine großherzige Gegenwart in unserem Alltag nicht. Lassen wir uns von seiner Liebe erneuern. Euch allen wünsche ich eine frohe Osterzeit!
APPELL
Ich habe mit Trauer von dem schweren Erdbeben erfahren, das die Bevölkerung Irans und Pakistans getroffen und Tod, Leiden und Zerstörung mit sich gebracht hat. Ich bete zu Gott für die Opfer und für alle, die trauern und leiden. Ich möchte die iranische und pakistanische Bevölkerung meiner Nähe versichern. Danke.