„Apostasie im Innern der Kirche bekämpfen“ – Appell traditionsverbundener Katholiken an nächsten Papst


Aufruf traditionsverbundener Katholiken an nächsten Papst Instituto Plinio Correa de Oliveira(Sao Pau­lo) Aus Sao Pau­lo in Bra­si­li­en stammt, wie es sich der­zeit abzeich­net, einer der bei­den star­ken Kan­di­da­ten, die in das Kon­kla­ve gehen. Der Erz­bi­schof die­ser bra­si­lia­ni­schen Metro­po­le, Odi­lo Kar­di­nal Sche­rer, wird als Kan­di­dat einer bun­ten Alli­anz ins Ren­nen auf­ge­baut, die eine unter­schied­lich moti­vier­te Anti-Ratz­in­ger-Hal­tung ver­eint. Er scheint der Zähl­kan­di­dat des lin­ken Flü­gels im Kar­di­nals­kol­le­gi­um zu sein, den man grob-unscharf als „pro­gres­siv“ zusam­men­fas­sen kann. Wer und was als „pro­gres­siv“ gilt, ist einem stän­di­gen Wan­del unter­zo­gen. Die „Pro­gres­si­ven“ von 2013, die mit Kar­di­nal Sche­rer ins Ren­nen gehen, sind kaum mehr mit jenen ver­gleich­bar, die 1978 mit Kar­di­nal Benel­li als ihrem Kan­di­da­ten ins Kon­kla­ve gingen.

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Gegen die unge­wohnt, offen­si­ve Bewer­bung Sche­rers als „papa­bi­le“ regt sich unter­des­sen im Kar­di­nals­kol­le­gi­um deut­li­cher Unmut. Vor allem seit bekannt wur­de, daß die zah­len­mä­ßig gro­ße bra­si­lia­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz ihre Kar­di­nä­le qua­si per Mehr­heits­vo­tum „ver­pflich­te­te“, den Erz­bi­schof von Sao Pau­lo zu wäh­len und sich unge­niert an das links­li­be­ra­le Pres­se­kar­tell wand­te mit der Auf­for­de­rung, die Kan­di­da­tur Sche­rer zu för­dern. Erste­res kommt dem Ver­such gleich, das nur sei­nem Gewis­sen ver­pflich­te­te Votum eines jeden Kar­di­nals in Fra­ge zu stel­len. Zwei­te­res ent­spricht einer Form von Kir­chen­po­li­tik, die als unan­ge­mes­sen gese­hen wird.

Pro-Scherer-Aktionen als „ungebetene Einmischung“ gesehen

Wer Sche­rers Gegen­part sein wird, also die Rol­le von Kar­di­nal Siri ein­nimmt, um beim Ver­gleich zu den bei­den Kon­kla­ve von 1978 zu blei­ben, ist noch nicht ganz klar. Es könn­te der Ita­lie­ner Ange­lo Sco­la, der Erz­bi­schof von Mai­land sein. Neben Kar­di­nal Ouel­let aus Kana­da, Prä­fekt der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, gilt er als der­je­ni­ge, der in sei­ner theo­lo­gi­schen For­mung und sei­nem Kir­chen­ver­ständ­nis dem nach­kon­zi­li­ar ernüch­ter­ten Joseph Ratz­in­ger am näch­sten kommt.

Aus Sao Pau­lo kommt, ange­sichts der Pro-Sche­rer-Frak­ti­on viel­leicht nicht ganz zufäl­lig, auch eine ande­re Initia­ti­ve. Das tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Insti­tu­to Pli­nio Cor­rea de Oli­vei­ra, benannt nach jenem bra­si­lia­ni­schen Den­ker, der als Laie wie kaum ein ande­rer die von der „Rhein-Alli­anz“ unter den Kon­zils­vä­tern ange­sto­ße­nen Ver­än­de­run­gen als Fehl­ent­wick­lung sah und nach Kräf­ten wäh­rend des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils eine Gegen­in­itia­ti­ve zu orga­ni­sie­ren versuchte.

Instituto Plinio Correa de Oliveira richtete mit Aufruf „Bitten“ an neuen Papst

Das Insti­tu­to, das in fast allen Län­dern Ame­ri­kas und Euro­pas befreun­de­te Ein­rich­tun­gen zählt, star­te­te unter dem Titel „Wer wird der neue Papst?“ einen inter­na­tio­na­len Auf­ruf an den künf­ti­gen Papst: „Noch bevor fest­steht, wer zum Nach­fol­ger des hei­li­gen Petrus gewählt wer­den wird, möch­ten wir eine instän­di­ge Bit­te an ihn rich­ten, denn die Tran­szen­denz des Inhalts unse­rer Bit­te hängt nicht von den per­sön­li­chen Cha­rak­ter­zü­gen des­sen ab, der gewählt wer­den soll­te.“ Damit stecken die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Katho­li­ken auch gegen­über den bald im Kon­kla­ve ver­sam­mel­ten Kar­di­nä­len aus ihrer Sicht das Pro­fil des näch­sten Pap­stes ab.

