(Hanoi) Sieben vietnamesische Katholiken wurden am Montag zu Haftstrafen von 12–15 Monaten verurteilt, weil sie an friedlichen Gebetswachen teilgenommen hatten. Am Montag, dem Hochfest Maria Empfängnis fand in Hanoi vor dem Volksgerichtshof ein Strafverfahren gegen acht Angehörige der Pfarrei von Thai Ha in Hanoi statt. Während der Gerichtsverhandlung hielten Tausende Katholiken eine Gebetswache vor dem Volksgerichtshof. Um 5 Uhr morgens hatten sich mehr als 2000 Pfarreiangehörige zur Heiligen Messe in der Pfarrkirche von Thai Ha versammelt. Darunter auch die Angeklagten. Anschließend zogen sie gemeinsam mit den Angeklagten mit Palmzweigen singend und den Rosenkranz betend zum Volksgerichtshof.
Die Kirche in Vietnam kennt eine lange Geschichte der Verfolgung. Palmzweige haben für die vietnamesischen Katholiken eine besonders tiefe Bedeutung. Sie symbolisieren die Gewißheit, daß die wegen ihres Glaubens Verfolgten Eingang in das himmlische Jerusalem finden werden. Passanten am Straßenrand und Gäste in Restaurants spendeten den Katholiken immer wieder spontanen Applaus. Gegen 7.00 Uhr gelangte der Gebetszug zum Volksgerichtshof, wo ihn bereits Hunderte mit Schlagstöcken und Hunden bewaffnete Polizisten erwarteten. Die Polizisten versuchten, den Katholiken mit Gewalt den Zugang zum Gerichtsgebäude zu verwehren. 700 Gläubigen gelang es dennoch, bis vor das Eingangstor zu gelangen, wo sie unter Anwesenheit einiger Journalisten und Beobachtern verschiedener Botschaften einen Sitzstreik veranstalteten. Tausende weitere Katholiken demonstrierten betend in einiger Entfernung. Auf Spruchbändern stand geschrieben:„Ungerechtigkeit“ und „Verfolgung“.
Das starke Polizeiaufgebot in Uniform und Zivil umzingelte die Betenden, die fotografiert und gefilmt wurden. Beobachter gehen davon aus, daß das Regime bereits im Voraus einen Schuldspruch festgelegt hatte und sehen im Gerichtsverfahren einen deutlichen Versuch des vietnamesischen Staates, die seit einem Jahr andauernden Proteste zu ersticken. Bereits am vergangenen Samstag war eine Gebetswache für die Angeklagten mit mehreren tausend Teilnehmern von der Polizei gestört worden, ebenso die Gottesdienste am Sonntag und am Marienfest.
Die acht angeklagten Katholiken erklärten sich vor Gericht für unschuldig und forderten den Staat heraus, den Beweis anzutreten, rechtmäßiger Eigentümer des Grundes zu sein. Obwohl gegen die Angeklagten keine Beweise vorgelegt werden konnten, wurden sieben von ihnen zu Haftstrafen zwischen 12 und 15 Monaten verurteilt, der achte erhielt eine Verwarnung.
Seit einem Jahr findet ein Ringen zwischen dem kommunistischen Regime des südostasiatischen Landes und den dortigen Katholiken statt. Unter anderem geht es dabei um ein widerrechtlich vom Staat besetztes Grundstück der Pfarrei Thai Ha in der Hauptstadt Hanoi, das von den Katholiken zurückgefordert wird. In diesem Ringen kam es mehrfach zu spontanen Gebetswachen vor dem umstrittenen Gelände. Eine Gruppe Katholiken wurde angeklagt, dabei das Grundstück betreten und eine Mariendarstellung hingebracht zu haben. Sie hätten damit staatliches Eigentum „beschädigt“. Weiters wurde ihnen vorgeworfen, durch ihr Gebet „öffentliche Unruhe“ gestiftet zu haben.
(Asianews/JF)