(Rom) Der durch die Umarmung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. erhoffte „Frühling“ in den Beziehungen zwischen Rom und Moskau läßt vorerst weiter auf sich warten. Eine harte Presseerklärung des Moskauer Patriarchats, die über Interfax verbreitet wurde, dämpft abrupt entsprechende Hoffnungen.
„Trotz des registrierten Verständnisses zu vielen lebenswichtigen Problemen der Moderne bleiben tiefe Differenzen zwischen den orthodoxen und den katholischen Christen, besonders wegen ihrer Sichtweise der gemeinsamen Geschichte voller tragischer Ereignisse.“
Harte Worte Moskaus in Richtung unierte Ukrainer
Die Erklärung, der diese Worte entstammen, wurde von Metropolit Hilarion von Wolokolamsk unterzeichnet, der für die Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats zuständig ist. Hilarion greift in der Erklärung die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche an und beschuldigt sie, der Stolperstein für den Dialog zwischen Rom und Moskau zu sein.
„Dieser Stein ruiniert ständig die Versuche, einen Dialog aufzubauen, das gegenseitige Verständnis zu stärken und gemeinsame Positionen zu erreichen. Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, wie die Zerstörung von drei orthodoxen Diözesen durch die Uniaten der Westukraine und die Besetzung von Hunderten von Kirchen am Beginn der 90er Jahre, und Ereignisse der ferneren Vergangenheit beweisen es.“
Die Orthodoxen bezeichnen jene Teile der Ostkirche abschätzig als „Uniaten“, die zum Teil seit dem Mittelalter mit Rom uniert sind und den Primat des Papstes anerkennen.
In Kiew sieht man sich bestätigt
Die Moskauer Vorwürfe haben in Kiew wie ein Blitz eingeschlagen. Die griechisch-katholischen Ukrainer sehen sich in ihrer Besorgnis bestätigt. Sie haben grundsätzlich der Kuba-Begegnung von Papst Franziskus mit Moskaus Patriarch im vergangenen Februar begrüßt, gleichzeitig aber heftige Kritik an politischen Aussagen der dort unterzeichneten Gemeinsamen Erklärung geübt. Papst Franziskus mußte einige Anstrengungen unternehmen, um die aufgebrachten Ukrainer einigermaßen zu beruhigen. Erst vor zehn Tagen empfing er eine Delegation unter der Führung von Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk im Vatikan.
Die Moskauer Erklärung kommt daher ziemlich ungelegen, da sie Wasser auf die Mühlen der Kritiker dieser Annäherung ist. Die Ukrainer sehen sich als potentielles Bauernopfer einer Aussöhnung zwischen Rom und Moskau. Mehrere Beobachter äußerten bereits, daß die umstrittenen politischen Passagen der Erklärung von Havanna die Handschrift Moskaus tragen. Die Erklärung von Metropolit Hilarion bestätigte dies.
Der „Außenminister“ der russisch-orthodoxen Kirche betonte gerade jene Punkte der Gemeinsamen Erklärung, wie den „Uniatismus“, die auf katholischer Seite zu teils heftigen Reaktionen führte. Sowohl Rom als auch Moskau hatten das Treffen bis zuletzt dementiert und die den Text der Gemeinsamen Erklärung geheim ausverhandelt. Die ukrainischen Katholiken waren zu keinem Zeitpunkt zu den Vorbereitungen hinzugezogen worden, wie Großerzbischof Schewtschuk beklagte.
Der historische Kontext
Zur Erinnerung: Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine wurde 1946 von Stalin mit einem Federstrich regelrecht ausgelöscht. Unter Mitwirkung oder zumindest wohlwollender Duldung der Orthodoxen wurden alle Kirchen und Gläubigen mit einem Streich Moskau unterstellt. Die Bischöfe, Priester und Gläubigen, die Rom treu blieben, wurden in großer Zahl verfolgt, verhaftet, gefoltert und getötet. Daß trotz der brutalen Verfolgung durch den Sowjetstaat so viele Ukrainer dem Papst bis zum Zusammenbruch des Kommunismus treu blieben, gilt als Ruhmesblatt der griechisch-katholischen Ukrainer. Ein Ruhmesblatt, das Rom einiges Kopfzerbrechen bereitet und keineswegs von allen gerne betont wird. Auch in Rom gibt es eine Fraktion, die Hilarions Meinung über die Unierten weitgehend teilt und in ihnen ein einigermaßen lästiges Hindernis zur angestrebten Annäherung mit Moskau sieht.
