(Rom) Kardinal Ennio Antonelli ist ein ausgewiesener Kenner der Lage. Der 78jährige Purpurträger weiß, wovon er spricht. Von 2008–2012 war er Vorsitzender des Päpstlichen Rates für die Familie. Nun warnte er öffentlich davor, den wiederverheirateten Geschiedenen die Zulassung zur Kommunion zu gewähren. Ein solcher Schritt hätte verheerende Folgen: Er wäre eine Herabsetzung des Altarsakraments, aber auch das Ende des Ehesakraments.
Kardinal Antonelli organisierte zwei Weltfamilientreffen, 2009 in Mexiko-Stadt und 2012 in Mailand. Bevor ihn Papst Benedikt XVI. nach Rom holte, war er seit 2001 Erzbischof von Florenz, von 1995–2001 Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, von 1988–1995 Erzbischof von Perugia und von 1982–1988 Bischof von Gubbio.
Ehemaliger Vorsitzender des Päpstlichen Familienrats lebt Plädoyer für das Ehesakrament vor
Obwohl dafür prädestiniert, nahm er nicht am ersten Teil der Bischofssynode über die Familie im Oktober 2014 teil. Papst Franziskus reihte ihn nicht unter die von ihm persönlich ernannten Synodalen ein. Dennoch nimmt er aktiv an der aktuellen Diskussion teil und veröffentlichte in diesen Tagen ein Buch dazu. Es trägt den Titel „Crisi del matrimonio ed eucaristia“ (Die Krise der Ehe und die Eucharistie“ (Edizioni Ares, Mailand 2015, 72 Seiten, 7 Euro).
„Das ist ein besonderes Buch. Es ist handlich, hat wenig Seiten und liest sich in einem Atemzug. Das Vorwort stammt von einem weiteren Kardinal, Elio Sgreccia, der von 2005 bis 2008 Vorsitzender der Päpstlichen Akademie für das Leben war“, so der Vatikanist Sandro Magister. Aus Altersgründen nahm der namhafte Bioethiker, der Jahrgang 1928 ist und 2010 von Papst Benedikt XVI. in den Kardinalsstand erhoben wurde, nicht am Konklave von 2013 teil.
Kasper Vorschlag „wenig realistisch“
Kardinal Antonelli zeigt auf, wie „wenig realistisch“ die behauptete Beschränkung der Zulassung zur Kommunion nur auf die wiederverheirateten Geschiedenen ist, da die Zahl derjenigen, die einfach zusammenleben, viel größer ist. Aufgrund eines absehbaren gesellschaftlichen Drucks und aufgrund einer inneren Logik des ersten Schrittes würden daher bald jene Meinungen Übergewicht bekommen, die sich für eine noch weitergehende Nachgiebigkeit aussprechen. Darin wären dann auch homosexuelle Zusammenlebende mit eingeschlossen.
Der Kardinal beklagt zudem, daß die Eucharistie in einem solchen permissiven Denken zu einer bloßen Höflichkeit reduziert werde. „Im heutigen kulturellen Kontext des Relativismus besteht die Gefahr, die Eucharistie zu banalisieren und zu einem Sozialisierungsritus zu reduzieren. Es ist bereits vorgekommen, daß Menschen, die nicht einmal getauft waren, zur Kommunion gingen, weil sie dachten, damit eine Höflichkeitsgeste zu setzen, oder daß Ungläubige ein Recht einforderten, bei Hochzeiten oder Begräbnissen die Kommunion empfangen zu dürfen, einfach nur weil sie darin ein Zeichen der Solidarität mit ihren Freunden sahen.“
„Zwischen Gut und Böse gibt es keine Gradualität“- Antwort auf Schönborns Gradualitätsthese
Als Antwort auf die Gradualitätsthese, die vom Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn auf der Bischofssynode 2014 vorgebracht wurde, kann Antonellis Kapitel: „Zwischen Gut und Böse gibt es keine Gradualität“ gelesen werden.
