Sixtinische Kapelle: Altar mit dem Jüngsten Gericht
Giuseppe De Carli: Benedikt XVI. hat die Messe in der Sixtinischen Kapelle mit dem Rücken zum Volk zelebriert. Wer hat ihm das vorgeschlagen?
Benedikt XVI., Sixtinische Kapelle (2011)
Msgr. Guido Marini: Das habe ich ihm vorgeschlagen. Die Sixtinischen Kapelle ist eine Schatztruhe. Es schien unangemessen, die Schönheit zu verfälschen, indem man eine künstliche, falsche Bühne errichtet. Im ordentlichen Ritus ist dieses Zelebrieren „mit dem Rücken zum Volk“ eine vorgesehene Form. Ich betone jedoch: man kehrt den Gläubigen nicht den Rücken zu, vielmehr wenden sich Zelebrant und Gläubige dem einzigen Punkt zu, der zählt, und das ist der Gekreuzigte.
Interview von Giuseppe De Carli (RAI) mit Msgr. Guido Marini, 28. Dezember 2008
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18 Kommentare
Nein, man wendet sich als Priester mit der Gemeinde Richtung Osten, dem wiederkehrenden Herrn entgegen, bzw. dem im Tabernakel des Hochaltars gegenwärtigen Herrn zu. Kruzifixe gibt es in den meisten Kirchen viele, dazu braucht man nicht mit „dem Rücken zum Volk“ zu stehen.
danke!Der Zelebrans tritt vor das Volk und für das Volk vor den Herrn. Die Gebetesrichtung versus Deum bezw versus orientem ist dem synagogalen Gottesdienst ebenso zueigen wie der Orthodoxie-auch ev, luth.Gemeinden hatten bezw haben das noch zum Teil.Dass in St. Peter in Rom das nicht ist hat zum Grund, dass dies hier gewissermassen als das Zentrum(stellvertretend für das himmlische Jesusalem) der Kirche gesehen wird.Auf der Reichenau, sowie in einigen alten Domkirchen gibt es noch diese Anordnung, dass auf beide Weisen-die übliche versus orientem und more Jerusalem der Gottesdienst gefeiert werden konnte.
im übrigen hervorragend und weiter durch @defendor kommentiert.auch dort grosses Lob!
In seinem Büchlein „Zum Altare Gottes will ich treten“ plädiert auch Pater Martin Ramm von der Petrus-Bruderschaft eindrücklich für die gemeinsame Gebetsrichtung versus Dominum:
-
„Die gemeinsame Gebetsrichtung von Priester und Volk ist ein schönes und starkes Zeichen der Einheit.
Es wäre ein Missverständnis, anzunehmen, Einheit sei nur dort, wo man einander anschaut.
Eine viel stärkere Einheit entsteht, wenn man ein gemeinsames Ziel vor Augen hat und in eine Richtung schaut.
Es geht ja in der hl. Messe gar nicht darum, dem Priester zuzuschauen und noch viel weniger, ihn anzuschauen, sondern der Priester gleicht dem Hirten, der seiner Herde vorangeht dem Herrn entgegen.
[.…]
Es ist bedeutsam, dass man gerade im Moment der Wandlung das Gesicht des Priesters nicht sieht.
So wird der objektive Charakter der Liturgie betont, denn der Priester am Altar handelt in persona Christi.
Er ist nur Stellvertreter, denn der einzige und eigentliche Priester des Neuen Bundes ist Christus selbst.
Für die Gläubigen wird es so viel leichter, von der Person des zelebrierenden Priesters abzusehen, um zum ewigen Hohenpriester aufzusehen.
Große Vorzüge hat die traditionelle Zelebrationsrichtung schließlich auch für den zelebrierenden Priester selbst.
Muss er es nicht als befreiend empfinden, im heiligsten Moment der Messe nicht angeschaut zu werden, sondern in trauter Intimität gleichsam mit Gott ‚allein‘ zu sein?