Erst die Unabhängigkeit der Ukraine erlaubte den unierten Katholiken aus dem Untergrund herauskommen. Das erklärt ihre bedingungslose Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit. Es erklärt auch, warum dieser Unabhängigkeitswillen in der Westukraine deutlicher ausgeprägt ist als in Teilen der Ostukraine.
Was Metropolit Hilarion beklagt, klingt daher aus ukrainischem Mund ganz anders. Anfang der 90er Jahre habe die mit Rom unierte Kirche der Ukraine lediglich die Kirchen zurückbekommen, die ihr durch Stalin widerrechtlich geraubt worden waren. Die drei orthodoxen Diözesen seien eine Fiktion gewesen, die durch staatlichen Zwang zustande gekommen war. Das betreffende Gebiet wurde und wird von griechisch-katholischen und nicht von russisch-orthodoxen Ukrainern bewohnt.
Verlegung des Großerzbischofssitzes nach Kiew und Unterstützung der autonomen Orthodoxen

Moskau beklagt auch, daß der griechisch-katholische Großerzbischof seinen Sitz von Lemberg nach Kiew verlegte. Darin wird ein unierter Anspruch auf die Ukraine gesehen, während Kiew den Orthodoxen als Wiege der Orthodoxie gilt.
Rom hatte der Verlegung des Sitzes zugestimmt, um dem Drängen der unierten Ukrainer zumindest teilweise entgegenzukommen. Die Erhebung in den Status eines Patriarchats, wie ihn andere mit Rom unierte Ostkirchen haben, wurde von Rom aus Rücksicht auf Moskau bisher verweigert. Papst Franziskus berief Großerzbischof Schewtschuk bisher auch nicht in den Kardinalsstand.
Moskau ist zudem die Missionstätigkeit der griechisch-katholischen Kirche in der Süd- und Ostukraine ein Ärgernis, da dieses Gebiet als historischer russisch-orthodoxer Boden gesehen wird. Nach Moskauer Verständnis hat für die ostkirchlichen Christen in jedem Gebiet nur eine Kirche Existenzberechtigung. Die Unterstützung der unierten Ukrainer für die von Moskau unabhängige ukrainisch-orthodoxe Kirche wird von Moskau als zusätzlicher Nadelstich empfunden. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche ist von der Orthodoxie nicht kanonisch anerkannt und gilt daher als schismatisch.
„Schöne Fotos von der Umarmung in Havanna vergilben im Fotoalbum“
Mit der Gemeinsamen Erklärung von Havanna, von Papst Franziskus unterzeichnet, hält Moskau nun ein Dokument in der Hand, auf das es sich gegenüber den Unierten berufen kann und dies auch tut, wie die Erklärung von Metropolit Hilarion zeigt. Hilarion verweist explizit auf die von Rom mit Unterschrift bestätigte Verurteilung des „Uniatismus“ durch die Havanna-Erklärung.
Der Umstand, daß die Gemeinsame Erklärung von Papst und Patriarch von „Uniatismus“, spricht und nicht von Unierten, wie sich die katholischen Ukrainer selbst bezeichnen, ist für sie keineswegs ein Trost. Ganz im Gegenteil. Daß von Rom und dem Papst ein von den Unierten abgelehnter, abschätzig gegen sie gebrauchter Begriff übernommen wurde, macht das ganze Problem nur um so deutlicher.
In Kiew richten sich Groll und Sorge derzeit gleichermaßen gegen Rom. Der Papst hätte die Ukrainer vor der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung hinzuziehen müssen, anstatt im nachhinein die Bedeutung der Erklärung herunterzuspielen, ist ein weitverbreitete Meinung unter katholischen Ukrainer bis hinauf zur Kirchenspitze. Das Minimieren ihrer Bedeutung funktioniert schon deshalb nicht, weil Moskau energisch auf die Erklärung von Havanna pocht.
Seit der Begegnung auf Kuba versucht der Vatikan informell die Ukrainer damit zu beruhigen, daß Papier „geduldig“ und die Gemeinsame Erklärung faktisch bedeutungslos sei. Ganz anders dazu der Vatikanist Marco Tosatti:
„Die schönen Fotos vergilben im Erinnerungsalbum, aber die unterschriebenen Dokumente bleiben.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Asianews
Ein neuerliches Beispiel für die völlig verfehlte Politik eines völlig verfehlten Pontifikates.
