Bergoglio, ein General, der siegen will, ohne zu kämpfen? – Fernández: „Das Projekt Franziskus“


"Projekt Franziskus", die Linie eines Pontifikats, dargelegt vom engsten argentinischen Mitarbeiter von Papst Franziskus, Erzbischof Victor Manuel Fernández(Rom) San­dro Magi­ster sieht in Papst Fran­zis­kus einen „Gene­ral, der sie­gen will, ohne zu kämp­fen“. In sei­nem jüng­sten Inter­view am Ascher­mitt­woch mit dem Cor­rie­re del­la Sera sag­te der argen­ti­ni­sche Papst: „Ich habe den Begriff nicht ver­han­del­ba­re Wer­te nie ver­stan­den“. In einem Buch erklärt sein eng­ster argen­ti­ni­scher Mit­ar­bei­ter, der von ihm zum Rek­tor der Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Argen­ti­ni­en und zum Titu­lar­erz­bi­schof gemach­te Vic­tor Manu­el Fernán­dez, war­um Papst Fran­zis­kus so peni­bel den Kon­flikt mit der vor­herr­schen­den Kul­tur meidet.

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Vic­tor Manu­el Fernán­dez ist der erste Argen­ti­ni­er, den Jor­ge Mario Berg­o­glio nach sei­ner Wahl zum Papst zum Bischof ernann­te. Fernán­dez wur­de von Berg­o­glio, als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, zum Rek­tor der Pon­ti­fi­cia Uni­ver­si­dad Cató­li­ca Argen­ti­na gemacht, gegen har­te Wider­stän­de von inner­halb und außer­halb der Kir­che. So wur­de Fernán­dez bereits 2009 Rek­tor, konn­te sei­nen Eid aber erst 2011 able­gen. Nach­we­hen die­ses Kon­flik­tes rei­chen bis in die Beset­zung der Römi­schen Kurie, wo der nun­meh­ri­ge Papst eini­ge Mit­glie­der der Bil­dungs­kon­gre­ga­ti­on wegen ihres dama­li­gen Wider­spruchs aus ihren Ämtern ent­fern­te. Am 13. Mai 2013 zeich­ne­te Berg­o­glio Rek­tor Fernán­dez mit der per­sön­li­chen Ehre eines Titu­lar­erz­bi­schofs aus. Ein demon­stra­ti­ves Zei­chen der Aner­ken­nung für sei­nen engen Mit­ar­bei­ter und ein Signal für die argen­ti­ni­schen Geg­ner der Linie Bergoglio/​Fernández, wer nun das Sagen hat.

Erzbischof Fernández, engster argentinischer Mitarbeiter, erklärt das Denken von Papst Franziskus

Erzbischof Bergoglio mit Rektor FernandezVic­tor Manu­el Fernán­dez ist seit Jah­ren auch der treue­ste Mit­ar­bei­ter Berg­o­gli­os, vor allem bei der Abfas­sung von wich­ti­gen Tex­ten. Das gilt für das Schluß­do­ku­ment der Latein­ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz von Apa­re­ci­da von 2007, wo ihn Berg­o­glio als Peri­tus in die Schluß­re­dak­ti­on nahm, bis zu Evan­ge­lii gau­di­um von Ende 2013, das als pro­gram­ma­ti­sches Schrei­ben die­ses Pon­ti­fi­kats bezeich­net wer­den kann.

Tat­säch­lich gibt die Rich­tung, die Papst Fran­zis­kus ver­folgt, nach wie vor Rät­sel auf. Ange­fan­gen davon, daß nie­mand recht sagen kann, wor­in die­se Rich­tung eigent­lich besteht und noch weni­ger wohin sie füh­ren soll. Das mag damit zusam­men­hän­gen, daß Argen­ti­ni­en weit ent­fernt und daher über die Theo­lo­gie des Pap­stes vor sei­ner Wahl so gut wie nichts bekannt ist.

