Eine weitere große Irrlehre hat ihren Ursprung in den Angriffen auf die Moral, vor allem die Sexualmoral…
Der Wahnsinn von morgen ist nicht in Moskau, sondern eher in Manhattan beheimatet.
Gilbert Keith Chesterton: The next heresy, 1926
Kommentare sind deaktiviert.
Das Zitat heißt komplett eigentlich:
„The next great heresy is going to be simply an attack on morality; and especially on sexual morality. And it is coming, not from a few Socialists surviving from the Fabian Society, but from the living exultant energy of the rich resolved to enjoy themselves at last, with neither Popery nor Puritanism nor Socialism to hold them back… The roots of the new heresy, God knows, are as deep as nature itself, whose flower is the lust of the flesh and the lust of the eye and the pride of life. I say that the man who cannot see this cannot see the signs of the times; cannot see even the skysigns in the street that are the new sort of signs in heaven. The madness of tomorrow is not in Moscow but much more in Manhattan – but most of what was in Broadway is already in Piccadilly.“
http://americanchestertonsociety.blogspot.de/2010/03/next-great-heresy-quote.html
Deutsch:
„Die nächste große Häresie wird einfach ein Angriff auf die Moralität sein; und da speziell auf die Sexualmoral. Und das kommt nicht von ein paar überlebenden Sozialisten der Fabian-Gesellschaft, sondern von der der lebendigen, sich sich erhebenden Energie der Reichen, die losgelassen sind, sich endlich zu amüsieren, und kein Papsttum, kein Puritanismus und kein Sozialismus kann sie zurückhalten. Die Wurzeln der neuen Häresie, weiß Gott, sind so tief wie die Natur selbst, deren Blume die Fleischeslust und die Augenlust und die Hoffart des Lebens ist. Ich sage, dass der Mann, der das nicht sieht, nicht die Zeichen der Zeit sieht, nicht die „Erdenhimmelszeichen“ auf der Straße sieht , die die neue Art von Himmelszeichen sind. Der Wahnsinn von morgen ist nicht in Moskau, sondern eher in Manhattan – aber das meiste, was auf dem Broadway war, ist schon am Picadilly.“
Das ist natürlich etwas tricky – man muss genau hinhören.
Es geht hier nicht um das Moskau von heute, sondern das zur Zeit Chestertons – die frischgebackene Zentrale des Weltkommunismus 1926!
Während alle Welt, allen voran hysterische Konservative im Bolschewismus und Sozialismus die Häresie par excellence sahen, tut Chesterton das nicht.
Das, was Chesterton als „Neue Häresie“ bezeichnet, ist keine „Lehre“, auch keine „Irrlehre“, sondern der Verlust jeder Lehre, sei sie irr oder nicht.
Der Verlust jeder Lehre, die man als solche bezeichnen kann, wurde eben nicht im Sozialismus deutlich, der eine Lehre IST (!), sondern am faschismus, der tatsächlich keinerlei konsistentete Lehrre aufweist, sondern nur noch Bruchstücke von Gedanken, Splittern an geistigen Zusammenhängen, die auch schnell wieder gebrochen oder neu verhäckselt werden können. Ein Faschist kann nie sagen, um was es eigentlich so ganz genau und prinzipiell (philosophisch gesehen) geht. Er ist der zunehmend vulgärere Versuch, einer angemaßten Elite ein möglichst großes Machtfeld, ein möglichst totales, einzuräumen – was immer der Despot dort dann tut.
Im Westen hat sich ein tatsächlich faschistoides System etabliert, das möglichst vielen Despotie-Teilhabern („Bürgern“) möglichst viel vom großen Kuchen des Lebens sichern sollte. So haben wir die Welt unterworfen und ausgesaugt. Heute steht diese Welt an unseren Betten und verlangt Rede und Antwort. Sie überrollt uns geradezu…
Wenn 1926 Manhattan schon verlassen war und der Picadilly Circus der Ort dieser Lebenshoffart und ‑gier war, dann dürfte er heute auch Moskau längst passiert haben und bereits in Peking und Singapur sitzen.