So ähnelt er dem Moses auf dem Berg Sinai:
„Moses aber soll allein zum Herrn herantreten, die anderen dürfen nicht herantreten, und das Volk soll nicht mit ihm hinaufsteigen!“ (Ex 24, 2)
Ohne Zweifel wird der Zelebrant sehr viel leichter zu einer innigen Anteilnahme am Opfer Christi gelangen, wenn man ihm bei dessen Vollzug nicht ins Gesicht schaut.“
-
Mit dem Gesicht zum Herrn, zu Jesus im Hl.Tabernakel, ist die legitime Richtung des Zelebranten. Das drückt aus, das Gottesvolk versammelt sich mit dem Priester zur Anbetung und zum Darbringen des Opfers, wobei der Priester der Vermittler und Vertreter des Gottesvolkes ist. Anders bei dem Volksaltar, wo der Priester in der Mitte der Gemeinde steht und eine leitende Funktion hat, wobei der Tabernakel abseits und oft nicht sichtbar aufgestellt ist und scheinbar keine Funktion hat. Denn der Progressist will immer frisches Brot, das heißt der Kommunizierende legt eine ungeweihte Hostie in eine Schale, die von den Messdienern zum Altar gebracht wird. So gibt es dann keine Notwendigkeit für einen Tabernakel und es gibt in dem Zusammenhang auch keine Kniebeuge beim Betreten der Kirche.
MEINE Erfahrung: wenn man etwa 30 mal die alte Messe besucht hat, kann man NIE MEHR in den NOM gehen! Auch wenn dieser in Latein und Ad Orientem zelebriert werden sollte. Und bei einer Mitgläubigen aus meinem marianischen Gebetskreis trat dieser Effekt schon nach dem ALLERERSTEN Besuch ein!
So denke ich auch, der Priester ist Hirte, stellvertretend fuer Christus, ein Hirte geht vorneweg nicht rueckwaerts und er hat bei der Zelebration auch nicht den Ruecken zum Volk sondern das Antlitz Richtung Christi.
Mich aergert dieser boese Passus unsgemein, weil er vorgaukelt, Volkskirche Volk Volk Volk.….., Nein die hl. Messe ist die unblutige Wiedereinsetzung des Kreuzesopfers Jesu Christi, gestiftet am Gruendonnerstag, daher geht es einzig und allein um Christus, er ist der Fokus der Messe, der Welt des Alls, der Schluessel zu Allem.
Daher werfen wir den Schrott der „Liturgiereform“ weg und seien wir dankbar kommen ZU DUERFEN, Gott laesst sich herab, nicht wir.
Aber diese Denke muss sich erst wieder durchsetzen, sie ist uns tragischerweise von sog. Theologen und Klerikern ausgetrieben worden.
Umkehren, im wahrsten Sinne des Wortes !
Eigentlich schade, dass Guido Marini das Benedikt XVI vorschlagen musste und das ästhetische Gründe den Auschlag gaben. Natürlich wendet sich die neue-alte Zelebrationsrichtung nicht gegen das Volk, was zeigt, wie weit sogar der „konservative“ Marini vom theologischen Verständnis der Messe weit entfernt ist.
Es kursierte unter dem Traditionalisten das Gerücht, dass Benedikt privat im Alten Ritus feiert, was wohl nicht stimmt. Aber er hat nachweislich im Alten Ritus in der Abtei Fontgombault zelebriert, was mir der Mönch, der ihm ministrierte, erzählt hat. Dennoch vergaß Kard. Ratzinger etwas, was dafür sprach, dass er keine Routine darin hatte.
Wie auch immer, seine Bücher über Liturgie sind weit vom Traditionalismus und Präzision entfernt. Vielleicht hätte mehr Tridentinische Messe sein Pontifikat gerettet. Denn diese Messe ist eine niemal versiegende, geistliche Kraftquelle.
