(Tripolis) Der Islamische Staat (IS) hat in Libyen 86 Christen entführt. Laut der Hilfsorganisation International Commission on Eritrean Refugees (ICER) fand die Entführung am 3. Juni statt. Unter den Geiseln befinden sich laut ICER auch zwölf Frauen und Kinder.
Gemäß ICER-Mitbegründer Meron Estefanos „befragten die Milizionäre des Islamischen Staates alle Angehörigen des angehaltenen Konvois, ob sie Moslem sind. Bist du Moslem oder nicht?, war die Frage. Fast alle begannen zu beteuern, Moslems zu sein, doch um das belegen zu können, muß man den Koran kennen, und den kannten viele nicht“.
Die Nachricht der Entführung wurde inzwischen vom katholischen Nachrichtendienst Fides bestägt. Pater Mussie Zerai wird von Fides mit den Worten zitiert: „Wir versuchen derzeit, Details in Erfahrung zu bringen. Wir wissen aber, daß drei entführten Personen die Flucht gelungen ist. Von ihnen stammen die ersten Informationen. Unsere erste Aufgabe ist es, diese drei Menschen in Sicherheit zu bringen, um dann in Ruhe die Lage jener besser einschätzen zu können, die sich noch in der Hand des Islamischen Staates befinden“.
IS-Menschenhändler
Pater Mussie Zerai, selbst Eritreer, versucht Landsleuten zu helfen, die vor dem Regime des eritreischen Staatspräsidenten Afewerki fliehen. „Das Verhältnis zwischen Menschenhändlern, organisierten Schlepperbanden nach Europa und dem Islamischen Staat in Libyen ist schwer zu beschreiben. Manchmal arbeiten Schlepper und IS zusammen, andere Male entführt der IS Migranten, die auf dem Weg nach Europa Libyen durchqueren. Es gibt also Momente, in denen sich die Gruppen, die sich dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen haben, mit anderen libyschen Milizen verbünden oder auch mit den organisierten Schlepperbanden.“
Zerai weiter: „Der IS kassiert von den Schleppern eine Art Maut, um ihre Konvois passieren zu lassen. Im konkreten Fall wurde der Konvoi vom IS gestoppt. Den Grund dafür kennen wir noch nicht. Vielleicht handelte es sich um einen demonstrativen Akt im Rahmen ihrer antichristlichen Propaganda.“ Vielleicht habe der IS aber auch gleichzeitig Schleppern eine Lektion erteilen wollen. Der Islamische Staat verstehe es durch seine skrupellose Gewalt, eine Situation auf mehrerlei Weise für sich auszunützen, so der eritreische Priester.
Im vergangenen Februar hatte der Islamische Staat 21 koptische Christen entführt und vor laufender Kamera am Mittelmeerstrand ermordet. Im vergangenen April wiederholte der IS das grausame „Spektakel“ durch die Ermordung von 28 äthiopischen Christen. Die Sorge ist daher groß, daß den 86 entführten eritreischen Christen das gleiche Schicksal droht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi
„Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen weder auf ihre Stirn noch auf ihre Hand genommen hatten; und sie lebten und regierten mit Christus tausend Jahre.“ (Off 20, 4). —- Die Opfer dieser gefangenen Christen sind ein Mahnmal in der Ewigkeit. Ihre Opfer sind auch ein Mahnmal für uns. Beten wir, dass sie befreit werden können. Beten wir, dass Gott sie stärkt im Leiden. Gelobt sei Jesus Christus.
Was aber dabei wirklich niederschmetternd ist, das ist dass der Staatspräsident Eritreas eigentlich selbst christlicher Herkunft wäre…
Er führt eine der schlimmsten nationalistischen und zugleich auch kommunistisch geprägten Militärdiktaturen Afrikas und verfolgt besonders evangelikale Gemeinschaften.
Man würde ja nun denken, ein christlich geprägtes afrikanisches Land sollte eher ein Zufluchtsort sein – aber nein.
Es arbeitet mit seiner geistigen Verengung dem IS in die Hände…
Man weiß nicht ein noch aus.
Und in diesem „christlichen“ Chaos kann sich der IS leichtfüßig einrichten.