Und das ist auch die prophetische Richtung des Textes, der uns erklärt, dass alles ausgereizt ist und warum heute Massen an menschen zu uns wollen, weil auch sie endlich an der Hoffart des Lebens teilhaben wollen.
Die „neue Häresie“ ist bei Chesterton die Abwesenheit jedes geistigen Zusammenhangs, jeder philosophischen Grundlage als politisches Programm.
Chapeau Zeitschnur, aber: Der Faschismus ist auch nur eine Spielart des Bolschewismus, wie der Sozialismus und Demokratismus auch. Selbst der US-amerikanische Neokonservatismus hat seinen Ursprung darin. Wir haben es politisch eben doch mit einem weltweiten Siegeszug des Bolschewismus zu tun. Dieser hat dann wohl dieselbe Natur wie der „gesellschaftliche Wandel“ auch, der nichts anderes ist, als die Pubertät einer sich zivilisiert wähnenden Welt. Man entdeckt die Vernunft und überhebt sich sogleich. Und ohne seine Gottesebenbildlichkeit vertiert der Mensch wieder und selbst im Vatikan wird nicht mehr Gott sondern das Tier spektakulär verherrlicht und auch die päpstlichen Eitelkeiten erfahren einen neuen Höhepunkt.
Das bestreite ich zwar nicht, aber der Faschismus ist in sich gebrochen und basiert auf keiner in sich schlüssigen Theorie. Er verkoppelt pseudokatholische mit sozialistischen „Kollektivideen“, royalistischen Assoziationen (monarchenähnlicher „Führer“ oder „starker Mann“) und Nationalismus, im schlimmeren Fall auch Rassismus.
Es ist tatsächlich diese militärisch durchorganisierte „Formlosigkeit“ das eigentliche Problem, von dem Chesterton spricht.
Der Sozialismus/Kommunismus ist eine dem Christentum konkurrierende Heilslehre. Er ist aber definitiv eine echte Lehre („doctrina“).
Faschismen sind keine „Lehre“. Ich habe in meinem Studium damals immer nach einer konsistenten (!!!) doktrinellen Grundlage der diversen Faschismen gesucht – es gibt sie nicht.
Und deshalb sind sie auch für die Katholiken die wesentlich größere Verführung und Versuchung gewesen und sind es noch.
Beim Kommunismus gehen sofort alle Warnlampen an: Vorsicht! Konkurrierende Irrlehre!
Der Faschismus bot den Katholiken viele Projektionsflächen für ihre total verweltlichten, frommen Sehnsüchte (Kirche muss weltliche Macht haben um fast jeden Preis!) und bestach durch seine doktrinelle „Leere“, die man glaubte, dann selbst füllen zu können.
Von daher kann man auch diejenigen demokratischen Politiker, auch die der Zentrumspartei, im Dt. Reich verstehen, die ernsthaft dachten, man könnte diese bizarr auftretende „Leere“ „unter Kontrolle halten“, weil man ihr geistig doch überlegen sei.
Danke Zeitschnur.
Zur heutigen Sexualmoral: es sind immer die Invaliden, die sich besonders gerne mit kriegerischen Theman bafassen!
Genau so ist es und nun tobt die entfesselte Fleischeslust durch die Straßen der Städte (siehe Köln) und gleich einer Tsunami wird sie alles überrollen.
Nein,einen Atomkrieg brauchen wir wirklich nicht mehr.
Das ist durchaus interessant, was Sie da schreiben. allerdings wurde die Moral auch zur Sowjetzeit stark beeinträchtigt, was nun wirklich nicht übersehen werden darf. Den Faschismus haben Sie erfreulich klar gekennzeichnet, er kann nämlich in der Tat alles Mögliche beinhalten.
