(Paris) „Das Video des Papstes hat es vorgemacht: Bestimmte Treffen im Geist der Neuen Weltreligion stehen inzwischen auf der Tagesordnung“, so Chiesa e postconcilio. Am 17. Januar lud sich der Erzbischof von Tours, der Zisterzienser Bernard-Nicolas Aubertin, Gäste ein. Nicht etwa in seine bischöfliche Residenz oder einen der zahlreichen Pfarrsäle, sondern in die Basilika des Heiligen Martin. Im Hochchor saß Erzbischof Aubertin am 17. Januar mit einem Imam, Vertretern der islamischen und buddhistischen Gemeinschaft und anderer christlicher Konfessionen. Auf die Stufen zum Hochchor wurde das Wort Paix (Frieden) projiziert.
Über dem Grab des Heiligen Martin wurde der Koran rezitiert
Der Heilige Martin war dritter Bischof von Tours und wurde nach seinem Tod 397 in der Stadt begraben. Über seinem Grab wurde bald die große Basilika Saint Martin de Tours errichtet und zu einem bedeuteten Pilgerort der lateinischen Christenheit.
732 war Tours Schauplatz moslemischer Plünderungen, die von Spanien aus ins Frankenreich geführt wurden. Karl Martell, der Hausmeier des Merowingerreiches, besiegte sie in der Schlacht von Poitiers und stoppte damit den islamischen Vormarsch im Westen.
1562 steckten Protestanten das Grab des Heiligen in Brand. Nur wenige sterbliche Überreste konnten gerettet und im erneuerten Grab beigesetzt werden.
Während der Französischen Revolution wurde die Basilika, bis auf wenige, noch heute sichtbare Teile, zerstört. 1860 wurde das Grab des Heiligen wieder freigelegt und darüber mit dem Bau einer neuen Basilika begonnen. 1889 war eine neue Krypta für das Grab fertiggestellt, 1925 wurde die neue Basilika geweiht.
Jahr der Barmherzigkeit und Barmherzigkeit im Koran?
Xavier Gué, der Kirchenrektor verwies in seiner Begrüßung auf den Heiligen Martin, der Soldat gewesen sei. Er habe sein Schwert, mit dem er den Gegner töten konnte, zu einem Instrument des Teilens gemacht.
Dann sprach jeder Religionsvertreter für die jeweilige Gemeinschaft. Der anglikanische Vertreter zitierte den Propheten Micha und den Apostel Paulus. Ein Imam sang darauf die Fatiha, die Anfangssure des Koran.
Erzbischof Aubertin stellte eine Verbindung zwischen dem Jahr der Barmherzigkeit und der Barmherzigkeit im Islam dar.
Der Dominikaner Jean-François Bour, von der Abteilung Interreligiöser Dialog des Erzbistums Tours forderte zum Abschluß alle auf, sich gegenseitig zu stützen, füreinander zu beten und den Wunsch zu entwickeln, „mit unseren Brüdern in einem wohlwollenden und ehrlichen Dialog zu leben“.
Umtrunk in der Kirche
Dann wurden alle Anwesenden zu einem „Freundschaftsbecher“ genannten Umtrunk am hinteren Ende, aber noch in der Kirche geladen.
„Es bleibt völlig unverständlich, warum Kirchenvertreter dazu drängen, immer mehr liturgiefremde Veranstaltungen in der Kirche durchzuführen. Wenn ich mit Moslems und Buddhisten zusammenkommen will, dann mache ich das irgendwo, aber nicht in der Kirche. Welchen Ersatz für die Liturgie und die Begegnung mit Christus im Altarsakrament will man hier anbieten?“, schrieb ein Katholik aus Tours unter den Artikel von Riposte Catholique über die „Interreligiöse Begegnung“ in der Basilika.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Riposte Catholique