Weiter schreibt der Kardinal: „Die Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen und der Zusammenlebenden zur Eucharistie bedeutet die Trennung von Barmherzigkeit und Umkehr, was nicht in Übereinstimmung mit dem Evangelium scheint“, denn Vergebung setze immer Umkehr voraus.
Mit Kasper Voschlag werde Unauflöslichkeit der Ehe aufgegeben
Vor allem warnt der ehemalige Vorsitzende des Päpstlichen Familienrats, daß ganz unabhängig von den Absichten jener, die sich für die Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten aussprechen, dadurch die Unauflöslichkeit der Ehe aufgegeben würde. „Unabhängig von ihren Absichten, wird man, wegen der doktrinären Inkohärenz zwischen der Zulassung dieser Personen zur Eucharistie und der Unauflöslichkeit der Ehe, in der konkreten Praxis damit enden, zu leugnen, woran man theoretisch und prinzipiell weiterhin festhält, mit der Gefahr, die Unauflöslichkeit der Ehe zu einem bloßen Ideal, einem vielleicht sogar schönen, aber lediglich von einigen Glücklichen erreichbaren Ideal zu reduzieren“, so der Kardinal wörtlich.
„Es ist vorhersehbar, daß die eucharistische Kommunion der wiederverheirateten Geschiedenen und der Zusammenlebenden schnell zu einem generellen Zustand führen wird. Dann wird es nicht mehr viel Sinn haben, von der Unauflöslichkeit der Ehe zu sprechen, weshalb sogar die Zelebration des Ehesakraments praktische Bedeutung verlieren wird“, so die mahnenden Worte des ehemaligen Vorsitzenden des Päpstlichen Familienrats.
Vollinhaltlich auf Italienisch, Englisch und Spanisch im Internet abrufbar
Der Text von Kardinal Antonelli wurde vollinhaltlich auf der Internetseite des Päpstlichen Rates für die Familie veröffentlicht und das nicht nur im italienischen Original, sondern auch in englischer und spanischer Übersetzung.
„Kardinal Antonelli präsentiert mit liebenswürdiger Standfestigkeit und praktischem Realismus die Doktrin und die geltende Pastoral zum Ehesakrament. Vor allem macht er die unhaltbaren Folgen sichtbar, zu denen es mit den heute auf verschiedenen Ebenen der Kirche vorgeschlagenen Änderungen kommen würde“, so Sandro Magister
Text: Giuseppe Nardi
Bild: familiam.org/MiL
Den Zusammenhang zwischen dem Sakrament der Ehe und dem der Eucharistie sehe ich… fast … genauso – bloß anders in der Reihenfolge des Auflösungsprozesses:
Erst musste man die Auflösung der Allerheiligsten Altarsakramentes etablieren und dies mehrere Jahrzehnte lang.
Dass die Menschen jeden Respekt verloren haben, offenbart uns das Wesen der Neuen Messe – sie ist ein geistlicher Ehebruch und eine furchtbare Betrübung des Bräutigams und zog unweigerlich eben auch die Auflösung der Ehemoral nach sich.
Auch wenn das furchtbar klingt: Es nützt gar nichts, nun an der Ehe festzuhalten, wenn man nicht zugleich das Hl. Messopfer wieder einführt.
Zwar haben die Unzüchtigen und Ehebrecher der Geschichte ganz offenbar ebenfalls keine Hemmungen gehabt, doch zur Kommunion zu gehen, aber man hat das nicht theologisch rechtfertigt – nicht mal um der Fürsten willen, die auf der Ebene ja besonders enthemmt waren. Die Kirche hielt fest an der Unauflöslichkeit der Ehe, OBWOHL ein bestürzend großer Teil der katholischen Kaiser und Könige, teilweise sogar der Kleriker und Hirten, ja sogar einige Päpste, die Ehe brach.
Die überlieferte Messform war nicht dazu geeignet, diesen Dammbruch, den wir heute haben, zu begünstigen.