Werter @Tradition und Glaube, Benedikt XVI. wurde 1951 zum Priester geweiht und ist also vollständig im alten Ritus „sozialisiert“. Damals war die liturgische Ausbildung der Priesteranwärter und der spätere liturgische Vollzug derart prägend, dass man die Zelebration der Riten (ähnlich wie das Autofahren) vollständig verinnerlicht hatte. (Noch heute bemerkt man bei der Zelebration der tridentinischen Messe Unterschiede, je nachdem, ob ein Priester vor 1965 oder nach 1965 geweiht wurde.) Was Sie schreiben, ist also wenig wahrscheinlich. Kardinal Ratzinger, daran sei an dieser Stelle erinnert, war übrigens der erste ranghohe Vertreter der Nachkonzilskirche, der in Weimar öffentlich den alten Ritus zelebriert hat.
@ hicesthodie
Sie argumentieren a priori, ich a posteriori und empirisch. Ich hatte wirklich in Fontgombault eine Klosterführung mitgemacht und unser Führer hat uns wirklich erzählt, dass Kardinal Ratzinger bei seinem Besuch im Alten Ritus eine missa privata zelebriert, er ihm ministiert habe und Kard. Ratzinger habe etwas übersehen, ich glaube es war das zweite Confiteor oder etwas Kleines, worauf ihn dieser Mönch und Pater aufmerksam gemacht habe. Dass Kard. Ratzinger in Fontgombaut war, lässt sich nachprüfen, http://www.ccwatershed.org/blog/2014/jul/22/pictures-cardinal-ratzinger-latin-mass/, dass er außer den anderen Messen eine privata zelebriert habe, ist mehr als wahrscheinlich und dass man etwas, was man nicht täglich macht, mit der Zeit vergißt, ist ja auch möglich. Die Alte Messe ist für den Zelebranten wirklich sehr aufwendig und besteht aus sehr vielen Details, so ist es möglich etwas zu übersehen.
Es ist nichts Weltbewegendes, aber dennoch wahr.
Ergänzung: Auch ich halte die Begründung: „zum Kreuz hin zu zelebrieren“ für vollkommen unzureichend. Benedikt hatte mit dieser Begründung vorsichtig versucht, sozusagen in einem ersten Schritt, die liturgische Anordnung der Gerätschaften auf dem NOM-Altar wieder mehr den tridentinischen Vorgaben anzupassen, also Kreuz in der Mitte ‑zwischen Gemeinde und Celebrans -, Leuchter links und rechts davon jeweils in gleicher Anzahl. Konsequent aber wäre nur der 2. Schritt: Priester und Gemeinde in einer Richtung zum Altar hin und zwar aus o. g. Gründen. Letzteres hat Ratzinger aber in seinem „Vom Geist der Liturgie“ und in diversen Seewald-Interview-Büchern ebenfalls angemahnt. Die Umsetzung unter den Bugnini-Sozialisierten bedarf allerdings pastoraler Klugheit. 😉
Lieber @Adrien Antoine, Lieber @Tradition und Glaube, ich wollte mit meiner Einlassung keineswegs den Fakt des Ratzingerschen Besuchs in Fontgombault (Ratzinger erwähnt dieses ihn überwältigende Empfinden übrigens in einem seiner Gesprächsbücher) oder auch die von T&G erwähnte Erzählung des Mönchs in Abrede stellen, sondern lediglich den durch den Beitrag von T&G – vielleicht nur bei mir(!) – entstandenen Eindruck begegnen, Ratzinger könne den tridentinischen Ritus nicht fehlerfrei zelebrieren.
Wenn es sich bei dem „Stolperer“ um das zweite Confiteor gehandelt haben sollte, so wäre dies sogar verständlich, denn es war bereits vor der Liturgiereform fakultativ und wird auch heute bspw. bei den Conventmessen der FSSP nicht gebetet (wenn ich es richtig in Erinnerung habe).
Mich schmerzt allerdings, wenn ich bei tridentinischen Messen beobachten muss, dass vieles von den alten Rubriken nicht bewusst vollzogen bzw. eingehalten oder viele tief vom Glauben und der Liebe zum Herrn geprägte, früher überall übliche Handlungsabläufe nicht mehr gepflegt oder einfach nicht mehr gewusst werden.
