
von Roberto de Mattei*
Am 23. Februar 2016 fand in Mailand die „laizistische Bestattung“ des Schriftstellers Umberto Eco statt, der am 19. Februar im Alter von 84 Jahren gestorben ist. Eco war eines der schlimmsten Produkte der Turiner und der italienischen Kultur des 20. Jahrhunderts. Seine Turiner Herkunft ist zu betonen, weil Piemont im 19. Jahrhundert eine Schmiede großer Heiliger war, im 20. Jahrhundert aber auch zahlreicher laizistischer und antikatholischer Intellektueller.
Die „Turiner Schule“, von Augusto Del Noce gut beschrieben, wechselte unter dem Einfluß von Antonio Gramsci (1891–1937) und Piero Gobetti (1901–1925) vom Idealismus zur marxistischen Aufklärung. Dabei behielt sie stets ihr immanentistisches und antikatholisches Wesen bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg übte diese kulturelle Richtung eine so starke Hegemonie aus, daß sie sogar Katholiken anzuziehen vermochte, und das nicht wenige.
Umberto Eco, 1932 in Alessandria geboren, hatte im Alter von 16 Jahren bereits eine Leitungsfunktion in der Katholischen Aktion seiner Heimatdiözese inne. Wie er selbst erzählte, war er nicht nur Aktivist, sondern „Gläubiger mit täglichem Kommunionempfang“. Er nahm am Wahlkampf von 1948 [1]1948 fanden die ersten Parlamentswahlen der Nachkriegszeit statt, dabei ging es um die Richtungsentscheidung zwischen einem christdemokratisch oder einem kommunistisch geführten Italien und damit um … Continue reading teil, klebte Plakate und verteilte antikommunistische Flugblätter. Er arbeitete dann mit dem nationalen Vorstand der Katholischen Aktion in Rom zusammen, während er an der Universität Turin studierte. 1954 promovierte er mit einer Arbeit über die Ästhetik bei Thomas von Aquin. Im selben Jahr gab er den katholischen Glauben auf. Seine Arbeit wurde 1956 unter dem Titel „Das ästhetische Problem beim heiligen Thomas“ veröffentlicht und ist sein einziges Buch, das zu lesen, sich lohnt.

Wie kam es zu seiner Apostasie? Mit Sicherheit läßt sich sagen, daß sie überlegt, überzeugt und endgültig war. Mit spöttischem Unterton sagte Eco, er habe den Glauben durch das Lesen des heiligen Thomas von Aquin verloren. Den Glauben verliert man aber nicht, sondern lehnt ihn ab. Am Ursprung seiner Entfernung von der Wahrheit steht daher nicht der heilige Thomas, sondern der philosophische Nominalismus, der eine dekadente und deformierte Interpretation der thomistischen Lehre ist. Eco blieb bis zuletzt ein radikaler Nominalist, für den es keine universalen Wahrheiten gab, sondern nur Namen, Zeichen und Konventionen. Wilhelm von Ockham (um 1288–1347), der Vater des Nominalismus, ist in William von Baskerville dargestellt, der Hauptfigur seines berühmtesten Romans „Der Name der Rose“ (1980, deutsche Übersetzung 1982), der mit einem nominalistischen Motto endet: „Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus“.
Das Wesen der Rose (wie jeder Sache) reduziert sich auf einen Namen; wir haben nur Namen, einen Anschein, Illusionen, aber keine Wahrheit und keine Gewißheit. Eine andere Figur des Romans, Adson von Melk, behauptet: „Gott ist ein lautes Nichts“. Alles ist letztlich nur ein Spiel, ein Tanz auf dem Nichts. Dieses Konzept ist dasselbe, das einem anderen philosophischen Roman Ecos zugrundeliegt: „Das Foucaultsche Pendel“ (1988, deutsche Übersetzung 1989). Hinter der Metapher des Pendels steht ein Gott, der im Nichts aufgeht, im Bösen, dem absoluten Dunkel.

Das wirkliche Pendel im Denken Ecos war in Wirklichkeit das Schwanken zwischen dem absoluten Rationalismus der Aufklärer und dem Irrationalismus des Okkultismus, der Kabbala, der Gnosis, die er zwar bekämpfte, von denen er aber gleichzeitig auf morbide Weise angezogen wurde. Wenn der Nominalismus die Realität ihrer Bedeutung entleert, dann ist das unvermeidliche Ergebnis der Fall ins Irrationale. Um dem zu entrinnen, bleibt nichts als der absolute Skeptizismus. Wenn Norberto Bobbio (1909–2004) die neokantische Version der Turiner Aufklärung des 20. Jahrhunderts darstellt, verkörpert Umberto Eco die neolibertine. Einer seiner letzten Romane, „Der Friedhof von Prag“ (2010, deutsche Übersetzung 2011), ist die implizite Apologie dieses moralischen Zynismus, der zwangsläufig auf das Fehlen des Wahren und des Guten folgt.
Auf den mehr als 500 Seiten des Buches findet sich weder ein einziger idealer Impetus noch irgendeine Figur, die von Liebe oder Idealismus angetrieben wird. „Der Haß ist die wahre Urleidenschaft. Die Liebe ist eine anomale Situation“, läßt Eco Ratschkowski, eine der Hauptfiguren sagen. [2]Matthias Matussek schrieb im Spiegel 40/2011 v. 1.10.2011: „Was für eine Oper des Hasses“ […]. Ein Libretto aus Gift und Galle, aus Hass auf alles, was sich bewegt […]. Wir sitzen sogar beim … Continue reading Trotz der verachtenswerten Figuren und dem kriminellen Geschehen fehlt den Seiten jene tragische Note, die allein ein literarisches Werk groß machen kann.
Der sarkastische Ton ist der einer Komödie, in der sich der Autor über alle und jeden lustig macht, weil das einzige, an das er wirklich glaubt, die filets de barbue sauce hollandaise sind, die man im Lapérouse am Quai des Grands-Augustin bekommt, die écrevisses bordelaises oder die mousses de Volailles im Café Anglais der Rue Gramont und die filets de poularde piqués aux truffes im Le Rocher de Cancale der Rue Montorgueil. Das Essen ist die einzige Sache, die im Roman triumphiert und ständig von der Hauptfigur zelebriert wird, die gesteht: „Die Küche hat mich immer mehr befriedigt als der Sex. Vielleicht ein Fingerabdruck, den mir die Priester hinterlassen haben.“ Nicht zufällig wurde Eco 1992 mit einer kolossalen Magenverstimmung in ein Krankenhaus eingeliefert und dem Tode nahe von den Ärzten schon fast aufgegeben.

Eco war technisch gesehen ein großer Jongleur, weil er alle zum Narren hielt: seine Leser, seine Kritiker und vor allem die Katholiken, die ihn fast als eine Art Orakel zu ihren Tagungen einluden. Als wäre es ein Spiel, richtete er 1974 anläßlich des italienischen Referendums über die Scheidung aus den Spalten des Wochenmagazins Espresso einen Aufruf an die Scheidungsverfechter zu einer intelligenteren Ausrichtung ihrer Propagandakampagne mit den Worten:
„Die Kampagne für das Referendum sollte frei von theoretischen Aussagen, rücksichtslos und direkt sein, und auf einen kurzfristigen Effekt abzielen. Vorwiegend auf ein Publikum ausgerichtet, das leichte Beute für emotionale Anstöße ist, sollte sie ein positives Bild der Scheidung verkaufen, das die emotiven Appelle der Gegenseite genau auf den Kopf stellt… Die Themen dieser ‚Verkaufs‘-Kampagne sollten sein: die Scheidung tut der Familie gut, die Scheidung tut den Frauen gut, die Scheidung tut den Kindern gut… Seit Jahren erleben die italienischen Werbestrategen ihr Identitätsdrama: gebildet und informiert, sehen sie sich als Gegenstand einer soziologischen Kritik, das sie als treue Diener der konsumorientierten Macht ausweist… Sie versuchen kostenlose Kampagnen für mehr Grün und Blutspenden, fühlen sich aber von den großen Fragen ihrer Zeit ausgeschlossen und dazu verdammt, Seifen zu verkaufen. Die Schlacht für das Referendum wird der Prüfstein sein für die Ehrlichkeit der so oft geäußerten, angeblichen zivilgesellschaftlichen Ambitionen sein. Es genügt, daß eine Gruppe von sachkundigen, dynamischen, rücksichtslosen, demokratischen Werbeagenturen sich koordiniert und kostendeckend arbeitet, um eine Kampagne dieser Art zu unterstützen. Es genügen ein Telefonrundruf, zwei Versammlungen, ein Monat intensiver Arbeit. Ein Tabu in wenigen Monaten zu zerstören, ist eine Herausforderung, die jedem Werbefachmann, der seinen Beruf liebt, das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen sollte…“.
Das Tabu, das es zu zerstören galt, war die Familie, die für einen Relativisten wie ihn, keinerlei Existenzberechtigung hatte. Die Zerstörung der Familie ging nach 1974 etappenweise weiter. Eco hat sie mit Genugtuung begleitet. Sein Abgang erfolgte im unmittelbaren Vorfeld der Anerkennung homosexueller Verbindungen, die das Endergebnis der Einführung der Scheidung vor 40 Jahren bildet. Die natürliche Familie wird durch die unnatürliche ersetzt.
Der Relativismus feiert seinen scheinbaren Triumph. Umberto Eco trug kräftig zu diesem Werk der Schändung der natürlichen und christlichen Ordnung bei. Er wird sich aber nicht so sehr für das viele Schlechte, das er getan hat, verantworten müssen, sondern für das Gute, das er tun hätte können, wenn er sich der Wahrheit nicht mit Absicht verweigert hätte. Was nützt es, 40 Ehrendoktorate zu bekommen und 30 Millionen Exemplare allein von einem Buch (Der Name der Rose) zu verkaufen, wenn man damit nicht die ewige Glückseligkeit erwirbt? Der junge Aktivist der Katholischen Aktion hätte in diesem Europa, das heute Missionsland ist, ein heiliger Franz von Sales sein können. Er aber nahm die Worte nicht auf, die der heilige Ignatius zum heiligen Franz Xaver sagte, und die Gott in jedem christlichen Herz erklingen läßt: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet?“ (Lk 9,25).
*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschienen: Vicario di Cristo. Il primato di Pietro tra normalità ed eccezione (Stellvertreter Christi. Der Primat des Petrus zwischen Normalität und Ausnahme), Verona 2013; in deutscher Übersetzung zuletzt: Das Zweite Vatikanische Konzil – eine bislang ungeschriebene Geschichte, Ruppichteroth 2011.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana/europeanfoundations (Screenshot)
-
↑1 | 1948 fanden die ersten Parlamentswahlen der Nachkriegszeit statt, dabei ging es um die Richtungsentscheidung zwischen einem christdemokratisch oder einem kommunistisch geführten Italien und damit um die Zugehörigkeit zu einem von Washington geführten westlichen oder einem von Moskau geführten östlichen Bündnis, Anm. Katholisches.info |
---|---|
↑2 | Matthias Matussek schrieb im Spiegel 40/2011 v. 1.10.2011: „Was für eine Oper des Hasses“ […]. Ein Libretto aus Gift und Galle, aus Hass auf alles, was sich bewegt […]. Wir sitzen sogar beim softpornografischen Humbug einer schwarzen Messe in der ersten Reihe […].“ |
Herzlichen Dank an Herrn de Mattei und seinen Übersetzer für diese sorgfältige und kompetente Analyse. Was mich sehr erschüttert hat, ist diese fatale Entwicklung eines strahlenden, gläubigen, hochbegabten Menschen: civitas plena divitiis – Stadt voller Reichtümer. Erinnert mich diesbezüglich an H.Himmler, der nach seiner Enttarnung vor seinem Suizid von amerikanischen Journalisten gefragt: „Welches war der schönste Tag ihres Lebens?“ antwortete: „der Tag meiner Erstkommunion“. Oder ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit: ein grandioser Naturarzt – ein Genius, den selbst Schulmediziner konsultierten, der jahrelang im Kirchenchor gesungen hat und mit vielen Geistlichen befreundet war – verfügte nach seinem Tode dürfe keine religiöse Zeremonie gehalten werden. Was auch geschah. Die Dinge lassen mich weinen. Da denke ich an die Absolutionsformel der gallikanischen Liturgie: conservet et confirmet in omni opere bono et perducat ad vitam aeternam – der Herr bestärke und bewahre dich in jedem guten Werke! Leider umgekehrt: Kardinal Martini und alle die den vorlauten subtilen Spötter hofierten, haben grosse Verantwortung, ebenso die vielen Lobhudeleien von allen Seiten her. Das Durchhalten im Glauben ist eine unschätzbare Gnade, die nicht genug ersehnt und erfleht werden kann. Beten wir für unsere armen Seelen – besonders die meine (so glaube ich, müssen wir alle sprechen), damit wir nicht als unbussfertig das Ziel verfehlen.
Ich weiß nicht so recht, ob man über einen Verstorbenen so hart richten sollte, auch wenn er vielleicht etwas „kirchenkritisch“ war. Als Linguistin mit entsprechenden romanischen Sprachkenntnissen kannte ich Eco vor dem „Namen der Rose“ nur als Semiotiker. Fachlich war er kein Genie, aber nicht schlecht, ein Nominalist eben. Nominalismus ist in der Semantik aber eine legitime Arbeitshypothese, die sicherlich besser zu vertreten ist, als der sogenannte „Realismus“ der Wortbedeutungen. Das hat auch erst einmal gar nichts mit den gleichnamigen Hypothesen der Epistemologie zu tun! Den „Namen der Rose“ habe ich an jemanden verschenkt, der gerne Krimis las, weil ich meinte, man könnte doch mal die literarischen Ambitionen eines Fachkollegen unterstützen. Der Herr, dem ich das Buch geschenkt hatte, war begeistert. Ich selbst habe das Buch erst im dritten oder vierten Anlauf geschafft, weil ich noch nie einen Hang zur „Fantasy-Literatur“ hatte. „Die Insel des vorherigen Tages“ habe ich geschenkt bekommen und aus Anstand angelesen. Das Exemplar ist im Zuge eines Umzugs aus meiner Bibliothek ausgemustert worden. Das Einzige, was ich mit Eco in Zukunft verbinden werde, ist sein Bonmot, dass er eben lieber einen Roman geschrieben hätte, anstatt wie andere Männer seines Alters mit einer kubanischen Tänzerin abzuhauen, um der Langeweile zu entfliehen. „Immanent“ gesehen, hat das was für sich gehabt. Alles andere, was dann folgte, haben wir der modernen Tendenz zum Medien-Hype zu verdanken. Dafür kann Eco aber persönlich gar nichts. Mich hat die Nachricht von seinem Tod nur daran erinnert, dass auch ich inzwischen ebenfalls dreißig Jahre älter bin und meine Lebenszeit auch unwiderruflich abläuft.
Es geht in solchen Nachrufen mehr darum, dass kein falsches Bild eines berühmten Verstorbenen bleibt. Oft genug werden Menschen verehrt, die ein allzu weltliches Leben lebten und eigentlich der Öffentlichkeit keinen Gewinn im Sinne des katholischen Glaubens brachten.
@ dhmg
De mortuis nihil nisi bene…
Kritik auf der sachebene sollte daher Kritik an den Werken, nicht an der Person bleiben!
@dhmg
Ich meine, wer das falsche Bild der Medien über eine Person kritiklos übernimmt, dem ist auch durch solche Nachrufe wenig geholfen. Wir sollten uns weniger mit fremden Sünden beschäftigen, als mit unserer eigenen Versuchlichkeit.
Ich schätze Herrn Prof. de Mattei als Historiker aber dieser Beitrag klingt doch eher, wie wenn er neidisch darauf wäre, dass er als treuer Katholik im Schatten solcher weltlichen Wissenschaftler wie Eco für die Öffentlichkeit eher unsichtbar ist. Schade.
T. de Ahumada:
Woher soll jemand, der seine bis dahin positiven Eindrücke über eine berühmte Person aus den Medien übernimmt, anderweitige Informationen beziehen, wenn nicht durch solche Artikel wie diesem hier?
Ich zum Beispiel habe ‚Der Name der Rose‘(für mich eher ein Schauer-Roman) mit Ehrfurcht gelesen, bin aber enttäuscht zu erfahren, dass Umberto Eco ab 1956 in Wahrheit Atheist war.
Es ist für mich auch etwas die Frage, was Außenstehende von der katholischen Kirche halten sollen, wenn diese von getauften Katholiken öffentlichkeitswirksam als zwielichtig und mittelalterlich dargestellt wird, oder wie in einem anderen Artikel, der Eindruck erweckt wird, als wären Randgeschichten in der katholischen Kirche wichtiger, als die Glaubenslehre selbst.
Ich habe übrigens ‚Der Name der Rose‘ nun aus meinem Bücherregal entfernt. Da sollen nämlich nur sinnvolle, katholische Bücher oder Sachbücher drinstehen.
Ich habe von Eco natürlich „Der Name der Rose“ gelesen, „Das Foucault’sche Pendel“ habe ich angefangen und dann aus Langeweile weggelegt. Und dann las ich diesen Diskussionsband „Woran glaubt, wer nicht glaubt?“ Das war keineswegs feindselig gegen den Glauben, wie ich mich erinnere…
Alles andere, auch die semiotischen Veröffentlichungen, habe ich nicht gelesen.
Hat de Mattei sie gelesen, wenn er behauptet, das alles sei nicht lesenswert?
Wohl kaum.
Und das ist schon Punkt 1 der Untergriffigkeit.
Bei aller berechtigten Kritik an Eco, aber in dem Artikel sind Aussagen, die gehen zu weit, sind einfach nur unmöglich:
1. Woher will den de Mattei wissen, ob Eco einen echten Glauben abgelehnt bzw. verloren hat? Bloß weil der junge Mann bei der „Katholischen Aktion“ politisch agitiert hat (ist man da schon ein glühender Gläubger?!)?
2. Folglich kann de Mattei auch nicht wissen, ob Eco den Glauben regelrecht „aufgegeben“ hat – eben weil wir nicht wissen, welcher Natur das war, was ihn bewogen hatte, politisch katholisch zu agitieren.
3. Es ist eines Katholiken nicht würdig, einen anderen Menschen als „eines der schlimmsten Produkte (der Turiner Schule)“ zu bezeichnen. Ein Mensch ist nie ein „Produkt“! Auch nicht der Ungläubige. Das ist für mich zum Gruseln – Jesus hat für seine schlimmsten Feinde gebetet! Und für uns gilt: „Liebt eure Feinde!“, „Segnet die euch fluchen!“…
Aber bitte – das ist eben dieser Stil, an dem sich entlarvt, wo einer steht. Das fromme Blabla nützt nämlich genauso wenig wie das „die gnaze Welt gwinnen“.
4. Ob Eco wirklich nur einem plumpen „Nominalismus“ folgt, wie de Mattei kurz mal behauptet, müsste man anhand der semiotischen Schriften prüfen. Der mittelalterliche Universalienstreit war ein ontologischer Streit. Die Semiotik dürfte hier einen eher zeichentheoretischen Streit führen. Und die Frage ist, wie diese beiden Debatten verknüpft werden können bzw. wie Eco sie verknüpft.
5. Okhams Unterscheidung zwischen ontologischen Aussagen und logischen Begriffen, eine Kritik an Thomas, mag Eco beeinflusst haben. Man müsste sich das Thema wirklich genau vornehmen, bevor man hier das tut, was alleine „plump“ zu nennen wäre: vorschnell zu urteilen.
Möge Gott dem Verstorbenen gerecht werden – unsere Sache ist es nicht.
Zeitschnur@: Ach so – „Liebet eure Feinde“… Wenn Morgen die Horden von „Flüchtlingen“ vor Ihrer Tür stehen und sie aufbrechen oder einer von Ihren Bekannten von diesem Mob belästigt wird, würden Sie dann diese „lieben“?. Mein Gott Walter! Warum sind Sie so defaitistisch? Und im übrigen, ob das Jesus diese Worte so gesagt hat,ist nicht bewiesen. Es ist doch eher so, dass Jesus Worte erst nachträglich von Theologen in den Mund gelegt wurden,die er so nie gesagt hat!(Prof. Gerd Lüdemann). Denn jetzt gilt es die geballte Faust zu erheben und wie in der Vergangenheit so oft zu den Waffen zu greifen. Ungeheuer gross ist die Gefahr für die Völker Europas angesichts dieser Invasion fremder Volksmassen!!
@Leone
Falls Sie der aktuellste Stand interessiert, ein sehr empfehlenswertes Buch:
Klaus Berger: Die Bibelfälscher. Wie wir um die Wahrheit betrogen werden.
http://www.amazon.de/Die-Bibelf%C3%A4lscher-Wahrheit-betrogen-werden/dp/3629021859
Alles Gute
@ Leone
Wo ist eigentlich bei Ihnen die theologische Linie – einerseits tun Sie kathol-tradimäßig mit Zähnen und Klauen, und andererseits glauben Sie den evangelischen, und auch unter sehr vielen Evangelischen für häretisch gehaltenen Thesen Lüdemanns, der sich selbst inzwischen ausdrücklich nicht mehr als Christ bezeichnet?!
@ Leone zum zweiten Teil
Ja, wenn Jesus sagt, wir sollen unsere Feinde lieben, dann will ich das tun.
Ob es mir immer gelingt, steht auf einem andern Blatt – wem fällt das schon leicht, Feinde zu lieben, denen, die einen hassen, trotzdem Gutes zu tun? Mir nicht, aber ich will es trotzdem, weil Jesus es so vorgelebt hat und uns aufgetragen hat.
Ja, das will ich, auch wenn es mir schwerfällt.
@ Leone
Wie Zeitschnur bereits schrieb, sind Lüdemanns Aussagen und Schriften bezüglich biblischer Aussagen vollumfänglich zu kritisieren.
Nicht nur, dass er sich nicht mehr als Christ bezeichnet, auch seine Aussagen und Schriften sind durchgehend unchristliche Phrasen.
Seine Aussagen sind Spekulationen ohne jede geschichtliche oder logische Grundlage (z.B. Ablehnen der Jungfrauengeburt, „weil er sie sich lediglich nicht vorstellen kann“ u.ä.).
Wenn Sie sich mal näher mit seinen Aussagen befassen, werden Sie, wenn Sie wirklich ehrlich an Wahrheit interessiert sind, selbst schnell merken, dass nichts, was er 2000 Jahre später anführt und philosophiert, glaubwürdig ist oder Substanz hat.
Bevor Sie solche Sichtweisen für sich übernehmen, sollten Sie wirklich sehr genau prüfen, ob Bibelkritik wirkliche Substanz liefert. Ich habe geprüft und kann daher sagen, dass es keine Bibelkritik gibt, die sich nach Prüfung bis jetzt als richtig erwiesen hat oder die meinen bibl. Glauben negativ beeinflussen konnte.
Die biblisch geforderte Nächstenliebe wie auch Liebe zu Gott, die uns vor Hass bewahrt, ist auch Teil der 10 Gebote und zieht sich wie der Rettungsweg durch den Messias vom verlorenen bis zum wiedererlangten Paradies und ew. Leben wie ein roter Faden durch die gesamte Bibel und ist daher wichtigster Teil des katholischen Glaubens.
Für unsere Feinde oder Verfolger zu beten, ist auch unter schwierigsten Voraussetzungen möglich und bedeutet das Maximum an christl. Liebe, zumal nur Gott selbst in der Lage ist, die Decke von ihren Augen zu nehmen. Trotzdem können wir Feinde kritisieren und über sie aufklären oder uns verteidigen, wenn dies notwendig ist. Auch das gehört zur christl. Liebe.
Sonst stimme ich Ihnen zu, dass davon auszugehen ist, dass der Islam keinesfalls so harmlos ist, wie es sich manch naiv Gutgläubige vorstellen können, zumal das muslim. Ziel aufgrund der muslim Schriften ist, die Machtübernahme der ungläubigen Welt zu forcieren.
Bis sie die Mehrheit bilden (oder bis sie mehrheitlich Gruppen bilden), sollen sie sich still verhalten. Anschließend hat die Übernahme zu erfolgen. Wir sind für sie lediglich ungläubige Sklaven und Untermenschen, was sie uns verschweigen dürfen, weil Allah laut Koran der größte Listenschmied ist, dem sie hierbei nachfolgen sollen.
Es ist ratsam aufzuklären, auch wenn die Vorstellungskraft naiver Mitbürger diese muslim. Intrigen nicht begreift. Auch das ist tätige Liebe.
Lediglich Hass gegenüber Muslimen, insofern wir nicht glauben können, dass Gott sie dort herausziehen kann, ist lieblos und unbiblisch.
@ Leone
Am Wort Gottes zweifeln ist der Anfang vom Ende – falls da überhaupt etwas war, was zu Ende gehen kann. Viel zu wenig bedacht als eine wesentliche Ursache der zeitgenössischen Kirchenkrise ist die Bibelkritik. Sie zerfrisst die fundamentalen Glaubenswahrheiten und tötet die Beziehung zu Jesus Christus, den sie durch ihre „wissenschaftlich“ ersonnene Trennung zwischen einem historisch angeblich nicht fassbaren Jesus und einem Christus des Glaubens zu einer unglaubhaften Fiktion werden lässt. Schmeißen Sie Ihre bibelkritischen Bestseller in den Ofen oder in die grüne Tonne und lesen Sie mit offenem Herzen und demütigem Sinn die Bibel. Am Anfang kann das dröge sein, aber wenn Sie zu einem Glauben an den Herrn Jesus Christus kommen, ist die Bibel ein Land, wo Milch und Honig fließt.
Man darf wohl sagen, daß die Mehrzahl von Ministranten oder anderswie im Dienst der Kirche stehenden Kinder und Jugendlichen der Kirche für immer den Rücken gekehrt hat. Da ist doch etwas schief gelaufen. Nur was?
Vielleicht fehlte noch die innere Reife und dann genügte ein kleiner Anlaß und man orientiert sich um. War die Kirche der unmittelbaren Nachkriegszeit zu klerikal-istisch gewesen? Und kann das nicht einer der Gründe für ein Konzil gewesen sein?
So oder ähnlich kanns Umberto Eco gegangen sein. Er möge in Gott den Frieden finden.
Auch für Kirchenmitglieder scheint der Glaube eher ein Geschenk zu sein,man erwirbt ihn offenbar nicht automatisch mit der Taufe oder einer Mitgliedschaft.
Der eiserne Besen kehrt in den letzten Jahrzehnten besonders heftig wie es scheint.
Einige „Weisheiten“ von Umberto Eco:
-
„Lachen tötet die Furcht und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer keine Furcht mehr vor dem Teufel hat, braucht keinen Gott mehr dann können wir auch über Gott lachen.“
Das Ende der Zeiten ist nicht das Ende der Zeit. Sie und ich, wir müssen sterben, vielleicht auch die Menschheit (wenn die Sonne erlischt) und wahrscheinlich auch die uns bekannten Galaxien. Aber all das bedeutet nicht, daß das Universum verschwinden wird. Das ist für mich die positive Bedeutung der Botschaft der Apokalypse auch für diejenigen, die nicht gläubig sind: Es wird immer neue Himmel und neue Erden geben.
Das Lachen vertreibt dem Bauern ein paar Momente die Angst.
Doch das Gesetz verschafft sich Geltung mit Hilfe der Angst, deren wahrer Name Gottesfurcht ist.
Der jüdische Messianismus (die Erwartung von irgend etwas oder irgend jemandem, der noch kommen soll und das Schicksal Israels verändern wird) hat das christliche Denken dazu gebracht, die Geschichte zu erfinden.
In den alten Mythologien gibt es keinen Zeitpfeil.
Der Ruhm vieler Propheten beruht auf dem schlechten Gedächtnis der Zuhörer.“
-
Das beantwortet ein wenig die Frage, welcher Natur der Glaube des jungen Eco war: ein erpresster „Glaube“, der nicht auf Liebe, sondern Panik beruhte.
Ich gebe ihm natürlich nicht recht in der Zuspitzung, dass der Glaube überflüssig werde, wenn man keine existenzielle Angst mehr habe.
Aber diese Zuspitzung führt uns gerade gespenstisch vor Augen, mit Hilfe welcher Mittel die Kirche vielfach Menschen zum Glauben gedrängt hat, den sie weder hatten, noch verstanden noch freiwillig je angenommen hätten.
Es ist ein Armutszeugnis für die Hierarchie, wenn ein Mensch sich so äußert wie Eco. Dieser Mann hat niemals etwas erfahren von einem echten, tiefen Glauben!
Das ist tragisch und traurig, aber einseitige Schuldzuweisungen und diese herablassende Beurteilung wie de Mattei sie vornimmt sind unangemessen, vielleicht sogar selbst sündhaft.
@defendor
Ecos Zitate zeigen, wie falsche unsauber definierte Fragestellungen als Anfangsbedingungen zu falschen Ideologien führen.
Ungerechtfertigte lediglich phantasierte Bibelkritik, falsch verstandene Deutungen physikalischer Thesen mit Wegrationalisierung der göttlichen Allmacht usw. usw. führen halt dazu, dass anschließend über den Glauben und Glaubensinhalte inhaltsleer philosophiert und gespottet wird.
Die letzten Jahrzehnte haben durch falsch interpretierte Wissenschaftstheorien Massen von Ungläubigen produziert.
Darüber hinaus, hat Glaubenskritik in allen Medien Methode, auch wenn meist subtile unterschwellige Botschaften kaum bemerkbar sind.
Aus meinem Umfeld ergibt sich die Antwort, dass die meisten Menschen nicht gelernt haben, ihre sexuellen Triebe zu beherrschen und mit dem Aufkommen der Anti-Baby-Pille 1961 dieses auch für unnötig hielten. Weil sie ihr triebbestimmtes Leben nicht ändern wollen, lehnen sie den Glauben ab.
Abtötung des Sündenbewußtseins, um es sich „leichter“ zu machen. Daher ist es gedanklich nachvollziehbar, daß fast alle Ablehner Gottes wütend werden, wenn vom Glauben an Jesus Christus die Rede ist, weil sie ihre selbst gebastelte Ideologie mit Krallen zu verteidigen versuchen.
Normalerweise versöhnt man sich im Angesicht des Todes. Das hat Eco nicht getan. Sonst hätte er ein christliches Begräbnis gewählt.
Unter Linken und Kapitalisten st es populär aus der Kirche auszutreten, wer einmal die Gelegenheit hat Kirchenbücher zu lesen und dabei die Leute kennt, wird das bestätigen. Vielleicht hat auch der Datenschutz etwas mit der Anonymisierung der Menschen zu tun um sie den Globalisten zum Fraß vorzuwerfen! Die Neue Weltordnung! Das macht nicht Gott ärmer sondern die Menschen!
Das wissen wir doch gar nicht, was in den letzten Momenten in ihm vor sich ging!
Immer noch ist Jesus der Herr und der einzige, der die Herzen ganz kennt!
Hätte Piero Gobetti tatsächlich nur von 1910 bis 1925 gelebt, so wäre er nur 14 oder 15 Jahre alt geworden. Die richtigen Jahresdaten lauten 1901 bis 1926.
Danke für den Hinweis.
Der Nominalismus, also kein Atheismus, aber ein völliges Entziehen des Gottesbegriffes, von Umberto Eco scheint mit seinem wichtigsten Universitätslehrer Luigi Pareyson zusammenzuhängen. Der zweite bekannteste Schüler Pareysons, der Philosoph Gianni Vattimo, Jahrgangs- und Studienkollege und Freund Ecos, wurde auch nicht Atheist, lehnt aber jede konkrete Bedeutung von Kirche und Christentum ab. Vom radikalen Liberalen wurde er zum Marxisten. Pareyson (+ 1991) gilt als Katholik, er war Schüler von Jaspers und arbeitete vor allem über Heidegger und Schelling.