Ich fürchte also, solche gut gemeinten Aktionen laufen ins Leer: Ohne Hl. messopfer auch kein Sakrament der Ehe!
zeitschnur @ ich sehe das auch so. Die neue Messe und die verschieden Auslegungen,
auch in der Theologie, haben es möglich gemacht, dass Laien in den Altarraum eindrin-
gen konnten und durch ihre oft unangemessenes Verhalten, die Ehrfurcht und was damit
zusammenhängt verloren gegangen ist. Hinzu kommt auch die sich weltmännisch ge- benden Priestern, die oft selbst die Ehrfurcht vor dem Sakralen scheinbar verloren haben. Diese dekadenten Erscheinungen waren vor dem II.Vatikanum undenkbar. Zum
Überfluss tragen jetzt Kardinäle und Bischöfe durch ihre Äußerungen und Ansichten,
Unfrieden und Zwietracht in die Kirche hinein, die nur noch mehr Verwirrung uns Un-
sicherheit in das Kirchenvolk tragen.
Ein Vorbild traditionsverbundenen Bekenntnisses ist Weihbischof Athanasius Schneider; er fordert dazu auf, sich von den „Lehrern“ der aktuellen „Erneuerungs“-Abbruchstrategie nicht einschüchtern zu lassen; seine Kernaussage:
-
[.…]
„Kein Katholik, der seine Taufgelübde noch ernst nimmt, darf sich von diesen neuen sophistischen Lehrern der Unzucht und des Ehebruchs einschüchtern lassen, selbst wenn diese Lehrer, Gott sei es geklagt, das Amt eines Bischofs oder Kardinals bekleiden.“
[.…]
-
Die „Sünder“ früherer Zeiten haben aber, sofern sie katholisch waren, gebeichtet und mitunter gesühnt, indem sie Kirchen und Klöster stifteten oder selbst ins Kloster gingen. Das ist der gewaltige Unterschied zu den heutigen „Sündern“, die sich ihres Treibens auch noch rühmen und die Sünde zum Gesetz machen.Auf die Idee wäre nicht mal der schlimmste Rainessance-Fürst gekommen!!
Mitunter haben sie wohl gebeichtet und gesühnt – mitunter aber sichtlich nicht. Ich kann mir einfach kaum vorstellen, wie notorische Hurer wie ein Alexander VI. täglich die Hl. Messe zelebriert haben. Selbst wenn sie gebeichtet haben, kann die Absicht, nicht mehr zu sündigen nicht vorhanden gewesen sein. Denn es ging ja sofort weiter in dem Stil.
Das meinte ich.
Und ich kann mir auch nicht vorstellen, das ein echtes Sündenbewusstsein hatte.
Das nur als Beispiel.
Die Hurerei muss unter den Hochgestellten des Abendlandes zum guten Ton gehört haben.
Was Sie meinen ist die Tatsache, dass wir von einigen wissen, dass sie dem bewusst abgesagt haben – neilich hörten wir das von Ignatius oder wir wissen es von Franziskus.
Das kann aber unmöglich auf die Mehrheit zutreffen – andernfalls hätten sich diese unmöglichen Verhältnisse ja gar nicht erhalten können.
Ich wollte das früher selbst nicht glauben – aber je mehr ich mich in die Geschichte vertiefe, desto mehr muss ich erkennen: die Verhältnisse waren katastrophal, v.a. eben bei den Hochgestellten. Zuiletzt las ich das über den Wiener Kongress. Machen Sie sich mal selbst kundig…
Man wagte nicht gar so penetrant wie heute, die Sünde nun als Tugend zu bezeichnen! Aber man wagte es dennoch: denken Sie an Heinrich VIII. von England…
Das ist schon so, wie Sie das sehen. Der Unterschied zwischen denen, die früher machten, was sie wollten und den Heutigen ist indes der, dass man das Falsche legalisieren will. Das ist der Punkt.