Als illustrierendes Beispiel mag hier die Regel dienen, in welcher Reihenfolge die Kerzen in einer Kirche zu entzünden und auszulöschen sind. Diese wird kaum mehr eingehalten. Vielerorts ist auch die Regel der linnenen Altarbedeckung, die Benutzung von Kerzen aus reinem Wachs oder das Auslegen liturgischer Kleidung und die strenge Einhaltung des silentium religiosum in Sakristei und Kirche aus der „Mode“ gekommen. Hinter all diesen vermeintlichen „Kleinigkeiten“ aber verbarg sich eine tiefe Liebe zum, resp. ein hohes Bewusstsein über den Sinn und Gehalt des liturgischen Geschehens.
Vielleicht sollte man das Zeremonienbüchlein von Umberg einmal neu auflegen. 😉
Lieber @Tradition und Glauben,
Ich freue mich sehr daß Sie hier nach http://www.ccwatershed.org referieren.
Eine äusserst verdienstvolle Initiative und eine kirchenmusikalische Goldgrube.
Wie einmal jemand nach vielen dürren Jahren nach dem Konzil sagte:
„Wir holen uns zurück was uns gehöert/ worauf wir immer Anrecht hatten“.
Möchte nur anmerken, dass bei Fernsehübertragungen von Messfeiern, die im „außerordentlichen Ritus“ zelebriert werden (z.B. auf KTV) von der Kamera während des Kanons gern seitlich auf den Priester gehalten wird, nicht selten in Nahaufnahme, so dass der Blickwinkel des Zuschauers auf Details gerichtet ist, die ihm sonst nur im „ordentlichen Ritus“ vor Augen sind. Auf diese Weise führt man ‑vermutlich ohne sich dessen bewusst zu sein – viel von dem, was die alte Messform gegenüber der neuen Messe ausmacht, ad absurdum.
Die ausschließliche perspektivische Ausrichtung auf einen „Versus-Dominum-Blickwinkel“ wäre auch für den Fernsehzuschauer die angemessene Variante, abgesehen von der Tatsache, dass selbst bei Live-Übertragungen meines Erachtens keine Realpräsenz Jesu Christi dem Fernsehzuschauer gegenüber stattfindet, insofern Live-Übertragungen von Hl. Messen ohnehin keine zu grosse Bedeutung beigemessen werden sollte. Eine schlichte werktägliche Frühmesse im kleinen Bauerndorf real mitzufeiern ist von unendlich höherem Wert für das Seelenheil als vor dem Fernseher die Konsekration der Hostie während einer Liveübertragung einer Papstmesse mit hunderttausend Gläubigen am Petersplatz mitzuverfolgen.
@Otto
Die Messfeiern, die auf KTV zelebriert werden, erfolgen nicht im „außerordentlichen Ritus“, sondern im „ordentlichen Ritus“, wenn auch „zum Kreuz hin“. Daher sind die seitlichen Kameraeinstellungen, welche die heilige Handlung wie im „ordentlichen Ritus“ vor Augen führen, nur konsequent.
Ich finde, Sie urteilen zu hart über den Wert von Live-Übertragung en von heiligen Messen, @Otto.
Für viele kranke, alte und gehbehinderte Menschen sind sie ein wahrer Segen.
Als Ergänzung: Bei K‑TV werden die Messen meistens (!) im novus ordo zelebriert, jedoch normalerweise 1 bis 2x pro Woche im außerordentlichen Ritus, von Pater Kaufmann von der Petrusbruderschaft.
Nachtrag: Sonntags überträgt K‑TV am Morgen regelmäßig sowohl eine „alte“ Messfeier als auch eine Messe im erneuerten Ritus, meistens aus Wigratzbad.
