Liebe Brüder und Schwestern!
Heute möchte ich über das Gebet der Urgemeinde zu Jerusalem sprechen, die für den Apostel Petrus inständig betete, als er auf Anordnung des Königs Herodes im Gefängnis war und seinem Prozeß entgegenblickte (vgl. Apg 12,6–19a). Diese Begebenheit ist ein Beispiel dafür, wie die Gemeinschaft der ersten Christen den Schwierigkeiten, die ihre Existenz bedrohten, zu begegnen wußte – den äußeren Verfolgungen, aber auch den inneren Auseinandersetzungen, wie Neid und Streit, von denen zum Beispiel der Apostel Jakobus berichtet (Jak 3,14–16). Die Urgemeinde findet sich angesichts dieser Bedrängnisse zum gemeinsamen und inständigen Gebet zusammen. Sie wird eins dadurch, daß sie zu Gott hinschaut. Der Bericht des heiligen Lukas zeigt uns aber auch, wie nah, ja gegenwärtig Gott dem Beten der Kirche ist. Der Herr sendet dem gefangenen Petrus seinen Engel in den Kerker, um ihn zu befreien. Die Ketten fallen von seinen Händen ab, das eiserne Tor öffnet sich, und er geht in die Stadt. Erst dann wird er sich bewußt, daß es nicht ein Traum, nicht eine Schauung war, sondern daß er wirklich im Freien ist. Der Herr bringt uns ins Freie. Das entscheidende Wort des Engels ist dabei: »Folge mir nach!«, »Geh hinter mir her!« (vgl. Apg 12,8). Es ist das Wort, das der Herr selbst am See von Gennesaret zu Beginn der Berufung und dann nach Ostern wieder zu ihm gesagt hatte. Schließlich erwähnt der heilige Lukas eigens, daß Petrus im Gefängnis geschlafen hat, sogar fest geschlafen hat, weil der Engel ihm einen Stoß geben mußte (vgl. Apg 12,6f). Obwohl er wußte, am Morgen beginnt der Prozeß, wußte er sich in den Händen Gottes geborgen; er war nicht aufgeregt, sondern hat in Ruhe geschlafen, wissend, daß er in den Händen des gütigen Gottes ist. Er ruht im Vertrauen auf Gott und weiß sich getragen von dem beständigen Gebet der Kirche. Und da möchte ich ein persönliches Wort einfügen: Ich weiß, daß auch ich in meinen Dienst immer vom Gebet der Kirche, von eurem Gebet getragen bin, und dafür danke ich von Herzen.
Sehr herzlich grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher. Der Marienmonat Mai ist, wie wir wissen, in besonderer Weise der Verehrung der Muttergottes gewidmet. Gott hat das Ja Marias angenommen, um seinen geliebten Sohn der Welt zu schenken. So lädt uns der Maimonat ein, daß wir uns ihrer mütterlichen Fürsprache anvertrauen: »Mutter der Gnaden, reich uns die Hand, auf all unsern Wegen, durchs irdische Land.« Danke.