(Rom) Vom kommenden 23.–25. Oktober findet in Rom die Dritte Internationale Wallfahrt der Tradition statt, die vom Coetus internationalis Summorum Pontificum organisiert wird, einem internationalen Zusammenschluß von Gemeinschaften und Gläubigen des Alten Ritus, die sich um die Umsetzung des Motu proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. bemühen, der 2007 damit allen Priestern die Zelebration der bis 1965/1969 allgemein gültigen Meßform erlaubte.
Das noch provisorische Programm sieht die Teilnahme von zwei Bischöfen und drei Kardinälen vor. Die Bischöfe sind der Franzose François Bacque, ein Apostolischer Nuntius im Ruhestand und Kurienerzbischof Guido Pozzo, der Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, die für die Gemeinschaften der Tradition zuständig ist.
Drei Kardinäle nehmen an Wallfahrt statt
Unter den Kardinälen handelt es sich um den amerikanischen Kurienkardinal Raymond Leo Burke, Präfekt der Apostolischen Signatur. Er wird am Samstag, den 25. Oktober das Pontifikalamt im Petersdom zelebrieren, das den Höhepunkt der Wallfahrt bildet. 2013 zelebrierte der Spanier Antonio Kardinal Cañizares Llovera, der Präfekt der Gottesdienstkongregation, 2012 war es der Kolumbianer Darào Kardinal Castrillón Hoyos, von 1996–2006 Präfekt der Kleruskongregation und von 2000–2009 Vorsitzender von Ecclesia Dei. Kardinal Burke gehört unter Papst Franziskus zu den Degradierten. Der amerikanische Pupurträger wurde aus allen Kongregationen entfernt, denen er angehörte. Burke stellte unter Benedikt XVI. sicher, daß in den USA gute Bischöfe ernannt wurden. Ein Einfluß, den ihm Papst Franziskus entzog.
Der zweite ist der Deutsche Walter Kardinal Brandmüller, der am Sonntag, den 26. Oktober bei den altrituellen Benediktinern von Norcia das Christkönigsfest zelebrieren wird. Kardinal Brandmüller war von 1998–2009 Vorsitzender des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft, salopper bekannt als „Chefhistoriker“ des Vatikans. 2010 wegen seiner persönlichen Verdienste zum Kardinal erhoben war es Brandmüller, der 2011 als erster seit der Liturgiereform von 1969/1970 wieder an einem der beiden Hauptalktäre des Petersdoms, am Altar der Kathedra Petri ein heiliges Meßopfer im überlieferten Ritus zelebrierte.
Der dritte Kardinal ist der Australier George Pell. Als der Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran auf der Loggia des Petersdoms am 13. März 2013 den Namen des neuen Papstes verkündete, hatten manche bei der Nennung des Namens Georgium für einen Bruchteil einer Sekunde an den damaligen Erzbischof von Sydney gedacht. Kardinal Pell könnte am Freitag, den 24. Oktober ein Pontifikalamt in der römischen Kirche der Petrusbruderschaft SS. Trinità dei Pellegrini zelebrieren. Der einzige Purpurträger des fünften Kontinents zählt seit Jahren zum Kreis der Kardinäle, die der Tradition nahestehen.
Kardinal George Pell
Während des Pontifikats von Benedikt XVI. war Kardinal Pell zweimal im Gespräch, die Leitung eines Dikasteriums an der Römischen Kurie zu übernehmen. 2005 gehörte er zum Dreiervorschlag, die Nachfolge des zum Papst gewählten Joseph Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation anzutreten. Ernannt wurde der Amerikaner William Kardinal Levada, während der dritte Genannte, Tarcisio Kardinal Bertone, von Benedikt XVI. zum Kardinalstaatssekretär gemacht wurde.
