Piusbruderschaft sechs Jahre nach Brief von Benedikt XVI. zwischen Berufungen und Spaltungen


Piusbruderschaft sechs Jahre nach dem Brief von Benedikt XVI. an alle Bischöfe der Welt
Pius­bru­der­schaft sechs Jah­re nach dem Brief von Bene­dikt XVI. an alle Bischö­fe der Welt

(Men­zin­gen) Die katho­li­sche Monats­zeit­schrift Il Timo­ne ver­öf­fent­lich­te fol­gen­den Bei­trag über die nicht in Ein­heit mit Rom ste­hen­de alt­ri­tu­el­le Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX)

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„Vor sechs Jah­ren, am 10 März 2009, schrieb Papst Bene­dikt XVI. den „Brief an die Bischö­fe der katho­li­schen Kir­che in Sachen Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on der vier von Erz­bi­schof Lefeb­v­re geweih­ten Bischö­fe“. Es war eines der berüh­rend­sten und leben­dig­sten Doku­men­te sei­nes Lehr­am­tes und zur glei­chen Zeit auch eines der dra­ma­tisch­sten. Es ent­stand, um auf eine wil­de Kam­pa­gne zu ant­wor­ten, die von Medi­en und Tei­len der Kir­che gegen ihn ent­facht wor­den war, die sich dem „Bei­ßen und Ver­schlin­gen“ hin­ge­ben, wie der Hei­li­ge Pau­lus im Brief an die Gala­ter beklagt, und wor­auf Bene­dikt XVI. damals hin­wies, um das Kli­ma jener Tage zu beschreiben.

In sei­nem Brief, des­sen voll­stän­di­ge Lek­tü­re sich wegen sei­ner Klar­heit und Tie­fe lohnt, schrieb Bene­dikt XVI. unter anderem:

‚Kann uns eine Gemein­schaft ganz gleich­gül­tig sein, in der es 491 Prie­ster, 215 Semi­na­ri­sten, 6 Semi­na­re, 88 Schu­len, 2 Uni­ver­si­täts-Insti­tu­te, 117 Brü­der und 164 Schwe­stern gibt? Sol­len wir sie wirk­lich beru­higt von der Kir­che weg­trei­ben las­sen? Ich den­ke zum Bei­spiel an die 491 Prie­ster. Das Geflecht ihrer Moti­va­tio­nen kön­nen wir nicht ken­nen. Aber ich den­ke, daß sie sich nicht für das Prie­ster­tum ent­schie­den hät­ten, wenn nicht neben man­chem Schie­fen oder Kran­ken die Lie­be zu Chri­stus dage­we­sen wäre und der Wil­le, ihn und mit ihm den leben­di­gen Gott zu ver­kün­den. Sol­len wir sie ein­fach als Ver­tre­ter einer radi­ka­len Rand­grup­pe aus der Suche nach Ver­söh­nung und Ein­heit aus­schal­ten? Was wird dann werden?‘

Der Brief erhält in die­sen Tagen wegen zwei Nach­rich­ten neue Aktua­li­tät. Die erste Nach­richt ist, daß Ber­nard Fel­lay, Gene­ral­obe­rer der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. bekannt­gab, daß die Bru­der­schaft in die­sem Jahr erst­mals in ihrer Geschich­te mehr als 600 Prie­ster zäh­len wird. Mehr als 100 Prie­ster mehr in nur sechs Jah­ren. Heu­te unter­hält die Bru­der­schaft in 35 Staa­ten stän­di­ge Nie­der­las­sun­gen. Ihr Apo­sto­lat erstreckt sich jedoch auf 70 Staa­ten. Ihre Aus­brei­tung ist beson­ders in den USA stark, wo sie gera­de ein neu­es Prie­ster­se­mi­nar baut, das zu ihrem größ­ten Semi­nar wer­den wird. ‚Sol­len wir sie wirk­lich beru­higt von der Kir­che weg­trei­ben las­sen?‘ frag­te Bene­dikt XVI. in sei­nem Brief.

Die zwei­te Nach­richt, die unge­mein ver­häng­nis­voll ist, wur­de gestern von Rora­te Cae­li bekannt­ge­macht. Einer der vier von Lefeb­v­re geweih­ten Bischö­fe, Richard Wil­liam­son, 2012 aus der FSSPX aus­ge­schlos­sen, will zumin­dest einen neu­en Bischof wei­hen: Pater Jean-Michel Fau­re, ehe­ma­li­ger Obe­rer des latein­ame­ri­ka­ni­schen Distrikts der FSSPX und ehe­ma­li­ger Regens des Prie­ster­se­mi­nars La Reja in Argen­ti­ni­en. Auch er gehört, wie Wil­liam­son, zu denen, die die Bru­der­schaft ver­las­sen haben. Die Wei­hen sol­len im ehe­mals mit der FSSPX ver­bun­de­nen Klo­ster von San­ta Cruz in Nova Fri­bur­go, einer Stadt im Staat Rio de Janei­ro, in Bra­si­li­en statt­fin­den. Mit der Bischofs­wei­he wür­de für Wil­liam­son erneut die Exkom­mu­ni­ka­ti­on in Kraft tre­ten, eben­so für den neu­en unrecht­mä­ßi­gen Bischof, und es wür­de sich eine jener außer Kon­trol­le gera­te­nen Lini­en der apo­sto­li­schen Suk­zes­si­on bil­den, die Rom immer und unter allen Umstän­den zu ver­mei­den ver­sucht hat, da sie imstan­de sind, schis­ma­ti­sche Grup­pen her­vor­zu­brin­gen, weil sie eine sakra­men­ta­le Pote­stas für sich behaup­ten können.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Il Timone

