
(Rom) Papst Franziskus zelebrierte gestern die Heilige Messe zum Hochfest Mariä Empfängnis. Gleichzeitig fand mit der Öffnung der Heilige Pforte des Petersdoms die Eröffnung des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit statt. Daran nahm auf päpstlichen Wunsch auch sein Vorgänger Benedikt XVI. teil. Bei den Zelebrationen trug Papst Franziskus ausnahmsweise den Fischerring, wie auf den Bildern zu sehen ist.
Der Anulus piscatoris ist der Amtsring, eine Insignie des Papstes und gehört zu den Pontifikalien. Der Goldring zeigt auf der Ringplatte den Namen des amtierenden Papstes und eine Darstellung des Apostels Petrus, wie er in einem Boot auf See das Fischernetz auswirft. Sie bezieht sich auf die Stelle vom „Menschenfischer“ im Markusevangelium. Da sagt Jesus zu Petrus und seinem Bruder Andreas: „Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Mk 1,17).
Bis 1843 wurde der Fischerring auch als Siegelring verwendet, um päpstliche Dokumente von geringerer Bedeutung sub anulo piscatoris zu besiegeln. Heute hat ein Bleisiegel diese Funktion übernommen.
Beim Tod eines Papstes wird der Fischerring zerschlagen

Der Ring wird seit Johannes Paul II. bei der Inthronisation dem neuen Papst mit dem Pallium überreicht und vom Kardinaldekan auf den Ringfinger der rechten Hand gelegt. Damit erhielt der ursprünglich weltliche Autorität bezeugende Ring eine neue symbolische Bedeutung als Insignie der geistlichen Autorität des Papstes.
Beim Tod eines katholischen Kirchenoberhauptes wird der Ring zerschlagen, weil die Autorität des Nachfolgers des Petrus zu Ende ist und damit sich in der Zeit der Sedisvakanz niemand anmaßt, nach der päpstlichen Autorität zu greifen. Damit sollte auch Mißbrauch, etwa durch Rückdatierung von Dokumenten, verhindert werden.
Der Kardinalkämmerer führt in Anwesenheit anderer Kardinäle, die Zerschlagung durch. Mit einem Skalpell wird ein Kreuz in den Ring geritzt und dieser dann mit einem Silberhammer zertrümmert. Die Relikte werden im Vatikan aufbewahrt, zum Teil in den Vatikanischen Museen gezeigt.
Der Ring Benedikts XVI. wurde nur unbrauchbar gemacht – Franziskus lehnte einen goldenen Fischerring ab

Der unerwartete Amtsverzicht von Benedikt XVI. und die Wahl von Papst Franziskus brachte einige Änderungen. Der Amtsring Benedikts XVI. wurde nicht zerbrochen. Die Ringplatte wurde lediglich zerschnitten und damit unbrauchbar gemacht. Auf eine Zerschlagung, so eine Auslegung, wurde verzichtet, weil der Papst zwar auf sein Amt verzichtet hatte, aber noch lebt.
Papst Johannes Paul II. hatte im Zusammenhang mit anderen Änderungen festgelegt, daß der Fischerring und das Bleisiegel zu „annullare“ seien. Er legte aber nicht fest, worin dieses „Zunichtemachen“, „Vernichten“ zu bestehen habe.
Papst Franziskus wollte keine kostbaren Insignien. Nach einigem Hin und her, willigte er ein, statt des goldenen Fischerrings einen vergoldeten Silberring zu erhalten. Ein Kompromiß, der äußerlich die Kontinuität betont, innerlich aber den Wünschen des amtierenden Papstes entgegenkommt.
Allerdings wird der Fischerring von Papst Franziskus kaum getragen. In der Regel trägt der argentinische Papst seinen silbernen Bischofsring aus der Zeit vor seiner Papstwahl.
Der Kuß des Fischerrings durch Amtsträger und Gläubige der Kirche ist eine Ehrenbezeugung für den Nachfolger des Apostels Petrus. Er wird in der Regel kniend entboten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshots)