Open Doors veröffentlicht Weltverfolgungsindex


(KELKHEIM) Nord­ko­rea hält einen trau­ri­gen Rekord: Zum neun­ten Mal in Fol­ge führt das abge­schot­te­te Land die Rang­li­ste der Län­der an, in denen Chri­sten welt­weit am stärk­sten ver­folgt wer­den. Auch der Iran ver­bleibt auf Platz 2 des Welt­ver­fol­gungs­in­dex 2011 (WVI), den das Hilfs­werk für ver­folg­te Chri­sten Open Doors heu­te ver­öf­fent­lich­te. Afgha­ni­stan hat Sau­di-Ara­bi­en auf Platz 3 abge­löst . Nach einem Jahr der anhal­ten­den Gewalt­ak­te gegen Chri­sten mit vie­len Todes­op­fern und Ver­letz­ten ist der Irak von Platz 17 auf Platz 8 vor­ge­rückt. Das kriegs­ge­beu­tel­te Land gehört nun zu den zehn für Chri­sten welt­weit gefähr­lich­sten Staa­ten. Der Islam ist in acht der ersten zehn Län­der des WVI 2011 die Reli­gi­on der Mehr­heits­be­völ­ke­rung; in sie­ben davon hat sich die Lage für Chri­sten ver­schlech­tert. Rund 100 Mil­lio­nen Men­schen wer­den nach Ein­schät­zun­gen des über­kon­fes­sio­nel­len christ­li­chen Hilfs­wer­kes Open Doors welt­weit auf­grund ihres christ­li­chen Glau­bens ver­folgt. Mit dem jähr­lich erschei­nen­den Welt­ver­fol­gungs­in­dex beleuch­tet das inter­na­tio­na­le Werk die Situa­ti­on ver­folg­ter Chri­sten in 50 Län­dern. Dazu führt es Befra­gun­gen vor Ort durch, wer­tet Berich­te zu Über­grif­fen und Exper­ten­ein­schät­zun­gen aus. Der Index berück­sich­tigt die Situa­ti­on zwi­schen 1. Sep­tem­ber 2009 und 31. Okto­ber 2010.

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Chri­sten­ver­fol­gung darf kein Rand­the­ma bleiben 

„Gera­de als Chri­sten in der so genann­ten frei­en Welt haben wir eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung für unse­re ver­folg­ten Glau­bens­ge­schwi­ster“, sagt Mar­kus Rode, Lei­ter von Open Doors Deutsch­land. Es sei nicht hin­nehm­bar, daß Chri­sten auf­grund ihres Glau­bens für 25 Jah­re und län­ger in Todes­zel­len sit­zen, in Arbeits­la­gern zu Tode gefol­tert wer­den oder auf der Flucht sind, weil sie sich für den Glau­ben an Chri­stus ent­schie­den haben. „Es ist zutiefst schmerz­lich, zu wis­sen, daß Chri­sten bru­tal ver­prü­gelt, jun­ge Chri­stin­nen ver­sklavt und ver­ge­wal­tigt, Pasto­ren ermor­det und Kir­chen abge­brannt wer­den“, so Rode.

„Das Lei­den von 100 Mil­lio­nen Chri­sten welt­weit darf nicht län­ger nur ein Rand­the­ma unse­rer Gesell­schaft blei­ben“, appel­liert Rode. Das Hilfs­werk Open Doors ruft Chri­sten, Poli­ti­ker und die Öffent­lich­keit in aller Welt auf, unter­drück­ten und ver­folg­ten Chri­sten eine Stim­me zu geben und ihnen im Gebet sowie durch kon­kre­te Unter­stüt­zung zur Sei­te zu ste­hen. „Als Hilfs­werk möch­ten wir hier­für eine Brücke der Infor­ma­ti­on, Hil­fe und Ermu­ti­gung sein“, sagt Rode weiter.