Das Gesprächs­buch „Das Pro­jekt Fran­zis­kus. Wohin er die Kir­che füh­ren will“, ver­spricht Ant­wor­ten und ist am 4. März in Ita­li­en erschie­nen. Das Gespräch führ­te der Vati­ka­nist Pao­lo Roda­ri. Fernán­dez erklärt und kom­men­tiert dar­in das päpst­li­che Pro­gramm und ist damit der bis­her erste authen­ti­sche Fähr­ten­le­ser, um die­sen Papst und sei­ne Ziel­set­zung zu verstehen.

„Verfolgungskampagnen von sehr konservativen Teilen der Kirche“

Es gibt eine Stel­le im Buch, wo Fernán­dez auf die Meta­mor­pho­se anspielt, die in Berg­o­glio durch sei­ne Wahl stattfand:

„Als er Erz­bi­schof war, begann er sich lang­sam zurück­zu­zie­hen und zog es vor, immer weni­ger in der Öffent­lich­keit zu erschei­nen. Zudem gab es zu vie­le gelenk­te Ver­fol­gungs­kam­pa­gnen von eini­gen sehr kon­ser­va­ti­ven Tei­len der Kir­che und ich glau­be, daß ihn das sehr beun­ru­hig­te. Heu­te, Papst gewor­den, mit dem neu­en Geschenk, das ihm der Hei­li­ge Geist gespen­det hat, hat er die­se Befürch­tun­gen auf­ge­ge­ben und es zuge­las­sen, daß sei­ne besten Sei­ten zum Vor­schein kom­men. Das hat sei­ne Begei­ste­rung und sei­ne Ener­gie erneuert.“

An ande­rer Stel­le erklärt Fernán­dez Vor­be­hal­te gegen den dama­li­gen Erz­bi­schof von Bue­nos Aires folgendermaßen:

„Es gab Tei­le, die einen star­ken Akzent auf die dok­tri­nä­re Sicher­heit leg­ten, auf die Ehre der Kir­che und auf ihre Selbst­er­hal­tung, und die sich durch eini­ge kirch­li­che Auto­ri­tä­ten ver­tre­ten fühl­ten. Die Tei­le, die auch nur ein leicht von die­sen Letz­te­ren ver­schie­de­nes Pro­jekt hat­ten, wie Kar­di­nal Berg­o­glio und vie­le ande­re, respek­tie­ren die­se Ent­schei­dun­gen oder beglei­te­ten sie zumin­dest im Stillen.“

Es wäre inter­es­sant zu erfah­ren, war­um es angeb­lich „gelenk­te Ver­fol­gungs­kam­pa­gnen“ gab, und wes­halb Erz­bi­schof Berg­o­glio sie fürch­te­te. Doch Fernán­dez sagt nicht mehr. Um mehr über jene Zeit im Leben Berg­o­gli­os zu erfah­ren, gibt es ein ande­res Buch, das vor weni­gen Mona­ten in Argen­ti­ni­en und Ita­li­en erschie­nen ist. Geschrie­ben wur­de es von der argen­ti­ni­schen Vati­ka­ni­stin Eli­sa­bet­ta Piqué, die bis­her die best­in­for­mier­te und – auch man­gels Alter­na­ti­ven – glaub­wür­dig­ste Bio­gra­phin des der­zei­ti­gen Pap­stes ist. Das Buch trägt den Titel „Fran­zis­kus. Leben und Revo­lu­ti­on“. Wobei man mit­den­ken muß, daß das Wort „Revo­lu­ti­on“ in Latein­ame­ri­ka deut­lich belieb­ter zum all­ge­mei­nen Wort­schatz gehört als in Europa.

Auf der Berg­o­glio kri­tisch gegen­über­ste­hen­den Sei­te stan­den dem­nach im Vati­kan die Kar­di­nä­le Ange­lo Sod­a­no und der Argen­ti­ni­er Leo­nar­do Sand­ri. Wäh­rend in Bue­nos Aires der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us Adria­no Ber­nar­di­ni die Fäden der Wider­sa­cher Berg­o­gli­os gezo­gen hät­te, der von 2003 bis 2011 im süd­ame­ri­ka­ni­schen Land Dienst tat. Die argen­ti­ni­schen Wider­sa­cher Berg­o­gli­os waren die zahl­rei­chen, in der Zeit Ber­nar­di­nis ernann­ten Bischö­fe, die sich fast immer in offe­nem Wider­spruch zu den Rich­tungs­vor­ga­ben und Erwar­tun­gen des dama­li­gen Kar­di­nals und Erz­bi­schofs von Bue­nos Aires befanden.

