(Vatikan) Die letzte und bisher unbeachtete Entscheidung von Papst Benedikt XVI. betrifft die Taufe. Benedikt XVI. ordnete an, daß „christliche Gemeinschaft“ durch „Kirche Gottes“ ersetzt wird. Die entsprechende Anordnung wurde wenige Tage vor seinem Rücktritt erlassen, trat aber erst nach der Wahl von Papst Franziskus in Kraft, worauf der Vatikanist Sandro Magister hinweist.
Der Sonntag nach Epiphanie, im deutschen Sprachraum besser bekannt als Fest der Heiligen Drei Könige, ist das Fest der Taufe Jesu. An diesem Tag taufte Benedikt XVI. in jedem Jahr seines Pontifikats in der Sixtinischen Kapelle mehrere neugeborene Kinder. Bei diesem Anlaß wurden die Bilder von der Liturgie aus der berühmten freskengeschmückten Kapelle in die ganze Welt übertragen. Bilder, die zeigten, daß Papst Benedikt XVI. den Volksaltar entfernen hatte lassen und unter dem Jüngsten Gericht Michelangelos ad Deum zelebrierte. In derselben Sixtinischen Kapelle fand das Konklave statt und wurde der zweite irritierende Unterschied im neuen Pontifikat von Papst Franziskus sichtbar, als beim Dankgottesdienst mit allen Kardinälen am Tag nach der Wahl des neuen Kirchenoberhauptes der Volksaltar wieder in der Kapelle stand und das neue Kirchenoberhaupt dort zu den Kardinälen gewandt zelebrierte.
Jedes Jahr bei der Spendung des Taufsakraments sprach Benedikt XVI. die seit 1969 geltende Taufformel. „Zwei Worte dieses Ritus haben ihn aber nie ganz überzeugt“, so Magister.
Deshalb ordnete er kurz vor seinem Amtsverzicht auf die Kathedra des Petrus deren Änderung im lateinischen Original an und damit in Folge auch für alle Landessprachen.
Das entsprechende Dekret wurde von der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung erlassen und im Amtsblatt des Dikasteriums, Notitiae veröffentlicht. Während die vatikanischen Medien bisher dazu geschwiegen haben, wurde die Nachricht erst jetzt durch die Tageszeitung Avvenire der italienischen Bischofskonferenz bekannt.
Das Dekret führt folgende Erneuerung ein:
Pforte des Lebens und des Reiches, die Taufe ist das Sakrament des Glaubens, mit dem die Menschen in die einzige Kirche Christi aufgenommen werden, die in der katholischen Kirche, geleitet vom Nachfolger des Petrus und der Bischöfe in Einheit mit ihm subsistiert.
Es geht Papst Benedikt XVI. also darum, das kirchliche Selbstverständnis und ihren Anspruch als wahre Kirche Christi zu verdeutlichen und zu stärken. Von dieser Formulierung ausgehend begründet daher auch die Gottesdienstkongregation die Änderung in der zweiten lateinischen „Editio typica“ des Taufritus des Jahres 1973, die an der betreffenden Stelle mit der ersten „Editio typica“ von 1969 identisch ist.
Damit in diesem Ritus die Glaubenslehre über die Aufgabe und Pflicht der Mutter Kirche in den zu zelebrierenden Sakramenten deutlicher sichtbar wird.
Die von Papst Benedikt XVI. eingeführte Erneuerung des Taufritus lautet: Bevor der Priester das Gesicht des Kindes oder der Kinder mit dem Kreuz bezeichnet, sagt er künftig nicht mehr:
Magno gaudio communitas christiana te (vos) excipit“, sondern: „Magno gaudio Ecclesia Dei te (vos) excipit.
Der Theologenpapst Joseph Ratzinger wollte, daß bereits im Taufritus in aller Klarheit gesagt wird, daß es die Kirche Gottes ist, die in der katholischen Kirche subsistiert, die den Täufling aufnimmt, und nicht eine allgemeine „christliche Gemeinschaft“, eine Formulierung, die jede Gruppe von Christen bezeichnet und ebenso für nicht-katholische Konfessionen darunter auch die protestantischen gilt.