Hier wer­den Chri­sten am stärk­sten verfolgt

Platz 1 Nord­ko­rea (Vor­jahr: 1)
Platz 2 Iran (Vor­jahr: 2)
Platz 3 Afgha­ni­stan (Vor­jahr: 6)
Platz 4 Sau­di-Ara­bi­en (Vor­jahr: 3)
Platz 5 Soma­lia (Vor­jahr: 4)
Platz 6 Male­di­ven (Vor­jahr: 5)
Platz 7 Jemen (Vor­jahr: 7)
Platz 8 Irak (Vor­jahr: 17)
Platz 9 Usbe­ki­stan (Vor­jahr: 10)
Platz 10 Laos (Vor­jahr: 9)

Chri­sten­ver­fol­gung in Nord­ko­rea am schlimmsten

Die Ver­fol­gung der Chri­sten in Nord­ko­rea (Platz 1) hält an. Das abge­schot­te­te Land ist tief geprägt von einem Per­so­nen­kult, durch den der ver­stor­be­ne Dik­ta­tor Kim Il Sung qua­si zu einem Gott erho­ben wird. Jed­we­de ande­re reli­giö­se Akti­vi­tät wird vom Regime als Angriff auf die sozia­li­sti­schen Prin­zi­pi­en Nord­ko­re­as ange­se­hen. Chri­sten haben kei­ner­lei Exi­stenz­be­rech­ti­gung. Gläu­bi­ge, die sich nur heim­lich und zu weni­gen im Unter­grund ver­sam­meln kön­nen, ste­hen immer in der Gefahr, ent­deckt zu wer­den. Ihnen droht Gefäng­nis, Arbeits­la­ger oder die Hin­rich­tung. Im Berichts­zeit­raum wur­den Hun­der­te von Chri­sten aus ver­schie­de­nen Grün­den ver­haf­tet. Eini­ge sind getö­tet, ande­re in poli­ti­sche Straf­la­ger depor­tiert wor­den. Der­zeit sind nach Open Doors-Infor­ma­tio­nen rund 70.000 Chri­sten in Straf­la­gern in Nord­ko­rea gefangen.

Irak: Syste­ma­ti­sche Vertreibung

Der Irak (8) gehört zu den Län­dern mit der bemer­kens­wer­te­sten Ver­än­de­rung im WVI 2011 von Open Doors. Es rück­te von Posi­ti­on 17 auf Platz 8 vor. Im Mai star­ben bei einem Bom­ben­an­schlag auf christ­li­che Stu­den­ten drei Men­schen, 180 wur­den ver­letzt. Ein Gei­sel­dra­ma Ende Okto­ber 2010 in einer Bag­da­der Kir­che ende­te für 58 Men­schen töd­lich. Die Tat gilt als der bis­lang schlimm­ste Anschlag auf ein­hei­mi­sche Chri­sten. Bei wei­te­ren Anschlä­gen im Berichts­zeit­raum star­ben min­de­stens 90 Gläu­bi­ge, u. a. in Mos­sul, Bag­dad und Kir­kuk. Nur schät­zungs­wei­se 334.000 Chri­sten leben noch im Irak, weni­ger als halb so vie­le wie im Jahr 1991. Bereits vor 2.000 Jah­ren gab es in der Regi­on erste Gemein­den – lan­ge vor der Ent­ste­hung des Islam. Heu­te sind ira­ki­sche Chri­sten der Ver­fol­gung durch kri­mi­nel­le Ban­den und Isla­mi­sten aus­ge­setzt, die sie als Ver­bün­de­te des Westens anse­hen. Extre­mi­sten wol­len offen­bar das Land von Chri­sten „säu­bern“ und sie durch Gewalt­ak­te und Ein­schüch­te­run­gen zum Ver­las­sen ihrer Hei­mat zwingen.