Nuntius: Benedikt XVI. bei Verteidigung der Wahrheit im Stich gelassen

Am 22. Febru­ar 2011, dem Fest Petri Stuhl­fei­er, hielt Nun­ti­us Ber­nar­di­ni eine Pre­digt, die all­ge­mein als Ver­tei­di­gungs­re­de für Bene­dikt XVI. ver­stan­den wur­de. Tat­säch­lich han­del­te es sich gleich­zei­tig auch um einen har­ten Angriff auf Bergoglio.

Der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us erhob öffent­li­che Ankla­ge gegen jene Prie­ster, jene Ordens­leu­te und vor allem jene Bischö­fe, die durch eine Hal­tung des Weg­duckens den Papst in sei­nem öffent­li­chen Kampf zur Ver­tei­di­gung der Wahr­heit im Stich ließen.

„Wir müs­sen fest­stel­len, daß Jahr um Jahr unter den Theo­lo­gen und Ordens­män­nern, unter den Ordens­frau­en und Bischö­fen die Grup­pe jener grö­ßer gewor­den ist, die über­zeugt sind, daß die Zuge­hö­rig­keit zur Kir­che nicht auch die Aner­ken­nung und Zustim­mung zu einer objek­ti­ven Dok­trin bedeutet.“

Bemer­kens­wer­te Wor­te und eine erstaun­li­che Ankla­ge. Genau das aber war der Vor­wurf, der Berg­o­glio gemacht wur­de: sich der kir­chen­feind­li­chen Offen­si­ve nicht ent­ge­gen­zu­stel­len und sich ihr zu wider­set­zen, nicht die Leh­re der Kir­che und ihre „nicht ver­han­del­ba­ren“ Grund­sät­ze zu ver­tei­di­gen. Der Kar­di­nal duck­te sich in der Öffent­lich­keit lie­ber weg. Und da er nicht ver­tei­di­gen woll­te, was er ver­tei­di­gen soll­te, zog er es vor, sich immer mehr aus der Öffent­lich­keit zurückzuziehen.

Bergoglio kann „versessene Strenge“ zur Sexualmoral „nicht leiden“

Der dama­li­ge Erz­bi­schof von Bue­nos Aires konn­te die „ver­ses­se­ne Stren­ge“ bestimm­ter Kir­chen­ver­tre­ter in Fra­gen der Sexu­al­mo­ral „nicht lei­den“. „Er war über­zeugt“, schreibt Eli­sa­bet­ta Piqué, „daß es das schlimm­ste wäre, auf die­se The­men zu behar­ren und den Kon­flikt zu suchen.“

Ein Bei­spiel, das Piqué berich­tet, ver­an­schau­licht die Linie Bergoglios:

„2010, mit­ten im Kampf der Bischö­fe gegen die Lega­li­sie­rung der Homo-Ehe in Argen­ti­ni­en, kam die Idee auf, eine Gebets­vi­gil vor dem Par­la­ment abzu­hal­ten. Este­ban Pit­ta­ro von der Uni­ver­si­dad Austral des Opus Dei von Argen­ti­ni­en schick­te dar­auf­hin eine E‑Mail an die erz­bi­schöf­li­che Kanz­lei von Bue­nos Aires, um die­se dar­über zu infor­mie­ren. Am Tag dar­auf sah er auf sei­nem Tele­fon, daß ein Anruf vom Erz­bis­tum ein­ge­gan­gen war. Er rief zurück und es ant­wor­tet ihm Berg­o­glio per­sön­lich. ‚Mir scheint es eine wun­der­schö­ne Sache, daß ihr betet. Aber daß ihr die gan­ze Nacht auf dem Platz blei­ben wollt … Es wird kalt sein. Geht nach Hau­se, betet zu Hau­se, in der Fami­lie!‘, sag­te ihm der Kar­di­nal. ‚Er unter­stütz­te den Marsch, hat­te aber recht, von der Vigil abzu­ra­ten, weil am näch­sten Tag Kund­ge­bun­gen für die Homo-Ehe statt­fan­den. Er woll­te den Gegen­satz ver­mei­den‘ erzählt Pittaro.“