Im Dekret der Gottesdienstkongregation heißt es, daß Papst Benedikt XVI. die Änderungen am 28. Januar 2013 im Rahmen einer Audienz für den Präfekten der Kongregation, Antonio Kardinal Cañizares Llovera approbierte. Das war knapp zwei Wochen vor seiner Rücktrittsankündigung.
Das Dekret trägt das Datum des 22. Februar 2013, dem Fest der Kathedra Petri. Es trägt die Unterschriften des Präfekten und des Sekretärs der Kongregation, Erzbischof Arthur Roche. In Kraft getreten ist es völlig unbeachtet am 31. März 2013, als bereits Papst Franziskus die Leitung der Kirche übernommen hatte. Der Beginn des neuen Pontifikats überschattete zu jenem Zeitpunkt andere Ereignisse.
Die von Papst Benedikt XVI. angeordnete Änderung ist nun von den jeweiligen Bischofskonferenzen eines Sprachraums in die Landessprachen zu übernehmen. Dabei fällt auf, daß die deutsche und die italienische Formel etwas vom lateinischen Original abweicht, allerdings ebenso der vom Papst angeordneten Korrektur bedürfen. Die deutsche Formel spricht nicht von einer „christlichen Gemeinschaft“, sondern einer „Gemeinschaft der Glaubenden“, die italienische Formel schiebt ein „unser“ ein, das im lateinischen Original nicht vorkommt und spricht von „unserer christlichen Gemeinschaft“, wodurch ebenso wenig klar wird, wer genau damit gemeint ist.
- Deutsch: „Mit großer Freude empfängt dich die Gemeinschaft der Glaubenden.“
- Englisch: „The Christian community welcomes you with great joy“.
- Französisch: „La communauté chrétienne t’accueille avec une grande joie“.
- Spanisch: „La comunidad cristiana te recibe con gran allegria“.
- Portugiesisch: „àˆ com muita allegria que la comunidade crist࣠te recebe“.
- Italienisch: “Con grande gioia la nostra comunità cristiana ti accoglie.“
Die italienische Formel war jene, die Papst Benedikt XVI. jedes Jahr in der Sixtinischen Kapelle gebrauchte. „Und vielleicht war es gerade der zu starke Selbstbezug durch das „unserer“, das den Theologen Ratzinger zur Änderung veranlaßte“, mutmaßt Sandro Magister. Tatsächlich ließ der Papst bis 2012 das Wort „unserer“ bei dem auf Italienisch gehaltenen Taufritus weg und sagte jeweils: „Con grande gioia la comunità cristiana vi accoglie“ (Mit großer Freude empfängt euch die christliche Gemeinschaft).
„Letztlich muß ihm selbst das lateinische Original zweideutig erschienen sein“, so Magister. Bei der letzten von Benedikt XVI. in der Sixtinischen Kapelle gespendeten Taufe am 13. Januar 2013 sagte er: „Mit großer Freude empfängt euch die Kirche Gottes“. Kurz darauf ordnete er diese Formel für die ganze Kirche an.
Das Dekret
Das Dekret wurde im Amtsblatt der Gottesdienstkongregation Notitiae 557–558, Ian.-Feb. 2013, 1–2, S. 54–56 veröffentlicht. Die Änderung betrifft „communitas christiana“ in „Ecclesia Dei“ in den Paragraphen 41, 79, 111, 136 und 170 der zweiten „editio typica“, im verbindlichen lateinischen Original von 1973 des Taufritus für Kinder.
Paragraph 41 betrifft: ’„Ordo Baptismi pro pluribus parvulis“ (Taufe mehrerer Kinder)
Paragraph 79 betrifft: „Ordo Baptismi pro uno parvulo“ (Taufe eines Kindes).
Paragraph 111 betrifft: ’„Ordo Baptismi pro magno numero parvulorum“ (Taufe einer großen Zahl von Kindern).
Paragraph 136 betrifft: „Ordo Baptismi parvulorum absente sacerdote et diacono a catechistis adhibendus“ (Taufritus zelebriert von Katecheten in Abwesenheit eines Priesters oder Diakons)
Paragraph 170 betrifft: ‘ “Ordo deferendi ad Ecclesiam parvulum iam baptizatum“ (Ritus zur Aufnahme eines bereits getauften Kindes in die Kirche).
