
(Rom) Seit heute ist Greg Burke neuer Vatikansprecher. Pater Federico Lombardi SJ, der das Amt seit dem 11. Juli 2006 bekleidet hatte, absolvierte gestern mit dem Abschluß des Weltjugendtages in Krakau seinen letzten Arbeitstag. Wer aber ist Paloma Garcìa Ovejero, die neue stellvertretende Vatikansprecherin?
Der US-Amerikaner Greg Burke war bereits seit vergangenem Dezember Lombardis Stellvertreter. Wie bereits Lombardis Vorgänger, Joaquìn Navarro-Valls, gehört auch Burke dem Opus Dei an.
Neue stellvertretende Vatikansprecherin ist seit heute die Spanierin Paloma Garcìa Ovejero. Gracìa Ovejero war bisher Italien- und Vatikan-Korrespondentin des Grupo COPE eines großen spanischen Medienunternehmens mit eigenem Fernsehsender, Tageszeitung und mehreren Radiosendern. Ein Radiosender kann spanienweit empfangen werden und liegt an Hörerreichweite an zweite Stelle unter Spaniens Radiosendern. In der COPE-Gruppe bestimmt die Spanische Bischofskonferenz, die mit 50 Prozent Mehrheitseigner ist. 20 Prozent wird von einzelnen Diözesen gehalten. Der Rest verteilt sich auf verschiedene Orden, darunter Dominikaner und Jesuiten.
Paloma Garcìa Ovejero war bisher nur einmal aufgefallen. Am 24. Mai 2015 veröffentlichte die argentinische Tageszeitung La Voz del Pueblo ein Interview mit Papst Franziskus. Darin bestätigte das katholische Kirchenoberhaupt nicht nur, daß es täglich die linksliberale Tageszeitung La Repubblica liest, sondern daß das sogar die einzige Tageszeitung ist, die der Papst liest. Wörtlich sagte Franziskus:
„Nein, Nein. Ich lese nur eine Tageszeitung, La Repubblica.“
Die Aussage sorgte in der Medienwelt für beachtliches Aufsehen und führte zu einigen bitterbösen Kommentaren anderer Tageszeitungen. Kurz darauf reagierte Paloma Garcìa Ovejero mit einem Tweet und behauptete, bei der Aussage von Papst Franziskus habe es sich um ein Mißverständnis gehandelt. Der Papst habe La Repubblica gesagt, aber Il Messaggero gemeint.
Wörtlich schrieb Garcìa Ovejero am 29. Mai 2015:
„Wußten Sie, daß…? Der Papst sagte in seinem jüngsten Interview, daß er die Tageszeitung Repubblica liest, in Wirklichkeit wollte er aber sagen Il Messaggero. Es war ein Lapsus!“
Der Hintergrund: Ein eigenes Büro im Vatikan bereitet dem Papst täglich einen umfassenden Pressespiegel vor, der von Franziskus jedoch ebenso regelmäßig unbeachtet bleibt. Der Grund: weil er täglich nur eine Tageszeitung liest, nämlich La Repubblica.

Die Repubblica ist nicht irgendeine Zeitung, sondern das linksliberale Flaggschiff der italienischen Zeitungslandschaft. Gegründet wurde sie von Eugenio Scalfari, dem Doyen des linken Journalismus aus freimaurerischem Haus, mit dem Papst Franziskus seit Sommer 2013 einen ebenso unregelmäßigen wie umstrittenen Kontakt pflegt. Das Ergebnis waren ein Brief und Telefonarufe des Papstes und Interviews, Kolumnen und Leitartikel Scalfaris mit Aussagen, die dieser dem Papst zuschrieb, die aber in offenem Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen, zum Beispiel die „Abschaffung der Sünde“.
Dementiert wurde vom Heiligen Stuhl nichts oder so halbherzig, daß das angebliche Dementi mehr einer Bestätigung ähnelte. Die umstrittenen Interviews wurden offiziell in einem Sammelband des Vatikanverlages in Buchform herausgegeben. Nichts dergleichen ist bezüglich Il Messaggero bekannt.
Die römische Tageszeitung Il Messaggero ist nicht unbedingt katholischer, aber weniger links als La Repubblica. Sie gehört der Familie Caltagirone. Mit einer Tochter des Hauses ist der Ehrenvorsitzende der Christlich Demokratische Internationale, Pierferdinando Casini verheiratet. Der heute 60 Jahre alte Senator gehört seit seinem 28. Lebensjahr ununterbrochen dem italienischen Parlament an.
Papst Franziskus den Messaggero lesen zu lassen, statt die Repubblica, zudem noch als einzige Tageszeitung, ist weniger verfänglich. Der Tweet der damaligen COPE-Korrespondentin war gewissermaßen gut gemeint, wurde aber nicht ernstgenommen. 14 Monate später ist Paloma Garcìa Ovejero stellvertretende Vatikansprecherin.
Wer immer ihr damals die irrige Messaggero/Repubblica-Information zusteckte, hat es jedenfalls auch mit ihr gut gemeint.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Twitter/Telecinco (Screenshots)
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Pierferdinando Casini von seiner eigentlichen Frau Roberta Lubich zivilrechtlich geschieden und mit Azurra Caltagirone demzufolge auch nur zivilrechtlich verheiratet ist. Jedenfalls ist mir über eine kirchliche Nichtigkeitsfeststellung seiner Ehe mit Roberta Lubich nichts bekannt.