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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7 Kommentare

  1. Die­se Fra­ge stel­le ich mir schon lan­ge. Was macht die Prie­ster­bru­der­schaft wenn sie ein­mal neue Bischö­fe braucht? Die jet­zi­gen 3 Weih­bi­schö­fe – ad mul­tos annos – wer­den ja auch nicht jün­ger. Wird dann die Exkom­mu­ni­ka­ti­on wie­der neu auf­ge­legt? Denn, dass sie vom Papst eine Erlaub­nis zu Bischofs­wei­hen bekom­men o. ein­ho­len dürf­te wohl äußerst frag­lich sein, Geschwei­ge, dass sie unter dem jet­zi­gen „Brücken­ab­bre­cher“ eine lega­le Wei­he durch­füh­ren kön­nen. Also wer weiß da eine Lösung?? Wäre echt interessant!!

    • Ja, die Bru­der­schaft steckt in einem Dilem­ma. Der jet­zi­ge „Brücken­ab­rei­ßer“ zeigt die kal­te Schul­ter. Aber sei­en wir zuv ersicht­lich, denn in einem Inter­view gab FRan­zis­kus bekannt, daß er nicht län­ger als vier bis fünf Jah­re die­ses Pon­ti­fi­kat aus­üben möchte.
      Das hie­sse Neu­wah­len, die der Bru­der­schaft­viellcht dann gut täte? Wer weiss?

  2. auch hier eine kl. Kor­rek­tur die ich heu­te schon ver­schie­dent­lich anbrin­gen mußte
    die 4 Bischö­fe haben die röm Exkom­mu­ni­ka­ti­on nie­mals aner­kannt und daher 2009 um die auf­he­bung des Dekre­tes nicht der Exkom­mu­ni­ka­ti­on gebeten

  3. Fel­lay hat die FSSPX in die schlimm­ste Kri­se ihrer Geschich­te manö­vriert. Die Tra­di­ti­on ist nicht mehr „aci­es ordi­na­ta“. Durch die ver­geb­li­che Lie­bes­müh, von der apo­sta­ti­schen Kon­zils­sek­te „aner­kannt“ zu wer­den (wofür eigent­lich???), hat die Tra­di­ti­on ihre inne­re Geschlos­sen­heit ver­lo­ren, die von P. Pfluger ja mitt­ler­wei­le mit den glei­chen Argu­men­ten preis­ge­ge­ben wird, wie die Moder­ni­sten es vor dem Kon­zil taten: Die Zei­ten haben sich geän­dert, man kön­ne nicht mehr so wei­ter­ma­chen wie bis­her, etc., etc. Spä­te­stens, als unter B16 klar wur­de, daß durch die Ernen­nung Müllers

  4. zum „Glau­bens­wäch­ter“ der Kon­zils­re­li­gi­on kei­ne ehr­li­che Eini­gung mög­lich sein wird, son­dern nur eine bedin­gungs­lo­se Kapi­tu­la­ti­on vor dem Räu­ber­kon­zil – den „Orth­ko­do­xen“ gesteht der der­zei­ti­ge „After­papst“ hin­ge­gen die Ableh­nung der letz­ten 13 Kon­zi­li­en zu – hät­te Fel­lay die Reiß­lei­ne zie­hen müs­sen. Statt­des­sen opfer­te er sei­nen eige­nen bischöf­li­chen Mit­bru­der auf dem Altar der poli­tisch-kor­rek­ten Unter­wer­fung, und hat dafür außer einer schlei­chen­den Spal­tung sei­ner eige­nen Bru­der­schaft NICHTS gewon­nen. Man kann nur hof­fen und beten, daß den Ver­ant­wort­li­chen der FSSPX bald ein Licht aufgeht.

    • Ich stel­le hier auch mal die Fra­ge : Wodurch unter­schei­det sich der heu­ti­ge Kurs von Mgr Fel­lay von dem von 1986 unter P Schmid­ber­ger der sog „Wie­der­stand“ redet dau­ernd von einem neu­en Kurs nur ich seh ihn nirgendst

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