Großerzbischof von Lemberg: Russisch-Orthodoxe sollen Zusammenarbeit mit Stalin eingestehen


(Mos­kau) Der grie­chisch-katho­li­sche Groß­erz­bi­schof von Lem­berg-Kiew, Swja­to­slav Schewtschuk, for­der­te die ortho­do­xen Rus­sen auf, ihre Ver­strickung in die Katho­li­ken­ver­fol­gung wäh­rend eines Teils der Sowjet­zeit einzugestehen.

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Das bis­her feh­len­de Ein­ge­ständ­nis von rus­sisch-ortho­do­xer Sei­te, gemein­sam mit der kom­mu­ni­sti­schen Sowjet­macht die grie­chisch-katho­li­schen Ukrai­ner ver­folgt zu haben, unter­gra­be die Bezie­hun­gen zwi­schen den bei­den Kir­chen. Die mah­nen­den Wor­te stam­men vom seit einem Jahr amtie­ren­den neu­en Groß­erz­bi­schof der grie­chisch-katho­li­schen Kir­che der Ukrai­ne. Unter­des­sen bekräf­tig­te das Patri­ar­chat in Mos­kau, daß die ukrai­ni­schen Katho­li­ken, die dem byzan­ti­ni­schen Ritus ange­hö­ren, aber dem Papst treu sind, das größ­te Hin­der­nis für das längst erwar­te­te Tref­fen zwi­schen dem Mos­kau­er Patri­ar­chen Kyrill I. und Papst Bene­dikt XVI. darstellen.

„Die Grö­ße, um Ver­zei­hung zu bit­ten, läßt ein leben­di­ges christ­li­ches Gewis­sen erken­nen, das Vor­aus­set­zung für die soge­nann­te Hei­lung der Erin­ne­rung ist“, sag­te Groß­erz­bi­schof Schewtschuk in einem Inter­view mit der ukrai­ni­schen Tages­zei­tung Den (Tag). „Die rus­sisch-ortho­do­xe Kir­che wur­de vom Sta­lin­re­gime miß­braucht, um unse­re Kir­che gewalt­sam zu besei­ti­gen. Die Tat­sa­che, daß es nie eine sym­bo­li­sche Ver­söh­nung zwi­schen uns gab, ist ein ern­stes Hin­der­nis für unse­ren gegen­sei­ti­gen Beziehungen.“

1946, zwei Jah­re nach der sowje­ti­schen Beset­zung der Ukrai­ne durch die Rote Armee, wur­de die mit Rom unier­te grie­chisch-katho­li­sche Kir­che auf dem vom Sowjet­re­gime gelenk­ten Kon­zil von Lem­berg für ille­gal erklärt. Im Gegen­satz zur rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che wur­den die ukrai­ni­schen Katho­li­ken von den Bol­sche­wi­sten unter Sta­lin als Fein­de des Regimes und vom Vati­kan und damit einer aus­län­di­schen Macht „abhän­gig“ betrach­tet. Prie­ster und Bischö­fe wur­den flä­chen­deckend ver­haf­tet und in die kom­mu­ni­sti­schen Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ver­schleppt. Vie­le kehr­ten nie mehr zurück. Mehr als 2270 Pfar­rei­en wur­den auf­löst oder samt ihren Kir­chen und allem Besitz der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che über­eig­net. Die ukrai­nisch-katho­li­sche Kir­che leb­te im Unter­grund wei­ter. Erst am 1. Dezem­ber 1989 wur­de die Ver­fol­gung der ukrai­ni­schen Katho­li­ken ein­ge­stellt. Groß­erz­bi­schof Schewtschuk kri­ti­sier­te, daß sich die Dis­kus­si­on über das „Pseu­do-Kon­zil“ von Lem­berg an einem „toten Punkt“ befindet.

Die Fra­ge der Unier­ten, wie die grie­chi­schen Katho­li­ken wegen ihrer Uni­on mit Rom auch genannt wer­den, eine Bezeich­nung, die sie selbst jedoch häu­fig als abwer­tend ableh­nen, hemmt wei­ter­hin den Dia­log zwi­schen Rom und Mos­kau. Metro­po­lit Hila­ri­on, der „Außen­mi­ni­ster“ des Mos­kau­er Patri­ar­chen bestä­tig­te die Schwie­rig­kei­ten. Dem rus­si­schen Fern­seh­sen­der Dozhd sag­te er, ein Tref­fen zwi­schen dem Patri­ar­chen und dem Papst wer­de erst statt­fin­den „wenn wir spü­ren, daß bei­de Sei­ten so reif sind, daß die Begeg­nung Fürch­te tra­gen wird und tat­säch­lich die Situa­ti­on zwi­schen den christ­li­chen Kir­chen sich bes­sert“. Er beton­te eben­so, daß die „inter­kon­fes­sio­nel­le Situa­ti­on in der West­ukrai­ne“ das Haupt­hin­der­nis für das von Rom seit Jahr­zehn­ten erhoff­te Tref­fen ist. Der Mos­kau­er Patri­arch „erwar­te von der katho­li­schen Kir­che dies­be­züg­lich kon­kre­te Schrit­te“, so Metro­po­lit Hilarion.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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