(Washington) Deutlich mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung gehören einer organisierten Religion an. Der Rest gehört keiner Religion an oder ist nicht zuordenbar. Unter ihnen findet sich jedoch ein beträchtlicher Anteil von Gottgläubigen oder religiösen Menschen im weiteren Sinn des Wortes. Das sind die neuesten Angaben des amerikanischen PEW-Instituts über die globale Religionszugehörigkeit.
Die vom Pew Research Center’s Forum on Religion & Public Life veröffentlichte Studie The Global Religious Landscape (Pew Forum) wertet mehr als 2500 Umfragen und Erhebungen, darunter die amtlichen Volkszählungen in den verschiedenen Staaten aus (Stand 2010). Von den 6,9 Milliarden Weltbewohnern sind 32 Prozent Christen, 23 Prozent Moslems, 15 Prozent Hindus, 7 Prozent Buddhisten, 6 Prozent Anhänger von Naturreligionen, 0,2 Prozent Juden und weitere 0,8 Prozent Anhänger kleinerer Religionen.
16 Prozent sind religionslos oder nicht zuordenbar, aber teilweise gottgläubig und religiös
16 Prozent gehören keiner organisierten Religion an oder sind keiner zuordenbar. Zu dieser Gruppe gehören Atheisten, Agnostiker, aber auch viele, die einem der zahlreichen Sonder-Credo anhängen, die nicht als Weltreligionen gelten.
Mehr als eine Milliarde Menschen gehört keiner Weltreligion an. Diese Gruppe konzentriert sich vor allem auf Ostasien, ist aber auch in Europa überrepräsentiert. 62 Prozent der Religionslosen leben in der Volksrepublik China. Das sind rund 700 Millionen Menschen oder fast die Hälfte der Bürger des kommunistischen Reichs der Mitte. An zweiter Stelle folgt Japan mit 72 Millionen Menschen (57 Prozent der Bevölkerung), die nicht direkt einer Weltreligion angehören. Das Beispiel Japan zeigt gleichzeitig, daß jenes Fünftel der Weltbevölkerung, das laut PEW-Studie keiner Weltreligion angehört, keineswegs Atheisten oder Agnostiker sein müssen. Die religionsspezifische Situation Japans ist vielschichtig durch das Nebeneinander verschiedener Religionen, die von vielen Menschen gleichzeitig gelebt werden.
Fast zwei Drittel der Religionslosen leben in der Volksrepublik China
An dritte Stelle folgen die USA mit 51 Millionen Menschen (16,4 Prozent der Bevölkerung), die keiner Weltreligion angehören. In Europa weisen Frankreich und Deutschland mit 28 und 24,7 Prozent die höchste Zahl an Religionslosen auf. 68 Prozent der „religionslosen“ Amerikaner glauben jedoch an Gott. Gleiches gilt für 7 Prozent der „religionslosen“ Chinesen und 30 Prozent der „religionslosen“ Franzosen.
Das Christentum ist mit 2,2 Milliarden Gläubigen die größte Weltreligion. Jeder dritte Erdenbürger bekennt sich zum christlichen Glauben, mehr als ein Drittel der Menschen ist getauft. Die katholische Kirche bildet mit mehr als 1,1 Milliarden Gläubigen die weitaus größte und vor allem geschlossenste Gruppe unter den Christen. Mehr als jeder zweite Christ weltweit ist Katholik. Alle protestantischen Gemeinschaften zusammen umfassen 37 Prozent der Christenheit. 12 Prozent aller Christen gehören den orthodoxen und orientalischen Kirchen an. Mit rund 100 Millionen Gläubigen oder fast 5 Prozent aller Christen, ist die russisch-orthodoxe Kirche, die zweitgrößte christliche Gemeinschaft der Welt.
Katholische Kirche größte Religionsgemeinschaft – Unter Christen folgen Russisch-Orthodoxe mit 5 Prozent
Weltweit gibt es 1,6 Milliarden Moslems. 87–90 Prozent davon sind Sunniten, 10–13 Prozent Schiiten. Die beiden Großgruppen unterteilen sich wiederum in verschiedene Richtungen und Schulen.
Das Durchschnittsalter der Gläubigen erlaubt einen ansatzweisen Ausblick auf das Wachstum der verschiedenen Religionen, zumindest für die kommenden Jahre. Das Durchschnittsalter der Moslems beträgt weltweit 23 Jahre, der Hindus 26 Jahre und der Christen 30 Jahre. Das älteste Durchschnittsalter weist mit 36 Jahren das Judentum auf. Das Durchschnittsalter der Weltbevölkerung liegt bei 28 Jahren. In anderen Worten ausgedrückt: Die Moslems haben die größte Kinderzahl, die Juden die geringste. Während sich Islam, Hinduismus und Christentum im Verhältnis zum Weltbevölkerungswachstum als dynamische Religionen zeigen, überaltern Buddhismus, Judentum und Religionslose. Letztere weisen ein Durchschnittsalter von 34 Jahren auf.
Moslems, Hindus, Christen jung – Buddhisten, Religionslose, Juden überaltern
Von den Juden leben 44 Prozent in Nordamerika, 41 Prozent im Nahen Osten und Nordafrika (fast ausschließlich in Israel). Die restlichen 15 Prozent verteilen sich auf die übrigen Erdteile, darunter auch Europa.
Die Christen sind in 157 Ländern die größte Religionsgemeinschaft, die Moslems in 49 (einschließlich 19 von 20 Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas), die Hindus in drei Ländern (Indien, Nepal, Mauritius), die Buddhisten in sechs Ländern (Burma, Bhutan, Kambodscha, Thailand, Laos, Sri Lanka). Unter Ländern sind nicht nur die UNO-Vollmitglieder gemeint, sondern auch noch nicht anerkannte Staaten und Übersee-Sondergebiete etwa der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Niederlande.
Die Länder mit der größten christlichen Bevölkerung sind die USA, Brasilien, Mexiko, Rußland und die Philippinen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews