
(Limburg) Wie war das noch in Limburg gewesen? Als „Protz-Bischof“ wurde Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Herbst des Vorjahres von den bundesdeutschen Medien gejagt. Die empörten „Demütigen“ in Kirche und Medien überschlugen sich in eifernder Kritik am „Luxus-Bischof“, der sich einen „monströsen Prunkpalast“ (Der Spiegel) errichtet habe.
Erwartungsgemäß endete die Hetzjagd auf Bischof Tebartz-van Elst im Oktober 2013 mit dessen päpstlicher Entfernung und im März 2014 mit dessen Absetzung, offiziell Amtsverzicht genannt.
Doch nun gab der amtierende Apostolische Administrator für das Bistum, Weihbischof Manfred Grothe Erstaunliches bekannt. Mit einer schriftlichen „Standortbestimmung im Advent“ wandte sich dieser an die Gläubigen des Bistums. Darin ist viel von „Neuausrichtung“, „Neubeginn“ und „Neuordnung“ die Rede und daß die Diözese „nicht mehr die Schlagzeilen der Medien“ fülle.
Die „Neuaurichtung“ des Bistums Limburg – „Bau wird genutzt, wofür er gebaut wurde“

Dann schreibt der Administrator wörtlich:
„Intensiv hat sich eine gesonderte Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Gremien – auch aus dem öffentlichen Leben – Gedanken über eine Nutzung des Gebäudeensembles auf dem Domberg in Limburg gemacht. Das Ensemble wurde als Haus für den Bischof von Limburg gebaut und sollte so auch grundsätzlich genutzt werden. Wir wollen die kommenden Monate dafür nutzen, das Haus zu öffnen und zu entmythologisieren. Deshalb wird es Führungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für Gruppen aus dem Bistum Limburg geben. Geplant ist, dass die Räumlichkeiten für Konferenzen und Sitzungen verschiedener Gremien genutzt werden. Zudem können dort Ausstellungen, theologische sowie andere kulturelle Veranstaltungen zur Durchführung kommen. So wollen wir das Bischofshaus durch Veranstaltungen des Bistums in Limburg in die Planungen mit einbeziehen. Die Privaträume werden mit Blick auf die nötige Privatsphäre von der Öffnung ausgenommen sein.“
„Deutsche Bischöfe nützten Kollegialität um unerwünschten Bischof loszuwerden“

Der medial zur Kirchen- und Staatsaffäre ersten Ranges hochgespielte Bau in Limburg, der zum Sturz mit Schimpf und Schande des Bischofs führte, wird künftig einfach als das genutzt, wofür er gebaut wurde. Kein empörtes Wort mehr über „Protz & Prunk“. Durch öffentliche Führungen soll der Bau „entmythologisiert“ werden. Damit läßt der Administrator die letzte Luft aus einer künstlich aufgeblasenen Kampagne. Weihbischof Grothe belegt schriftlich, daß die „Protzbau“-Kritik an Bischof Tebartz-van Elst nur vorgeschoben war, um den Bischof zu stürzen. „Die deutschen Bischöfe benützten die Kollegialität, um einen wegen seiner Positionen unerwünschten Bischof loszuwerden“, so Secretum meum mihi.
Wer durch die Nebelwand blicken wollte, konnte dies immer tun. Wenige taten es, wollten es tun. Die Skandalschlagzeilen der Medien haben eine magische Suggestivkraft auf den „kleinen Mann auf der Straße“. Damit wird „oben“ kalkuliert. Die Kampagnenmaschinerie ist gut geölt.
Gegen Bischof Tebartz-van Elst wurde wegen eines Gebäudes gehetzt, bis er gegangen wurde. Kein Wort der Kritik wurde hingegen für den kleinen „Luxus“ von Erzbischof Reinhard Marx laut, der sich für seine – zugegeben häufiger werdenden – Aufenthalte in Rom eine Absteige um 13 Millionen Euro gönnte. Dieses unterschiedliche Maß verdeutlicht, daß die wirklichen Gründe für die Angriffe im Fall Limburg immer anderswo zu suchen waren.
Häufig ist zu hören, Bischof Tebartz-van Elst habe sich „nicht immer glücklich verhalten“. Wer hätte das nicht von sich zu sagen. In der Sache spielt das aber keine Rolle. Der Bischof hatte in Wirklichkeit nie eine Chance, seit hinter den Kulissen sein Kopf gefordert wurde.
Folgt auf „Entmythologisierung“ des Baus auch Entmythologisierung der „Schuld“ des Bischofs?
Die intern zerrissene Diözese hat noch keinen Bischof und der zwangsemeritierte Bischof Tebartz-van Elst keine neue Aufgabe. Vielleicht sollte er nicht darauf warten, eine übertragen zu bekommen. Das Beispiel des ebenfalls „kollegial“ entsorgten Bischofs Rogelio Livieres von Ciudad del Este zeigt, daß es die Möglichkeit gibt, eigeninitiativ vernehmbar Kirche und Glaubenslehre zu verteidigen. Mit der Initiative Adelante la fe beweist er auch nach seinem Sturz, warum er seinen bischöflichen Mitbrüdern überlegen und daher von diesen nicht geliebt wurde.
Es war kein Geheimnis, daß der Limburger Bischof in der Bischofskonferenz eine „konservativere“ Position vertreten hatte, als die Mehrheit seiner Mitbrüder. Es war ebenso kein Geheimnis, daß er als Nachfolger von Bischof Franz Kamphaus in seiner Diözese in manchen Kreisen auf erbitterten Widerstand stieß. Wird nun jemand auch die „Schuld“ von Bischof Tebartz-van Elst entmythologisieren? Zweifelhaft.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Bistum Limburg