Die Bischofssynode, päpstliche Ernennungen und einige Hintergründe


Vom 7.–28. Okto­ber fin­det in Rom die 13. ordent­li­che Voll­ver­samm­lung der Bischofs­syn­ode statt. Das The­ma der Ver­samm­lung lau­tet: „Die Neue­van­ge­li­sie­rung für die Wei­ter­ga­be des christ­li­chen Glau­bens“. Papst Bene­dikt XVI. gab in den ver­gan­ge­nen Tagen die Ernen­nung von 36 Kar­di­nä­len, Bischö­fen und Prie­stern sei­ner Wahl bekannt, die an der Bischofs­syn­ode teil­neh­men werden.

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Von den durch den Papst per­sön­lich Aus­ge­wähl­ten sind 12 Kar­di­nä­le, 20 Erz­bi­schö­fe oder Bischö­fe und vier Prie­ster. Drei gehö­ren dem Opus Dei an und wei­te­re drei Com­mu­nio­ne e Libe­ra­zio­ne. Die übri­gen Teil­neh­mer der Bischofs­syn­ode wer­den von den Bischofs­kon­fe­ren­zen der gan­zen Welt und dem Dach­ver­band der Ordens­obe­ren gewählt und müs­sen vom Hei­li­gen Stuhl bestä­tigt wer­den. Das offi­zi­el­le Teil­neh­mer­ver­zeich­nis wur­de noch nicht ver­öf­fent­licht. Hin­zu kom­men noch die Rechts­mit­glie­der, wie die Lei­ter der römi­schen Dikasterien.

Die Liste der vom Papst direkt beru­fe­nen Syn­oden­mit­glie­der ent­hält insti­tu­tio­nell Gepflo­gen­heits­er­nen­nun­gen wie Kar­di­nal­de­kan Ange­lo Sod­a­no, oder weil die Betref­fen­den wich­ti­gen kirch­li­chen Gre­mi­en auf unter­schied­li­chen Ebe­nen vor­ste­hen. Dazu gehö­ren Peter Kar­di­nal Erdö, Erz­bi­schof von Esz­t­er­gom-Buda­pest und Prä­si­dent des Rats der Euro­päi­schen Bischofs­kon­fe­ren­zen; Oswald Kar­di­nal Gra­ci­as, Erz­bi­schof von Bom­bay und Gene­ral­se­kre­tär der Föde­ra­ti­on asia­ti­scher Bischofs­kon­fe­ren­zen; Msgr. Car­los Agui­ar Retes, Erz­bi­schof von Tlal­ne­pant­la in Mexi­ko und Prä­si­dent des Rats der latein­ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­ren­zen CELAM und Msgr. Jai­me Sil­va Reta­ma­les, Weih­bi­schof von Val­pa­rai­so in Chi­le und Gene­ral­se­kre­tär der CELAM.

Papst ernennt von den Bischofskonferenzen nicht gewählte Konservative

Der Papst kann aber auch von ihm beson­ders geschätz­te Theo­lo­gen und Kir­chen­füh­rer ernen­nen oder von den jewei­li­gen Bischofs­kon­fe­ren­zen nicht gewählt Ver­tre­ter, um damit zu „ein­sei­ti­ge“ Ten­den­zen aus­zu­glei­chen. Das dürf­te bei Joa­chim Kar­di­nal Meis­ner, dem Erz­bi­schof von Köln, der Fall sein. Eben­so bei Vin­ko Kar­di­nal Pul­jic, Erz­bi­schof von Vrhbos­na-Sara­je­wo, Geor­ge Kar­di­nal Pell, Erz­bi­schof von Syd­ney, Lluà­s Kar­di­nal Martà­nez Sti­st­ach, Erz­bi­schof von Bar­ce­lo­na oder André Vingt-Trois, Erz­bi­schof von Paris. Die Kar­di­nä­le die­ser Grup­pe sind ten­den­zi­ell „kon­ser­va­ti­ver“ als die Mehr­heit der jewei­li­gen Episkopate.