Der Auf­ruf ent­hält „Bit­ten“ an den künf­ti­gen Stell­ver­tre­ter Chri­sti auf Erden und skiz­ziert damit eine Soll-Agen­da des näch­sten Pon­ti­fi­kats. Vor allem wird der Nach­fol­ger Bene­dikts XVI. gebe­ten, gegen die „laut­lo­se Apo­sta­sie“, den Glau­bens­ab­fall von „Mil­lio­nen von Gläu­bi­gen“ im „Innern der Kir­che“ vorzugehen.

Zu den Desi­de­ra­ta, um dies zu errei­chen, wird an erster Stel­le die Stär­kung der „grund­le­gen­den Glau­bens­wahr­hei­ten“ genannt, „wie etwa die Auf­er­ste­hung Chri­sti, die Jung­fräu­lich­keit Mari­ens, die rea­le Gegen­wart Chri­sti in der Eucha­ri­stie, die Exi­stenz der Höl­le usw.“, die „selbst von hohen kirch­li­chen Ver­tre­tern leicht­fer­tig in Fra­ge gestellt“ werden.

Widerstand gegen „lautlose Apostasie“ im „Innern der Kirche“ leisten

Der künf­ti­ge Papst sol­le die „Unauf­lös­lich­keit der Ehe“ ver­tei­di­gen und als Ant­wort auf jüng­ste For­de­run­gen des deut­schen Kar­di­nals Wal­ter Kas­per, die „Unzu­läs­sig­keit einer ‚zwei­ten Ver­bin­dung‘“ bekräf­ti­gen. Eben­so gegen „die schwe­re sitt­li­che Per­ver­si­on der homo­se­xu­el­len Bezie­hun­gen, das abscheu­li­che Ver­bre­chen der Abtrei­bung, die ent­setz­li­che Grau­sam­keit der Eutha­na­sie, die Unsitt­lich­keit der Ver­hü­tungs­mit­tel“ vorgehen.

Der neue Papst soll gegen „die dra­ma­ti­sche inter­ne Kri­se“ vor­ge­hen und die „Kri­se des Kle­rus sowie der Ordens­ge­mein­schaf­ten“ über­win­den. Das Insti­tu­to Pli­nio Cor­rea de Oli­vei­ra kri­ti­siert dabei aus­drück­lich die „rebel­li­sche Initia­ti­ve der öster­rei­chi­schen Pfar­rer“ und die „uner­hör­te Auf­leh­nung“ von Schwe­stern­kon­gre­ga­tio­nen in den USA.

Der näch­ste Papst soll sich „an erster Stel­le“ dem „Lai­zis­mus-Tsu­na­mi“ wider­set­zen, „der sich in den west­li­chen Län­dern aus­brei­tet“, wo Staa­ten katho­li­sche Ein­rich­tun­gen „zwin­gen wol­len, zu Hel­fers­hel­fern bei zahl­lo­sen Über­tre­tun­gen des gött­li­chen Geset­zes zu werden“.

Das bald begin­nen­de neue Pon­ti­fi­kat soll dich der „gna­den­lo­sen Ver­fol­gung der Chri­sten in zahl­rei­chen isla­mi­schen Län­dern“ und in „Staa­ten, die noch unter dem Kom­mu­nis­mus äch­zen“ annehmen.

Der Auf­ruf endet mit einem Treue­ver­spre­chen und einem dra­ma­ti­schen Appell: „Auf unse­ren Knien fle­hen wir Sie an: Las­sen Sie sich nicht von der Heim­tücke des athe­isti­schen oder agno­sti­schen Lai­zis­mus umgar­nen, son­dern bekämp­fen Sie ihn öffent­lich, damit Aber­mil­lio­nen von See­len, im Ver­trau­en auf den gött­li­chen Bei­stand, wie­der auf den rech­ten Weg zurück­ge­führt wer­den können.“

Der Auf­ruf des Insti­tuts wur­de bereits von mehr als 12.400 Katho­li­ken unterzeichnet.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Insti­tu­to Pli­nio Coorera de Oli­vei­ra – IPCO

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