(Vatikan) Die Homo-Lobby außerhalb und innerhalb des Vatikans gerät erneut in die Schlagzeilen. Am 6. Juni 2013 war es Papst Franziskus selbst, der von einer Homo-Lobby im Vatikan sprach. Nun ist es Oberst a.D. Elmar Mäder, der von 2002 bis 2008 Kommandant der Schweizer Garde war.
Im Juni des Vorjahres hatte Papst Franziskus die Vorstandsmitglieder der Lateinamerikanischen und karibischen Konferenz der Ordensleute CLAR in Audienz empfangen. Von Teilnehmern wurde nachträglich ohne Absprache ein Gedächtnisprotokoll der Papst-Aussagen veröffentlicht.
„Und, ja.. es ist schwierig. In der Kurie gibt es auch heilige Menschen, wirklich, es sind heilige Menschen. Es ist die Rede von einer Homo-Lobby, und es ist wahr, sie ist da… Wir müssen sehen, was wir tun können. Betet für mich…, daß ich so wenig Fehler wie möglich mache.“
„Homo-Netzwerk im Vatikan“
Am vergangenen Sonntag erschien in der Wochenzeitung „Schweiz am Sonntag“ der Artikel „Ex-Garde-Chef warnt vor Geheimbund“. Darin werden Aussagen des ehemaligen Garde-Kommandanten Elmar Mäder veröffentlicht. Den Vatikan kennt der 51 Jahre alte Mäder sehr genau. Als Oberstleutnant der Schweizer Armee trat Mäder in den Dienst der Schweizer Garde. Zunächst war er ab 1998 vier Jahre Vize-Kommandant, dann sechs Jahre Kommandant der Garde. Die Skandal- und Schauergeschichten, die gerne über den Vatikan erzählt werden, dementiert er: diese „Räubergeschichten entbehren offensichtlich jeder tatsächlichen Grundlage“. Die Existenz einer Homo-Lobby im Vatikan dementiert er hingegen nicht: „Die Behauptung, es gäbe ein Homosexuellen-Netzwerk, kann ich nicht widerlegen. Meine Erfahrungen sprechen für die Existenz eines solchen.“
Von Mäder wird gesagt, daß er seine jungen Gardisten ausdrücklich vor bestimmten Geistlichen warnte und gegen Homo-Umtriebe direkt und schriftlich an der Kurie intervenierte. Das habe zu seinem Abgang als Kommandant beigetragen.
„Ein Umfeld, in dem großmehrheitlich unverheiratete Männer arbeiten, ist per se ein Anziehungspunkt für Homosexuelle, ob sie dies nun bewußt suchen oder unbewußt einem Drang folgen“, zitiert Schweiz am Sonntag den Oberst. „Die römische Kurie ist gewiß der Typ eines solchen Umfeldes. Genauso erstaunt es wenig, daß pädophile Menschen in kinderreichen Umgebungen wie in Schulen oder im Sportverein zu finden sind“, so Mäder.
„Homo-Lobby“ als „Geheimbund“
Der ehemalige Garde-Kommandant sieht in der Existenz der Homo-Lobby im Vatikan eine Gefahr für die Sicherheit des Papstes. „Ich habe auch erfahren, daß viele Homosexuelle dazu neigen, untereinander loyaler zu sein, als gegenüber anderen Personen oder Institutionen. Wenn diese Loyalität so weit geht, daß daraus ein Netzwerk oder gar eine Art Geheimbund wird, würde ich es in meinem Entscheidungsbereich nicht tolerieren. Im Vatikan scheinen entscheidende Personen mittlerweile ähnlich zu denken.“
Hatte Papst Franziskus von einer „Homo-Lobby“ gesprochen, spricht Oberst Mäder von einem homosexuellen „Geheimbund“.
Mäders Aussagen decken sich mit denen eines ehemaligen Schweizer Gardisten, der in der Vorwoche in Schweiz am Sonntag davon berichtete, vor Jahren persönlich Annäherungsversuche durch einen Vertreter des Staatssekretariats und einen Kardinal erlebt zu haben.
Der Sprecher der Schweizer Garde, Urs Breitenmoser, bemühte sich in einer ersten Reaktion die Wogen nach den Mäder-Aussagen zu glätten: „Stimmen über ein Homo-Netzwerk im Vatikan sind nicht unser Problem. Die Sorgen unserer Männer sind ausschließlich religiöser und militärischer Natur“.
Rundumschlag von Homo-Verbänden gegen Oberst Mäder
Die Mäder-Aussagen riefen umgehend die Homo-Verbände zu einem Rundumschlag auf den Plan, die gegen den ehemaligen Garde-Kommandanten polemisierten. Außer Provokation und Propaganda war jedoch wenig zu hören. In einem Wortschwall, der Homosexuelle kategorisch zu Opfern irgendwelcher „Homophoben“ macht, werden alle Einwände erstickt. Der Vorsitzende des Homo-Vereins Equality stellte nach den Mäder-Aussagen die Homosexuellen mit den verfolgten Juden in der NS-Zeit auf dieselbe Stufe und beschuldigte Mäder wie Rußlands Staatspräsident Waldimir Putin als „homophob“.
Die Kernfrage bleibt: Was hat es mit dieser Homo-Lobby im Vatikan auf sich? Deren Existenz wurde durch die Worte von Papst Franziskus von höchster Stelle bestätigt. Oberst Mäder spricht von „Gefahr“ und „Sicherheitsrisiko“.
Papst Franziskus: „Homo-Lobby“, Ricca-Ernennung, umstrittene Aussage zur Homosexualität
Nur wenige Tage nach der Begegnung mit den CLAR-Vertretern ernannte Papst Franziskus Msgr. Battista Ricca, den Direktor des Gästehauses Santa Marta, zu seinem persönlichen Vertreter und Hausprälaten der Vatikanbank IOR. Die Homo-Vergangenheit des Monsignore wurde vom Vatikanisten Sandro Magister aufgedeckt. Dennoch rückte Papst Franziskus nicht mehr von der Ernennung ab.
Auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro wurde Papst Franziskus auf seine Äußerung über die Existenz einer Homo-Lobby angesprochen. Der Papst bemühte sich damals seine Aussage herunterzuspielen, ohne sie zurückzunehmen. Er differenzierte zwischen Homosexuellen und Lobby. Zu den Homosexuellen fiel dann, offenbar auf Msgr. Ricca gemünzt, ohne ihn namentlich zu nennen, der umstrittene Satz: „Wer bin ich, um ihn zu verurteilen“. Die Homo-Lobby hingegen verurteilte er. Allerdings nur weil Lobby, da Lobby-Bildung „immer schlecht“ sei.
Beim Besuch der Salesianerpfarrei Herz Jesu in Rom versicherte Papst Franziskus am vergangenen Sonntag: „Es werden auch Sünden vergeben, für die es Lastwagen bräuchte, um sie zu transportieren. Aber wenn wir die Wunden nicht beim Namen nennen, können sie nicht heilen“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi/Wikicommons