Die Kommunisten in den USA konnten die Verbrechen Stalins nicht mehr länger leugnen. Sie fragten sich, ist Klassenkampf unerlässlich? Soll eine kommunistische Partei den Staat regieren? Dies verlangte nur Lenin, nicht aber Max und Engels. Wozu eine revolutionäre Transformation der Gesellschaft durch Aufruf der Massen zu harter Arbeit setzen? Warum die Transformation zum Kommunismus nicht auf der Sehnsucht nach Bequemlichkeit aufbauen, auf den Widerwillen, moralische Verpflichtungen zu erfüllen? Die Pflichten der Eheleute, einander treu zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen, die Pflichten der Kinder, den Eltern zu gehorchen und sie zu achten, die Pflichten der Eltern, sich um ihre Kinder zu sorgen. Sollten nicht die bisherigen Pflichten der Familie bei der Erziehung der Kinder vom Staat übernommen werden? Und warum nicht die Menschen vom leidigen Suchen nach der Wahrheit befreien und warum ihnen nicht sagen, daß es im Grunde genommen gar keine Wahrheit gibt, sondern nur einzelne Meinungen existieren. Warum den Menschen nicht eine Entbindung von all diesen Pflichten anbieten? Eröffnet sich hier nicht ein Weg, mit dessen Hilfe man die Enttäuschung über den „alten“ Kommunismus überwindet?
Das war der Weg. So sind die neue linke politische Philosophie und die neue linke Politik enstanden.
Der geniale Chesterton wußte längst, daß es die Moral, die Ehe und die Beziehung zwischen Mann und Frau betreffen würde.
Die Idee für das Zitat und die Erläuterungen stammen aus dem Buch „Die Löwen kommen“ von VladimÃr Palko (http://www.fe-medien.de/epages/fe-medien.sf/de_DE/?ObjectID=71541)
Übrigens wurde in der Anfangszeit der Sowjetunion die Sexualmoral total liberalisiert. Gerade die Zwanzigerjahre, in denen Chesterton schrieb, waren davon massiv geprägt. So „genial“ ist er also nicht, denn er hätte sehen müssen, dass die totale Freigabe der Sexualität nicht in den USA entstand, sondern in Russland.
Sie beziehen sich auf eine viel spätere Zeit.
Chesterton schrieb das 1926!
Es kann aber auch sein, dass diese Formlosigkeit eine Folge de 1. Weltkrieges war und ist.
Die Forschung über die verheerenden Folgen des 1. Weltkrieges rollte erst mit dem 100jährigen Gedenken 2014 an – immer hatte man auf den 2. WK gestarrt und übersehen, dass Benedikt XV. bereits im 1. WK prophetisch vorhersah, dass Europa sich mit diesem Krieg selbst zerstören würde.
Es waren leider auch hier wieder reaktionäre katholische Kräfte, die bei diesem Papst ihre Papolatrie flugs auf den Mist warfen und ihm nicht gehorchten und gegen ihn arbeiteten und den Krieg schürten. Der Klerus der einzelnen Länder hetzte jeweils gegen das andere Land und die Worte des Papstes bleiben ungehört, der den dämonisch geschürten Hass von Katholiken gegen Katholiken als den Beginn des Endes des Abendlandes ansah.
Pius X. hatte offenbar die Zeichen der Zeit nicht erfasst und kurz vor der Eskalation der Gewalt in Serbien noch zur verheerenden Brüskierung der Habsburger und ihres jahrhundertealten Rechts als Schutzmacht der Katholiken im orthodoxen Gebiet ein Konkordat mit Serbien geschlossen, durchgeführt übrigens von Pacelli im Auftrag Pius X., das mit zu den Auslösern des 1. WK zählt, weil es den Hass und die Emotionen massivst mit anheizte. Pius X. ist eine der seltsamsten Gestalten der Kirchengeschichte. Als der 1. WK ausbrach, lebte er noch, ihm soll aber das „Herz gebrochen sein“, wie man vielfach lesen kann – nur warum?
Denn auch er hat doch diesen Krieg mitgeschürt. Ich mag nicht glauben, dass er die Machenschaften Pacellis nicht mitbekommen haben soll. Außerdem passten sie ja zu seinen – aus heutiger Sicht – fast wahnhaften zentralistischen Ambitionen, die hier förmlich über politische Leichen gingen.
