„Im Namen aller Armen der Welt nehme ich das Amt an“ – Kardinal Tagle neuer Präsident der Caritas Internationalis


Kardinal Tagle und Papst Franziskus
Kar­di­nal Tag­le und Papst Franziskus

(Rom) Der phil­ip­pi­ni­sche Kar­di­nal Luis Anto­nio Tag­le (57) steht in den kom­men­den vier Jah­ren an der Spit­ze der Cari­tas Inter­na­tio­na­lis. Er folgt in die­sem Amt dem hon­du­ra­ni­schen Kar­di­nal Oscar Rodri­guez Mara­dia­ga. „Im Namen aller Armen die­ser Welt neh­me ich die­ses Amt an“, erklär­te der Erz­bi­schof von Mani­la. Sowohl der schei­den­de als auch der neue Cari­tas-Prä­si­dent gel­ten als Ver­trau­te von Papst Franziskus.

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Die 20. Gene­ral­ver­samm­lung der Kon­fö­de­ra­ti­on der natio­na­len Cari­tas-Ver­bän­de der Welt, die in die­sen Tagen in Rom statt­fin­det, wähl­te Kar­di­nal Tag­le zum neu­en Vor­sit­zen­den. Der bis­he­ri­ge Prä­si­dent, Kar­di­nal Mara­dia­ga, bewarb sich nach zwei Amts­pe­ri­oden nicht mehr um das Amt und sicher­te dem Nach­fol­ger sei­ne Unter­stüt­zung zu. Kar­di­nal Tag­le ist der erste Asi­at an der Spit­ze der größ­ten Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on der Welt.

„Buonasera a tutti“ – Der „kleine Bergoglio“

„Buo­nase­ra a tut­ti!“, sag­te der phil­ip­pi­ni­sche Pur­pur­trä­ger auf Ita­lie­nisch in einer Video­kon­fe­renz zu den Dele­gier­ten der 130 natio­na­len Cari­tas-Ver­bän­de, die sich in Rom ver­sam­melt hat­ten. Der „Klei­ne Berg­o­glio“, wie Tag­le genannt wird, folg­te auch dar­in ganz dem amtie­ren­den Papst.

„Ich dan­ke für euer Ver­trau­en. Ich bin durch mei­ne Fähig­kei­ten ein­ge­schränkt, aber mit euch allen, mit der Lie­be, die Jesus in unse­re Her­zen gelegt hat und im Namen aller Armen der Welt, neh­me ich die Wahl an. Stär­ken wir die Kir­che der Armen so, daß unser Zeug­nis hel­fen möge, eine Welt der Gerech­tig­keit, der wah­ren Frei­heit und des wah­ren Frie­dens zu bau­en“, so Kar­di­nal Tag­le in sei­ner Dankesrede.

Sei­ne Bewer­bung war in Abspra­che mit Papst Fran­zis­kus erfolgt. Sei­ne Wahl galt daher als sicher. Ein­zi­ger „Gegen­kan­di­dat“ war der unbe­kann­te zyprio­ti­sche Erz­bi­schof Joseph Soueiph.

Mitarbeiter der „Schule von Bologna“

Anto­nio Luis Tag­le wur­de am 21. Juni 1957 in Mani­la gebo­ren. 1982 zum Prie­ster geweiht, erwarb er 1987 ein Lizen­ti­at in Theo­lo­gie und pro­mo­vier­te 1991 sum­ma cum lau­de mit einer Dis­ser­ta­ti­on über die bischöf­li­che Kol­le­gia­li­tät in der Dok­trin und der Pra­xis von Paul VI. Sein Dok­tor­va­ter ist Joseph Komon­chak. Er gehör­te zum Redak­ti­ons­ko­mi­tee des Insti­tuts für Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­ten in Bolo­gna und wirk­te an der Her­aus­ga­be der mehr­bän­di­gen pro­gres­si­sti­schen Geschich­te des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils durch die „Schu­le von Bolo­gna“ mit.

2001 ernann­te ihn Johan­nes Paul II. zum Bischof von Imus. 2011 beför­der­te ihn Bene­dikt XVI. zum Erz­bi­schof von Mani­la und kre­ierte ihn 2012 zum Kar­di­nal. Eine Ent­schei­dung, die bereits damals für eini­ge Ver­wun­de­rung sorg­te und mit einer „Schwä­che“ des deut­schen Theo­lo­gen­pap­stes für Theo­lo­gen unter den Bischö­fen erklärt wur­de, unab­hän­gig von ihrer Ausrichtung.

Bereits 2013 als „papabile“ genannt

Im Vor­feld des Kon­kla­ve 2013 wur­de Kar­di­nal Tag­le als „papa­bi­le“ genannt. Unter Papst Fran­zis­kus ver­stärk­te sich auch im deutsch­spra­chi­gen Raum die För­de­rung des phil­ip­pi­ni­schen Kardinals.

Papst Fran­zis­kus berief ihn als Syn­oda­le zur Bischofs­syn­ode 2014, wo er sich inhalt­lich um Nähe zum Papst bemüh­te. Zum Streit­punkt „Über­be­völ­ke­rung“ zeig­te sich der phil­ip­pi­ni­sche Kar­di­nal nicht sat­tel­fest. Es bestehen Zwei­fel, daß er der links­la­sti­gen Cari­tas wie­der ein deut­li­che­res katho­li­sches Pro­fil geben kann, wie es Bene­dikt XVI. ein­ge­for­dert hatte.

Der Öster­rei­cher Alex­an­der Bod­mann wur­de von der Gene­ral­ver­samm­lung zum neu­en Finanz­re­fe­ren­ten der Cari­tas Inter­na­tio­na­lis gewählt. Als Gene­ral­se­kre­tär wur­de Oli­ver Roy bestä­tigt. Er folg­te 2011 auf Les­ley-Anne Knight, deren Bestä­ti­gung von Bene­dikt XVI. abge­lehnt wor­den war, weil die Cari­tas Inter­na­tio­na­lis unter ihrer Füh­rung nicht hin­ter den nicht ver­han­del­ba­ren Wer­ten stand. Knight, ein „Feind im eige­nen Haus“, wech­sel­te dar­auf zur Abtrei­bungs­lob­by. Kar­di­nal Mara­dia­ga hat­te sich bei Bene­dikt XVI. für den Ver­bleib Knights eingesetzt.

Kar­di­nal Tag­le gilt als die „Ide­al­be­set­zung“, im Sin­ne von Papst Fran­zis­kus die „Kir­che der Armen“ öffent­lich­keits­wirk­sam sicht­bar zu machen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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6 Kommentare

  1. Kar­rie­ris­mus gibt’s eben auch unter einem Papst, der die­ses Phä­no­men immer ver­bal geisselt…

  2. Papst Fran­zis­kus und Kar­di­nal Tag­le; eine „beson­de­re“ Beziehung.
    Gem. Schil­de­rung von Kar­di­nal Marx traf Kar­di­nal Tag­le im Vati­kan-Auf­zug auf Papst Fran­zis­kus und rief dabei über­racht aus:

    „Hei­li­ger Vater !“

    Dar­auf ant­wor­te­te der Papst:

    „Na, Hei­li­ger Sohn!“

    • Typisch Ber­do­glio. Das ist doch hof­fent­lich ein Witz, aber zur Zeit weiß man dies nicht immer.

    • Es emp­fiehlt sich sehr, die Auf­zü­ge im Vati­kan gut zu war­ten und zu kontrollieren.
      In der Apo­sto­li­schen Nun­tia­tur in Mon­te­vi­deo (Uru­gu­ay) hat­te ein Auf­zug ein­mal am Wochen­en­de einen Defekt und konn­te des­halb erst am Mon­tag­mor­gen repa­riert werden.
      Gro­ßes Auf­se­hen, wenn dann ein damals an der Nun­tia­tur dort beschäf­tig­ter ita­lie­ni­scher Prie­ster (M.B.R.), der dort schon mit einem schwei­ze­ri­schen jun­gen Mann (P.H.) lan­ge zusam­men­ge­lebt hat­te und zu Mit­ter­nacht auf einer als Homo­se­xu­el­len­treff stadt­be­kann­ten Ave­nue zusam­men­ge­schla­gen wor­den war (akten­kun­dig beim Taxi­un­ter­neh­men und bei der Poli­zei), zusam­men mit einem stadt­be­kann­ten sehr jun­gen Mann aus dem rosa Milieu aus dem Auf­zug kam.
      Die­ser gewal­ti­ge Skan­dal ver­hin­der­te jedoch nicht eine wei­te­re Kar­rie­re des Prie­sters M.B.R.:
      in alt­be­kann­tem Ver­tu­schungs­tech­nik wur­de der Prie­ster ins Hei­mat­land Ita­li­en zurück­ge­schickt und mach­te nach einer Beru­hi­gungs­pha­se wei­ter Kar­rie­re im Vatikan;
      er brach­te es – Iro­nie des Schick­sals – zum Direk­tor des vati­ka­ni­schen Hotels D.S.M.
      Er wird sich bestimmt um ein gutes Funk­tio­nie­ren der Auf­zü­ge dort kümmern.

    • Genau das habe ich mir auch gedacht. Es soll­te wohl beson­ders demü­tig klin­gen und kommt ganz prah­le­risch rüber. Der Mann paßt ins Amt !

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