Plinio Correa de Oliveira, katholischer Denker und Gegenrevolutionär des 20. Jahrhunderts


Plinio Correa de Oliveira,katholischer  Denker des 20. Jahrhunderts(Rom) Am 18. Febru­ar fand in Rom am Sitz der Stif­tung Lepan­to ein Vor­trag von Julio Lore­do, Ver­tre­ter der Gesell­schaft zum Schutz von Tra­di­ti­on, Fami­lie und Pri­vat­ei­gen­tum (TFP) statt. Das The­ma lau­te­te: „Auf dem Weg zu einer neu­en christ­li­chen Kul­tur?“. Gleich­zei­tig wur­de ein 2013 erschie­ne­nes Buch „Ur-Unschuld und hei­li­ge Kon­tem­pla­ti­on des Uni­ver­sums“ mit Tex­ten von Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra (1908–1995) des gro­ßen katho­li­schen Den­kers und Gegen­re­vo­lu­tio­närs des 20. Jah­rund­erts vorgestellt.

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Vie­le kir­chen­treue und eif­ri­ge Katho­li­ken unse­rer Zeit betrach­ten sich als Schü­ler des bra­si­lia­ni­schen Den­kers. Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra hin­ter­ließ zahl­rei­che Bücher, rund 2.500 Auf­sät­ze und Arti­kel sowie unzäh­li­ge Reden, die er zu den ver­schie­den­sten Anläs­sen gehal­ten hatte.

Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra lehr­te zunächst Kul­tur­ge­schich­te an der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Sao Pau­lo und wur­de dann Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Zeit­ge­schich­te an der Phi­lo­so­phi­schen Fakul­tät Sao Ben­to und der Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Sao Pau­lo.

Ein Leben für die Verteidigung der Kirche und den Kampf gegen die Revolution

Sein Leben wid­me­te der bra­si­lia­ni­sche Phi­lo­soph, Histo­ri­ker und Poli­ti­ker der Ver­tei­di­gung der katho­li­schen Kir­che und der katho­li­schen Sozi­al­leh­re. Kon­kret bedeu­te­te das für ihn, den Kampf gegen die anti­christ­li­chen Ideo­lo­gien Mar­xis­mus und Natio­nal­so­zia­lis­mus auf­zu­neh­men. Wäh­rend letz­te­re mit dem Jahr 1945 ver­schwand, blieb der Mar­xis­mus in sei­ner Hei­mat Bra­si­li­en und welt­weit eine Bedro­hung, der er sich ent­ge­gen­stell­te. Ein Kampf, der ab den 60er Jah­ren zu Kon­flik­ten mit Ver­tre­tern der Befrei­ungs­theo­lo­gie führ­te, der in Bra­si­li­en bald auch Bischö­fe anhin­gen. Wäh­rend des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils ging er per­sön­lich nach Rom und begann den Wider­stand gegen moder­ni­sti­sche Bestre­bun­gen zu orga­ni­sie­ren, als er merk­te, daß die „Rhei­ni­sche Alli­anz“ soviel Ein­fluß gewon­nen hat­te, daß das Kon­zil zum Angriff gegen die Kir­che selbst zu wer­den drohte.

Die anti­christ­li­che Revo­lu­ti­on, egal unter wel­chem Vor­zei­chen, betrach­te­te Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra als Fol­ge der ersten Sün­de Luzi­fers. Das so intel­li­gen­te Geist­we­sen, das Gott an die Spit­ze der Engel­scha­ren gestellt hat­te, erdach­te die Sün­de, „weil es eine unbän­di­ge Lei­den­schaft hat­te: den Stolz“.

Hauptwerk „Revolution und Gegenrevolution“

Der “Stolz“ füh­re zum Unge­hor­sam und sei in der Kom­bi­na­ti­on Stolz und Unge­hor­sam Ursa­che und Grund­la­ge jeder Auf­leh­nung und Rebel­li­on gegen die gött­li­che Ord­nung, ob außer­halb oder inner­halb der Kir­che. Die Grund­the­sen sei­nes Den­kens brach­te Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra bereits in einem sei­ner ersten Bücher zu Papier. In Revo­lu­ção e Con­tra-Revo­lu­ção, ver­öf­fent­licht 1959 (deut­sche Erst­aus­ga­be Revo­lu­ti­on und Gegen­re­vo­lu­ti­on, 1996) leg­te er sei­ne katho­li­sche Geschichts­deu­tung dar. Der unge­ord­ne­te, lei­den­schaft­li­che Geist bil­det die Matrix der Sün­de, die sich der Ord­nung wider­setzt. Die Ord­nung aber ist „das Gegen­teil der Revo­lu­ti­on“. Die „Ur-Unschuld“, mit der Gott den Men­schen erschuf, „ist nicht etwas, was der Teu­fel voll­stän­dig aus unse­rer See­le til­gen kann. Sie bleibt wie eine ver­schüt­te­te Kathe­dra­le bestehen, über­flu­tet von den Sturz­bä­chen der Sün­de, aber sie exi­stiert noch immer in uns. Von Zeit zu Zeit schla­gen die Glocken die­ser Unschuld und las­sen uns einen inne­ren Klang ver­neh­men, eine Sehn­sucht, eine Hoffnung“.

Von der Ur-Unschuld, die im Menschen fortbesteht

Die Ur-Unschauld sei die rei­ne Fähig­keit zum Stau­nen, die den Kin­dern eigen ist, die noch nicht von der Gewohn­heit der Sün­de befal­len sind. Die „Unschuld ist jedoch nicht ein Pri­vi­leg der Kind­heit. Sie kann sich bins ans Lebens­en­de ver­län­gern“. Unse­re „hei­li­ge Bewun­de­rung“ hat sich allem zuzu­wen­den, was wahr, gut und schön ist. Sie muß aber auch ana­ly­sie­ren und zurück­wei­sen, was nicht gut ist. Da klar ist, daß man nicht ver­ste­hen und noch weni­ger lie­ben kann, was man nicht kennt, kann und soll der Mensch Gott durch die Betrach­tung der Natur und der Schön­heit und Ein­zig­ar­tig­keit der Schöp­fung erkennen.

