(Rom) Nachfolgend veröffentlichen wir das Dekret der Ordenskongregation, mit dem die Franziskaner der Immakulata unter kommissarische Verwaltung gestellt und gezwungen werden, im Novus Ordo zu zelebrieren. Das Dekret ist datiert vom 11. Juli und wurde von Papst Franziskus am 3. Juli approbiert. Es tritt am 11. August in Kraft. Die päpstliche Approbation erfolgte in besonderer Form, weshalb kein Einspruch gegen das Dekret, mit dem für den Orden das Motu proprio Summorum Pontificum außer Kraft gesetzt wird, möglich ist.
Zudem veröffentlichen wir auch das Schreiben des eingesetzten Apostolischen Kommissars an alle Angehörigen der Ordenszweige der Franziskaner der Immakulata vom 27. Juli. Mit diesem Schreiben, dem das Dekret beigefügt war, wurden die Franziskaner und die Franziskanerinnen der altrituellen Ordensgemeinschaft informiert. Die Schreiben stehen derzeit nur als eingescannte Bilder in schlechter Qualität zur Verfügung. Das Schreiben des Kommissars ist inhaltlich wesentlich aufschlußreicher.
Offensichtlich ist die Maßnahme explizit gegen den Alten Ritus gerichtet. Dem Orden und seiner Ordensleitung unter dem Gründer und Generaloberen Stefano Maria Manelli wird vorgeworfen, sich nicht ausreichend auf der Linie der übrigen Kirche zu bewegen. Die Franziskaner der Immakulata bedeuteten aufgrund ihrer zahlenmäßigen Stärke und ihrer weltweiten Verbreitung eine Stärkung der traditionsverbundenen Richtung in der Kirche. Der Orden beteiligte sich durch einige Ordensbrüder führend an der während des Pontifikats Benedikts XVI. angestoßenen Debatte über das Zweite Vatikanische Konzil. In Treue zum päpstlichen Lehramt Benedikts XVI. betrachtete er Kritik am Konzil als möglich und in einzelnen Teilen als notwendig. Diese innerkirchlich akzentuierte Position brachte ihm Kritik ein. Kritik, die nach dem Ende des Pontifikats Benedikts XVI. mit Zustimmung von Papst Franziskus offen in massive Einschränkungen übergehen konnte.
Warum stellt man sich nicht die Frage, warum der Orden der Franziskaner der Immakulata so großen Zuwachs hat? Warum es ihm gelingt, in so großer Zahl Ordens- und Priesterberufungen anzusprechen? Warum studiert man nicht diese religiöse Prägung und nimmt sie sich zum Vorbild? Statt dessen wird dem Orden ein Maulkorb verpaßt und ihm das Herzstück, der heilige Ritus geraubt. Soll der Orden wirklich in die Reihe all der anderen Orden zurückgestoßen werden, die sich wegen Nachwuchsmangels im steilen Sinkflug befinden?
Wo hat der Orden die Lehre der Kirche mißachtet, Häresien vertreten, schismatische Wege beschritten? Veranstaltet er synkretistische Esoterik oder die „Überwindung“ von Christus, wie nordamerikanische Ordensschwestern ohne Ordenskleid? Bietet er Enneagramm-Kurse an, die Papst Franziskus erst jüngst scharf kritisierte, wie dies Jesuiten und andere Ordensleute in verschiedenen katholischen Bildungshäusern tun, auch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz? Erkennt der Orden die Autorität des Papstes und der Bischöfe nicht an? Verlangt er nach einer „anderen“ Kirche und ruft zum Ungehorsam auf, wie dies für verschiedene progressive Kreise zum Markenzeichen geworden ist? Er lehrt die katholische Lehr in einem Kontext der zweitausendjährigen Tradition, nicht eine Lehre nur bis zum Konzil und nicht eine, die erst mit dem Konzil befinnt. Seine Angehörigen zeigen Sichtbarkeit, tragen mit Würde ihr Ordenskleid, leben das Gelübde der Armut und kapseln sich nicht ab, sondern gehen missionierend in die Welt hinein. Sie tun kurzum all das, wozu Papst Franziskus ständig die Priester, Orden und Laien auffordert. Die Franziskaner der Immakulata tun dies allerdings ohne Abstriche und er tut es im Rahmen der Tradition. Sie demonstrieren nicht wie manche US-Ordensschwestern für ein Recht auf Abtreibung, sondern sind im Gegensatz zu den meisten anderen Orden bei den Märschen für das Leben mit dabei. Was an diesem Orden also ist so unerträglich, daß es ein so hartes Eingreifen rechtfertigen würde?
Das Dekret der Ordenskongregation
CONGREGATIO
PRO INSTITUTIS VITAE CONSECRATAE
ET SOCIETATIBUS VIATE APOSTOLICAE
PROT. N. 52741/2012
DEKRET
Die Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, nachdem sie die Überlegungen im von Hochw. Msgr. Vito Angelo Todisco am Ende seiner Apostolischen Visitation, die mit Dekret vom 5. Juli 2012 angeordnet worden war, formulierten Bericht abgewartet hat, erachtete es zum Schutz und zur Förderung der inneren Einheit der religiösen Institute und der brüderlichen Gemeinschaft, der angemessenen Ausbildung zum religiösen und geweihten Leben, der Organisation der apostolischen Aktivitäten und der korrekten Verwaltung der zeitlichen Güter als notwendig, für die Kongregation der Franziskaner der Immakulata einen Apostolischen Kommissar zu ernennen mit den aus dem Partikular- und Universalrecht erwachsenen Zuständigkeiten für die Gesamtleitung des genannten religiösen Instituts.