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Nein, man wendet sich als Priester mit der Gemeinde Richtung Osten, dem wiederkehrenden Herrn entgegen, bzw. dem im Tabernakel des Hochaltars gegenwärtigen Herrn zu. Kruzifixe gibt es in den meisten Kirchen viele, dazu braucht man nicht mit „dem Rücken zum Volk“ zu stehen.
danke!Der Zelebrans tritt vor das Volk und für das Volk vor den Herrn. Die Gebetesrichtung versus Deum bezw versus orientem ist dem synagogalen Gottesdienst ebenso zueigen wie der Orthodoxie-auch ev, luth.Gemeinden hatten bezw haben das noch zum Teil.Dass in St. Peter in Rom das nicht ist hat zum Grund, dass dies hier gewissermassen als das Zentrum(stellvertretend für das himmlische Jesusalem) der Kirche gesehen wird.Auf der Reichenau, sowie in einigen alten Domkirchen gibt es noch diese Anordnung, dass auf beide Weisen-die übliche versus orientem und more Jerusalem der Gottesdienst gefeiert werden konnte.
im übrigen hervorragend und weiter durch @defendor kommentiert.auch dort grosses Lob!
In seinem Büchlein „Zum Altare Gottes will ich treten“ plädiert auch Pater Martin Ramm von der Petrus-Bruderschaft eindrücklich für die gemeinsame Gebetsrichtung versus Dominum:
-
„Die gemeinsame Gebetsrichtung von Priester und Volk ist ein schönes und starkes Zeichen der Einheit.
Es wäre ein Missverständnis, anzunehmen, Einheit sei nur dort, wo man einander anschaut.
Eine viel stärkere Einheit entsteht, wenn man ein gemeinsames Ziel vor Augen hat und in eine Richtung schaut.
Es geht ja in der hl. Messe gar nicht darum, dem Priester zuzuschauen und noch viel weniger, ihn anzuschauen, sondern der Priester gleicht dem Hirten, der seiner Herde vorangeht dem Herrn entgegen.
[.…]
Es ist bedeutsam, dass man gerade im Moment der Wandlung das Gesicht des Priesters nicht sieht.
So wird der objektive Charakter der Liturgie betont, denn der Priester am Altar handelt in persona Christi.
Er ist nur Stellvertreter, denn der einzige und eigentliche Priester des Neuen Bundes ist Christus selbst.
Für die Gläubigen wird es so viel leichter, von der Person des zelebrierenden Priesters abzusehen, um zum ewigen Hohenpriester aufzusehen.
Große Vorzüge hat die traditionelle Zelebrationsrichtung schließlich auch für den zelebrierenden Priester selbst.
Muss er es nicht als befreiend empfinden, im heiligsten Moment der Messe nicht angeschaut zu werden, sondern in trauter Intimität gleichsam mit Gott ‚allein‘ zu sein?
So ähnelt er dem Moses auf dem Berg Sinai:
„Moses aber soll allein zum Herrn herantreten, die anderen dürfen nicht herantreten, und das Volk soll nicht mit ihm hinaufsteigen!“ (Ex 24, 2)
Ohne Zweifel wird der Zelebrant sehr viel leichter zu einer innigen Anteilnahme am Opfer Christi gelangen, wenn man ihm bei dessen Vollzug nicht ins Gesicht schaut.“
-
Mit dem Gesicht zum Herrn, zu Jesus im Hl.Tabernakel, ist die legitime Richtung des Zelebranten. Das drückt aus, das Gottesvolk versammelt sich mit dem Priester zur Anbetung und zum Darbringen des Opfers, wobei der Priester der Vermittler und Vertreter des Gottesvolkes ist. Anders bei dem Volksaltar, wo der Priester in der Mitte der Gemeinde steht und eine leitende Funktion hat, wobei der Tabernakel abseits und oft nicht sichtbar aufgestellt ist und scheinbar keine Funktion hat. Denn der Progressist will immer frisches Brot, das heißt der Kommunizierende legt eine ungeweihte Hostie in eine Schale, die von den Messdienern zum Altar gebracht wird. So gibt es dann keine Notwendigkeit für einen Tabernakel und es gibt in dem Zusammenhang auch keine Kniebeuge beim Betreten der Kirche.
MEINE Erfahrung: wenn man etwa 30 mal die alte Messe besucht hat, kann man NIE MEHR in den NOM gehen! Auch wenn dieser in Latein und Ad Orientem zelebriert werden sollte. Und bei einer Mitgläubigen aus meinem marianischen Gebetskreis trat dieser Effekt schon nach dem ALLERERSTEN Besuch ein!