Todes­stra­fe bei Konversion

Im Iran (2) kam es im Berichts­zeit­raum zu wei­te­ren Ver­haf­tungs­wel­len von Chri­sten. Vie­le Got­tes­dien­ste wer­den von der Geheim­po­li­zei über­wacht. Chri­sten mus­li­mi­scher Her­kunft, die sich in Haus­ge­mein­den enga­gie­ren, wer­den ver­nom­men, ver­haf­tet, miß­han­delt und ins Gefäng­nis gesteckt. In Afgha­ni­stan (3) kann die christ­li­che Min­der­heit ihre Glau­ben nur im Unter­grund leben. Im wah­ha­bi­ti­schen König­reich Sau­di-Ara­bi­en (4), in dem eine stren­ge Form des Islam gilt, ist es Bür­gern ver­bo­ten, zu einer ande­ren Reli­gi­on als dem Islam zu kon­ver­tie­ren. Auf Kon­ver­si­on steht laut Scha­ria auch in Soma­lia (5) die Todes­stra­fe. Min­de­stens acht Chri­sten sind in dem ost­afri­ka­ni­schen Land auf­grund ihres Glau­bens von radi­ka­len Isla­mi­sten ermor­det wor­den. Rund ein Vier­tel der ein­hei­mi­schen Gläu­bi­gen, die sich ohne­hin nur im Unter­grund ver­sam­melt haben, ist aus dem Land geflo­hen. Aus dem Jemen (7) sol­len nahe­zu alle aus­län­di­schen Chri­sten, von denen vie­le als Ent­wick­lungs­hel­fer im Land arbei­ten, ver­trie­ben werden.

Will­kür und Benachteiligung

Ähn­lich wie im Irak schützt auch die paki­sta­ni­sche Regie­rung die christ­li­che Min­der­heit nicht aus­rei­chend vor Angrif­fen und Dis­kri­mi­nie­rung. Paki­stan rück­te von Platz 14 auf 11 vor. Die Rech­te und gesell­schaft­li­che Stel­lung reli­giö­ser Min­der­hei­ten wer­den durch die Ver­fas­sung und das Justiz­we­sen nicht aus­rei­chend geschützt. Min­de­stens 29 Chri­sten wur­den im Berichts­zeit­raum auf­grund ihres Glau­bens ermor­det. Ver­ur­teilt zu lang­jäh­ri­gen Gefäng­nis­stra­fen wegen angeb­li­cher Belei­di­gung des Islam (Blas­phe­mie) wur­den vier Chri­sten. 58 Ent­füh­rungs­fäl­le wur­den Open Doors berich­tet, über 100 Chri­sten wur­den bei Gewalt­ak­ten ver­letzt. Bei der ver­hee­ren­den Flut­ka­ta­stro­phe im Jahr 2010 wur­den Chri­sten in ent­le­ge­nen Gebie­ten bei der Ver­tei­lung von Hilfs­gü­tern durch loka­le Behör­den und Mus­li­me benach­tei­ligt. Gemein­sam mit loka­len Part­nern unter­stütz­te Open Doors betrof­fe­ne Chri­sten und setzt die­se Arbeit auch 2011 fort.

Aus­wei­sun­gen und Massaker

Auch in Marok­ko (31) ver­schlech­ter­te sich die Lage. Die Chri­sten gegen­über bis­lang rela­tiv tole­ran­te Regie­rung hat im Bericht­zeit­raum min­de­stens 150 aus­län­di­sche Chri­sten des Lan­des ver­wie­sen. Im Nor­den Nige­ri­as (23) ist die Lage für Chri­sten wei­ter­hin ange­spannt. Eth­nisch-reli­gi­ös moti­vier­te Unru­hen im Bun­des­staat Pla­teau for­der­ten bei meh­re­ren Zwi­schen­fäl­len das Leben von schät­zungs­wei­se 2.000 Chri­sten. Dabei wur­den 2.000 Häu­ser und Geschäf­te von Chri­sten zer­stört; rund 4.000 Chri­sten flo­hen aus ihren Heimatorten.

(Open Doors)

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