Vorausgeschickt, daß die Entscheidung am 3. Juli 2013 Gegenstand der Approbierung in besonderer Form gemäß Art. 18. der apostolischen Konstitution Pastor Bonus durch den Heiligen Vater Franziskus war, wird mit diesem Dekret
Hochw. P. Fidenzio Volpi O.F.M. Cap.
zum Apostolischen Kommissar
ad nutum Sanctae Sedis
für alle Gemeinschaften und Sodalen der Kongregation der Franziskaner der Immakulata ernannt.
In der Ausübung seiner Aufgaben, wird Hochw. P. Volpi alle Zuständigkeiten übernehmen, die die spezifischen Bestimmungen des Instituts und das universale Recht der Kirche der Generalleitung zuschreiben.
Es steht ihm weiter zu, sich Mitarbeiter seiner Wahl zu bedienen, wenn er es für angemessen erachtet, die von ihm nach vorheriger Zustimmung durch dieses Dikasterium ernannt werden, die er um ihre Meinung fragen kann, wann immer er dies für notwendig erachten sollte.
Hochw. P. Volpi muß alle sechs Monate dieses Dikasterium über seine Arbeit informieren, indem er einen detaillierten schriftlichen Bericht über die getroffenen Entscheidungen, die erzielten Resultate und die Initiativen übermittelt, deren Umsetzung er für das Wohl des Instituts für nützlich halten wird.
Schließlich muß das Institut der Franziskaner der Immakulata sowohl die Unkosten des genannten Kommissars und der eventuell von ihm ernannten Mitarbeiter tragen, als auch die Honorare für ihren Dienst.
Zusätzlich zu dem oben ausgeführten, hat der Heilige Vater Franziskus immer am 3. Juli angeordnet, daß jeder Angehörige der Kongregation der Franziskaner der Immakulata angehalten ist, die Liturgie nach dem ordentlichen Ritus zu zelebrieren und daß, eventuell, der Gebrauch der außerordentlichen Form (Vetus Ordo) ausdrücklich von den zuständigen Stellen für jeden Ordensangehörigen und/oder jede Gemeinschaft genehmigt werden muß, der dies beantragt.
Ungeachtet jeder anderslautenden Bestimmung
gegeben im Vatikan, am 11. Juli 2013
gezeichnet Joao Braz Card. de. Aviz
Präfekt
+ José Rodrà¬guez Carballo, O.F.M.
Erzbischof Sekretär
Das Schreiben des Apostolischen Kommissars an die Brüder und Schwestern des Ordens
Rom, 27. Juli 2013
An die Brüder und an die Bruderschaft
der Kongregation der Franziskaner der Immakulata
Ihre Niederlassungen
FRIEDEN UND HEIL!
Der Heilige Vater Papst Franziskus hat mir die heikle Aufgabe des Apostolischen Kommissars Eurer Kongregation anvertraut. Beiliegend das Dekret der Kongregation für die Institute geweihten Lebens vom 11. Juli 2013.
Obwohl mir die Schwierigkeit dieser Aufgabe bewußt ist, habe ich den Auftrag angenommen, weil es mein Wunsch ist, Euch auf einen Weg der erneuerten Kirchlichkeit zu führen. Um dies mit der Sicherheit tun zu können, den „Wünschen“ des Lehramts zu entsprechen, finde ich nichts Besseres, als einen Auszug einer jüngsten Rede von Papst Franziskus: die Kirchlichkeit ist eine „konstruktive Dimension des geweihten Lebens, eine Dimension, die im Leben kontinuierlich wiederaufgenommen und vertieft werden muß. Eure Berufung ist ein grundlegendes Charisma für den Weg der Kirche, und es ist nicht möglich, daß eine Gottgeweihte und ein Gottgeweihter nicht mit der Kirche „hören“. Ein „Hören“ mit der Kirche, das uns in der Taufe geschaffen hat; ein „Hören“ mit der Kirche, das Ausdruck in der Treue ihrer Kinder zum Lehramt findet, in der Gemeinschaft mit den Hirten und dem Nachfolger des Petrus, des Bischofs von Rom, dem sichtbaren Zeichen der Einheit.
Die Verkündigung und das Zeugnis für das Evangelium sind für jeden Christen nie ein isolierter Akt. Das ist wichtig, die Verkündigung und das Zeugnis des Evangeliums, sind für jeden Christen nie ein isolierter Akt oder der einer Gruppe und kein Evangelisator handelt, wie Paul VI. treffend in Erinnerung rief, „Kraft einer persönlichen Eingebung, aber in Einheit mit der Mission der Kirche und in deren Namen (Esort. Ap. Evangelii nuntiandi, 80) […] Spürt die Verantwortung, die ihr habt in der Sorge um die Formung Eurer Institute in der gesunden Lehre der Kirche, in der Liebe zur Kirche und im kirchlichen Geist“ (Rede des Heiligen Vaters Franziskus an die Teilnehmer der Vollversammlung der Internationalen Union der Ordensoberinnen, 8. Mai 2013).
Ich glaube, einem so klaren und so drängenden Gedanken von Papst Franziskus nichts mehr hinzufügen zu müssen, der sich berechtigterweise um das „sentire cum Ecclesia“ sorgt, weil das geweihte Leben nur damit auf das antworten kann, was die Kirche sich von ihm erwartet und nur auf diese Weise Licht des Evangeliums in der Welt für die Gläubigen wird, damit diese die Wahrheit, die Christus uns offenbart hat, kennenlernen und ihr folgen können.
Im Geist dieser von Unserem Heiligen Vater Franziskus in einem Brief an einen Diener, geforderten Gehorsam, grüße ich Euch brüderlich in Christus.
P. Fidenzio Volpi, o.f.m.cap
Apostolischer Kommissar
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bilder: Messainlatino