Die Vertreter des deutschen Sprachraums

Die deut­schen Bischö­fe haben deren Vor­sit­zen­den Robert Zol­lit­sch, Erz­bi­schof von Frei­burg, Franz Josef Bode, Bischof von Osna­brück und Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Lim­burg zu Ver­tre­tern bei der Bischofs­syn­ode gewählt.
Öster­reichs Bischö­fe haben hin­ge­gen den jüng­ster­nann­ten und kon­ser­va­tiv­sten Bischof, den Bischof von Eisen­stadt im Bur­gen­land, Ägi­di­us Zsifko­vics zum Syn­oden­mit­glied gewählt, wäh­rend Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born, der Erz­bi­schof von Wien, als Mit­glied des neu­ge­schaf­fe­nen Dik­aste­ri­ums für die Neue­van­ge­li­sie­rung und Mit­glied des Joseph-Ratz­in­ger-Schü­ler­krei­ses am ver­gan­ge­nen Diens­tag vom Papst nomi­niert wur­de. Ein­zi­ger Ver­tre­ter der Schweiz wird der kaum dem kon­ser­va­ti­ven Teil der Kir­che zure­chen­ba­re Bischof von Basel, Felix Gmür, sein.
Zu den deut­schen Teil­neh­mern der Syn­ode wird auch der eben­falls von Papst Bene­dikt XVI. ernann­te Gene­ral­su­pe­ri­or der Schön­statt-Bewe­gung Hein­rich Wal­ter gehören.

Traditionsverbundener Bischof von Toulon-Frejus von Bischöfen abgelehnt, vom Papst nominiert

Unter den von Bene­dikt XVI. Ernann­ten ste­chen eini­ge beson­ders her­vor. Dazu zählt Msgr. Domi­ni­que Rey, der Bischofs von Tou­lon-Fre­jus, der den tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Teil der fran­zö­si­schen Kir­che ver­tritt und von sei­nen Mit­brü­dern im Bischofs­amt daher nicht als Syn­oda­le gewählt wor­den war;
für Ita­li­en jene des neu­ernann­ten Patri­ar­chen von Vene­dig, Fran­ces­co Mora­glia, den er einer gan­zen Rei­he von älte­ren Erz­bi­schö­fen mit Kar­di­nals­wür­de vor­zog; oder jene des Erz­bi­schofs von La Pla­ta, Héc­tor Rubén Aguer, des her­aus­ra­gend­sten Ver­tre­ters der kon­ser­va­ti­ven Min­der­heit im argen­ti­ni­schen Episkopat.

Auf der ent­ge­gen­ge­setz­ten Sei­te ist die Ernen­nung des Erz­bi­schofs von Mani­la, Msgr. Luis Anto­nio Tag­le zu ver­zeich­nen. Er gilt als pro­gres­si­ver Kir­chen­ver­tre­ter, der zu den Autoren der Kon­zils­ge­schich­te der pro­gres­si­ven „Schu­le von Bolo­gna“ gehört, der erst im ver­gan­ge­nen Jahr der Histo­ri­ker Rober­to de Mat­tei einen kon­ser­va­ti­ven Gegen­ent­wurf ent­ge­gen­setz­te. Msgr. Tag­le war für die bei­den vor­her­ge­hen­den Gene­ral­ver­samm­lun­gen der Bischofs­syn­ode von der phil­ip­pi­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz gewählt wor­den. Die­ses Mal „muß­te“ ihn Papst Bene­dikt XVI. „auf­fan­gen“ und nachernennen.

Von 20 Ernannten gehören drei dem Opus Dei und drei Comunione e Liberazione (CL) an

Erwäh­nens­wert ist zudem noch, daß drei der 20 vom Papst Ernann­ten Erz­bi­schö­fe und Bischö­fe dem Opus Dei ange­hö­ren und wei­te­re drei Com­mu­nio­ne e Libe­ra­zio­ne. Die drei Ver­tre­ter des Opus Dei sind: der zwei­te Nach­fol­ger des hei­li­gen Grün­ders Jose­ma­ria Escrà­va, der Spa­ni­er Msgr. Javier Echevarrà­a Rodrà­guez, der Erz­bi­schof von Los Ange­les, Msgr. José Hora­cio Gómez und der Erz­bi­schof von Gua­ya­quil, Msgr. Anto­nio Arre­gui Yar­za, der, obwohl Vor­sit­zen­der der ecua­do­ria­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz von sei­nen Mit­brü­dern nicht gewählt wor­den war. Vom Papst nicht „auf­ge­fan­gen“ wur­de hin­ge­gen der ein­zi­ge Kar­di­nal des Opus Dei, der Erz­bi­schof von Lima, Msgr. Juan Luis Cipria­ni Thor­ne, dem sei­ne Mit­brü­der im Bischofs­amt die Erz­bi­schö­fe von Aya­cu­cho und Tru­ji­l­lo vor­ge­zo­gen haben.

