(New York/Rom) Eine Pfarrei der Episkopalen Kirche im Bundesstaat Maryland beschloß samt ihrem Pfarrer Mark Lewis in die Einheit mit Rom zurückzukehren. Es ist die erste anglikanische Gemeinschaft der USA, die den von Papst Benedikt XVI. in Anglicanorum coetibus geschaffenen Regeln folgt und diesen Schritt setzt.
St. Luke ist eine mehrheitlich schwarze Kongregation in Bladensburg, die in das anglikanische Ordinariat der katholischen Kirche aufgenommen wird. Die Vertreter der Kongregation sprachen, als sie der Episkopalen Kirche (so nennen sich die Anglikaner in den USA) ihre Rückkehr in die volle Einheit mit Rom mitteilten, nicht über die von ihr abgelehnte Ordination von homosexuellen Pastoren und Bischöfen und Frauenordinationen. Den Schritt begründeten sie mit dem Wunsch und der Notwendigkeit nach einer klaren religiösen Autorität. Deshalb akzeptieren sie die Führung durch Papst Benedikt XVI.
„In der Episkopalen Kirche kann der zuständige Bischof eine Sache sagen und ein anderer Bischof an einem anderen Ort das genaue Gegenteil davon“, erklärte Patrick Delaney von Mitchellville, ein Laie, der der Kongregationsleitung angehört. „Das ist der entscheidende Punkt. Jeder Bischof ist bei den Episkopalen ein König in seinem Reich. Das ist untragbar“, so Delaney.
Er und die Kongregation von St. Luke erklärten, begeistert zu sein, einen Beitrag zur Überwindung des protestantischen Schismas des 16. Jahrhunderts zu leisten: „Es ist ein großes historisches Ereignis und persönlich für uns auch ein ganz besonderes Gefühl“, sagte Delaney. „Es ist, als würden wir 500 Jahre Geschichte korrigieren.“
Die Kongregation hat bereits mehrere katholische Praktiken übernommen. Lewis, der ehemalige Pfarrer und nunmehrige Kirchenpropst stellte eine große Marienstatue in der Kirche auf. Die Gemeinschaft läßt sich genau in die katholischen Riten und Frömmigkeitsformen einführen. Dazu gehört ebenso das Rosenkranzgebet wie die Beichte. Das Namensschild vor der Kirche ist derzeit leer. Die Gemeinschaft wartet auf den neuen Namen, der der Pfarrei durch die katholische Kirche zugewiesen wird.
Im Gegensatz zu England, wo die zur katholischen Kirche zurückkehrenden Gemeinden ihre Kirchen der anglikanischen Gemeinschaft überlassen müssen, konnte die Gemeinschaft von St. Luke ihre Kirche „mitnehmen“. Kardinal Donald Wuerl ist der von der katholischen Kirche beauftragte Ansprechpartner der rückkehrwilligen anglikanischen Gemeinschaften in den USA.
Es liegen noch keine Gesamtzahlen über die Rückkehrbewegung in den USA vor. Kardinal Wuerl sieht sie jedoch ausreichend groß, um ein eigenes Ordinariat in den Vereinigten Staaten von Amerika zu errichten.
Philip Jenkins, ein Religionswissenschaftler, meinte, daß die künftigen Katholiken von St. Luke den Katholiken vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil in vielem näher sein würden, das beginne beim Hochaltar und der Zelebrationsrichtung des Priesters. „Die Kirche, die sie suchen, ist eine Kirche, die vor 50 Jahren aufgehört hat zu existieren“, so Jenkins. „Sie haben eine idealisierte Vorstellung von der katholischen Kirche“, auch was die Autorität des Papstes betreffe.
Die Gemeinschaft von St. Luke beeindruckt diese nicht. Die Konversion und der Übergang in die katholische Kirche wurden bereits eingeleitet. „Wir nehmen die Gemeinschaft von St. Luke mit freudigem Herzen in die Einheit der katholischen Kirche auf“, so Kardinal Wuerl.
(Messa in latino/Giuseppe Nardi, Bild: Messa in latino)