„Wenn das die Prä­ze­denz­fäl­le sind, dann erstaunt es nicht, daß Berg­o­glio, zum Papst gewor­den, die­sel­be Linie der gesam­ten Kir­che als Ver­hal­tens­wei­se dik­tiert“, so Magi­ster. „Es ist die Linie, die Evan­ge­lii gau­di­um der Welt dar­ge­legt hat. Und die das Gesprächs­buch von Bischof Fer­nan­déz noch aus­drück­li­cher unter­streicht mit der demon­stra­ti­ven Sicher­heit des­sen, der das Den­ken des Pap­stes gründ­lich kennt.“ Das Gesprächs­buch bie­tet tie­fe Ein­sicht in das Den­ken hin­ter Papst Fran­zis­kus und dar­über, was die näch­ste Gene­ra­ti­on Berg­o­glio denkt. Aus­sa­gen, die an das erin­nern, was der am Sonn­tag ver­stor­be­ne Rechts­phi­lo­soph Mario Pal­ma­ro über die Rede von Kar­di­nal Kas­per vor dem Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um sag­te: Die Rede sei aus dem Stoff der Wei­ßen Fah­ne gemacht, die man zur Kapi­tu­la­ti­on schwenkt (sie­he eige­nen Bericht Mario Pal­ma­ros letz­ter Auf­satz – „Kas­pers Rede aus Stoff für wei­ße Fah­ne der Kapi­tu­la­ti­on gemacht“).

Eini­ge Lese­pro­ben mit den Aus­sa­gen von Bischof Vic­tor Manu­el Fernández.

„Nicht verhandelbare“ Grundsätze

Papst Fran­zis­kus ist nicht blau­äu­gig. Er ver­mit­telt uns, uns auf sehr rea­li­sti­sche Wei­se in den kul­tu­rel­len Kon­text von heu­te ein­zu­tau­chen. Er lädt uns ein, anzu­er­ken­nen, daß die Schnel­lig­keit der Kom­mu­ni­ka­ti­on und die Selek­ti­on der von den Medi­en ver­brei­te­ten Inhal­te, uns vor eine neue Her­aus­for­de­rung stellt. […] Wenn die Kir­che über­mä­ßig über phi­lo­so­phi­sche Fra­gen oder das Natur­recht spricht, dann tut sie das ver­mut­lich, um mit der Welt der Nicht-Glau­ben­den über mora­li­sche The­men zu spre­chen. Auf die­se Wei­se über­zeu­gen wir aller­dings einer­seits mit den phi­lo­so­phi­schen Argu­men­ta­tio­nen ande­rer Zei­ten nie­man­den, und ande­rer­seits ver­lie­ren wir die Gele­gen­heit, die Schön­heit Jesu Chri­sti zu ver­kün­di­gen und die „Her­zen zu ent­zün­den“. Das bedeu­tet, daß die­se phi­lo­so­phi­schen Argu­men­ta­tio­nen das Leben von nie­man­dem ändern. Wenn es hin­ge­gen gelingt, die Her­zen zu ent­zün­den, oder zumin­dest zu zei­gen, was am Evan­ge­li­um anzie­hend ist, dann wer­den die Men­schen berei­ter sein, zu spre­chen und auch in Bezug auf eine Ant­wort, die die Moral betrifft, nachzudenken. […]