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CONGREGATIO DE CULTU DIVINO ET DISCIPLINA SACRAMENTORUM
Prot. N. 44/13/L
DECRETUM
Vitae et regni ianua, Baptismus est sacramentum fidei, quo homines incorporantur unicae Christi Ecclesiae, quae in Ecclesia catholica subsistit, a Successore Petri et Episcopis in eius communione gubernata.
Unde Congregationi de Cultu Divino et Disciplina Sacramentorum visum est variationem quandam in editionem typicam alteram Ordinis Baptismi Parvulorum inducere, eo ut in eodem ritu melius in lucem ponatur tradita doctrina de munere et officio Matris Ecclesiae in sacramentis celebrandis. Dicasterium proinde ea, quae sequuntur, disponit:
Ordo Baptismi Parvulorum in posterum sic recitet:
1. „41. Deinde celebrans prosequitur dicens:
N. …, N. (vel Filioli), magno gaudio Ecclesia Dei vos excipit. In cuius nomine ego signo vos signo crucis; et parentes vestri (patrinique) post me eodem signo Christi Salvatoris vos signabunt.
Et signat ununquemque parvulum in fronte, nihil dicens. Postea invitat parentes et, si opportunum videtur, patrinos, ut idem faciant“.
2. „79. Deinde celebrans prosequitur dicens:
N. …, magno gaudio Ecclesia Dei te excipit. In cuius nomine ego signo te signo crucis; et parentes tui (patrinique vel et matrina) post me eodem signo Christi Salvatoris te signabunt.
Et signat parvulum in fronte, nihil dicens. Postea invitat parentes et, si opportunum videtur, patrinum (matrinam), ut idem faciant“.
3. „111. Celebrans prosequitur dicens:
Filioli, magno gaudio Ecclesia Dei vos excipit. In cuius nomine ego signo vos signo crucis.
Producit signum crucis super omnes infantes simul, et ait:
Et vos, parentes (vel patrini), infantes in fronte signate signo Christi Salvatoris.
Tunc parentes (vel patrini) signant parvulos in fronte“.
4. „136. Catechista prosequitur dicens:
Filioli, magno gaudio Ecclesia Dei vos excipit. In cuius nomine ego signo vos signo crucis.
Producit signum crucis super omnes infantes simul, et ait:
Et vos, parentes (vel patrini), infantes in fronte signate signo Christi Salvatoris.
Tunc parentes (vel patrini) signant parvulos in fronte“.
5. „170. Deinde celebrans prosequitur dicens:
N. …, magno gaudio Ecclesia Dei, cum parentibus tuis gratias agens, te excipit testificaturque te iam ad Ecclesia fuisse receptum. In cuius nomine ego signo te signo Christi, qui tibi in Baptismate vitam largitus est et Ecclesiae suae te iam aggregavit. Et parentes tui (patrinusque vel et matrina) post me eodem signo crucis te signabunt.
Et signat infantem in fronte, nihil dicens; postea invitat parentes et, si opportune videtur, patrinum, ut idem faciant“.
Ego infrascriptus Congregationis Praefectus, haec Summo Pontifici Benedicto XVI exposuit, qui, in audientia die 28 mensis ianuarii 2013 eidem concessa, textum praesentem editionis typicae alterae Ordinis Baptismi Parvulorum modo sopradicto posthac variari benigne statuit.
Quae statuta de Ordine Baptismi Parvulorum statim ab omnibus, ad quos spectant, serventur et inde a die 31 mensis martii 2013 plenum habeant vigorem.
Curae autem Conferentiarum Episcopalium committitur ut variationes, in Ordine Baptismi Parvulorum factae, in editiones eiusdem Ordinis lingua vernacula apparandas inducant.
Contrariis quibuslibet minime obstantibus.
Ex aedibus Congregationis de Cultu Divino et Disciplina Sacramentorum, die 22 mense februarii 2013, in festo Cathedrae sancti Petri Apostoli, datum.
Antonius Card. Cañizares Llovera, Praefectus
Arturus Roche, Archiepiscopus a Secretis
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Bild: Una Fides
Und um weiteren Korrekturen von Fehlern der letzten Jahrzehnte vorzubeugen, wurde der Papst ins Kloster abgeschoben, und der ging, in aufgenötigter Freiwilligkeit.
Kann ich nur zustimmen.