Heute wird diskutiert, ob die russische Revolution ohne den verheerenden Krieg der Westeuropäer überhaupt in dieser Weise hätte stattfinden können udn man kommt immer mehr zum Schluss: nein!
Die USA waren aber damals noch (!) nicht im Spiel. Das kam erst gegen Ende des Krieges, und damit erst ihr Einfluss in kultureller Hinsicht.
Ich denke, Chesterton sieht das schief, erfasst aber sensibel das, was auch Mosebach in seinem Buch „Die Häresie der Formlosigkeit“ beschreibt.
Chesterton nennt übrigens die Moralität im ganzen – nicht bloß die Sexualmoral. Man kann nur sagen, dass sie am Ende der Moralität steht. Und wenn auch sie fällt, ist alles hin.
Interessant dabei ist, dass Chesterton auch dem „Papismus“ („Popery“) keinerlei Chance einräumt, den Niedergang jeglicher Moral Einhalt zu gebieten.
Also er meint: Das „Heilmittel“ des Papismus, auf das die Kirche setzen wollte bringt hier gar nichts.
Er hat damit auch eine interne Kritik an der vatikanischen Strategie geäußert und damit in jedem Fall… rechtbehalten.
Dass der Faschismus irgend etwas mit der Kirche zu tun haben könnte, wie Zeitschnur auch beiläufig meint, ist abwegig. Notwendige Autorität darf nicht mit Totalitarismus verwechselt werden. In der Tendenz ist zu dem Artikel jetzt viel gesagt/geschrieben worden. Der Sozialismus der Sowjetunion schlug auch in die gleichen Kerben wie Entwicklungen anderswo, wie hier auch klar von Verschiedenen ausgedrückt worden ist. Der Bezugstext ist mit Einschränkungen somit aussagefähig.
Mit „notwendiger Autorität“ hat der Faschismus in der Tat nichts zu tun – aber mit einer Übersteigerung und Totalisierung der Autorität schon.
Ich kann das hier nicht ausbreiten, aber die Kirche bzw. eine große Fraktion ihrer Exponenten trägt sogar erheblichen Anteil an der Herausbildung des Faschismus, und nur so kann man auch verstehen, dass der Vatikan immer gerne dabei war, wenn es darum ging, faschistische Systeme zu unterstützen oder schönzureden – sorry, aber das ist eine komplexe Sache und die Tatsache, dass es viele Katholiken gab, die dennoch dem Faschismus widerstanden, ist eher der Gnade Gottes geschuldet als dem, was das Papsttum sich geleistet hat. Nachdem ich immer mehr Details studiere, wird mir die verheerende Rolle der Päpste immer klarer, wobei Benedikt XV. und Pius XI. in jedem Fall klarer sahen und besser zu beurteilen sind als insbesondere Pius XII., der vom Beginn des 20. Jh an die Strippen zog und für manche Entwicklung persönlich mit verantwortlich ist. Dabei kann man sagen, dass Hochhut ihn noch viel zu milde beurteilt hat, weil er vieles nicht im Blick hatte – je mehr Quellen zugänglich werden, desto verheerender die Erkenntnisse. Es ist aber ein verwickelter geistesgeschichtlicher Prozess, den man nicht mal kurz schildern kann…
Sie können mir glauben, @ Reinhold: Ich wünschte, es wäre anders!
Aber ich kann mir nicht sehenden Auges etwa vorlügen.
Wer es noch nicht glauben will, der lese das, was in der Sowjetunion just im Jahr 1926, als Chjesterton seine Bemerkung schrieb, gesetzlich durcgezogen wurde:
“ Das Gesetz von 1926 legt fest:
- Es gibt zwei Arten der Eheschließung, die „registrierte“ und die „nicht registrierte“;
- die zweite beruht auf gegenseitiger Anerkennung und wird rechtlich durch Zusammenleben, gegenseitige materielle Unterstützung und die gemeinsame Erziehung der Kinder bestätigt. Sie ist gleichwertig mit der „registrierten“ Ehe. Die Eheleute wählen einen gemeinsamen Namen, entweder den des Mannes oder den der Frau. Sie behalten ihre ursprüngliche Nationalität.