Zum Bei­spiel nützt es nicht viel gegen die Homo-Ehe zu spre­chen, weil die Men­schen dazu nei­gen, uns zu sehen, als wären wir Zor­ni­ge, Grau­sa­me, wenig ver­ständ­nis­vol­le Men­schen oder sogar sol­che die über­trei­ben. Eine ande­re Sache ist es, wenn wir über die Schön­heit der Ehe und der Har­mo­nie spre­chen, die sie durch die Ver­bin­dung zwi­schen einem Mann und einer Frau schafft, und in die­sem posi­ti­ven Kon­text taucht dann, fast ohne daß man es erwäh­nen muß, auf, wie unan­ge­mes­sen es ist, „Ehe“ auch eine Ver­bin­dung von zwei homo­se­xu­el­len Men­schen zu nennen. […]

Es gibt zwei Grün­de, die den Papst drän­gen, uns zu bit­ten, nicht „immer“ und „nur“ über bestimm­te mora­li­sche Grund­sät­ze zu spre­chen: um die ande­ren nicht zu ermü­den, zu über­sät­ti­gen und einen Ableh­nungs­ef­fekt zu errei­chen, und vor allem um nicht die Har­mo­nie unse­rer Bot­schaft zu zerstören.

Priesterzölibat

Wir behar­ren dar­auf, daß vie­le ver­hei­ra­te­te Per­so­nen pädo­phil sind. Den­noch, so sehr wir es auch zu erklä­ren ver­su­chen, glaubt uns die Gesell­schaft nicht. Es gibt eine all­ge­mei­ne Über­zeu­gung, daß der Pflicht­zö­li­bat und das prie­ster­li­che Ambi­en­te, das nur aus Män­nern besteht, nicht nur die homo­se­xu­el­le Nei­gung erleich­tern, son­dern sogar den Miß­brauch. Auch wenn die­se Über­le­gung nicht über­zeu­gen soll­te, glau­be ich, daß wir mehr auf das Volk Got­tes hören müs­sen, und soweit mög­lich eine gro­ße Debat­te über den Pflicht­zö­li­bat begin­nen müssen. […]

In Wirk­lich­keit den­ke ich, daß die Gewohn­hei­ten stär­ker wie­gen als die Über­zeu­gun­gen, weil der Zöli­bat nicht vom Prie­ster­tum untrenn­bar ist und es gibt katho­li­sche Prie­ster im Ori­ent, die glück­lich ver­hei­ra­tet sind. Zu dem allen hat der Papst den­noch eini­ge sehr inter­es­san­te und desta­bi­li­sie­ren­de Din­ge gesagt, an die es lohnt zu erin­nern: „In ihrem bewähr­ten Unter­schei­dungs­ver­mö­gen kann die Kir­che auch dazu gelan­gen, eige­ne, nicht direkt mit dem Kern des Evan­ge­li­ums ver­bun­de­ne, zum Teil tief in der Geschich­te ver­wur­zel­te Bräu­che zu erken­nen, die heu­te nicht mehr in der­sel­ben Wei­se inter­pre­tiert wer­den und deren Bot­schaft gewöhn­lich nicht ent­spre­chend wahr­ge­nom­men wird. Sie mögen schön sein, lei­sten jedoch jetzt nicht den­sel­ben Dienst im Hin­blick auf die Wei­ter­ga­be des Evan­ge­li­ums. Haben wir kei­ne Angst, sie zu revi­die­ren!“ [Evan­ge­lii gau­di­um, 43]. Es ist daher not­wen­dig, sich zu fra­gen, ob die Grün­de um ver­hei­ra­te­te Prie­ster im Ori­ent zu akzep­tie­ren, heu­te nicht auch für den Westen gelten.

Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene

Es wird ein The­ma sein, das bei den näch­sten Syn­oden dis­ku­tiert wird und der Papst wird die ver­schie­de­nen Mei­nun­gen anhö­ren. […] In Evan­ge­lii gau­di­um hat er uns eine wich­ti­ge Ori­en­tie­rung für unser Nach­den­ken gelie­fert, die wir nicht unbe­rück­sich­tigt las­sen kön­nen. Er gelangt zur Aus­sa­ge: „auch die Türen der Sakra­men­te dürf­ten nicht aus irgend­ei­nem belie­bi­gen Grund geschlos­sen wer­den“, und daß die Eucha­ri­stie „nicht eine Beloh­nung für die Voll­kom­me­nen, son­dern ein groß­zü­gi­ges Heil­mit­tel und eine Nah­rung für die Schwa­chen“ ist. Er legt uns nahe, nie auf­zu­hö­ren, die Wor­te des hei­li­gen Ambro­si­us und des hei­li­ge Kyril­lus zu lesen, die in der Fuß­no­te 51 zitiert wer­den, die uns ein­la­den, in der Ver­wal­tung der Eucha­ri­stie nie streng zu sein. Wir kön­nen auch nicht sei­ne Ein­la­dung zur Beson­nen­heit igno­rie­ren, eben­so­we­nig zum Wage­mut, die­se The­men anzu­ge­hen, und sei­ne Auf­for­de­rung, uns nicht wie „Kon­trol­leu­re der Gna­de“ zu benehmen.

Soweit die Zita­te aus den Ant­wor­ten von Bischof Fernán­dez im soeben erschie­ne­nen Gesprächs­buch. Als Nach­trag sei erwähnt, was in der Fuß­no­te 51 des Apo­sto­li­schen Schrei­ben Evan­ge­lii gau­di­um steht, an dem Fernán­dez offen­sicht­lich maß­geb­lich mit­ge­ar­bei­tet hat:

 Vgl. Ambro­si­us, De Sacra­men­tis, IV, 6, 28: PL 16, 464: „Ich muss ihn immer emp­fan­gen, damit er immer mei­ne Sün­den ver­gibt. Wenn ich stän­dig sün­di­ge, muss ich immer ein Heil­mit­tel haben“; ebd., IV, 5, 24: PL 16, 463: „Wer das Man­na aß, starb; wer von die­sem Leib isst, wird die Ver­ge­bung sei­ner Sün­den erhalten.“

Cyrill von Alex­an­dri­en, In Joh. Evang. IV, 2: PG 73, 584–585: „Ich habe mich geprüft und erkannt, dass ich unwür­dig bin. Denen, die so reden, sage ich: Und wann wer­det ihr wür­dig sein? Wann wer­det ihr also vor Chri­stus erschei­nen? Und wenn eure Sün­den euch hin­dern, näher­zu­kom­men, und wenn ihr nie­mals auf­hört zu fal­len – wer bemerkt sei­ne eige­nen Feh­ler, sagt der Psalm – wer­det ihr schließ­lich nicht teil­ha­ben an der Hei­li­gung, die Leben schenkt für die Ewigkeit?“

Und abschlie­ßend noch die Anga­ben zu den erwähn­ten Büchern:

  • Và­ctor Manu­el Fernán­dez in dia­lo­go con Pao­lo Roda­ri, „Il pro­get­to di Fran­ces­co. Dove vuo­le port­are la Chie­sa“ (Vic­tor Manu­el Fernán­dez im Gespräch mit Pao­lo Roda­ri: Das Pro­jekt Fran­zis­kus. Wohin er die Kir­che füh­ren will), EMI, Bolo­gna, 2014
  • Eli­sa­bet­ta Piqué: Fran­cis­co. Vida y Revo­lu­ci­on, El Ate­neo, Bue­nos Aires 2013; ital. Aus­ga­be: Fran­ces­co. Vita e rivo­lu­zi­o­ne, Lin­dau, Tori­no, 2013

Text: Set­ti­mo Cielo/​Giuseppe Nardi
Bild: Fami­lia Cristiana/​Emi

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9 Kommentare

  1. Es gibt kei­ne objek­ti­ven Hin­wei­se dass Papst Fran­zis­kus sie­gen will, mit oder ohne Kampf

  2. Erneut drängt sich die Ver­mu­tung auf, dass fol­gen­de Aus­sa­gen von Papst Fran­zis­kus im Inter­view mit dem Frei­mau­rer Scal­fa­ri durch­aus so o.ä. gefal­len sind:
    -
    „Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil hat beschlos­sen, der Zukunft mit einem moder­nen Geist ins Gesicht zu sehen und sich für die moder­ne Kul­tur zu öffnen.
    Die Kon­zils­vä­ter wuss­ten, dass Öff­nung zur moder­nen Kul­tur reli­giö­se Öku­me­ne bedeu­te­te und Dia­log mit den Nichtglaubenden.
    Seit­dem ist sehr wenig in die­se Rich­tung getan worden.
    Ich habe die Demut und den Ehr­geiz, es tun zu wollen.“