Es mutet schon sehr sehr seltsam und unverständlich an, wenn Papst Benedikt XVI an anderer Stelle mit seinem Bruder gezeigt wird – scheinbar ohne jedliche gesundheitliche Beeinträchtigung. — Den Rücktritt mit gesundheitlichen Beschwerden zu begründen und einsichtig zu vermitteln fällt dann noch schwerer. Und vor alles dieses auch zu glauben .…
Es ist und bleibt dieser Rücktritt unverständlich und unzweifelhaft eine Katastrophe für die Kirche.
Ein sachliche Verbesserung, da bekanntlich in eine konkrete – bei uns eben in die katholische – Kirche hineingetauft wird und eben nicht allgemein in die christliche Gemeinschaft. An de Gültigkeit orthodoxer und protestantischer Taufen ändert das nichts.
Einige Bemerkungen:
„Der Sonntag nach Epiphanie, im deutschen Sprachraum besser bekannt als Fest der Heiligen Drei Könige, ist das Fest der Geburt Jesu.“ Erstens: Diese Aussage ist leider sachlich falsch. Das Fest der Geburt Jesu ist am 25. Dezember. Epiphanie ist am 6. Januar und heißt im Volksmund „Dreikönig“. Der Sonntag nach Epiphanie (2013: am 13. Januar) ist nach der Kalenderreform des 2. Vatikanums nicht das Fest der Geburt, sondern der Taufe des Herrn.
„Jedes Jahr bei der Spendung des Taufsakraments sprach Benedikt XVI. die seit 1969 geltende Taufformel. ‚Zwei Worte dieses Ritus haben ihn aber nie ganz überzeugt, so Magister.‚“
Das ist – zum zweiten – unglücklich formuliert. Die Taufformel selbst („Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“) wurde ja nicht geändert und an ihr hat Benedikt XVI. auch sicher keinen Anstoß genommen. Es geht um einen Begleitritus.
Außerdem hierzu: „Bei der letzten von Benedikt XVI. in der Sixtinischen Kapelle gespendeten Taufe am 13. Januar 2013 sagte er: ‚Mit großer Freude empfängt euch die Kirche Gottes‘. Kurz darauf ordnete er diese Formel für die ganze Kirche an.“ Vielen Foristen ist hier das Handeln des Papstes bei der nichtsakramentalen Fußwaschung aufgestoßen, da in den liturgischen Gesetzen von MÄNNERN, denen die Füße gewaschen werden sollen, die Rede ist. Papst Franziskus hatte offenbar ein Vorbild: Benedikt benutzte eine von ihm noch gar nicht erlaubte Formel.
Welche Kirche und Gott hat der Benedikt XVI gemeint? Jetzt kann man die Taufe für alle Religionen verwenden. Alle haben einen „Gott„aber keine den Dreifaltigen wie die Sancta Romana Ecclesia Catolica !!!
„Kirche Gottes“? Es gibt viele Götter auf dieser Welt. In Assisi waren sie gleichberechtigt nebeneinander. Ich würde die Kirche Jesu Christi vorziehen. Aber dann wird es kompliziert. Wir müßten uns dann mit der „Subsistit in“ Lehre des Konzils beschäftigen. Wer hat schon die Nerven noch.
Per Mariam ad Christum.
Diese auf den ersten Blick kleine Änderung könnte die bedeutsamste der gesamten Pontifikats überhaupt sein, denn damit rückt Benedikt XVI. von der „subsitit-in“-Ekklesiologie Joseph Ratzingers – zumindest ein Stück weit – ab. Wieder einmal wird deutlich, wie wertvoll dieses Pontifikat hätte sein können, wenn Benedikt XVI. nur etwas entschlossener und mutiger gewesen wäre. Dennoch bin ich dankbar für dieses Pontifikat. Die Früchte „Summorum Pontificums“ sind reich und noch gar nicht voll aufgegangen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass diese kleine Frucht das Pontifikat Franziskus‘ überstehen wird, dass in vielerlei Hinsicht dem Chaospontifikat Johannes Paul II. gleicht.
„Es ist und bleibt dieser Rücktritt unverständlich und unzweifelhaft eine Katastrophe für die Kirche.“ populus romanus: das kann ich nur so bestätigen.
Freut euch über diese Nebelgranate, mehr war es nicht, rechts blinken und links abbiegen, das war immer seine Parole.…