So denke ich auch, der Priester ist Hirte, stellvertretend fuer Christus, ein Hirte geht vorneweg nicht rueckwaerts und er hat bei der Zelebration auch nicht den Ruecken zum Volk sondern das Antlitz Richtung Christi.
Mich aergert dieser boese Passus unsgemein, weil er vorgaukelt, Volkskirche Volk Volk Volk.….., Nein die hl. Messe ist die unblutige Wiedereinsetzung des Kreuzesopfers Jesu Christi, gestiftet am Gruendonnerstag, daher geht es einzig und allein um Christus, er ist der Fokus der Messe, der Welt des Alls, der Schluessel zu Allem.
Daher werfen wir den Schrott der „Liturgiereform“ weg und seien wir dankbar kommen ZU DUERFEN, Gott laesst sich herab, nicht wir.
Aber diese Denke muss sich erst wieder durchsetzen, sie ist uns tragischerweise von sog. Theologen und Klerikern ausgetrieben worden.
Umkehren, im wahrsten Sinne des Wortes !
Eigentlich schade, dass Guido Marini das Benedikt XVI vorschlagen musste und das ästhetische Gründe den Auschlag gaben. Natürlich wendet sich die neue-alte Zelebrationsrichtung nicht gegen das Volk, was zeigt, wie weit sogar der „konservative“ Marini vom theologischen Verständnis der Messe weit entfernt ist.
Es kursierte unter dem Traditionalisten das Gerücht, dass Benedikt privat im Alten Ritus feiert, was wohl nicht stimmt. Aber er hat nachweislich im Alten Ritus in der Abtei Fontgombault zelebriert, was mir der Mönch, der ihm ministrierte, erzählt hat. Dennoch vergaß Kard. Ratzinger etwas, was dafür sprach, dass er keine Routine darin hatte.
Wie auch immer, seine Bücher über Liturgie sind weit vom Traditionalismus und Präzision entfernt. Vielleicht hätte mehr Tridentinische Messe sein Pontifikat gerettet. Denn diese Messe ist eine niemal versiegende, geistliche Kraftquelle.
Werter @Tradition und Glaube, Benedikt XVI. wurde 1951 zum Priester geweiht und ist also vollständig im alten Ritus „sozialisiert“. Damals war die liturgische Ausbildung der Priesteranwärter und der spätere liturgische Vollzug derart prägend, dass man die Zelebration der Riten (ähnlich wie das Autofahren) vollständig verinnerlicht hatte. (Noch heute bemerkt man bei der Zelebration der tridentinischen Messe Unterschiede, je nachdem, ob ein Priester vor 1965 oder nach 1965 geweiht wurde.) Was Sie schreiben, ist also wenig wahrscheinlich. Kardinal Ratzinger, daran sei an dieser Stelle erinnert, war übrigens der erste ranghohe Vertreter der Nachkonzilskirche, der in Weimar öffentlich den alten Ritus zelebriert hat.
@ hicesthodie
Sie argumentieren a priori, ich a posteriori und empirisch. Ich hatte wirklich in Fontgombault eine Klosterführung mitgemacht und unser Führer hat uns wirklich erzählt, dass Kardinal Ratzinger bei seinem Besuch im Alten Ritus eine missa privata zelebriert, er ihm ministiert habe und Kard. Ratzinger habe etwas übersehen, ich glaube es war das zweite Confiteor oder etwas Kleines, worauf ihn dieser Mönch und Pater aufmerksam gemacht habe. Dass Kard. Ratzinger in Fontgombaut war, lässt sich nachprüfen, http://www.ccwatershed.org/blog/2014/jul/22/pictures-cardinal-ratzinger-latin-mass/, dass er außer den anderen Messen eine privata zelebriert habe, ist mehr als wahrscheinlich und dass man etwas, was man nicht täglich macht, mit der Zeit vergißt, ist ja auch möglich. Die Alte Messe ist für den Zelebranten wirklich sehr aufwendig und besteht aus sehr vielen Details, so ist es möglich etwas zu übersehen.
