(Vatikan) Am vergangenen Freitag empfing Papst Benedikt XVI. die Vertreter der Caritas Internationalis, die sich für eine Woche zur Generalversammlung in Rom versammelt hatten. Der Papst gab der Caritas einen klaren Auftrag mit in die ganze Welt: Er wünscht sich eine wirklich katholische Caritas. Die Forderung mag auf den ersten Blick erstaunen. Allerdings nur auf den ersten. Benedikt XVI. wünscht sich eine Caritas, die “im Herzen der Kirche“ ist und die “in ihrem Namen“ spricht und handelt.
Die Caritas Internationais ist ein geradezu riesige Einrichtung, die größte internationale soziale Einrichtung überhaupt. Sie umfaßt die Caritas-Einrichtungen in 165 Staaten, von denen jede wiederum eine Vielzahl von Einrichtungen, Vereinen und Häuser koordiniert, die täglich Millionen von Menschen auf vielfältigste Art und Weise Hilfe bieten von Beratungsstellen bis zu Obdachlosenhilfe und Ausspeisungen. Caritas Internationalis umfaßt 440.000 hauptamtliche Mitarbeiter und ein Vielfaches mehr an ehrenamtlichen Mitarbeitern. Der Jahreshaushalt beläuft sich auf rund vier Milliarden Euro.
Papst mahnt: Katholische Kirche nicht nur ein Partner der Caritas
Jean-Marie Guenois, der Vatikanist von Le Figaro brachte die Ansprache des Papstes auf den Punkt. Benedikt XVI. forderte, daß die Caritas bei ihrem humanitären Einsatz die katholische Kirche nicht bloß als eine Art „Partner“ betrachte, als „privilegierten Partner zwar, aber eben nur als einen unter anderen“. Der Papst ermahnte die Caritas, daß vielmehr der katholische Glauben der eigentlich Sinn und der Grund des sozialen Handelns der Organisation ist und sein müsse. Der soziale Einsatz der Kirche dürfe nicht vom katholischen Glauben losgelöst betrachtet werden, deshalb müsse auch das soziale Handeln eindeutig als katholisch erkennbar sein.
Die Ermahnung des Papstes erfolgt nach einigen turbulenten Monaten, in denen der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, soeben mit Zustimmung des Heiligen Stuhls bestätigter Präsident von Caritas Internationalis, und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone miteinander in Konflikt standen. Kardinal Bertone verweigerte zu Jahresbeginn im Namen des Papstes die Bestätigung der Generaldirektorin Lesley-Ann Knight von Caritas Internationalis. Knigths Vorstellungen standen nicht im Einklang mit jenen des Heiligen Stuhls. Sie wurde aber von Kardinal Maradiaga verteidigt, auch erneut auf der nun zu Ende gegangenen Tagung in Rom. Es handelte sich um das Nachspiel eines anderen Konflikts zwischen Kardinal Maradiaga und einem anderen Kardinal, der dem Papst sehr nahesteht, dem Deutschen Paul Cordes, Präsident von Cor Unum.
Generaldirektorin nicht bestätigt – Homophiler Dominikaner ausgeladen
Bereits im Vorfeld der Tagung hatte der Heilige Stuhl den ehemaligen Ordensoberen der Dominikaner, Pater Timothy Radcliffe von der Teilnahme ausgeladen. Der „sehr liberale Prälat“ (LifeSiteNews) forderte, die Kirche solle statt homosexuelle Männer von der Priesterweihe auszuschließen, „homophobe“ Kandidaten von der Zulassung zur Weihe ausschließen. Gegenüber der Londoner „Times“ erklärte der Dominikaner, wie er die sogenannte Antidiskriminierungslogik des relativistischen Zeitgeistes in die Kirche tragen wolle: Sollte es zu einem solchen Weiheverbot für Homosexuelle kommen, wäre dies „für die meisten Katholiken zumindest im Westen unannehmbar“. Jedes tief verwurzelte Vorurteil wie Homophobie und Frauenfeindlichkeit müsse ein Ausschließungsgrund von der Weihe sein, nicht aber eine sexuelle Orientierung.
Die Ausladung gab Gerüchten neue Nahrung, daß der Heilige Stuhl die Caritas weltweit reformieren wolle, um ihr wieder ein eindeutiges katholisches Profil zu geben. In den vergangenen Jahren häuften sich Beanstandungen, daß einzelne nationale Caritaszweige „alles mögliche veranstalten, sagen und fördern würden, was kaum entfernt etwas mit dem katholischen Glauben zu tun hat oder zum Teil sogar in offenem Widerspruch dazu steht“, wie der Vatikanist Andrea Tornielli eine ungenannte vatikanische Quelle zitierte.
Unverwechselbares katholisches Profil der Caritas schärfen
Die Nicht-Bestätigung von Lesley-Anne Knight als Caritas-Generaldirektorin steht in direktem Zusammenhang mit diesen Erneuerungsplänen des Heiligen Stuhls. Sie erfolgte nicht ohne Proteste verschiedener Caritaszweige gegen das vatikanische Vorgehen. Mit der Ansprache Papst Benedikts XVI. an die 300 Delegierten der Caritas Internationalis erhielten die Reformpläne des Heiligen Stuhls nun eine programmatische Grundlage. Die Caritas in all ihren Zweigen und Teilorganisationen müsse ein unverwechselbares katholisches Profil haben und sich in ihrer Arbeit in „vollkommenem Einklang“ mit dem kirchlichen Lehramt befinden.
(Sacri Palazzi/Giuseppe Nardi, Bild: magisterobenedettoxvi)