Im gesam­ten Uni­ver­sum, in der gan­zen Schöp­fung kann der Mensch Got­tes Spu­ren erken­nen, so Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra. Das Leben des „Kreuz­rit­ters des 20. Jahr­hun­derts“, wie der bra­si­lia­ni­sche Den­ker genannt wird, war eine stän­di­ge Kon­tem­pla­ti­on, ohne dabei jedoch die Rea­li­tät aus den Augen zu ver­lie­ren und ohne in Abstrakt­heit zu ver­fal­len. „Ich bin ein kämp­fen­der Kon­tem­pla­ti­ver“, sag­te Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra von sich selbst. Für ihn war die Har­mo­nie der mensch­li­chen See­le und des Uni­ver­sums die Quel­le sei­ner Akti­vi­tä­ten als Den­ker und als Mann der Tat.

Kampfgeist und Unterscheidungsfähigkeit

Auch ein akti­ver Hei­li­ger wie Bern­hard von Clairvaux war in die­sen kon­tem­pla­ti­ven Geist ein­ge­taucht. Einen gro­ßen Teil sei­ner De lau­de novae militiae, die er dem Temp­ler­or­den, den Armen Rit­tern Chri­sti und des Salo­mo­ni­schen Tem­pels zu Jeru­sa­lem wid­me­te, ist der grund­le­gen­den Bedeu­tung der Kon­tem­pla­ti­on gewid­met, weil es ohne sie weder Kampf­geist noch Unter­schei­dungs­fä­hig­keit zwi­schen rich­tig und falsch geben kön­ne. Die Rit­ter hat­ten bis in den tief­sten Grund und in ihrem Inne­ren die Bedeu­tung des Hei­li­gen Gra­bes zu ver­ste­hen, um es ange­mes­sen ver­tei­di­gen zu kön­nen. Es wer­den daher gera­de die Kon­tem­pla­ti­on und die Ent­deckung des „Gro­ßen“ sein, des­sen was wahr, gut und schön ist, die uns zu einer neu­en christ­li­chen Kul­tur füh­ren wer­den, so Julio Lore­do. Die Gedan­ken von Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra „geben in die­ser Zeit des gei­sti­gen Kamp­fes die Kraft, um nicht den Mut zu ver­lie­ren, son­dern viel­mehr die Hoff­nung und die Begei­ste­rung für das Reich Got­tes zu wecken und für die wah­re Bedeu­tung und den wah­ren Auf­trag des Men­schen. „Es geht um das Bewußt­sein, im all­ge­mei­nen Cha­os die Ord­nung, den Frie­den und die Har­mo­nie zu ver­tre­ten“, so Julio Loredo.

Heiliger Stuhl bietet „Ultra-linken“ eine Plattform – Protest der TFP

Am 8. Febru­ar über­mit­tel­te Prinz Bert­rand von Orleans-Bra­gan­za, der Prä­ten­dent auf den bra­si­lia­ni­schen Kai­ser­thron (Kai­ser­reich von 1822–1889, zuvor König­reich 1808–1821), als Ver­tre­ter der Gesell­schaft für Tra­di­ti­on, Fami­lie und Pri­vat­ei­gen­tum von Bra­si­li­en (TFP-Bra­si­li­en) Papst Fran­zis­kus ein aus­führ­li­ches Schrei­ben. In dem mit „Quo vadis Domi­ne?“ über­schrie­be­nen Brief unter­rich­te­te er das Kir­chen­ober­haupt in „bedin­gungs­lo­sem und lie­ben­dem Gehor­sam“ gegen­über der Kir­che und dem Papst über aktu­el­le poli­ti­sche und kul­tu­rel­le Ent­wick­lun­gen in Bra­si­li­en. Der Thron­prä­ten­dent kri­ti­sier­te dabei, daß kirch­li­che Ein­rich­tun­gen die „ultra­lin­ke Bewe­gung“ unter­stüt­zen oder sich von die­ser für deren „Auf­wie­ge­lung zum Klas­sen­kampf“ miß­brau­chen las­sen. Revo­lu­tio­nä­re Bestre­bun­gen sei­en abzu­weh­ren und statt­des­sen der Wie­der­auf­bau einer christ­li­chen Kul­tur auf der Grund­la­ge der Sozi­al­leh­re von Papst Leo XIII. vor­an­zu­trei­ben. Der Thron­fol­ger warn­te in sei­nem Schrei­ben ein­dring­lich vor der Wie­der­ho­lung mar­xi­sti­scher Expe­ri­men­te in Bra­si­li­en. Das Schrei­ben stellt ein bemer­kens­wer­tes zeit­hi­sto­ri­sches Doku­ment dar, das euro­päi­schen Sozi­al­ro­man­ti­kern, Mar­xi­sten und Kir­chen­geg­nern nicht gefal­len wird. Die eng­li­sche Über­set­zung des Schrei­bens „Quo vadis Domi­ne? Rever­ent and Fili­al Mes­sa­ge to His Holi­ness Pope Fran­cis from Prin­ce Bert­rand of Orleans-Bra­gan­za wur­de von der Ame­ri­can Socie­ty for the Defen­se of Tra­di­ti­on, Fami­ly and Pro­per­ty ver­öf­fent­licht (eben­so eine spa­ni­sche Über­set­zung und die por­tu­gie­si­sche Originalfassung).

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za ROmana

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