
(Rom) “Vor zwei Tagen, am 27. Oktober, präsentierte Kurienerzbischof Piero Marini, in seiner Funktion als Vorsitzender des Päpstlichen Komitees für die Eucharistischen Kongresse, den nächsten Eucharistischen Kongreß, der vom 24.–31. Januar 2016 in Cebu auf den Philippinen stattfinden wird“, so Sandro Magister über die jüngste Initiative des ehemaligen Zeremonienmeisters von Papst Johannes Paul II. Marini, nicht zu verwechseln mit dem derzeitigen Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini, den Franziskus von Papst Benedikt XVI. übernommen hat, tat sich seit dem Rücktritt des deutschen Papstes mit abfälligen Äußerungen über diesen, überschwenglichen über dessen Nachfolger hervor (Unter Franziskus „atmet man nach sumpfig-stickiger Luft wieder Frischluft“) und als Fürsprecher für eine kirchliche Anerkennung der Homosexualität.
„Der Vorsitz dieses Komitees ist weit weniger, als Marini sich von Papst Franziskus als Belohnung für seine jahrzehntelange Karriere als Liturgiker erwartet hatte“, so Magister. Eine Karriere, die „unter den Fittichen jenes Annibale Bugnini entstanden war, den alle – ob dafür oder dagegen – für den wirklichen Urheber der nachkonziliaren Liturgiereform halten“.
Doch gerade als Marini sich „sicher war“, zum Präfekten der römischen Gottesdienstkongregation ernannt zu werden, übertrug Franziskus, „mit einem seiner Überraschungszüge“ den Auftrag an einen Kardinal „ganz anderer Ausrichtung, und das nicht nur in der Liturgie: den Guineer Robert Sarah“.
„Magerer Trost“ Sonderkommission für die orientalische Liturgie
Als „äußerst magerer Trost“ wurde Marini allerdings am vergangenem 1. September auch zum Vorsitzenden der Sonderkommission für die orientalische Liturgie bei der Kongregation für die orientalischen Kirchen ernannt.
“Diese Kommission wurde am 5. Dezember 1931 von Papst Pius XI. errichtet mit dem Auftrag, die liturgischen Bücher für die verschiedenen orientalischen Riten herauszugeben und über alle Fragen der orientalischen Liturgie zu wachen, damit diese ihren Quellen treu bleibe und Latinisierungen vermeide“, so Magister. Latinisierungen, die, durch die Einheit mit Rom und den durch die Kontakte mit der lateinischen Kirche ausgeübten Einfluß, real gegeben sind.
Zu den Zuständigkeiten gehört zudem die Überprüfung der Übersetzungen aus den ursprünglichen liturgischen Sprachen Griechisch, Armenisch, Syrisch, Koptisch, Äthiopisch und Kirchenslawisch in die heutigen Volkssprachen.
Kommission mit „kümmerlichem Dasein“
„Zuletzt führte die Kommission ein kümmerliches Dasein.“ Im Päpstlichen Jahrbuch 2014 wurde sie als vakant geführt.
„Nun aber hat sie einen Vorsitzenden, ein Amt das sie in der Vergangenheit nie hatte. Und sie hat ihn, obwohl der Ernannte, Marini, sich nie durch eine besondere Kompetenz in Sachen orientalische Riten hervorgetan hat“, so Magister.
„Auch unter den anderen Kommissionsmitgliedern glänzen nicht alle. Anstatt aus den orientalischen Kirchen wurden sie aus den römischen Universitäten gefischt, und darunter vier von sieben aus dem Päpstlichen Orientalischen Institut, einer Hochschule in völligem Verfall, die sich noch nicht vom Erdbeben erholte, das sie im vergangenen Frühjahr erschütterte“ (siehe Erdbeben beim Päpstlichen Orientalischen Institut – Absetzungen, Abgang und ein Mord).
Unter den neuen Consultoren der Sonderkommission befindet sich niemand für den armenischen Ritus, ebenso niemand, dessen Muttersprache Englisch ist, um die liturgischen Bücher der zahlenmäßig starken orientalischen Gemeinschaften in den USA zu überprüfen. Gleichermaßen fehlt ein Vertreter der griechisch-katholischen Ukrainer, obwohl es in Lemberg ein renommiertes liturgisches Institut gibt.
Marini als Garant, daß Orientalen wieder zur Zelebrationsrichtung Osten zurückkehren?
