(Rom) Sie gehören zu jeder Weihnachtskrippe und jeder Weihnachtsdarstellung, und dennoch wird oft über sie gelacht oder sogar gespottet. Es geht um den Ochs und den Esel, wie man sie derzeit in jeder Kirche sehen kann. Pünktlich zum Geburtsfest Jesu Christi ist den beiden Vierbeinern Gerechtigkeit widerfahren.
In Verteidigung von Ochs und Esel trat der Archäologe Fabrizio Bisconti auf, der am 23. Dezember im Osservatore Romano einen Artikel veröffentlichte. Sein Beitrag erklärt sich vor dem Hintergrund jenes bizarren Eifers, mit dem sich einige Medien auf die simple Feststellung Papst Benedikts XVI. in seinem jüngsten Buch über die Kindheit Jesu stürzten, dem dritten Band seines Werks Jesus von Nazareth, daß von den beiden Tiere in den Evangelien „nicht die Rede“ ist.
In seinem Buch erklärte Benedikt XVI. jedoch auch, daß die christliche Ikonographie seit der Antike gute Gründe hat, ausgehend von einer Stelle bei Jesaja, „ganz selbstverständlich“ (Seite 105) neben Jesus in der Krippe auch den Esel und den Ochsen darzustellen.
Der Archäologe Bisconti zeigte auf, daß diese Darstellung bereits in frühchristlicher Zeit mit den Fresken in den Katakomben Eingang in die christliche Ikonographie fand, also noch vor dem 4. Jahrhundert, und zu einem festen Bestandteil der Weihnachtsdarstellungen wurde.
Das Beispiel, das Bisconti im Osservatore Romano darlegte (siehe Bild), zeigt die älteste derzeit bekannte und noch erhaltene Darstellung von Ochs und Esel neben dem Jesukind in der Krippe. Hinter ihnen sieht man einen Hirten, links von ihnen die drei Weisen aus dem Morgenland und rechts unter dem Stern Maria.
Die Darstellung ist ein Flachrelief auf einem Sarkophag aus der Zeit um 350, der in der Kirche des Benediktinerklosters von Boville Ernica in der Diözese Frosinone südöstlich von Rom aufbewahrt wird.
Die von Papst Benedikt XVI. (Seite 78f) mit Ochs und Esel in Zusammenhang gebrachten Stellen in der Heiligen Schrift sind:
Jesaja 1,3:
Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.
Habakuk 3,2:
Inmitten zweier Lebewesen wirst du erkannt werden […] Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du erscheinen.
Exodus 25,18–20:
Die Darstellung der zwei Cherube, die auf der Deckplatte der Bundeslade die geheimnisvolle Anwesenheit Gottes anzeigen und verbergen. „So würde die Krippe irgendwie zur Bundeslade, in der geheimnisvoll geborgen Gott unter den Menschen ist und vor der für ‚Ochs und Esel‘, für die Menschheit aus Juden und Heiden, die Stunde der Erkenntnis Gottes gekommen ist.“ (Seite 79)
Für Papst Benedikt XVI. erscheinen die beiden Tiere „als Darstellung der an sich einsichtslosen Menschheit, die vor dem Kind, vor dem demütigen Erscheinen Gottes im Stall zur Erkenntnis kommt und in der Armseligkeit dieser Geburt die Epiphanie empfängt, die nun alle sehen lehrt“ (Seite 79). Keine Krippendarstellung werde daher auf Ochs und Esel verzichten.
Wer daher über Ochs und Esel spottet, spottet über sich selbst mit dem Unterschied, daß die beiden Vierbeiner in der Krippe den Herrn erkannten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Osservatore Romano