Was würde man wohl von einem Familienvater halten, der Mitglied aller möglichen wohltätigen Vereinigungen wäre, ständig in der Öffentlichkeit für die Armen tätig wäre, jedem, der es hören will oder auch nicht, über die Notwendigkeit, die am Rande der Gesellschaft Befindlichen aufzusuchen, in den Ohren läge – und gleichzeitig seine Frau und seine Kinder nicht nur vernachlässigte, sondern nicht einmal gegen Aggressoren verteidigte? – Das Urteil über einen solchen Familienvater könnte nur lauten, er sei entweder ein Heuchler oder ein Narr.
Man sollte dabei nicht vergessen, daß Bergoglio selbst die „Gemeinsame Erklärung“ entwertete, indem er sie als „nur pastoral“ ohne politische Bewandtnis darstellte. Nun liegt ‑wie früher oder später zu erwarten- die Antwort aus Moskau vor.
Auch hier kann man sagen, Franziskus bringt mit seinen Aktionen nur Unfriede. Dadurch dass er nur auf Aufmerksamkeit und Medien spekuliert und vielleicht dabei das Gebet vergisst, bringt es keine Frucht und keinen Segen.
In der katholischen Kirche kann der Herr aus Argentinien ja (fast)nach Belieben schalten und walten mit seiner teilweise diktatorischen Art, wenns anders nicht geht. In der russischen Orthodoxie trifft er aber auf eine Großkirche, die sich nicht so leicht einlullen läßt und sich vor der katholischen Ablaßhandelskirche des Westens (Ablässe bis zur Gottesleugnung) bestimmt nicht zu erniedrigen braucht.
Da kann er sich noch so winden wie er will, dieser Herr, und Rückzieher machen und den Ukrainern Beruhigungspillen verabreichen: das Kind liegt im Brunnen und ohne eine Kurskorrektur seitens des Ahnungslosen kommt es da nicht mehr heraus. Mit Demutsgefasel und Getue und Schalmeientönen ists da nicht getan. Beide Seiten, Kiew und Moskau, lassen sich nicht für ein schales Linsengericht auf dem Altar des Ökumenismus verkaufen.
Sogar von den kleinen Waldensern in Turin erhielt er eine Absage für seine Anbiederungen.
Im 20. Jahrhundert hat die vatikanische Ostpolitik zu einem x‑fachen Verrat an den Griechisch-Katholischen Ukrainern (und anderen Katholiken des byzantinischen Ritus) geführt. Mit Abscheu blickt man darauf, wie Paul VI. mit Kardinal Slipyj umgegangen ist.
Zuletzt kam 1993 mit der infamen Erklärung von Balamand eine Verurteilung des Uniatismus als Proselytismus (oder wie die Phrasen lauten) durch Rom und Moskau! Das muß man sich einmal vor Augen führen: Rom distanzierte sich von eigenen, heroisch treuen Gläubigen!
Das Problem reicht also sehr tief.
Man kann aber auch der ukrainischen Hierarchie den Vorwurf nicht ersparen, daß sie allzu schnell auf die „Euro-Maidan“-Euphorie aufgesprungen ist. Die Bischöfe sind allzu schnell vor der EU-Flagge angetreten. Die Ukrainisch-Katholische Universtität Lemberg, die ich durchaus aus eigenem Erleben kenne, hat sich sehr rasch westlich-liberalen und relativistischen Einflüssen geöffnet.
An der Wiener St. Barbara – Kirche der Ukrainier hängt ein Filmplakat im Schaukasten: Der Film stellt die Maidan-Ereignisse dar. Zur Vorführung laden die US-Botschaft und die ukrainische Botschaft in Wien gemeinsam ein. Man kann sich vorstellen, wie „objektiv“ dieser Film sein wird.
Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken und das Problem heißt Papst Franziskus. Hätte er eine vernünftige Politik mit den Unierten UND mit Rußland gemacht, hätte er Fatima umgesetzt und hätte er seine doktrinären Bocksprünge unterlassen, würde die Situation zwischen Rom, Moskau und Kiew jetzt ganz anders aussehen.
Dem kann ich leider nur zustimmen. Vielleicht war Berdoglio auch gar nicht so recht bewußt, was er da wieder fabriziert. Man könnte eben auch den Eindruck haben, dass er von den katholischen Ostkirchen nichts weiß oder sie nicht realisiert.
Dieses Pontifikat schadet nur.