In Indien brennen die Kirchen weiter


(Rom) In Indi­en bren­nen wei­ter die Kir­chen. Tau­sen­de von Chri­sten sind in den Dschun­gel geflo­hen. Vier Kir­chen wur­den in den letz­ten Tagen nie­der­ge­brannt. Die Nach­rich­ten über die Bilanz der anti­christ­li­chen Angrif­fe der letz­ten Tage wer­den immer besorg­nis­er­re­gen­der. Die Zahl der Toten und Ver­letz­ten scheint bedeu­tend höher zu sein, als dies den offi­zi­el­len und halb­of­fi­zi­el­len Anga­ben ent­spricht. Gleich­zei­tig wei­tet sich der Kon­flikt mit den hin­du­isti­schen Fun­da­men­ta­li­sten auf die Regio­nen von Madya Pra­desh und Kar­na­ta­ka aus.

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Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de wur­den in Oris­sa vier wei­te­re Kir­chen ver­wü­stet und in Brand gesteckt. Die Poli­zei hat die Aus­gangs­sper­re sowie die Kon­trol­le auf drei wei­te­re Bezir­ke ausgedehnt.

Wie die Nach­rich­ten­agen­tur Asia­news berich­tet, kamen gestern, Mon­tag, Ver­tre­ter von Kir­che und Zivil­ge­sell­schaft mit der Staats­prä­si­den­tin Shri­ma­ti Pra­tib­ha Patil zusam­men und for­der­ten dabei ein Ein­grei­fen der Prä­si­den­tin, um den Gewalt­tä­tig­kei­ten in Oris­sa ein Ende zu berei­ten. Zur Dele­ga­ti­on gehör­te der Bischof von Cat­tack-Bhu­b­a­nesw, Rapha­el Cheen­ath, sowie der Erz­bi­schof von Delhi, Vin­cent Micha­el Con­ces­sao. Die Dele­ga­ti­on prä­sen­tier­te auch ein Memo­ran­dum und unter­sucht die gesetz­li­chen Mög­lich­kei­ten, nach denen die ver­schie­de­nen hin­du­isti­schen Extre­mi­sten­grup­pen ver­ur­teilt wer­den können.

In dem vor­ge­leg­ten Memo­ran­dum for­dert die Grup­pe, daß eini­ge der radi­ka­len Hin­du-Anfüh­rer des Vhp (Vishwa Hin­du Paris­had), des Rss (Rash­tri­ya Swa­yam­s­evak Sangh) sowie des Bajrang Dal gesetz­lich belangt wer­den, die in den letz­ten Tagen fort­fuh­ren, die Chri­sten des Mor­des von Swa­mi Lax­man­a­nan­da am ver­gan­ge­nen 23. August zu bezich­ti­gen. Obwohl die Poli­zei zur Gewiß­heit dar­über gelangt ist, daß die Täter aus den Rei­hen der mao­isti­schen Gue­ril­la­kämp­fer stam­men, fuh­ren die hin­du­isti­schen Radi­ka­len fort zu behaup­ten, daß die Kir­che den Swa­mi getö­tet hät­te und die Poli­zei nur die Wahr­heit ver­decke. Die Dele­ga­ti­on for­der­te die Prä­si­den­tin auf, alles in ihrer Macht Ste­hen­de zu tun, um Sicher­heits­trup­pen nach Oris­sa zu ent­sen­den und der loka­len Poli­zei zu hel­fen, die der Situa­ti­on nicht gewach­sen ist.

Die anti­christ­li­che Kam­pa­gne, die sich vor allem gegen die Kon­ver­sio­nen zum Chri­sten­tum rich­tet, ist dabei, sich auf ande­re Gebie­te des Lan­des aus­zu­wei­ten. Wäh­rend die Chri­sten in Madya Pra­desh (Zen­tral­in­di­en) drei Tage für ihre Brü­der und Schwe­stern in Oris­sa faste­ten, insze­nier­ten fana­ti­sier­te Grup­pen des Bajrang Dal Demon­stra­tio­nen, wäh­rend derer Pup­pen ver­brannt wur­den, die Mis­sio­na­re dar­stell­ten. Nur durch das Ein­grei­fen der Poli­zei konn­ten grö­ße­re Aus­ein­an­der­set­zun­gen und Opfer ver­mie­den werden.

