„Priester, die sich bis zur Unkenntlichkeit tarnen, nützen den Menschen nichts“ – Kardinal Piacenza in Los Angeles


(Los Ange­les) Papst Bene­dikt XVI. ver­trau­te die Erz­diö­ze­se Los Ange­les im US-Bun­des­staat Kali­for­ni­en vor weni­gen Mona­ten einem der Hoff­nungs­trä­ger der katho­li­schen Kir­che in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka an. Dem libe­ra­len Kar­di­nal Roger Maho­ny folg­te der rom­treue Mexi­ka­ner José Gomez.

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Vor weni­gen Tagen hielt sich Kar­di­nal Mau­ro Pia­cen­za, der Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, zu einer Vor­trags­rei­he in Los Ange­les auf. Einer sei­ner Vor­trä­ge war dem The­ma „Prie­ster im 21. Jahr­hun­dert“ gewid­met. Am 3. Okto­ber 2011 sag­te Kar­di­nal Pia­cen­za dabei unter anderem:

„Auf dem unru­hi­gen Weg der Gesell­schaft taucht oft im Den­ken der Chri­sten die Fra­ge auf: ‚Wer ist der Prie­ster in der Welt von heu­te? Ist er ein Mars­mensch? Ist er ein Außer­ir­di­scher? Ist er ein Fos­sil? Wer ist er?’

Die Säku­la­ri­sie­rung, der Gno­sti­zis­mus, der Athe­is­mus in sei­nen ver­schie­de­nen For­men, redu­zie­ren den Raum des Hei­li­gen immer mehr, sie sau­gen den Inhal­ten der christ­li­chen Bot­schaft das Blut aus.

Die Tech­nik- und Wohl­stands­men­schen, die Men­schen, die vom Fie­ber des Scheins gepackt sind, spü­ren eine extre­me geist­li­che Armut. Sie sind Opfer einer schwe­ren exi­sten­ti­el­len Angst und erwei­sen sich unfä­hig, die grund­le­gen­den Pro­ble­me des geist­li­chen, fami­liä­ren und sozia­len Lebens zu lösen.

Die gesun­de Leh­re, aber auch die histo­ri­sche Über­lie­fe­rung zei­gen uns, daß die Kir­che imstan­de ist allen Angrif­fen zu wider­ste­hen, allen Attacken, die von den poli­ti­schen, wirt­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Mäch­ten gegen sie aus­ge­führt wer­den. Sie kann aber nicht der Gefahr stand­hal­ten, die dem Ver­ges­sen die­ses Jesus­wor­tes ent­springt: ‚Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“ Jesus selbst sagt uns, was die Fol­ge die­ses Ver­ges­sens ist: ‚Wenn das Salz aber schal wird, wie wird sich die Welt vor dem Ver­fall bewah­ren?‘ (Mt 5,13–14)

Wem wür­de ein Prie­ster nüt­zen, der sich der­ma­ßen der Welt anpaßt, daß er sich bis zur Unkennt­lich­keit tarnt und nicht mehr ein alles ver­än­dern­der Sau­er­teig ist?

Ange­sichts einer an Gebet und Anbe­tung blut­lee­ren Welt ist der Prie­ster in erster Linie ein Mann des Gebets, der Anbe­tung, des Got­tes­dien­stes, der Zele­bra­ti­on der hei­li­gen Geheimnisse.

Ange­sichts einer Welt, die von kon­su­mi­sti­schen, pan­se­xu­el­len Bot­schaf­ten über­flu­tet ist, die vom Irr­tum befal­len ist, der in den ver­füh­re­risch­sten For­men prä­sen­tiert wird, muß der Prie­ster von Gott und den ewi­gen Wahr­hei­ten spre­chen. Um es glaub­wür­dig tun zu kön­nen, muß er lei­den­schaft­lich glau­ben und eben­so ‚sau­ber‘ sein!

Der Prie­ster muß den Ein­druck akzep­tie­ren, mit­ten unter den Leu­ten zu sein, wie einer, der von einer Logik aus­geht und eine Spra­che spricht, die anders ist als die der ande­ren. ‚Gleicht euch nicht die­ser Welt an‘, Römer 12,2. Er ist nicht wie die ande­ren. Was die Men­schen von ihm erwar­ten, ist, daß er gera­de nicht ‚wie die ande­ren‘ ist.“

Los Ange­les ist eine der Diö­ze­sen, die am mei­sten für den Pädo­phi­lie­skan­dal von Prie­stern bezahlt haben und zwar in jeder Hin­sicht. Kar­di­nal Maho­ny ver­folg­te stets eine zu defen­siv gewer­te­te Linie, obwohl vie­le der Miß­brauchs­fäl­le sich spä­ter als falsch her­aus­stell­ten. Die Stra­te­gie Maho­nys, bei vor­ge­brach­ten Miß­brauchs­fäl­len ein­fach schnell die Brief­ta­sche zu zücken, rief bald gan­ze Kohor­ten von Rechts­an­walts­kanz­lei­en auf den Plan, die immer neue und immer zwei­fel­haf­te­re Fäl­le hervorzauberten.

Bereits im April 2010 hat­te der Papst Maho­ny fak­tisch ent­mach­tet, indem er ihm den Opus Dei-Prie­ster José Hec­tor Gomez als Koad­ju­tor zur Sei­te stell­te. Gomez war 2001 von Papst Johan­nes Paul II. zum Weih­bi­schof von Den­ver in Texas ernannt wor­den, wo er 2004 zum Erz­bi­schof von San Anto­nio beru­fen wur­de. Am 1. März 2011 löste er Kar­di­nal Maho­ny als Erz­bi­schof von Los Ange­les ab.

Alle Anspra­chen, die Kar­di­nal Pia­cen­za in Los Ange­les hielt, wur­den auf der Inter­net­sei­te der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on veröffentlicht.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: cle​rus​.org

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