(Abu Dhabi) In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist seit gestern, 12. Dezember, ein sensationeller Fund zugänglich, ein von Archäologen ausgegrabenes christliches Kloster aus vorislamischer Zeit. Die dem Wüstenboden entrissenen Ruinen geben stummes Zeugnis für die Präsenz des Christentums auf der arabischen Halbinsel vor der Zeit Mohammeds.
Das Kloster einer Mönchsgemeinschaft befand sich auf der Insel Sin Bani Yas im Persischen Golf. Es handelt sich um die bisher einzige christliche Niederlassung aus vorislamischer Zeit, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten entdeckt wurde.
Der anglikanische Archäologe Joseph Elders, der die Ausgrabungen leitete, erklärte zur archäologischen und kirchengeschichtlichen Sensation, daß man bis vor kurzem nicht ahnte, daß das Christentum so weit auf die arabische Halbinsel vorgedrungen war. Die Archäologen schätzen, daß auf der Insel zwischen 30 und 40 Mönche lebten. Das Kloster dürfte im 6. Jahrhundert nach Christus errichtet und um die Mitte des 8. Jahrhunderts verlassen worden sein. Die Archäologen konnten eine Kirche inmitten eines großen umfriedeten Quadrats von jeweils 70 Metern Länge ausgraben. Weitere Gebäude gruppieren sich um einen Innenhof, von dem aus die Kirche betreten werden konnte. Ursprünglich handelte es sich um eine einschiffige geostete Kirche mit Apsis von 14 Metern Länge und 4,5 Metern Breite. Die Kirchenwände waren mit Wandteppichen und Stukaturen verziert, die Kreuze darstellten. In einer zweiten Bauphase wurde die Kirche um zwei Seitenschiffe erweitert.
Nach Angaben der Archäologen dürfte es sich um nestorianische Mönche gehandelt haben, die auf der abgelegenen Insel das Kloster errichteten. Das nestorianische Christentum breitete sich von Mesopotamien kommend auf der arabischen Halbinsel aus. Während früher nur frühchristliche Kirchen und Klöster an der iranischen Küste des Persischen Golfes bekannt waren, konnte in den vergangenen Jahren durch eine Reihe von Ausgrabungen die „Route“ der christlichen Mission auch auf der arabischen Seite des Golfes nachgezeichnet werden. Den bisher südlichsten Punkt bildet das Kloster von Sin Bani Yas.
1400 Jahre nach der Islamisierung der Region am Persischen Golf, die auch zum Ende der christlichen Spuren im Land führte, könnten die Christen bald zur Bevölkerungsmehrheit werden. Durch die Einwanderung zahlreicher Gastarbeiter, vor allem von den katholischen Philippinen, stellen die Christen bereits fast 40 Prozent der sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufhaltenden Personen.
(Fausto Ferrari/Giuseppe Nardi, Bild: Wikimedia)