  3. „Seit­dem ist sehr wenig in die­se Rich­tung getan worden.
    Ich habe die Demut und den Ehr­geiz, es tun zu wollen.“
    So, so. Dann mal zu. Ich kann war­ten auf den Tag wo Demut und Ehr­geiz zusam­men ins Bett gehen. Mal sehen wer an die­sem Tag noch Öl in der Leuch­te hat.
    Per Mari­am ad Christum.

  4. Dafür, dass Papst Franz I. nicht kämp­fen will, beherrscht er die Intri­ge und die son­sti­gen moder­nen Macht­spiel­chen sehr, sehr gut!

    Wäre ich jetzt Mit­glied im CFR, wäre ich abso­lut begei­stert von die­sem Mann.

    Der schafft in vier Jah­ren mehr als z.B. die New Age-Bewe­gung in 40 Jah­ren oder die Frei­mau­re­rei in 400 Jahren.

    • Die Abkür­zung „CFR“ ist mir nicht ganz geläu­fig. Jeden­falls hat Fran­zis­kus viel in dem vor­ge­nann­ten Sinn erreicht. Die­sen trau­ri­gen Ruhm müs­sen wir ihm schon lassen.

  5. Wenn er den Begriff „nicht ver­wan­del­ba­re Wer­te“ nicht ver­steht, dann weiß ich nicht, ob er das Fun­da­ment unse­res Glau­bens noch beach­tet. Viel­leicht ist dazu gut, die Spreu vom Wei­zen zu tren­nen. Irgd­ei­nen Sinn müß­te sein Pon­ti­fi­kat doch haben. Theo­lo­gisch ist er nicht mehr bewert­bar, was er alles schon von sich gege­ben hat.

  6. Fran­zis­kus ist sehr wohl bereit zu kämp­fen und mit Unbarm­her­zig­keit geführ­te Schlach­ten zu schla­gen, sie­he sei­nen Kampf im Sin­ne der Homo­lob­by (Fall Ric­ca https://​www​.katho​li​sches​.info/​2​0​1​3​/​0​7​/​2​9​/​p​a​p​s​t​-​f​r​a​n​z​i​s​k​u​s​-​r​i​c​c​a​-​u​n​d​-​d​i​e​-​h​o​m​o​-​l​o​b​b​y​-​w​o​v​o​n​-​s​p​r​a​c​h​-​d​e​r​-​p​a​p​s​t​-​i​m​-​f​l​u​g​z​e​u​g​-​w​i​r​k​l​i​ch/ ) oder die Schlacht die er gegen die Hei­li­ge Tra­di­ti­on der Einen, Hei­li­gen, Katho­li­schen und Apo­sto­li­schen Kir­che Got­tes unse­res Herrn führt , sie­he Fran­zis­ka­ner der Immakulata 

    Got­tes und Mari­ens Segen auf allen Wegen

  7. Und eben dar­um haben die­se Kär­di­nä­le im Schafs­pelz Berg­o­glio auf den Stuhl Petri geho​ben​.Er ist EU/​NATO Kompatibel.Nicht umsonst hat die deut­sche Bischofs­kon­fe­renz ein­deu­tig Rus­sen-Bas­hing betrieben,in dem sie jüngst gegen Russ­land Agres­si­on unterstellten.Zuvor schon hat ja Zol­lit­sch Gebets­müh­len­ar­tig den Euro und die EU in den sieb­ten Him­mel bewihräuchert.Das ist es also..Und dem­nächst wird Berg­o­glio den Dampf­plau­de­rer und Lüg­ner Oba­ma im Vati­kan empfangen.Wie Ver­lo­gen die­ses Pon­ti­fi­kat doch ist.

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