Vie­le Chri­sten von Oris­sa haben damit begon­nen, die Zen­tren wie­der zu ver­las­sen, in denen sie vor­über­ge­hend Auf­nah­me gefun­den hat­ten. 8.000 Men­schen war­ten noch dar­auf, daß ihnen die Regie­rung hilft, ihre zer­stör­ten oder ver­wü­ste­ten Häu­ser neu auf­zu­bau­en. Nach Anga­ben der Regie­rung, die von der Zei­tung The Times of India ver­öf­fent­licht wur­den, han­delt es sich ins­ge­samt um 600 nie­der­ge­brann­te Häu­ser sowie 17 Kir­chen und christ­li­che Kultorte.

Zu den Lebens­be­din­gun­gen der indi­schen Chri­sten und zum Schwei­gen der inter­na­tio­na­len Pres­se zu den schwe­ren Vor­fäl­len äußer­ten sich gestern Kar­di­nal Tele­spho­re Pla­ci­dus Top­po, Erz­bi­schof von Ran­chi, sowie der Erz­bi­schof der Diö­ze­se Nashik, Felix Antho­ny Machado.

Für Kar­di­nal Top­po sind trotz der aktu­el­len Situa­ti­on der Dia­log und gegen­sei­ti­ge Respekt zwi­schen Hin­dus und Chri­sten mög­lich. Nur ein Teil Indi­ens sei von der Radi­ka­li­sie­rung durch Fun­da­men­ta­li­sten betroffen.

Ent­schie­den wies der Kar­di­nal den Vor­wurf von Zwangs­be­keh­run­gen durch Chri­sten zurück. In Wirk­lich­keit sei es so, daß die aktu­el­le Regie­rung aus Wah­len her­vor­ge­gan­gen ist, in denen die Fun­da­men­ta­li­sten eine Nie­der­la­ge erlit­ten hät­ten. Die anti­christ­li­che Agi­ta­ti­on die­ne die­sen Grup­pen dazu, neu­en Boden zu gewinnen.

Erz­bi­schof Macha­do beton­te die Pflicht aller, gegen­über den Vor­fäl­len in Indi­en die Stim­me zu erhe­ben und zu pro­te­stie­ren. Die­se Gewalt­aus­brü­che hät­ten kei­nen Grund. Für die Kir­che sei­en der­ar­ti­ge Vor­komm­nis­se in einem Land, das als Demo­kra­tie die Reli­gi­ons­frei­heit aner­kennt, nicht annehmbar.

Macha­do stell­te fest, daß auch in die­ser Situa­ti­on bei vie­len der gute Wil­le fort­be­stehe, im Dia­log zwi­schen den Reli­gio­nen fort­zu­fah­ren. Lei­der sei die indi­sche Welt zu poli­ti­siert gewor­den, was den Dia­log kom­pli­ziert mache.

Die ita­lie­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz lud indes­sen die ita­lie­ni­schen Diö­ze­sen dazu ein, für Frei­tag, den 5. Sep­tem­ber (Gedenk­tag der seli­gen Mut­ter Tere­sa von Kal­kut­ta) oder einen ande­ren vom Bischof zu bestim­men­den Tag einen Gebets- und Fasten­tag ein­zu­be­ru­fen. Die­ser Tag sol­le, so die Mit­tei­lung, ein „Zei­chen der geist­li­chen Nähe und Soli­da­ri­tät unse­ren Brü­dern und Schwe­stern gegen­über“ sein, die schwer im Glau­ben geprüft würden.

Zum Fest der seli­gen Mut­ter Tere­sa lan­cier­te auch die Nach­fol­ge­rin der Seli­gen als Obe­rin der „Schwe­stern der Näch­sten­lie­be“ heu­te einen ein­dring­li­chen Appell an alle Inder, die Ket­te der Gewalt zu spengen.

Sr. Nir­ma­la Joshi for­der­te die Men­schen auf, „die Waf­fen des Has­ses und der Gewalt“ nie­der­zu­le­gen und dem Bei­spiel der seli­gen Tere­sa fol­gend „ein­an­der zu lie­ben“, um in Indi­en und der gan­zen Welt die „Zivi­li­sa­ti­on der Lie­be“ zu errichten.

(Zenit)

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