Die drei Ver­tre­ter der von Don Lui­gi Giu­s­sa­ni gegrün­de­ten Gemein­schaft CL sind: Don Giu­s­sa­nis Nach­fol­ger als Lei­ter und geist­li­cher Assi­stent der Gemein­schaft, Don Julián Car­rón, wei­ters der Erz­bi­schof von Taran­to in Ita­li­en, Msgr. Filip­po San­to­ro, und der kämp­fe­ri­sche Bischof von San Mari­no-Mon­te­fel­t­ro, Msgr. Lui­gi Negri, des­sen Diö­ze­se zu einer der weni­gen bis­her von Bene­dikt XVI. besuch­ten ita­lie­ni­schen Diö­ze­sen gehört. Eine Geste des beson­de­ren Wohlwollens.
Da auch der Erz­bi­schof von Mai­land, Ange­lo Kar­di­nal Sco­la als Ver­tre­ter der Bischofs­kon­fe­renz für die Syn­ode gewählt wur­de, gehö­ren drei von sie­ben ita­lie­ni­schen Diö­ze­san­bi­schö­fen CL an. Die ande­ren vier Ver­tre­ter sind der Vor­sit­zen­de der ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Ange­lo Kar­di­nal Bag­nas­co, Patri­arch Mora­glia von Vene­dig, Erz­bi­schof Bru­no For­te und Giu­sep­pe Kar­di­nal Betori.

Da nur neun der rund 200 ita­lie­ni­schen Bischö­fe der Gemein­schaft CL ange­hö­ren, ist deren bevor­zug­te Ernen­nung durch den Papst Aus­druck einer beson­de­ren Wertschätzung.

Liste der vom Papst ernannten Bischöfe Anhaltspunkt für nächstes Konsistorium

Die Liste bie­tet aber auch einen Anhalts­punkt für das näch­ste Kon­si­sto­ri­um und damit mög­li­che Kar­di­nals­er­he­bun­gen. Das gilt für den Patri­ar­chen von Vene­dig, Msgr. Mora­glia, den Argen­ti­ni­er Msgr. Guer, den Nige­ria­ner Msgr. Oya­ine­kan, den Ecua­do­ria­ner Msgr. Arre­gui und den Erz­bi­schof von Los Ange­les, Msgr. Gómez. Außer Rei­he fal­len in die­ser Grup­pe zwei Pro­gres­si­ve, der Mexi­ka­ner Msgr. Mon­terrey und der Phil­ip­pi­no Msgr. Tagle.

Die Ernen­nung von Msgr. Rey und Msgr. Negri zählt sicher zu den her­vor­ste­chend­sten Berufungen.

Vie­le wäre zu den 95 Bera­tern der Syn­ode zu sagen, die Papst Bene­dikt XVI. am 22. Sep­tem­ber ernann­te. Unter ihnen fällt etwa die US-ame­ri­ka­ni­sche Schwe­ster Sara But­ler auf, die 2004 von Papst Johan­nes Paul II. in die Inter­na­tio­na­le Theo­lo­gen­kom­mis­si­on beru­fen wur­de. Sr. Sara war eine Ver­fech­te­rin der Frau­en­or­di­na­ti­on, änder­te dann aber durch die Ver­tie­fung in das The­ma ihre Mei­nung radi­kal in das genaue Gegenteil.

Hat deutsche Kirche zur Neuevangelisierung wenig zu sagen?

Aus dem deut­schen Sprach­raum ist nur der Neu­te­sta­ment­ler Tho­mas Söding von der Uni­ver­si­tät Bochum unter den Bera­tern. Gemein­sam mit dem Gene­ral­su­pe­ri­or der Schön­statt-Bewe­gung wer­den daher nur zwei Deut­sche an der Syn­ode teil­neh­men, die nicht Ver­tre­ter des Epi­sko­pats sind. Es ist auch Aus­druck dafür, daß die Kir­che des deut­schen Sprach­raums offen­bar zum The­ma Neue­van­ge­li­sie­rung wenig bei­zu­tra­gen hat.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La Vigna del Signore

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