2010 stand Pells Ernennung zum Präfekten der Bischofskongregation bereits fest. Als von kirchenfeindlichen Kreisen gegen ihn eine Kampagne gestartet wurde mit dem Vorwurf, er könnte Fälle von sexuellem Mißbrauch gedeckt haben, entschied sich Rom im letzten Augenblick für den Frankokanadier Marc Kardinal Ouellet.
Die Vorwürfe gegen Kardinal Pell erwiesen sich als haltlose Verleumdungskampagne. So geschah es, daß der australische Purpurträger unter Papst Franziskus eine unerwartet schnelle Karriere machte. Unter einem Papst, der nicht im Verdacht steht, traditionsfreundlich zu sein. Die erste Beförderung erfolgte zwangsläufig. In den C8-Kardinalsrat zur Beratung des Papstes bei der Kurienreform und der Kirchenleitung wurde je ein Vertreter für jeden Kontinent ernannt, für Amerika für jeden der drei Subkontinente. George Pell ist der einzige Kardinal Ozeaniens, weshalb er unter den Kardinälen als einziger einen sicheren Platz hatte.
Einmal im Rom angekommen, betraute ihn Papst Franziskus mit weiteren führenden Aufgaben an der Kurie. Allerdings mit solchen, in denen der Australier mehr seine organisatorischen Talente unter Beweis stellen als seiner liturgischen Sensibilität und seinem Kirchenverständnis Geltung verschaffen kann.
Papst Franziskus machte ihn sogar zum Präfekten einer römischen Kongregation. Am 24 Februar errichtete der Papst als neues „Ministerium“ ein Wirtschaftssekretariat, in dem die gesamten wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls zusammengefaßt wurden, und machte Pell zum ersten Kardinalpräfekten.
Die Beförderungen unter dem liturgisch wenig sensiblen argentinischen Papst scheinen nichts an der Haltung des Kardinals geändert zu haben, wie die Ernennung von Father Mark Withoos zu seinem persönlichen Sekretär zeigt. Withoos arbeitete zuvor für die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei. Ein weiterer Hinweis ist seine Bereitschaft, bei der Dritten Internationalen Wallfahrt der Tradition ein Pontifikalamt im überlieferten Ritus zu zelebrieren. Eine Bereitschaft, zu der sich etliche Purpurträger aufgrund einer inneren Distanz nicht herablassen.
Überliefertem Ritus mehr Sichtbarkeit verschaffen
Die Internationale Wallfahrt der Tradition fand erstmals 2012 statt mit dem erklärten Ziel, dem überlieferten Ritus stärkere Sichtbarkeit zu verschaffen und in den Petersdom, der Hauptkirche der Christenheit zurückzubringen. 2012 bestand zudem eine gewisse Hoffnung, Papst Benedikt XVI. könnte selbst das Pontifikalamt zelebrieren oder diesem zumindest beiwohnen. Eine Hoffnung, die sich nicht bewahrheitete.
Generaldelegat der Wallfahrt ist der italienische Staatsanwalt Giuseppe Capoccia von Lecce (Leiter der Vereinigung Summorum Pontificum in Apulien, Kampanien und Basilikata. Wallfahrtskaplan ist der französische Priester Claude Barthe, Generalsekretär der französische Laie Guillaume Ferluc. Das Programm kann bisher in englischer, französischer und italienischer Sprache auf der Internetseite populussummorumpontificum.com eingesehen werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Populus Summorum Pontificum/Una cum Papa nostro (Screenshots)
Was der gute Kardinal Pell vom überlieferten Ritus wirklich hält, kann beispielhaft an dem unter ihm neu ge(verun)stalteten Altarbezirk seiner ehemaligen Kathedralkirche gelesen werden – der neue „Volksaltar“ übrigens konsekriert durch Benedikt XVI. persönlich anlässlich der „WYD“. in Sydney.
Man sollte doch etwas mehr die jeweiligen Taten zum Maßstab heranziehen, um nicht womöglich auf einige oberflächliche Tradi-Beruhigungspillen hereinzufallen. .