(New York) In den USA entwickelt sich ein Pro-Life-Film oder, will man es andersrum sagen, ein Anti-Abtreibungsfilm zum Renner an den Kinokassen. Zum Kinostart von „October Baby“ am 23. März lieferte die New York Times die ideologische Breitseite, indem sie den Film als „selten häßlich“ abqualifizierte. Hollywood lehnte das Drehbuch ebenso ab wie die großen Produktionsfirmen. Wider Erwarten und offensichtlich von der NYT auch nicht gewollt, begann der Ansturm in den Kinosälen.
Trotz Verriß der Kino-Kritik spielte der Film am ersten Wochenende das Dreifache der Kosten ein
Am ersten Wochenende plazierte sich der Film in den USA sofort auf Platz 8 der meistgesehenen Filme und spielte allein damit das Dreifache von dem ein, was er gekostet hatte. Der Film wird ab heute, 13. April in den USA in 500 Sälen zu sehen sein. „October Baby“ ist keine Familiensaga, sondern die Geschichte eines Mädchens, das herausfindet, ein Adoptivkind zu sein. Mit dieser Entdeckung beginnt eine lange Suche nach der Frau, ihrer Mutter, die sie an einem Oktobertag abtreiben wollte.
Hannah findet heraus, ein Adoptivkind zu sein – Sie beginnt eine lange Suche
„October Baby“ erzählt die dramatische Geschichte eines Mädchens, das ihre Abtreibung überlebte. Hannah, so der Name des Mädchens, ist 19 Jahre jung. Sie ist Baptistin und besonders hübsch. Eines Abends wird sie während einer Theateraufführung ohnmächtig. Der Arzt erklärt ihr, daß alle ihre gesundheitlichen Beschwerden psychischer Natur sind, die auf eine schwierige Geburt zurückgehen müssen. Sie begibt sich zu einer Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle, die in den USA “pregnancy crisis centers“ heißen, wo alles begonnen hatte und beginnt eine lange Reise. Schließlich findet sie eine Frau, mit denselben glänzenden Haaren wie den ihren.
Regisseure spenden 10 Prozent des Gewinns für den Lebensschutz
Die beiden Regisseure, die Brüder Jon und Andrew Erwin gaben bekannt, daß zehn Prozent des Gewinns, den der Film einspielt, ihrem Wohltätigkeitsfonds Every Life Is Beautiful, so auch der Untertitel des Films, zukommt. Mit diesem unterstützen sie Lebensrechts- und Adoptionszentren.
Dem Publikum gefällt der Film und das, obwohl die Kritik ihn bereits vorab verrissen hat. Der Film ergreift Partei, er sieht nicht weg, er tabuisiert nicht, er heuchelt kein Gutmenschentum. Deshalb wird er in den Medien zerlegt und deshalb kommt er bei den Menschen an. Es ist ein ehrlicher Film und es ist ein guter Film. In ihm kommt auch ein katholischer Priester vor, der die Tochter auffordert, ihrer Mutter zu verzeihen. In einer unerbittlichen Welt ein „Skandal“.
Hauptdarstellerin gibt unter Tränen bekannt, selbst abgetrieben, aber Gottes Vergebung gefunden zu haben
Der Film ist voll Leben. Hannah ist anfangs verärgert , als sie ihre wahre Herkunft und die Umstände ihrer Geburt erfährt. Doch sie erkennt, von Gott geliebt zu sein und von ihren Adoptiveltern, die im sechsten Monat zwei Kinder verloren hatten. Und sie verzeiht schließlich ihrer Mutter. Ein authentischer Film von Glauben, Leben und Verzeihung. Authentisch im wahrsten Sinn des Wortes, weil die Hauptdarstellerin Rachel Hendrix, was die Regisseure nicht wußten, als sie sich für die Rolle auswählten, nach den Dreharbeiten unter Tränen bekanntgab, selbst abgetrieben zu haben und daß sie „allen Menschen von der Größe und Güte Gottes erzählen will, der sie in die Arme geschlossen“ habe.