Ich bin Herrn de Mattei sosehr dankbar, dass ich diese Dinge in einer überzeugenden klaren Analyse wahrnehmen kann.Denn in den Medien die uns zugänglich sind wird dieser spezielle Dichter übers Mass gelobhudelt.Niemand traut sich das kritisch zu hinterfragen.Was mich furchtbar geschmerzt hat ist der offensichtliche Abfall von der hl. Kirche.Mit dem Zutun all seiner applaudierenden Zeitgenossen.Das ist für den einfachen Gläubigen skandalös und verwerflich-er wird durch die virtus purgativa fidei vor solch groben Irrtümern gewarnt und bewahrt(und mögen sie noch sosehr spöttisch ins Lächerliche gezogen sein).über den Gnadenzustand Eccos kann niemand urteilen (so oder so)-meine tiefste Sehnsucht ist, dass auch solche Menschenkinder gerettet werden.Mir gibt das Fatimagebet sehr viel “ führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit ammeisten bedürfen“.Mögen doch, bevor der Engel des Todes kommt diesen Seelen Reue und Umkehr zuteil werden.Diese Dinge sind ernst.Das hat der hervorragende Artikel Matteis eindrücklich aufgezeigt.Gläubig und kompetent. voller Gottesliebe und Liebe zur hl. Kirche.Solche Arbeit darf nie sophistisch zerrissen werden und wird dankbar rezipiert.
Sehr geehrte @Hedi Züger,
Herzlichen Dank für diesen authentischen Kommentar.
Umberto Eco wusste sehr wohl, wie das Mittelalter wirklich war, doch hat er es in seinem (künstlich konstruierten) Bestseller „Der Name der Rose“ auf „intellektuell In“ getunt; kein Ruhmesblatt, und Eco selber hasste den Roman später (wie könnte es auch anders sein).
Als junger Autor konnte er entscheiden, der Wahrheit treu zu bleiben – oder eben Erfolg zu haben. Nachdem er die Wahrheit verraten hatte, hat sie dann auch ihn verlassen…
Er schien einer jener Gattung zu sein, die meinen, dass das einzig intelligente Verhalten „Ewiger Zweifel“ ist (was aber in Wirklichkeit natürlich nur versteckter Hochmut ist).
Verstehe dieses Argument nicht – ein Roman ist doch immer Fiktion und nicht die Wahrheit?! Und wer schreibt denn vor, dass ein Roman, der in einer andern Zeit spielt, „wahr“ sein muss?! Zeigen Sie mir einfach mal einen solchen „wahren“ Roman?!
Ob jemand beim Glauben bleibt oder abfällt ist tatsächlich jedermanns Privatangelegenheit.
Aber „wehe denen,die zum Abfall verführen“ und Herr Eco mit seinen Büchern gehörte zu denjenigen.
Was natürlich in der Stunde des Todes passiert,weiß keiner von uns.
Auch Napoleon soll,nach Anna Maria Taigi, mit Gott versöhnt als guter Katholik gestorben sein.
Ich vermute,das hat er u.a.seiner Mutter zu verdanken,die eine gläubige Frau geblieben war.
Frage wäre hier jedoch, wer oder was Eco zum Abfall verführt hat, wenn er denn je wirklich gläubig war. Die Dinge geschehen ja nicht im luftleeren Raum nach Art einer simplen Gleichung.
Wenn Sie glauben, dass er andere verführt hat, müssen Sie annehmen, dass auch er von andern verführt wurde.
Ich fühle mich auf dem Terrain wirklich überfordert! Wir wissen doch aus der Schrift, dass es beim Jüngsten Gericht Überraschungen geben wird und vieles ans Tageslicht kommen wird, was wir nicht ahnten und der Herr v.a. vieles anders beurteilen wird als wir.
Müssen wir denn den Menschen Eco verurteilen und richten, als gäbe es keinen ewigen Richter? Genügt es nicht, seine Texte kritisch zu analysieren?
Warum diese Vermischung?
Wenn wir die Kette,wer wen verführte zurückverfolgen wollen, landen wir am Ende der Kette sicher bei Adam und Eva und der Geschichte mit dem Apfel,die Ur-Verführungsgeschichte,sozusagen.
„Sollte Gott gesagt haben“,nicht wahr!?
Passt somit auf alle Verführten und Verführer.
Sie müssen unterscheiden lernen zwischen Feststellungen und Verurteilungen,das ist ein großer Unterschied.
Und „richten“ gar ist ein großes Wort,das ich mir nicht mal traue auszusprechen.
Ja, Sie vielleicht nicht, @ Stella, aber Sie drehen mir doch etwas das Wort im Munde herum… vielleicht haben Sie den Text de Matteis gelesen und gewisse Kommentatorinnen hier, die sich aufspielen und über die Person richten und für meine Begriffe den Mund ziemlich weit aufreißen darin, ja fast eine gewisse Häme erkennen lassen, als wären sie selbst keine irrenden Sünder… darauf bezog ich mich!
Was mir an dem Artikel so auffällt… Da steht: „Im selben Jahr [d.h. 1954, 22-jährig] gab er den katholischen Glauben auf.“ Dieser Punkt wird leider nicht ausgeführt. Dabei ist er der Dreh- und Angelpunkt des Artikels. Was heißt das: Er gab den Glauben auf? Trat er aus der katholischen Kirche aus? Hat Eco sich darüber geäußert?
Aus dem Artikelkontext klingt „katholischer Glaube“ leider eher nach einem Ideensystem, was man auch Ideologie nennt. Denn Herr Mattei redet von Kulturströmungen, Denkschulen, Konzepten, Philosophien, einer Reihe von allen möglichen „-ismen“… In dem Zusammenhang nimmt Ecos „Apostasie“ sich aus wie der Wechsel von einem Ismus zu einem anderen. Das ursprüngliche Katholisch-Sein Ecos wird beschrieben durch Details seiner Teilnahme am sakramentalen und institutionellen Leben der Kirche. Man kann auch sagen: an Ritualen und Politik der Kirche. Denn wie wohl jeder schon erfahren hat, sind Erstkommunion und Firmung für viele heute nicht viel mehr als familiäre und gesellschaftliche (pfarrliche) Rituale mit kaum noch Glaubensinhalt.
Im rechtfertigenden Glauben betont die katholische Kirche sehr den dogmatischen Anteil, die fides quae, gegenüber der fides qua, dem sogenannten Fiduzialglauben. Aber auch der inhaltlich bestimmte Glaube umfasst ja nicht in erster Linie die intellektuelle Zustimmung zu einem Dogmensystem. Das auch, aber nicht zuvörderst. Der rechtfertigende Glaube ist vor allem der Glaube an das Evangelium Jesu Christi und an die Person Jesus Christus selbst, sowie das Bekenntnis zu ihm.
Ein Artikel kann nicht alles bringen, aber auf die brennende Frage, die sich mir bei dem Wort Apostasie stellt: Wie Umberto Eco zu Jesus Christus stand, finde ich leider keine Antwort. Ich vermute ablehnend oder gleichgültig. Aber ich hätte es gern aus dem Mund oder der Hand Ecos selbst erfahren.