Es ist nichts Weltbewegendes, aber dennoch wahr.
Ergänzung: Auch ich halte die Begründung: „zum Kreuz hin zu zelebrieren“ für vollkommen unzureichend. Benedikt hatte mit dieser Begründung vorsichtig versucht, sozusagen in einem ersten Schritt, die liturgische Anordnung der Gerätschaften auf dem NOM-Altar wieder mehr den tridentinischen Vorgaben anzupassen, also Kreuz in der Mitte ‑zwischen Gemeinde und Celebrans -, Leuchter links und rechts davon jeweils in gleicher Anzahl. Konsequent aber wäre nur der 2. Schritt: Priester und Gemeinde in einer Richtung zum Altar hin und zwar aus o. g. Gründen. Letzteres hat Ratzinger aber in seinem „Vom Geist der Liturgie“ und in diversen Seewald-Interview-Büchern ebenfalls angemahnt. Die Umsetzung unter den Bugnini-Sozialisierten bedarf allerdings pastoraler Klugheit. 😉
Sehr geehrter @hicesthodie,
Der geehrter @Tradition und Glauben hat recht.
Bei einer der liturgischen Konferenzen in der Abtei Fontgombault (nach meinem Gedächtnis im Sommer 2001) war Kard. Ratzinger anwesend und hield auch ein Referat.
Er wohnte auch die Laudes bei und sah in Anschluß wie die Priestermönche jeder an seinem kleinen Altar eine stille Messe feierte; dieser Anblick in der sonnendurchflutete Abteikirche, die Stille, ddas geballte Gebet löste bei Kard. Ratzinger hinterher die Reaktion aus: „„Hier spürt man in der Tat den Geist der Kirche“.
Die traditionsfreundliche Abtei Fontgombault wurde erst 1988 nach 21 Jahren Quarantäne via „De ecclesia afflicta“ vom Vatikan erkannt.
Die Abtei „Le Barroux“, von EB Msgr. Lefebvre großzügig unterstützt und stark finanziell geholfen, trat erst später in voller Einheit mit Rom;
Dabei hat Rom sich sowohl finanziell-ökonomisch als auch durch Titelgabe besonders freigebig gezeigt.
Die Abneigung auf die Alte Liturgie saß (und sitzt) bei den Modernisten äussert tief:
Msgr. André Léonard , damals Bischof v. Namur, las 2005 coram publico eine tridentinische Messe bei einem Eucharistischen Kongress in Kanada (Toronto)- notabene um 07.00 morgens und bei starker Kälte, womit die Zahl der Meßgänger doch überschaubar blieb und der lokale Bischof nicht zu viel Schwierigkeiten bekäme.
Die Kurse der Priesterbroederschaft ST. Johannes Cantius in Chicago für Priester zur Alten Tridentinischen Meßliturgie kennen übrigens einen gewaltigen Erfolg.
Die Tradition blüht- viel mehr und viel breiter als ich je erhofft habe; und gerade im Ausland gibt es sehr große und lebendige Kerne.
Lieber @Adrien Antoine, Lieber @Tradition und Glaube, ich wollte mit meiner Einlassung keineswegs den Fakt des Ratzingerschen Besuchs in Fontgombault (Ratzinger erwähnt dieses ihn überwältigende Empfinden übrigens in einem seiner Gesprächsbücher) oder auch die von T&G erwähnte Erzählung des Mönchs in Abrede stellen, sondern lediglich den durch den Beitrag von T&G – vielleicht nur bei mir(!) – entstandenen Eindruck begegnen, Ratzinger könne den tridentinischen Ritus nicht fehlerfrei zelebrieren.
Wenn es sich bei dem „Stolperer“ um das zweite Confiteor gehandelt haben sollte, so wäre dies sogar verständlich, denn es war bereits vor der Liturgiereform fakultativ und wird auch heute bspw. bei den Conventmessen der FSSP nicht gebetet (wenn ich es richtig in Erinnerung habe).
Mich schmerzt allerdings, wenn ich bei tridentinischen Messen beobachten muss, dass vieles von den alten Rubriken nicht bewusst vollzogen bzw. eingehalten oder viele tief vom Glauben und der Liebe zum Herrn geprägte, früher überall übliche Handlungsabläufe nicht mehr gepflegt oder einfach nicht mehr gewusst werden.
Als illustrierendes Beispiel mag hier die Regel dienen, in welcher Reihenfolge die Kerzen in einer Kirche zu entzünden und auszulöschen sind. Diese wird kaum mehr eingehalten. Vielerorts ist auch die Regel der linnenen Altarbedeckung, die Benutzung von Kerzen aus reinem Wachs oder das Auslegen liturgischer Kleidung und die strenge Einhaltung des silentium religiosum in Sakristei und Kirche aus der „Mode“ gekommen. Hinter all diesen vermeintlichen „Kleinigkeiten“ aber verbarg sich eine tiefe Liebe zum, resp. ein hohes Bewusstsein über den Sinn und Gehalt des liturgischen Geschehens.
Vielleicht sollte man das Zeremonienbüchlein von Umberg einmal neu auflegen. 😉
Lieber @Tradition und Glauben,
Ich freue mich sehr daß Sie hier nach http://www.ccwatershed.org referieren.
Eine äusserst verdienstvolle Initiative und eine kirchenmusikalische Goldgrube.
Wie einmal jemand nach vielen dürren Jahren nach dem Konzil sagte:
„Wir holen uns zurück was uns gehöert/ worauf wir immer Anrecht hatten“.
Möchte nur anmerken, dass bei Fernsehübertragungen von Messfeiern, die im „außerordentlichen Ritus“ zelebriert werden (z.B. auf KTV) von der Kamera während des Kanons gern seitlich auf den Priester gehalten wird, nicht selten in Nahaufnahme, so dass der Blickwinkel des Zuschauers auf Details gerichtet ist, die ihm sonst nur im „ordentlichen Ritus“ vor Augen sind. Auf diese Weise führt man ‑vermutlich ohne sich dessen bewusst zu sein – viel von dem, was die alte Messform gegenüber der neuen Messe ausmacht, ad absurdum.
Die ausschließliche perspektivische Ausrichtung auf einen „Versus-Dominum-Blickwinkel“ wäre auch für den Fernsehzuschauer die angemessene Variante, abgesehen von der Tatsache, dass selbst bei Live-Übertragungen meines Erachtens keine Realpräsenz Jesu Christi dem Fernsehzuschauer gegenüber stattfindet, insofern Live-Übertragungen von Hl. Messen ohnehin keine zu grosse Bedeutung beigemessen werden sollte. Eine schlichte werktägliche Frühmesse im kleinen Bauerndorf real mitzufeiern ist von unendlich höherem Wert für das Seelenheil als vor dem Fernseher die Konsekration der Hostie während einer Liveübertragung einer Papstmesse mit hunderttausend Gläubigen am Petersplatz mitzuverfolgen.
@Otto
Die Messfeiern, die auf KTV zelebriert werden, erfolgen nicht im „außerordentlichen Ritus“, sondern im „ordentlichen Ritus“, wenn auch „zum Kreuz hin“. Daher sind die seitlichen Kameraeinstellungen, welche die heilige Handlung wie im „ordentlichen Ritus“ vor Augen führen, nur konsequent.
Ich finde, Sie urteilen zu hart über den Wert von Live-Übertragung en von heiligen Messen, @Otto.
Für viele kranke, alte und gehbehinderte Menschen sind sie ein wahrer Segen.
Als Ergänzung: Bei K‑TV werden die Messen meistens (!) im novus ordo zelebriert, jedoch normalerweise 1 bis 2x pro Woche im außerordentlichen Ritus, von Pater Kaufmann von der Petrusbruderschaft.
Nachtrag: Sonntags überträgt K‑TV am Morgen regelmäßig sowohl eine „alte“ Messfeier als auch eine Messe im erneuerten Ritus, meistens aus Wigratzbad.