Die „wunderbare Lebenszeichen“ des Film „platzen“ mitten in die Abtreibungsdebatte der USA
In den USA steht die Abtreibung/Tötung ungeborener Kinder als Thema der öffentlichen Debatte ganz oben. In Europa versteckt und tabuisiert man sie. In verschiedenen Staaten werden Gesetzentwürfe zur Eindämmung der Kindestötungen diskutiert, die eine verpflichtende Nachdenkpause für abtreibungsentschlossene Frauen vorsehen und die Pflicht, sich vor dem Eingriff Ultraschallbilder des Kindes anzusehen. Die Polemiken rund um die Gesundheitsreform von Präsident Obama halten an. Die Bürger wollen wissen, wie die Präsidentschaftskandidaten zum Lebensrecht stehen.
Ginge es nach den liberalen Zeitgeistern hätten Filme für das Leben einen schweren Stand, wenn sie es überhaupt bis in die Kinosäle schaffen sollten. Rund um die herodianische Tötungsmechanismen entwickeln utilitaristisch und ideologisch aufgeheizte Liberale (ein Begriff der in den USA das gesamte Spektrum von liberal bis links umfaßt) teils ungeahnte Energien samt aller dazugehörigen Rechtfertigungstaktik und Verschleierungsdialektik. Manche Filme finden nur im begrenzten Rahmen kirchlicher Organisationen und Pfarrsälen Verbreitung.
Der Film „Juno“ schaffte den Durchbruch für Pro-Life-Filme
Dem Film „Juno“ gelang 2007 der Durchbruch und das offensichtlich auch für nachfolgende Filme. „Juno“ erzählt die Geschichte eines schwangeren Mädchens, das trotz weitverbreiteter „gutmeinender“, doch tödlicher Ratschläge ihr Kind bekommt. Der Film gelangte anfangs in nur sieben Sälen in New York und Los Angeles ins Programm und endete mit einem Inkasso von 231 Millionen Dollar und einem Oscar. Der Film hatte so viele Besucher, daß die Time von „The Juno Effect“ schrieb, als in Gloucester 17 Mädchen beschlossen, gemeinsam schwanger zu werden. Deren Geschichte wurde inzwischen in Frankreich von Delphine Coulin mit dem Titel „17 Filles“ verfilmt. Der Filmstart von „17 Mädchen“ ist in Deutschland für den 14. Juni geplant.
„Du bist unser Wunder“
„Du bist unser Wunder“, sagt die Adoptivmutter zu Hannah, als sie ihr erzählt, in der Schwangerschaftsberatungsstelle, in der sie nach dem Verlust von Zwillingen ehrenamtlich mithalf, von ihrer schweren Geburt gehört zu haben. Die eigenen Spätabtreibung zu überleben, ist tatsächlich ein „Wunder“, vor allem wenn man medizinisch-wissenschaftliche Gutachten über die Überlebenschancen liest.
Die Wahrscheinlichkeit, daß möglich ist, was „October Baby“ erzählt, „ist so groß wie wenn man mit dem Schein, mit dem man gerade in der Lotterie gewonnen hat, schwimmt und dabei von einem Blitz getroffen und gleichzeitig von einem Haifisch gebissen wird“, spottete die Internetseite Liberal Salon. Es geschieht aber. Die Regisseure antworten, daß der Film auf einer wahren Geschichte beruht. Die Menschen, die in die Kinosäle strömen, scheinen sinnlose Wahrscheinlichkeitsstatistiken ohnehin nicht zu interessieren.
„October Baby“ erzählt die Geschichte von Gianna Jessen
Die Anregung zum Film geht auf die Lebensgeschichte von Gianna Jessen zurück, die ihre eigene Abtreibung überlebte. Ihr Fall veranlaßte den damaligen US-Präsidenten George W. Bush 2002 den Born Alive Infant Protection Act zu unterzeichnen. Obama, damals Senator im Staat Illinois, sprach sich gegen das Gesetz aus. Jessen überlebte ihre Abtreibung in der 30. Schwangerschaftswoche. Beim Tötungsversuch erlitt sie Gehirnschäden, so daß sie behindert zur Welt kam. 1996 erzählte sie ihr Leben vor dem amerikanischen Kongreß. In „October Baby“ singt sie die Filmmusik.
Ob und wann der Film im deutschen Sprachraum in die Kinos kommt, steht noch nicht fest. Zur offiziellen Internetseite von „October Baby“.
Text: Il Foglio/Giuseppe Nardi
Bild: octoberbabymovie.net