(Washington) Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco hat der auf dem Papier katholischen Oppositionsführerin des Repräsentantenhauses in den Vereinigten Staaten, Nancy Pelosi von den Demokraten, geantwortet, „kein Katholik kann mit gutem Gewissen anderer Meinung sein“, was Abtreibung betrifft. Cordileone ergriff gegenüber CNS News das Wort, nachdem Pelosi sich in den letzten Tagen mehrfach geweigert hatte zu sagen, ob ein ungeborenes Kind im Alter von 20 Wochen ein „Mensch“ ist. Pelosi konnte sich lediglich zu folgender Stellungnahme durchringen: „Als eine Mutter von fünf Kindern in sechs Jahren habe ich eine bedeutende Stellung zu diesem Thema, ein bedeutendes Verständnis, mehr als meine Kollegen.“ Sie wisse mehr davon, Babys zu haben, als der Papst.
Cordileone wies im Gegensatz dazu darauf hin, es sei aus wissenschaftlicher Sicht eindeutig, „dass menschliches Leben mit der Empfängnis beginnt“. Mediziner hätten dies seit über 100 Jahren bewiesen. „Die katholische Morallehre erkennt diese wissenschaftliche Tatsache an und hat stets das schwere moralische Übel bestätigt, ein unschuldiges menschliches Leben zu nehmen.“
Als Nancy Pelosi im Februar 2009 – damals noch Präsidentin des US-Repräsentantenhauses – von Papst Benedikt XVI. zu einer viertelstündigen Audienz empfangen wurde, hieß es in einer kurzen Stellungnahme des Presseamts des Heiligen Stuhls: „Seine Heiligkeit ergriff die Gelegenheit, von den Forderungen des moralischen Naturrechtes und der beständigen Lehre der Kirche zur Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod zu sprechen, die allen Katholiken – und besonders Gesetzgebern, Juristen sowie jenen, die für das Gemeinwohl der Gesellschaft verantwortlich sind – auferlegen, in Kooperation mit allen Männern und Frauen guten Willens dafür zu arbeiten, ein gerechtes System von Gesetzen zu schaffen, das in der Lage ist, das menschliche Leben in allen Phasen seiner Entwicklung zu schützen.“
Lebensschutz auch von Republikanern sabotiert
Wenn Katholisches.info gestern über die erfolgreiche Verabschiedung am 22. Januar des „No Taxpayer Funding for Abortion and Abortion Insurance Full Disclosure Act of 2015“ im Repräsentantenhaus berichtete, wonach es keine Steuermittel für Abtreibungen mehr geben soll, so ist dies nur die halbe Story. Seit mehr als vier Jahrzehnten ziehen am 22. Januar Hunderttausende durch die Straßen von Washington, D.C., um ein Zeichen speziell für das ungeborene Leben zu setzen, nachdem die Gerichtsentscheidung „Roe v. Wade“ vom 22. Januar 1973 zur Legalisierung von Abtreibung in den Vereinigten Staaten geführt hatte.
Zunächst sollte es am symbolträchtigen 22. Januar indes zur Verabschiedung des „Pain-Capable Unborn Child Protection Act“ im Repräsentantenhaus kommen. Ungeborene Kinder können ab etwa 20 Wochen Schmerz empfinden und sollten so durch dieses Gesetz vor Abtreibung geschützt werden. Ausnahmen wurden für Fälle etwa von Vergewaltigung gemacht. Insofern handelt es sich um ein ziemlich moderates Gesetz, das jedoch in der heutigen Situation einen großen Schritt in die richtige Richtung darstellt.
Die Abgeordnete Renee Ellmers von den Republikanern arbeitete nun hinter den Kulissen daran, eine Abstimmung über dieses Gesetz zu verhindern – und war erfolgreich. Ellmers hatte in der vergangenen Legislaturperiode noch selbst für das Gesetz gestimmt. Anfang Januar erklärte sie dann, es sei nicht klug, so früh in dieser neuen Legislaturperiode, die erst vor einigen Wochen begann, über das Gesetz abzustimmen. Außerdem mache man sich Gedanken darüber, dass das Gesetz Frauen dazu zwinge, ihre Vergewaltigung zur Anzeige zu bringen, um sich auch nach 20 Wochen noch eine Abtreibung zu sichern. Darüber hinaus wäre Ellmers’ Stimme für das Gesetz lediglich symbolisch gewesen, da es möglicherweise im Senat gescheitert, in jedem Fall jedoch nicht von Präsident Barack Obama unterschrieben worden wäre, wie dieser bereits angekündigt hatte. Die Moral von der Geschichte? Lebensschützer können sich nicht auf Politiker verlassen, selbst wenn sie in der Vergangenheit pro-life-Positionen vertreten haben.
Text: Katholisches.info/b360s
Bild: CNS News (Screenshot)
Bereits vor bald vier Jahren hat Bischof Samuel J. Aquila von Fargo in North Dakota angemahnt:
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„Wenn Priester und Bischöfe zögerten, ihre Autorität auszuüben, kann der Vater der Lüge nach Herz und Verstand der Gläubigen greifen
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„Man muss ernsthaft fragen: wie oft und wie viele Jahre kann ein katholischer Politiker für das sogenannte ‚Recht auf Abtreibung‘ stimmen … und trotzdem die Heilige Kommunion empfangen
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Die Ausübung der kirchlichen Autorität stößt auf Hindernisse,
weil die säkulare Kultur „den Menschen zu Gott macht“ und jegliche Autorität untergräbt. Bischofe und Priester sollen sich Jesus Christus zuwende, um zu lernen, wie sie ihre Leitung in der Kirche ausüben sollen.
Jesus hat die Menschen „direkt“ darauf angesprochen, dass sie sich bekehren, dass sie ihre Art des Handelns und Denkens ändern.
So viel Direktheit wirkt auf uns heute unbequem
Es ist gut, über Jesu Sprache nachzudenken, und diese sollte uns dazu herausfordern, nachzuschauen, wie wir die Gläubigen korrigieren, einschließlich der Priester und Bischöfe,
und wie wir die Wahrheit besonders jenen sagen, die behaupten, sie stünden zu Christus und der Kirche, die aber die Lehre von Jesus und der Kirche nicht akzeptieren.
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Als Diener der Wahrheit, als Diener Christi, werden wir jene korrigieren, welche sündigen.
Denn dies ist für ihr eigenes Wohl und für die Liebe zu anderen. Auch wenn dies sogar zu unserer eigenen Ablehnung oder Verfolgung führen mag“
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Noch eine Anmerkung; leider ist selbst bei sich ansonsten als Abtreibungsgegner Bezeichnenden die sog. „Ausnahme bei Vergewaltigung“ schnell gesagt. Ist ein ungeborenes beseeltes Kind, welches durch das Verbrechen der Abtreibung gezeugt wurde kein schützenswerter Mensch mehr ? Was damit den überlebenden Betroffenen angetan wird, schildert eine durch Vergewaltigung gezeugte Frau so:
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„Den Leuten ist nicht klar, wie viele es von uns gibt.
Auch ist den Leuten nicht bewusst, wie sehr sie uns mit dieser Rhetorik der Ausnahme bei Vergewaltigung verletzen.
Man vermittelt amit einem Prozent der Bevölkerung, als wenn man sie wegwerfen könnte und „dass sie nie hätten geboren werden sollen“, dass man sie hätte „wegwerfen“ können.
Es sei, „wie wenn es ihr Leben nicht wert wäre, verteidigt zu werden, nicht einmal durch Abtreibungsgegner“
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