(Rom) Während der türkische Staatspräsident Erdogan gegenüber Rußland Entspannung sucht, rasselt er gegenüber dem Vatikan mit dem Säbel und droht mit der Einberufung des türkischen Botschaft beim Heiligen Stuhl.
Für den Tod eines russischen Kampfpiloten, der in Syrien im Einsatz war und „versehentlich“ vom NATO-Land Türkei abgeschossen wurde, entschuldigte sich Erdogan beim russischen Staatspräsidenten Putin. Ankara bemüht sich um Entspannung, um mit Moskau in Sachen Naher Osten und Kurden im Gespräch zu bleiben.
Papst: Drei „große Völkermorde“ im 20. Jahrhundert: an den Armeniern, durch Stalin und durch Hitler
Gegenüber dem Vatikan setzt Erdogan hingegen auf unfreundliche Gesten. Papst Franziskus hatte bei seinem Armenien-Besuch den Völkermord an den christlichen Armeniern auch als solchen bezeichnet. Auf dem Rückflug nach Rom begründete das katholische Kirchenoberhaupt seine Wortwahl mit dem Hinweis, daß in Argentinien immer vom Völkermord an den Armeniern gesprochen worden sei. In der Kathedrale von Buenos Aires gebe es eine Gedenktafel, die daran erinnert.
Er selbst, so Papst Franziskus, habe bereits mehrfach von den „drei großen Völkermorden“ des 20. Jahrhunderts gesprochen. Es habe in der Geschichte eine ganze Reihe von schrecklichen Genoziden gegeben. Die „drei großen Völkermorde des 20. Jahrhunderts“ aber sind der an den Armeniern, der durch Stalin und der durch Hitler.
Die Wortwahl sorgte in der Türkei für erheblichen Unmut. Türkische Staatsvertreter und Medien stellten einen historischen Zusammenhang her und bezeichneten die päpstlichen Worte als Ausdruck einer „Kreuzzugs-Mentalität“. Der stellvertretende türkische Premierminister, der seit Mai amtierende Nurettin Canikli von Erdogans AKP, warf dem Papst „mangelnden Realitätsbezug“ vor.
Vatikansprecher: „Keine Kreuzzugs-Mentalität“

Der Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches mußte in Sachen Völkermord an den Armeniern in jüngster Zeit mehrere Niederlagen einstecken. Der Deutsche Bundestag erklärte unter heftigen türkischen Protesten die Massaker Anfang Juni, 100 Jahre nach den Ereignissen, zum Völkermord.
Einhundert Jahre mußten vergehen, bis die großen Massaker von 1915–1917, die Vertreibungen, Zwangsislamisierungen und der Landraub durch das deutsche Parlament auch als das anerkannt wurden, was sie waren. Ein ganzes Jahrhundert, um beim Namen zu nennen, was die Christen unter türkischer Herrschaft, die Armenier, aber auch die Griechen und die Syrer (Chaldäer und Aramäer) erleiden mußten. Den Christen wurde vor hundert Jahren auch der Großteil ihrer jahrtausendealten Heimat geraubt.
Vatikansprecher Lombardi wies noch am Sonntag die türkische Kritik zurück. Der Papst habe keine „Kreuzzugs-Mentalität“ und er habe auch „nicht als Kreuzritter“ auf die Türkei Bezug genommen. Dem Papst gehe es darum, „Brücken statt Mauern zu bauen“. Seine Absicht sei es, die Fundamente „für Frieden und Versöhnung“ zu legen.
Im April hatte Papst Franziskus erstmals die türkischen Massaker an den Armeniern als Völkermord bezeichnet. Die Türkei leugnet das strikt und behauptet, die christlichen Opferzahlen seien gefälscht. Bereits damals berief die Türkei ihren Botschafter nach Ankara zurück und beschuldigte Papst Franziskus, mit „haltlosen“ Anschuldigungen „Haß“ zu säen.
Ankara beruft Botschafter ein
Wie gestern bekannt wurde, will Ankara in den kommenden Tagen erneut seinen beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaft einberufen. Damit protestiert das Land gegen die päpstliche Wortwahl.
Zugleich wurde bekannt, daß der türkische Außenminister den Apostolischen Nuntius für die Türkei zu sich bestellen wird. Einen solchen gibt es derzeit offiziell aber nicht.
Im vergangenen März designierte Papst Franziskus den aus den USA stammenden vatikanischen Priester und Diplomaten, Paul Fitzpatrick Russell, zum neuen Apostolischen Nuntius für die Türkei und Turkmenistan. Vor drei Wochen wurde Russell in der Kathedrale seiner Heimatdiözese Boston zum Bischof geweiht. Mit der Beauftragung als Nuntius ernannte ihn der Papst auch zum Titularerzbischof pro illa vice des untergegangenen Bischofssitzes von Novi in Dalmatien (Kroatien). Der Nuntius hatte aber noch keine Gelegenheit, Staatspräsident Erdogan sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen und damit die Akkreditierung zu erlangen.
Papst: „Habe den Begriff ‚Völkermord‘ selbst eingefügt“
Der neue Nuntius erlebt seine Amtseinführung unter Spannungen und ist damit auf dem für die Christen harten türkischen Pflaster sogleich gefordert, ohne vorerst selbst aktiv werden zu können. In Ermangelung eines akkreditierten Nuntius wird wahrscheinlich der seit Juli 2015 an der Nuntiatur tätige Gesandte Angelo Accattino vor der türkischen Regierung Rechenschaft ablegen müssen.
1868 hatten der Heiligen Stuhl und die Hohe Pforte offizielle diplomatische Beziehungen aufgenommen, die derzeit einige Belastungen aushalten müssen.
Auf dem Rückflug von Armenien nach Rom gab Papst Franziskus bekannt, daß das Wort „Völkermord“ nicht in der vom vatikanischen Staatssekretariat vorbereiteten Rede enthalten war. Er selbst habe es spontan und aus eigenem Willen eingefügt, denn um Völkermord habe es sich gehandelt.
Die Aussage ist auch deshalb bemerkenswert, weil Papst Franziskus eine aktuellen Anwendung des Begriffs „Völkermord“ auf die blutige Christenverfolgung heute durch Islamisten-Milizen wie den Islamischen Staat (IS) und Boko Haram ablehnt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)
Es gab im 20. Jahrhundert sogar noch weitere Völkermorde:
In VS China, Kambodscha und in Ruanda.
Alles Blut, das zum Himmel schreit! – Die Erde ist durch und durch mit dem Blut unschuldiger Menschen getränkt und trotzdem will das Morden nicht aufhören! HERR wie lange wirst du noch zuschauen?
Diese politisch geschmäcklerische Äußerung war absolut unnötig und unklug. Muss der Mann den über jedes Stöckchen springen, das man ihm hinhält? Wo sind kluge und diplomatisch erfahrene Berater?
Nun, ich halte es schon für richtig, die Dinge beim Namen zu nennen und hier Klartext zu reden:
Mord bleibt Mord und Völkermord bleibt Völkermord!
Wenn man darüber schwiege, würden nur die heutigen und die künftigen Unmenschen zu immer neuen und noch weiteren Schandtaten ermutigt.