(Betlehem) Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Msgr. Fouad Twal, weihte heute nachmittag in der Katharinabasilika von Bethlehem mit Msgr. William Hanna Shomali einen neuen Weihbischof für Jerusalem. Papst Benedikt XVI. hatte Msgr. Shomali am 31. März zum Bischof ernannt. In einem Interview mit der Internetseite des Patriarchats nennt der neue Weihbischof die Aufgaben und Herausforderungen, die auf ihn warten, allem voran die schwierige Situation im Heiligen Land. Die Lage sei „sehr schwierig“, denn der seit „bald einem Jahrhundert“ andauernde Konflikt sei nicht nur militärischer, territorialer oder politischer Art, sondern „in besonderer Weise auch ideologischer“. Es sei schwierig, Ideologien auszureißen, „doch wir müssen es versuchen und miteinander reden“. Der Dialog werde aber „sicher nicht durch Gewalt“ gefördert. „Gewalt ist nicht der Schlüssel zur Lösung des Nahostkonflikts. Es wurde bereits so viel Gewalt angewandt, ohne daß irgendetwas erreicht wurde. Wir müssen miteinander reden, Geduld aufbringen, gemeinsam arbeiten und beten, denn der Herr ist stärker als wir alle. Der Frieden ist unser täglich Brot und um dieses tägliche Brot müssen wir jeden Tag bitten und vor allem müssen wir es uns verdienen“, so der neue Weihbischof von Jerusalem.
Vor allem die Abwanderung der Christen aus dem Heiligen Land besorgt die Bischöfe. „Die Mehrheit unserer christlichen Gemeinschaft befindet sich längst in der Diaspora. Allein in Chile leben mehr als 300.000 Christen palästinensischer Herkunft, die vor dem jüdisch-muslimischen Druck aus dem Heiligen Land ausgewandert sind.“ Die Kirche bemühe sich, die Verbliebenen zu halten. „Ein weiterer christlicher Aderlaß wäre eine enorme Verarmung dieses Landes. Wir Christen nehmen eine vermittelnde Rolle zwischen den anderen Gruppen ein. Das wird von allen Seiten anerkannt, auch von den Moslems und Juden“, so Msgr. Shomali. Die christliche Präsenz im Heiligen Land sei schließlich kein Zufall, sondern „ein Segen, eine Mission und eine Berufung“. „Der Herr will uns hier als Zeugen seiner Anwesenheit, seiner Mission und seiner Auferstehung“, so der Weihbischof. „Von dieser Realität müssen wir auch unsere Christen immer neu überzeugen.“ Die Christen müßten heute vor allem einer besonderer „Versuchung“ widerstehen, der „Selbstisolation wegen unserer geringen Zahl. Wir müssen hingegen hinaus aus jeder Isolierung, wie es die Apostel nach Pfingsten getan haben, um Zeugnis abzulegen für Jesus Christus.“
Dankbar seien die Christen im Heiligen Land für die Hilfe der Weltkirche. „Ich kann sagen, daß uns die Vorsehung nie verlassen hat in allen Zeit und im Lauf aller Jahrhunderte“, so Masgr. Sahomali. Viele katholische Orden und Aktionen wirken im Heiligen Land, so auch die Heilig-Grab-Ritter. „Wir unterhalten zahlreiche Schulen mit Tausenden von Schülern und zwölf katholische Krankenhäuser.“
Eine weitere Aufgabe sieht der neue Weihbischof von Jerusalem in der Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Bischöfen. „Die oft kleinlichen Konflikte um die heiligen Stätten werden in der ganzen Welt bekannt und sind vielen ein Ärgernis. Wir werden eine verstärkte Zusammenarbeit suchen müssen, wie sie der Herr selbst von uns verlangt“, so Msgr. William Hanna Shomali, der heute in Betlehem die Bischofweihe empfing und vom Papst zum neuen Weihbischof von Jerusalem bestimmt wurde.
(RV/GN, Bild: OESSH)