(Rom) Die Tageszeitung L’Unità , von 1924 bis 1991 offizielles Sprachrohr der Kommunistischen Partei Italiens und seither den daraus hervorgegangenen Linksdemokraten (PD) nahestehend, befaßte sich in ihrer Ausgabe vom 12. Januar 2010 mit der überraschenden Ankündigung Papst Benedikts XVI., alle Religionen zu einem dritten Weltgebetstag für den Frieden nach Assisi einzuladen.
Don Filippo Di Giacomo, zuständig für das Ressort Religion, schrieb, daß er den am Tag zuvor in der Tageszeitung Il Foglio erschienenen Appell an den Papst unterzeichnen würde. Eine Gruppe katholischer Intellektueller ersuchte den Papst, den „synkretistische Verwirrung“ stiftenden „Geist von Assisi“ zu meiden. Don Di Giacomo schrieb dazu:
Es ist schwer zu verstehen, warum der Papst nach Assisi geht. Ohne Zweifel gibt es in der Kirche eine offizielle dialogische Struktur, die die Notwendigkeit verspürt, sich durch solche Gesten Sichtbarkeit zu verschaffen. Aber die grundsätzliche Frage bleibt: Wozu dienen diese Treffen? Was hinterlassen sie? Abgesehen vom Risiko, daß es jemanden geben könnte, auch in der Kirche, der meint, daß Gott einer ist, der verschiedene Namen hat, der je nach Religion, die ihn bekennt, wechselt, gib es ein Element, das nicht zu unterschätzen ist. Das ist die Tatsache, daß Treffen wie jenes von Assisi in den Augen der Gläubigen anderer Religionen eine schwache, nette katholische Kirche zeigt, die Fragen aufwirft: Kann es sein, daß diese ganze Blüte an christlichen Märtyrern unserer Tage eine verdorbene Frucht dieser dialogisierenden Zeit ist?
(Giuseppe Nardi, Bild: Emanuele Fucecchi/ Palazzo Apostolico)