(Addis Abeba) Im äußersten Westen Äthiopiens ist alles vorbereitet. Am Sonntag, den 13. Mai wird die erste Kirche des ostafrikanischen Landes geweiht, deren Patronin die sudanesische Heilige Josephine Bakhita ist. Die Kirche wurde in Bunga Gambella errichtet, einer Provinzhauptstadt, die auch Bischofssitz ist. Die Stadt liegt in einer sumpfigen Ebene, die bis in den nahen Sudan hineinreicht.
Diözesanbischof Msgr. Angelos Moreschi sagte der Missionsagentur Misna, daß die neue Kirche das geistliche Zentrum für 5000 Menschen ist, die zum größten Teil den Völkern der Nuer und Anuak angehören. Beide Völker haben einen christlichen und eine moslemischen Teil. Die meisten von ihnen sind Bauern, die Mais, Sesam und Mango anbauen. Gemeinsam mit der Kirchenweihe erfolgt auch die Einweihung einer Mühle und eines Brunnens, die mit Hilfe der Diözese errichtet wurden und allen zugänglich sein werden.
Die Diözese betreut auch zahlreiche Südsudanesen, die auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg sind. Als der Sudan in einen moslemischen Norden und einen christlichen Süden geteilt wurde, blieben zwei schwarzafrikanisch-christliche Regionen gegen den Willen der Bevölkerung beim Sudan. In diesen Gebieten geht die Verfolgung durch das arabisch-moslemische Regime in Khartum weiter. Entlang der äthiopisch-sudanesischen Grenze wurden mehrere Flüchtlingslager errichtet. „Täglich treffen zwischen 500 und 1000 neue Flüchtlinge ein“, sagt Bischof Moreschi.
Josephine Bakhita wurde 1869 im Sudan geboren und starb 1947 in Italien. Sie erlebte die Schrecken des Sudans am eigenen Leib. Aus der westsudanesischen Provinz Darfur stammend wurde sie im Alter von sechs Jahren von arabischen Sklavenjägern verschleppt. Die Bevölkerung der Provinz Darfur wird auch heute von arabischen Milizen drangsaliert. Als Sklavin wie ein Besitz markiert wurde sie mehrfach verkauft, bis sie schließlich als Kindermädchen in Italien landete. Dort ließ sie sich 1890 taufen und trat 1896 in den katholischen Frauenorden der Canossianischen Schwestern ein. Am 1. Oktober 2000 wurde Josephine Bakhita von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Seither gilt sie als Patronin des Sudan.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Canossianische Stiftung