Die Scheidung ist frei, im Fall der nicht registrierten Ehe bedarf sie keinerlei Formalitäten. Im Fall einer neuerlichen Heirat wird sie als „automatisch vollzogen“ angesehen.
Und es kommt noch „schlimmer“: Das sowjetische Regime schafft die Gesetze ab, welche die Homosexualität bestrafen, erlaubt Schwangerschaftsabbrüche (die zur selben Zeit in Frankreich unter Strafe gestellt werden). Sie sollen in Spitälern durchgeführt werden, „therapeutisch und kostenlos“ sein, als Reaktion auf die zahlreichen geheimen Aborte. Man spricht sogar von Geburtenregelung durch Empfängnisverhütung, aber dafür fehlen die technischen Mittel.“
Quelle: http://www.schattenblick.de/infopool/geist/history/ggneu152.html
Das christliche Menschenbild postuliert die Ebenbürtigkeit von Mann und Frau besonders in ihrer Würde vor Gott. Aber das christliche Menschenbild postuliert auch die wesensmäßige Unterschiedlichkeit von Mann und Frau.
Wenn Mann und Frau zusammenkommen um eine Familie zu gründen, muß man die gemeinsamen Aufgaben aufteilen.
Es war schon immer ein großes Manko in jeder Kultur, auch in der christlichen, dass Mann und Frau so vertrauensvoll miteinander reden können um sich gegenseitig in ihren Bedürfnissen einerseits und im gegenseitigen Respekt anderseits zu akzeptieren und somit wahrhaftig lieben zu lernen, was ja das Ziel eines jeden Christen ist.
Aber in welcher Religion ist die Liebe das Wichtigste? Nur in der von Jesus Christus gestifteten Religion.
Das war nun zwar nicht das Thema, aber einen „wesenmäßigen Unterschied“ kann das Christentum nicht postulieren, ohne sich an der Schöpfungsordnung zu verfehlen – und genau deshalb hat auch die Kirche nicht vollständig einlösen können, was der Frau (und mit ihr dem Mann! – Denn wer sie beraubt, beraubt ihn noch viel mehr!) zustünde.
Nach der Genesis gibt es keinen Wesenunterschied. Das ist eindeutig ausgesagt, indem erzählt wird, dass die Frau aus der Substanz (also dem „Wesen“ zu Deutsch) des Mannes genommen und geformt ist. Beide haben also exakt dieselbe Substanz und dasselbe Menschenwesen. Das haben bei aller teilweisen Frauenverachtung selbst die frühen Kirchenväter eindeutig so aufgefasst. Es gibt keinen Wesensunterschied! Man hat das behauptet und Barrieren errichtet, behauptet, Frauen könnten dies nicht und Männer jenes nicht. Heute hat sich gezeigt, dass sich das – ohne die Barrieren – als Lüge erwiesen hat. Frauen und Männer können im Prinzip alles gemeinsam. Wenn sie nicht ein Wesen hätten, könnten sie auch nicht „ein Fleisch“ werden – ja: selbst das können sie werden! Sie stehen sich viel, viel näher, als wir das überhaupt erahnen! Nicht umsonst mahnt Paulus gerade die Männer, die den Unterschied so hochhalten: „Wer sich selbst liebt, liebt seine Frau, denn niemand kann sein eigenes Fleisch hassen.“ Nach Paulus IST die Frau förmlich der Mann (und umgekehrt). Von da aus leitet er auch die mystische Vereinigung Christi mit der Kirche her.
Es existiert allerdings ein Unterschied in der leiblichen Erscheinung und Aufgabe. Daraus kann und darf aber kein ontologischer Unterschied geschlossen werden.