Gegenüber den links-liberalen Paradigmen wie unbegrenzte Einwanderung, einseitige Geschichtsbetrachtung und dem Relativismus selbst stand Eco keineswegs „relativistisch“ gegenüber, hier war er ein engagierter hardliner. Anahnd seiner Glossarserie La Bustina di Minerva (deutsch: „Streichholzbriefe“) wie auch Presseintervies ergibt sich für mÃch durchaus das Bild eines politischen Fanatikers wie selbstverliebten Gecks.
Da sieht man wieder, wieviele schlechte Bücher mit versteckter Symbolik es gibt und kaum einer scheint es zu merken.
Ein sehr gediegener Artikel von Prof. Roberto de Mattei.
Ich habe mehrere Werke v. Umberto Eco gelesen:
„Der Name der Rose“ ziemlich spät(1986), mit sympathischer Neugierde: das Leben in einer Benediktinerabtei, das Wirtschaftsleben (ich erinnere mich besonders an Pater Cellerar), die kritische Haltung von Franziskanern, natürlich das Hochmittelalter (eine äusserst interessante Zeit)…; Sovieles was Berührung zu der eigenen Person hat.
Das Buch läßt einen mit Leere zurück und diese Leere wird noch größer wenn man Ecos Erklärungen und Kommentaren hinterher mit z.B. den Studien zum mittelalterlichen Weltbild v. P. Maximiliaan Wildiers OFMCap (damals Univeritsy of Alberta, CDA)vergleicht.
Tragisch: mit 16 Jahr Plakate für die Katholische Aktion klebend: das war 1948 und fragte Mut um gegen die Kommunisten anzutreten: das brachten damals nur glühende Gläubige fertig.
Und 8 Jahre später sich vom Glauben verabschiedend- und es selbst noch spöttelnd kommentieren und indirekt St. Thomas von Aquin dafür verantwortlich machen.
Da ist dann doch einiges verdünstet.
Eco steht damit nicht allein da:
ich habe viele kennengelernt und erlebt, die aus christlicher Familie stammend und in der späten Pubertät kräftig gläubiges PÖrofil zeigend, einige Jahren später ein innerliche Leere feststellten: „der Glauben verdünstet“;
und danach nicht selten zynisch diese Leere, die Unsicherheiten, die Relativismen studierend und hegend.
Unterschwellig spielt da sehr häufig eine bestimmte Frust, eine latente Wut mit, daß man nicht glauben kann.
Denn so brutal es auch klingt: Glauben können ist eine Gabe, ein Geschenk, gratis, umsonst, von außerhalb unser selbst;
der eine kann’s, und der andere nicht.
Mystik hilft sicher dabei- wahrscheinlich viel tiefer und leichter als Intellekt.
Mystik ist jedoch auch eine Gabe- und kaum welche wird schneller lächerlich gemacht.
Wenn Umberto Eco dann, mit 84 Jahren verstorben, eine laizistische Bestattung bekommt, entspricht es sicher seinem letzten Willen.
Roberto de Mattei hat recht, wenn er darauf hinweist daß es mindestens so wichtig ist was wir Gutes unterlassen zu tun als was wir falsch machen.
Umberto Eco ist für mich die Antipode der Hl. Drei Königen:
sie suchten, sie fanden das Kind-Gott, den Messias- und sie freuten sich sehr.
Umberto Eco stellte mit 26 Jahren den Verlust seines Glaubens fest, er suchte und fand vielleicht etwas anderes;
ob er sich jedoch freute, ist höchst unklar.
Meistens ist man übrigens nicht sehr stolz auf diese innere Evolution und spricht auch nicht gerne davon.
Da hat die aristotelisch gewendete Kirche jahrhundertelang Gott auf die Ebene menschlichen Wissens herabgewürdigt und die Existenz Gottes als Gegenstand des Wissens ausgegeben, weil man mit einem Wissen Machtansprüche eben viel besser begründen kann, als „nur“ mit Glauben, und dann hat sich in der Aufklärung herausgestellt, dass Gott gar kein Gegenstand des Wissens und gar nicht wissbar ist und die Kirche stand als Betrügerin da.
Wenn dann ein Umberto Eco Thomas von Aquin liest, wo gerade dieses behauptet wird, er aber weiss, dass Gott nicht gewusst werden kann und niemals wissbar ist, dann kann man schon mal vom Glauben abfallen, weil dies ja gar kein richtiger Glaube gewesen ist, der sich im Wissen begründen muss.
Die Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung begründen noch lange kein Wissen davon, dass es einen Gott gibt bzw. dass diese von einem Gott hervorgebracht (geschaffen) wurden. Ein Wissen setzt sich zusammen aus Anschauung und Begriff. Von Gott gibt es aber nur den Begriff und keine Anschauung.
Die Vernunft kann den Begriff von Gott aber nicht hypostasieren, d. h. aus diesem die Existenz des Gegenstandes herausklauben.
Der Begriff von Gott ist daher ein notwendiger Vernunftbegriff, der zwar gedacht werden muss, um Einheit und Vollständigkeit in die Reihe der Erscheinungen zu bringen. Die Existenz Gottes kann aber nicht beweisen werden.
Gott muss also gedacht werden, ohne bewiesen werden zu können.
Hier ergibt sich die absolute Notwendigkeit der göttlichen Offenbarung, die zu jeder Seele spricht „Ich bin“ d. h. „Ich existiere“, damit der Glaube auf der Basis des guten Willens angenommen wird und sodann als göttliche Tugend, die eine göttliche Gnade ist, in der Seele als Glaubensgewissheit präsent sein kann.
Die Behauptung der Kirche auf der Basis der aristotelischen Philosophie dagegen, dass Gott ein Gegenstand des Wissens sei, hat viele durch die Widerlegung dieser Behauptung erst gar nicht mehr zum echten Glauben gelangen lassen.
Ich würde keinesfalls soweit gehen, dem hl. Thomas eine Mitschuld an der Abwendung Umberto Ecos vom katholischen Glauben geben. Die ungeklärte Frage steht im Raum, was für einen Glauben hatte Eco, bevor er abfiel.
Das große Werk Thomas von Aquins steht unter einem Vorbehalt. Dieser ist bekannt und wird gern zitiert, aber vielleicht in seiner Bedeutung unterschätzt. Zitat:
Ab 6. Dezember 1273 begann das „Schweigen des Thomas“. Bartholomäus von Capua berichtet darüber: „Als Bruder Thomas die heilige Messe in der Kapelle des hl. Nikolaus feierte, ergriff ihn eine erstaunliche Veränderung. Nach seiner Messe hat er nicht mehr geschrieben, noch irgendetwas diktiert, vielmehr das Schreibgerät bei der Tertia seiner Theologischen Summe, beim Traktat über die Buße, weggelegt.“ Auf die Frage eines Bruders, warum er nichts mehr schreiben wolle, meinte Thomas: „Ich kann nicht mehr, denn alles, was ich geschrieben habe, scheint mir wie Stroh zu sein im Vergleich mit dem, was ich gesehen habe und was mir offenbart worden ist.“ Umstritten ist in der Sekundärliteratur nach wie vor, ob es sich bei dem überlieferten Ereignis mehr um eine Krankheit oder um ein mystisches Erlebnis handelt.
