(Vatikan) Auch beim letzten öffentlichen Angelus an einem Sonntag blieb Papst Benedikt XVI. sich und seinem Verständnis des Petrusamtes treu. Nicht er stand im Mittelpunkt seiner Worte vor 200.000 Gläubigen, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten. Nur wenige Worte widmete er dem außergewöhnlichen Schritt, am 28. Februar auf sein Amt zu verzichten. Der Papst setzte wie gewohnt seine Katechese zu den Lesungen des Tages fort.
Lediglich am Ende brachte er den Aufstieg zum Berg Tabor mit seiner Entscheidung in Verbindung: „Gott ruft mich auf den Berg“. „Der Herr ruft mich dazu, mich mehr dem Gebet und der Meditation zu widmen.“ Mit diesen Worten erklärte er seinen Verzicht, der „nicht bedeutet, die Kirche im Stich zu lassen, im Gegenteil“. Benedikt XVI. fügte hinzu: „Wenn Gott das von mir verlangt, dann geschieht das gerade, damit ich weiterhin der Kirche mit derselben Hingabe dienen kann […], aber in einer für mein Alter und meine Kräfte angemesseneren Form“.
Ganz auf der Linie seines Pontifikats war auch die heutige Ansprache Benedikts XVI., wo die Augen aller auf seine Person gerichtet waren, frei von jeder Effekthascherei, jedes dramatischen oder dramaturgischen Elements. Zweimal betonte der Papst in seiner kurzen Stellungnahme, daß Gott ihn „gebeten“ habe, diesen Schritt zu setzen, und Gott ihn zu einem neuen Dienst an der Kirche „gerufen“ habe, den eines für die Welt unsichtbaren, betenden Zeugen.
Benedikt XVI. bekräftigte damit, bei seiner Entscheidung seinem Gewissen gefolgt und seine Entscheidung vom 11. Februar aus freien Stücken getroffen zu haben. Also ohne jeden Druck oder Zwang.
Am morgigen Montag soll das erwartete Motu proprio veröffentlicht werden, das einige Aspekte der Papst-Wahlordnung regelt, darunter auch die Möglichkeit, den Beginn des Konklaves vorzuziehen. An der Römischen Kurie hoffe man, so der Vatikanist Andrea Tornielli, daß der neue Papst wegen der nahen Karwoche und des Osterfestes bis zum 19. März, dem Fest des heiligen Josef gewählt sein könnte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider