(Linz) Die Lage der Katholischen Kirche im deutschen Sprachraum, ihre Schwäche in der öffentlichen Diskussion, Selbstauflösungstendenzen und eine Bereitschaft sich dem Zeitgeist der politischen Korrektheit und damit der starken Mächte in Politik und Gesellschaft anzupassen, versteht nur, wer den Zustand des Klerus kennt. Neben vielen treuen und glaubensstarken Priestern und Ordensleuten, gibt es viel Mittelmaß, und viele „liberale“ Priester. Von „abgehausten Priestern“ sprach der österreichische Pfarrer Gerhard Maria Wagner. Und er weiß, wovon er spricht, denn seine Heimatdiözese Linz gilt als Prototyp einer progressiven Diözese.
Die Diözese Linz und die Verhinderung eines Weihbischofs
Der promovierte Dogmatiker war 2009 von Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof der Diözese Linz ernannt worden. Die „abgehausten Priester, die auch in unserer Diözese das Sagen“ haben“, so Wagner, waren verständlicherweise keineswegs begeistert und bliesen zum Sturm. Eine Kampagne war dank willfähriger Medien, die immer zur Stelle sind, wenn es gegen die Katholische Kirche und einen „konservativen“ Kirchenvertreter geht, schnell organisiert. Einige Wochen wurde gekünstelte Empörung gemimt, fest unterstützt von hauptamtlichen Funktionären und vielen Laien. Eine Allianz des Status quo, die tunlichst keine Veränderung an der liberalen Laissez-Faire-Situation in der Diözese haben wollten, einschließlich des Landeshauptmannes (Ministerpräsident), eines Religionslehrers und damit Angestellten der Diözese, der sich dadurch nicht etwas zur Mäßigung, sondern zu besonders gewichtigem Agitieren gegen den von Rom ernannten Weihbischof berufen fühlte. Wo käme man schließlich hin, wenn da ein frommer Priester auch noch Bischof würde und mit dem Glauben ernst machen täte.
„Die abgehausten Priester haben auch in unserer Diözese das Sagen“
Die „abgehausten Priester“ fürchteten, daß ein Weihbischof und wahrscheinlich künftiger Diözesanbischof Wagner ihrem lockeren Treiben mit Konkubinen ein Ende bereiten würde. Die Kampagne hatte Erfolg, der österreichische Kardinal intervenierte in Rom und machte Opportunitätsgründe geltend angesichts eines drohenden Aufruhrs im „Kirchenvolk“, Rom knickte ein und verlangte von Wagner jenen Gehorsam, den andere vermissen lassen. Wagner gehorchte und bot den Verzicht auf ein Amt an, das er noch nicht einmal angetreten hatte. Rom konnte ohne Gesichtsverlust das Gesuch um Amtsverzicht großzügig annehmen. Der „Frieden“ im Dorf war wieder hergestellt. Geblieben sind die „abgehausten Priester, die das Sagen haben“.
Der 54jährige Pater Johannes Teufl, Franziskaner und Pfarrprovisor von St. Georgen im Attergau lebt seit einigen Jahren mit einer „Freundin“ zusammen. Wer etwas dagegen habe, solle zu ihm kommen und mit ihm reden, teilte er vor drei Jahren der Pfarrei mit. So locker nehmen manche ihren Ungehorsam. Wer will schon den Miesepeter spielen. Die Pfarrangehörigen wissen, was man von ihnen heutzutage verlangt. Sie sind natürlich „politisch korrekt“ begeistert. Seit Freitag der vergangenen Woche ist der Priester „untergetaucht“. Bei seiner Dreiecksbeziehung erstaunt es nicht, daß bei der Polizei gleich drei Vermisstenanzeigen eingingen: von der Pfarrei, der Diözese Linz und der Konkubine, in den Medien „Partnerin“ oder „Freundin“ genannt.
Der „untergetauchte“ Teufl
Über die Hintergründe liegen keine stichhaltigen Angaben vor. Es bleibt also zu hoffen, daß er sich tatsächlich nur „Klarheit“ über seine Berufung verschaffen will. Grund hätte er dazu. Die Medien wissen dennoch eine Geschichte zu erzählen mit vorgeformten Ingredienzien. Der Franziskanerorden ist der „Bösewicht“. Er hat Teufl bereits vor drei Jahren „beurlaubt“. Immerhin nimmt es der Ordensmann mit einem der drei Gelübde, dem Keuschheitsgelübde offenkundig nicht sehr streng. Nun soll ihn der Orden vor eine Entscheidung gestellt haben. Entweder er halte sich an sein feierliches Versprechen oder er habe den Orden zu verlassen. Wahrscheinlich, so die medial verbreitete Version der Geschichte, habe ihn diese „Nötigung“ in eine „Krise“ gestürzt. Die Tageszeitung „Oberösterreichische Nachrichten“, die meisterhaft auf der falschen Klaviatur zu spielen weiß, erhebt auch im Fall Teufl den falschen Zeigefinger. Fett und herausgehoben läßt sie zum „Untertauchen“ des „abgehausten“ Priesters einen Lehrer xy sagen: „Man müßte denen, die das ausgelöst haben, empfehlen, ihre Vorstellungen von Glaube und Toleranz zu überdenken“.
Daß Priester Teufl das Versprechen der Ehelosigkeit und des Gehorsams gebrochen und die kirchliche Ordnung verletzt hat, wird unterschlagen. Wer so etwas tut, dürfte auch erhebliche Probleme mit der Glaubenswahrheit haben und die Wahrheit kaum korrekt verkünden. Er hat jedenfalls etwas getan hat, was sich keine weltliche Partei, kein Verein und kein Unternehmen gefallen lassen würde, doch das wird nicht nur unterschlagen, sondern – in diesem Fall, wo es um den Glauben und die Kirche geht – verständnisvoll als Bagatelldelikt abgetan. Die antikatholische Gesinnung kommt häufig klammheimlich und unterbewußt des Weges.
Konkubinen: Was der Orden nicht gerne duldet, ist für Diözese kein Problem
Dabei würde Teufl weich fallen, denn die Alternative heißt für ihn nicht etwa Orden oder Nichts, sondern Orden oder Diözese. Teufl hätte die Möglichkeit für die Diözese zu optieren und Weltpriester zu werden. Denn wenn der Orden der Franziskaner mit guten Grund Konkubinen nicht gerne duldet, sind solche für die Diözese weit weniger ein Problem. Die Diözese habe die Übernahme zwar an die Bedingung geknüpft, daß er seiner Verpflichtung zum Zölibat nachkommt.
Aber in Oberösterreich gibt es dennoch eine ganze Reihe von Priestern mit weiblichem und kindlichem Anhang. Es gilt die Faustregel: Je höher die Stellung eines Priesters im Diözesanklerus, desto wahrscheinlicher hat er eine „Partnerin“, „Freundin“, „Lebensgefährtin“, „Konkubine“ oder ist sogar offiziell verheiratet, zumindest standesamtlich.
Der standesamtlich verheiratete Pfarrer
So hält es dem Vernehmen nach der Pfarrer einer Linzer Stadtpfarrei. Als er vor einigen Jahren in die neue Pfarrei kam, trat er vor seine Gemeinde und sagte, er bringe eine Frau und ein Kind mit. Ob das den Pfarrangehörigen passe, denn falls nicht, lehne er die Stelle an. Das „fromme“ Volk applaudierte artig. Inzwischen sind es bereits drei Kinder. Der Pfarrer wohnt mit Frau und Kindern zusammen und ließ sich standesamtlich sogar hochoffiziell trauen, denn schließlich habe er für seine Familie Vorsorge zu treffen. Andere Priester begügen sich mit der faktischen Nähe ihrer „Partnerin“.
Die „Frau Pfarrer“ des Herrn Zisterziensers
Das Stift Wilhering bei Linz, Zisterzienser ohne Nachwuchs, ist sogar als Orden sehr nachsichtig. Der Alt-Pfarrer einer dem Stift inkorporierten Pfarrei im Mühlviertel lebt seit Jahren mit einer Frau zusammen, die im Ort allgemein „Frau Pfarrer“ genannt wird. Als der Zisterzienser in Pension ging, weigerte er sich ins Kloster zurückzukehren, denn entweder mit Frau oder gar nicht. Also lebt der inzwischen 80jährige weiterhin mit seiner Konkubine zusammen und der Orden schweigt dazu.
2005 zog im Dekanat Wels mit dem neuen Pfarrer gleich seine Geliebte mit ins Pfarrhaus ein. Im Zuge der Kampagne von 2009 gegen Weihbischof Wagner bekannten sich gleich mehrere Priester ungeniert zu ihren Liebschaften. Wer selbst ein so abgestumpftes Gewissen hat, wird weder imstande noch willens sein, das Gewissen anderer zu schärfen. Wer aber sollte jenseits utilitaristischer Überlegungen wirklich achten, wer die Regeln der eigenen Gemeinschaft, zu denen man sich verpflichtet hat, so bedenkenlos bricht.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Die Diözese vermittelt den Eindruck, daß sie geführt wird, als gäbe es Diözesanbischof Ludwig Maria Schwarz SDB gar nicht. Die Kirchenzeitung zeichnet Homo-Verbände mit Preisen aus und die katholische Jugend macht Werbung für Kondome und Abtreibung. Eben eine „abgehauste“ Diözese. Kein Wunder also, daß Pfarrer Wagner als Weihbischof für die „Abgehausten“ ein „Störenfried“ gewesen wäre. Nicht von ungefähr hat der Aufruf zum Ungehorsam von Helmut Schüllers Pfarrer-Initiative in der Diözese Linz unter allen Diözesen Österreichs die meisten Unterstützer gefunden.
Wenn die Rede von Reformen in der Kirche ist oder „Auswege“ aus der „Kluft zwischen kirchlicher Lehre und der Praxis einer Mehrheit der Katholiken“ gesucht und die Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion diskutiert wird, sollte vorher verpflichtend die Frage gestellt werden, warum es überhaupt zu einer solchen Situation kommen konnte. Neben den äußeren Gründen wären auch die innerkirchlichen zu untersuchen. Zu diesen gehört auch ein ungehorsamer, „abgehauster“ Klerus, der in seiner persönlichen Unehrlichkeit kein glaubwürdiger Verkünder der Glaubenswahrheit und ebensowenig ein authentischer Verteidiger von Glauben und Kirche sein kann. In weltlichen Dingen geht es um die eigenen Kräfte. In geistliche Dingen geht es in erster Linie um Gnade und Segen von oben. Wenn ein Kloster oder ein Orden keinen Nachwuchs hat, dann hat das schon Gründe. Die Gnade Gottes fehlt.
Text: Martha Weinzl
Bild: Tempi