Man hat vielmehr im Heidentumm nach dem „Naturrecht“ und auch in der Kirche nach wie vor das „Wesen“ der Frau dämonisiert – auch in der Kirche. Der Islam hat diese sündhafte christliche und jüdische Tradition dann fortgeführt und hält sie uns heute wie einen Spiegel vor Augen. Der hl. Franziskus verbot seinen Brüdern, die Klarissen „Schwestern“ zu nennen und warnte davor, sie anzusehen oder in ihre Augen zu schauen, weil die den „bösen Blick“ hätten. Aus diesem heidnischen Aberglauben kommt auch die Kopftuchtragerei, die auch in der Kirche irrtümlich von Tradis propagiert wird: Das Tuch soll der Frau eine „Macht in den Nacken setzen“ (wie Paulus diesen Aberglauben referiert), damit ihre Dämonie nicht wirken kann. Historiker haben entdeckt, dass man damals tatsächlich dem Aberglauben anhing, Frauen würden ohne Kopfbedeckung so sehr dämonisiert, dass sie z.B. unfruchtbar würden. Paulus sagt daher das, was natürlich und gut ist: die Frau hat eine natürliche Kopfbedeckung: ihr Haar – und das ist auch gut so und genügt.
Sie haben recht: der wahre Glaube würde einen wahren Geschlechterfrieden hergeben müssen, aber gerade auch in der Kirche wurde – neben vielen Verbesserungen – der Unfrieden und die Sünde weiter tradiert, und das entgegen dem Verhalten Jesu, entgegen der Gottesmutter und entgegen den Pastoralbriefen.
Ich selbst sehe es aber so, dass die Erniedrigung der Frau als Folge des Sündenfalls in diesem Äon noch nicht überwunden werden kann, ebenso wie wir sterben müssen und der Acker verdornt ist.
Umso genialer, aus dieser Not eine echte Tugend zu machen (bei Paulus) und die Ehe als Sinnbild der Beziehung zwischen Christus und Kirche zu deuten!
Aber wie gesagt: Hier in meinem Kommentar ging es um etwas anderes – seien Sie doch so freundlich und lesen Sie auch das, was ich hier zur historischen Entwicklung der rechtlichen sexuellen Liberalisierung geschrieben habe, die eben nicht Amerika, sondern Russland verantwortet. Chesterton sah das nicht richtig.
Geht es nicht auch darum, wer diese Entwicklung in Rußland möglich gemacht hat; diese Kräfte entfalteten ihre Wirkung sowohl aus Manhattan als auch aus London.
@ Theremin
Hä?
„Diese Kräfte“ – ja, woher kamen die eigentlich?
Aus Manhattan ganz gewiss nicht!
Es ist hart – aber nein: Amerika ist nun mal nicht an allem schuld!
@Zeitschnur „Frauen und Männer können im Prinzip alles gemeinsam. “
Also ich kann keine Kinder bekommen.
Das habe ich eigentlich mit wesenmäßigen Unterschied gemeint.
Als Mensch sind sie sich gegenseitig in Ihrer NATUR gleich. In ihrem Wesen unterscheiden sie sich aber.
Aber ich bin sicher dass Sie mich verstehen.
Nein – sie sind in Wesen und Natur gleich, sind aber mit einem unterschiedlichen materiellen Erscheinungsbild ausgestattet.
Sie können sehr wohl Kinder bekommen – eben vermittelt über die Frau. ich meine: Sie sind davon nicht ausgeschlossen, denn die Frau bekommt andererseits das Kind auch nicht ohne Sie.
Und so ist es mit allem.
Menschsein „funktioniert“ nur gemeinsam als Mann und Frau. Eben weil es ein Wesen ist.
Ich denke, das trotz der natürlich immer viel größeren Unähnlichkeit der Mensch hier wirklich Ebenbild Gottes ist:
Auch in der Trinität gibt es Unterschiede in der „Tätigkeit“, aber das Wesen ist bei den drei Personen eins. Das ist ja das Ergebnis des Kampfes gegen den Arianismus.
Die Annahme, die Geschlechter seien nicht wesensgleich, ist daher als ein arianisches Relikt und tendenziell häretisch anzusehen.
@Zeitschnur
Ich habe in Afrika und Lateinamerika gelebt und gearbeitet. Und ich habe dort ähnliches beobachtet, was sie über Russland gesagt haben.
Das von Afrika weiß ich – es ist Bestandteil alter Stammeskulturen.
Bei Lateinamerika…hm