(Taschkent) Die Regierung Usbekistans hat eine neue Kampagne der Intolleranz gegen die christliche Minderheit. Die Nachrichtenagentur Forum 18 veröffentlichte äußert negative Fernsehdokumente und berichtete von häufigen Polizeiaktionen gegen christliche Zusammenkünfte mit Verhaftungen und Ausweisungen.
Das usbekische Staatsfernsehen sendete am Samstag, den 17. Mai im Hauptabendprogramm einen Bericht, in dem die Christen als „ein Hauptproblem“ bezeichnet wurden „wegen ihres religiösen Dogmatisumus, Fundamentalismus, Terrorismus und den gewohnheitsmäßigen Gebrauch von Drogen“, die „aktiv“ seien „Jugendliche und Minderjährige zu verführen“. Im Bericht wurden Staatsfunktionäre, „Fachleute“ und sogar Vertreter anderer Religionen befragt. Alle nahmen ausnahmslos gegen das Christentum Stellung. Laut Beobachtern soll der Bericht der Einschüchterung der eigenen Staatsbürger dienen. Diese sollen damit angehalten werden, die Christen und deren Aktivitäten zu „meiden“ bzw. zu „kontrollieren“.
Jasur Najmiddinov, Dozent an der islamischen Universität des Landes, warf en christlichen Gruppen vor, „ein politisches Instrument“ und „Teil eines geopolitischen Spiels“ im Dienst „ausländischer Mächte“ zu sein. „Ihre Missionstätigkeit kann unsere Gesellschaft zerstören“, so der islamische Theologe. „Die Familien sollten es nicht zulassen, daß ein Familienmitglied oder ein Verwandter den Glauben wechselt.“ Im Bericht des staatlichen Fernsehens hieß es, daß die zum Christentum Konvertierten den Islam „verraten“ hätten und „daher auch das Land verraten können“.
Vor allem kommt es aber immer wieder zu Gewaltanwendung gegen Christen. Forum 18 berichtet von einer 18-jährigen Frau, die sich taufen hat lassen, im März aus ihrem Haus in Samarkand entführt worden und schweren physischen wie psychischen Mißhandlungen unterworfen wurde. Ebenso wurde am 3. April der zum Christentum konvertierte Bobur Aslamov entführt und ist seither verschollen. Am 9. April wurde Sarik Kadriov und vier weitere Christen verhaftet. Zahlreich sind Übergriffe gegen christliche Zusammenkünfte. Die versammelten Christen werden verprügelt und christliche Schriften beschlagnahmt.
Die staatliche Kontrolle der Religionsgemeinschaften trifft auch den Islam, dessen Aktivitäten genau beobachtet werden. Die Regierung fürchtet das Eindringen fundamentalistischer Ideen aus radikal-islamischen Ländern. „Männer, die sich nach islamischer Sitte den Bart wachsen lassen, verlieren ihren Arbeitsplatz oder werden von der Universität verwiesen“, so der Imam Obidkhon Qori Nayarov. Die Allmacht des Staates, der eine totale Kontrolle ausübt und vor allem die Religion mißtrauisch beobachtet und bekämpft, habe sich – so die Presseagentur Asianews – aus Sowjetzeiten erhalten.
(Asianews/JF)