(Augsburg) Mit dem Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden der Weltbild Gruppe, Klaus Donaubauer, wurde die erste Konsequenz aus dem Erotik-Esoterik-Geschäft des sich im Besitz der deutschen Kirche befindenden Großunternehmens gezogen. Deutschlands Bischöfe versuchen damit den Glaubwürdigkeitsschaden, den die katholische Kirche genommen hat, einzudämmen und zu beheben.
Wochenlang versuchten die Bischöfe die Kritik am kapitalistischen, aber wenig katholischen Geschäftsgebaren von Weltbild durch eisernes Schweigen auszusitzen. So hatte man schließlich bereits in den vergangenen Jahren immer wieder vorgebrachte Kritik überstanden. Ein Zeichen, daß sich die Diözesen, zumindest jedenfalls der in der deutschen Bischofskonferenz bestimmende Teil, nur schwer von der gewinnmaximierenden Weltbild-Strategie trennen können.
Mit dem Rücktritt Donaubauers ist die Sache aber nicht erledigt. Direkt für die Bischöfe sitzt der Sekretär der Bischofskonferenz, der Jesuit Hans Langendörfer im Weltbild-Aufsichtsrat. Pater Langendörfer ist gleichzeitig Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Diözesen (VDD), der wiederum 24,2 Prozent an der Weltbild Gruppe hält. Er trägt als unmittelbarer Vertreter der Eigentümer und als Priester noch mehr Verantwortung für die erotisch-pornographischen, esoterisch-satanistischen und buddhistischen Abwege, auf die die katholische Unternehmensgruppe mit ihren zahlreichen Beteiligungen an anderen Verlagen geraten ist. Seine Amtszeit läuft gerade aus. Eine weitere Bestätigung im Amt scheint kaum mehr vorstellbar. Sein Rücktritt als Weltbild-Aufsichtsrat ist überfällig und damit auch als Sekretär der Bischofskonferenz. Langendörfer wäre damit kein Bauernopfer für seine Bischöfe, in deren Namen er zwar handelte, aber seiner Aufsichtspflicht offensichtlich nicht nachgekommen ist und – wie die mehrfache Kritik zeigt – auch nicht nachkommen wollte. Bauernopfer wäre er dennoch auch, denn die Bischöfe drücken sich noch immer um ihre Verantwortung. Die Lösung, mit der einige Diözesen in den vergangenen Jahren ihre Anteile an Weltbild an den VDD abtraten, war eine Null-Lösung, da die Anteile nur „hausintern“ ein bißchen herumgeschoben wurden.
Das Schweigen der Bischöfe wurde erst gebrochen, als Papst Benedikt XVI. selbst die Sache in die Hand nahm und am 7. November Stellung bezog. Ihm folgte umgehend Kardinal Joachim Meisner von Köln. Der an erster Stelle geforderte Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, hüllt sich hingegen weiterhin in Schweigen.
Während Erzbischof Zollitsch zum Weltbild-Skandal, der direkt die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche betrifft, nichts einzufallen scheint, nimmt der redefreudige Donauschwabe kunterbunt zu allen möglichen Themen Stellung. So gestern auch – denkbar überflüssig zum Neonazi-Aufreger, dem sich bereits die gesamte deutsche Presse und Politik widmet. Ein führender italienischer Journalist fragte allen Ernstes, ob Deutschland „verrückt“ geworden sei. Ganz Europa fiebere wegen der Finanzkrise und Deutschland gönne sich den „Luxus einer Phantomjagd“. Um mit einem verschmitzten Augenzwinkern hinzuzufügen: „Viel Rauch und wenig Substanz. Ein großes Ablenkungsmanöver.“ Will Erzbischof Zollitsch auch ablenken?
Text: Giuseppe Nardi