Wie aber wird die neue Kommission ihren Auftrag erfüllen, die orientalischen Riten vor unangemessen „Latinisierungen“ zu bewahren? „Es fällt schwer, sich einen Marini vorzustellen, der sich bemüht, Maroniten, Syrer, Chaldäer und Malabaren dazu zu bewegen, die Meßzelebration versus populum aufzugeben, die von ihnen illegal vom Novus Ordo des Römischen Ritus kopiert wurde, und zur ursprünglichen Zelebrationsrichtung ad orientem zurückzukehren“, so Magister.
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Bild: Settimo Cielo
Danke für diesen Artikel!
Manche Hintergründe bleiben ohne qualitätsvolle Berichterstattung ja doch im Verborgenen.
Zudem ist es verdienstvoll, die Situation der östlichen Riten zu beleuchten.
Wie man dem letzten Absatz entnehmen kann (und der erlebten Realität), hat ein (versuchter) Verfall dieser Riten bereits eingesetzt.
Manche „Latinisierungen“ sind ja gar nicht schlecht gelungen und fügen sich gut ein (armenisch-katholischer Ritus bei den Mechitharisten), andere („Novus Ordo“) braucht überhaupt niemand.
Es ist wichtig, hier eine rechtzeitige Bewußtseinsbildung zu schaffen, um ggf. Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Der Artikel zeigt dankenswert den traurigen Zustand der östlichen, im besonderen der altorientalischen mit Rom unierten Kirchen auf. Völlig latinisiert, bis hin zu dem unerträglichen versus populo Tisch. In Händen von Priestern und Hierarchen, die durch die römische Ausbildung jedes Gefühl für ihre alt ehrwürdigen Traditionen verloren haben und in der Regel modernistisch verseucht sind. Daß solche Gebilde keinerlei Anziehungskraft auf die dissidenten Kirchen haben, ja sogar abschreckend wirken, dürfte wohl klar sein. Auch die byzantinischen Dissidenten weisen gerne süffiziant auf die unierten Ukrainer hin, die ebenfalls halbe Lateiner sind. Hinzu kommt die demütigende Unterordnung der unierten Kirchen unter die Kongregation für die Ostkirche. Gängige Rede: So würde es uns auch gehen, wenn wir und mit Rom einlassen würden.
Man muß differenzieren zwischen Latinisierungen, welche sich seit den Unionen einstellten und den Dekonstruktionen seit den 1960ern im Zuge der „Liturgiereform“. Zweitere sind keine „Latinisierungen“ sondern Zerstörung der Liturgie an sich.
Aber auch die Latinisierungen vor dem Konzil sind absolut abzulehnen.
Nun, aber diese geschahen nicht allein immer auf römischen Geheiß.
Es waren die Kirchen oft selber, welche diese einführten. Das ist nur natürlich.
Oder sehen Sie sich die (nicht unierten) Armenier im Orient an, auch diese haben sich stark an Rom orientiert.
Die Latinisierungen bei den Chaldäern und Maroniten über die Jahrhunderte und die liturgische Dekonstruktion seit den 1960ern in Nachahmung der Liturgiereform in deren Riten sind qualitativ schon sehr different. Heute gibt es maronitische und chaldäische Liturgien, die sich von einer römischen Messe (nach der neuen Form natürlich) fast kaum mehr unterscheiden. Das war in den 1950ern überhaupt noch nicht so.
Das ist natürlich völlig richtig ich meine die von Rom immer wieder versuchte Gleichschaltung auch in Sachen Disziplin usw da wurde dann von unierter Seite mit auflösung der Union gedroht dann war eine zeitlang ruhe man muß aber hier auch nochmal betonen die besagte Kommission hat nur beratenden Charakter
zu den Maroniten muß man aber eines sagen was da getrieben wurde ist Verrat in Reinkultur
Treffliche Aussage. Sie kennen sich aber gut aus.
Die Reformen bei den Maroniten stehen der paulinischen Liturgiereform um nichts nach. Im Grunde genommen ein Kahlschlag welcher ihren Ritus vollkommen demoliert hat. Bes. in der Diaspora. Fraglich ist aber ob das auf römische Initativen zurückgeht oder nicht eher auf die maronitische Hierarchie selbst, welche ihren Ritus diese Neuerungen aufnötigte. Ich habe vor ein paar Monaten eine maronitische Liturgie in Paris besucht. Der Unterschied zu einem NOM wäre für einen „Laien“ kaum mehr fesstellbar. Sogar die Paramente sind mittlerweile beinahe ganz „lateinisch“.
ich hab etliche unierte in der weiteren Verwandtschaft daher sehe ich auch die #Priester ehe nicht als drama
Die Priesterehe wird ja eher von den Uniaten-Bischöfen als „Drama“ gesehen. Aber auch Rom hat früher dagegen zu lenken verursacht.
An und für sich ist die Priesterehe kein Ärgernis.