(http://www.kathpedia.com/index.php?title=Thomas_von_Aquin )
Wie auch immer. Theologisches Wissen ist wichtig, aber es genügt nicht. Wenn wir wissen, dass ausreichende Bewegung gut ist für unsere Gesundheit und bewegen uns trotzdem nicht, dann nützt uns dieses Wissen nicht. Im biblischen Sinn ist ein solches Wissen ohne Tun kein Wissen. Ich kenne Bewegung erst dann wirklich, wenn ich mich bewege. Theologisches Satzwissen ist tot, auch wenn ich die Lehrsätze als wahr glaube, solange ich nicht mit Gott lebe. „Wir können eine gesunde Theologie gutheißen und ein ungesundes Leben führen. Gesunde Theologie ist nicht genug für ein Leben mit Gott. Aber sie gehört zum Rüstzeug für ein Leben mit Gott. Wie können wir die Wahrheit tun, ohne zuerst zu verstehen, was die Wahrheit ist?“ (R. C. Sproul)
Am Laubhüttenfest sagte Jesus den Juden im Tempel: „Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede.“ (Joh 7,16b-17)
Die Wahrheit der Lehre Christi und ihren Ursprung von Gott erkennt man, wenn man sie tut. Dann macht man Erfahrung mit Gott. Gott ist dann kein abstraktes Wissen, keine Theorie neben vielen anderen. Er wird dann für uns der, der Er schon immer ist: lebendiger Gott. Genau dazu hat Er jeden von uns erschaffen, damit Er auch in uns lebendig wird und sich in jedem von uns auf einmalige, unersetzbare Weise offenbaren kann.
Danke, Leo Lämmlein, für Ihre Ausführungen!
Was Sie im letzten Absatz beschreiben, habe ich an mir selbst erfahren dürfen.
Statt Gott „erfahren“ sollten wir besser den schönen deutschen Ausdruck aus dem Schriftzitat nehmen: Gottes „innewerden“.
Das Jahr 1954, in dem der in seiner Jugendzeit tiefgläubige und innerkirchlich aktive Umberto Ecco über Thomas von Aquin promoviert und nach seinen eigenen Worten seinen Glauben im Alter von 22 Jahren aufgegeben hat, ist dasselbe Jahr, in dem Robert Bultmanns „Theologie des Neuen Testaments“ (1948–1953) in protestantischen Theologenkreisen und darüber hinaus Furore gemacht und die Vorbereitung des II. Vatikanischen Konzils erheblich beeinflusst hat.
Mit Robert Bultmanns These von der Entstehung der Evangelien und weiterer 16 Schriften des NT in nichtapostolischer Zeit gegen Ende des 1. Jhdts. erhielt die christliche Theologie einen Schlag an Verunsicherung, von dem sie sich bis heute nicht erholt hat. Während das Konzil noch mit Mühe und Not an der authentischen Überlieferung der Worte und Taten Jesu durch die apostolischen Augen-und Ohrenzeugen festhielt, erfassten Bultmanns Vorstellungen einer Entstehung der heiligen Texte aus der hellenistischen Mythologie die Modernisten unter den Bischöfen unter den Konzilsteilnehmern, die sich mit ihren jüngeren Parteigängern ab da unter dem „Geist des Konzils“ zu einer innerkirchlichen Opposition zusammen fanden und bis heute, etwa als Kasperianer, die katholische Lehre zu relativieren trachten.
Dabei beruht die Hypothese, dass die Evangelien, von Menschenhand verfasst, erst nach der Tempelzerstörung 70 durch hellenistische Gemeindetheologen entstanden sind, also vierzig bis siebzig Jahre nach dem Tod Jesu, im wesentlichen auf dem protestantischen Willen, das heutige Christentum in Paulus zu verankern und nicht in der Lehre Jesu Christi, wie sie von den apostolischen Augen- und Ohrenzeugen schon früh im Neuen Testament überliefert, in der inspirierten Tradition der Kirche vertieft und im römischen Lehramt niedergelegt worden ist.
Wie bereits anderweitig gesagt:
Rein aus Vernunftgründen scheint die Wahrscheinlichkeit der Spätdatierung sehr gering zu sein, wenn ihre Vertreter behaupten, dass erst nach der Tempelzerstörung zwischen 70 und 100 mündlich umherirrendes, dabei bereits verändertes Jesusmaterial von unbekannten Verfassern, zu unbekannten Zeiten, unter falschem Namen, in unbekannten Gemeinden, unabhängig voneinander, gesammelt, geordnet, erweitert, zum Teil aus dem Alten Testament herausgesponnen, mythologisch überformt, an den Zeitgeist angepasst und endlich zu den vier Evangelien verschriftet worden ist, in Gesellschaft mit weiteren 16 Schriften ebenso unbekannter Herkunft, alles geschrieben von hellenistischen Gemeindetheologen, die niemand gesehen und gekannt hat und die unreflektiert von Juden und Heiden, wieder spurlos im Dunkel der Geschichte verschwunden sind.
Zur Erinnerung sei es noch einmal gesagt:
Berechnet man die mathematische Wahrscheinlichkeit des gleichzeitigen Eintreffens all dieser Faktoren zwischen den Jahren 70 und 100, so erhält man einen Wert von 1:1000000000 (in Worten: eins zu 1 Milliarde) Das heißt: Wenn die Spätdatierung der Evangelien nur zu einem Milliardstel richtig sein kann, muss aus historisch-kritischer Sicht die konfessionsideologische Hypothese von der Spätdatierung falsch sein und damit alles, was aus ihr abgeleitet wird. Damit bleibt auch mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit alles falsch, was der Dogmatiker Kardinal Kasper bis heute an relativistischen Reformvorschlägen aus der falschen Spätdatierung wiederaufbereitet hat.
Richtig bleibt, dass die von Jesus Christus geoffenbarte und in den Evangelien apostolisch bezeugte Wahrheit Gottes, gesichert im geistgeleiteten Lehramt der Kirche, nicht aus relativierbaren Menschenworten besteht, sondern unrelativierbare Verbindlichkeit besitzt. Das gilt auch für das Sakrament der Ehe, deren Unauflöslichkeit nicht – wie auch immer – relativiert werden darf.