In Jesus ist das Gesicht Gottes selbst sichtbar


Papst Benedikt XVILie­be Brü­der und Schwestern!

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In der heu­ti­gen Kate­che­se geht es um die Fra­ge: Was ist das eigent­lich – Offen­ba­rung? Was und wie hat Gott sich offen­bart? In Stu­fen, wür­de ich sagen. Die Schöp­fung selbst ist eine Offen­ba­rung Got­tes, durch die er durch­scheint, hin­durch­leuch­tet. Und wenig­stens in Augen­blicken, in denen wir ihrer gro­ßen Schön­heit begeg­nen, spü­ren wir es: Durch sie hin­durch sehen wir den Schöp­fer, den leben­di­gen, guten Gott. Aber unse­re Augen sind stumpf, unser Herz ist stumpf, daher reicht uns die Schöp­fung nicht aus. So hat Gott eine zwei­te Stu­fe beschrit­ten: Er schickt Pro­phe­ten – Men­schen, die er erfüllt und die von ihm ange­rührt zu den ande­ren spre­chen und ihnen Gott irgend­wie zei­gen kön­nen – von Abra­ham her, auf Mose und die Pro­phe­ten hin. Und schließ­lich ist die höch­ste und eigent­li­che Stu­fe Jesus Chri­stus, in dem Gott selbst ein Mensch ist und wir in einem Men­schen Gott sehen kön­nen, wirk­lich sehen kön­nen. Heu­te haben wir vor die­ser Audi­enz die Lesung aus den Abschieds­re­den Jesu gehört, wo schließ­lich Phil­ip­pus irgend­wie unge­dul­dig wird und zu Jesus sagt: „Du sprichst immer vom Vater. Zeig uns doch den Vater! Das reicht uns dann.« Und Jesus scheint ver­wun­dert und sagt: »So lan­ge bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt. Wer mich sieht, sieht den Vater“ (vgl. Joh 14,8–9). In Jesus ist das Gesicht Got­tes selbst sicht­bar, und wir müs­sen Jesus sehen ler­nen, dann sehen wir Gott, sehen wir, wer er ist und wie er ist, und wer­den Freun­de mit ihm. So ist Offen­ba­rung die Begeg­nung mit Jesus selbst, der zu uns spricht in der Hei­li­gen Schrift, in der wir aber wirk­lich ihm selbst zuhö­ren, das Herz auf­tun müs­sen, ihm ent­ge­gen­ge­hen müs­sen, damit wir nicht nur irgend­wel­che Wör­ter der Ver­gan­gen­heit, son­dern in den Wör­tern das Wort, ihn selbst hören; damit wir nicht so lan­ge bei ihm sind wie Phil­ip­pus, der ihn noch immer nicht erkannt hat­te. Phil­ip­pus ist ein Bild für uns selbst. Wir sind als Chri­sten so lan­ge mit Chri­stus und haben Gott doch nicht gese­hen. Wir müs­sen Chri­stus näher ken­nen­ler­nen, näher bei ihm sein, inwen­dig mit ihm sein, damit wir ihn ken­nen­ler­nen und dann Gott sehen. Und wenn wir Gott in Chri­stus sehen, dann sehen wir Gott auch in den Armen, in den Ver­las­se­nen, weil er dann sei­ne Lie­be in uns ent­zün­det, und durch die Lie­be hin­durch wir in denen, die der Lie­be bedür­fen, wie­der­um den leben­di­gen Gott sehen. So ist Weih­nach­ten für uns eine Auf­for­de­rung, den Gott, der so gütig ist, daß er sich zu einem Men­schen, einem Kind gemacht hat, näher ken­nen­zu­ler­nen, uns mit Jesus wirk­lich zu befreun­den, damit wir Gott sehen und dann im Näch­sten Jesus erken­nen kön­nen und dann recht zu leben lernen.

Ganz herz­lich grü­ße ich alle Brü­der und Schwe­stern deut­scher Spra­che. Ich sag­te schon: Wenn wir Got­tes Ant­litz sehen wol­len, müs­sen wir Chri­stus nach­fol­gen. Als Zeu­gen sei­ner Lie­be wol­len wir es tun. Der Hei­li­ge Geist schen­ke euch allen Frie­den und wah­re Freude.

Text: Ser­gey Gabdurakhmanov/flickr.com

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2 Kommentare

  1. Es ist schwie­rig, nicht miss­ver­stan­den zu wer­den; ich pro­bie­re es trotz­dem, berech­tig­te Kri­tik zu äußern, wie ich meine.
    Zunächst zeu­gen die Wor­te des Hei­li­gen Vaters von sei­ner tie­fen Fröm­mig­keit, von sei­ner „Chri­stus­be­zo­gen­heit“, die er in kla­rer, prä­zi­ser Spra­che zum Aus­druck bringt. Genügt das nicht, ist das nicht weit mehr, als Katho­li­ken in Pre­dig­ten ihrer Pfar­rer, ihrer Bischö­fe zu hören bekom­men? Ja, es ist weit mehr.
    Aber es reicht nicht. Weil der Papst stän­dig so spricht. Er spricht als über­zeug­ter Christ, aber ein klu­ger, pro­te­stan­ti­scher Reli­gi­ons­füh­rer könn­te genau­so pre­di­gen, ohne jeden Unterschied.
    Die hei­li­ge Schrift scheint für ihn die ein­zi­ge Quel­le der Offen­ba­rung zu sein. Doch je län­ger ich in die „Alte Mes­se“ gehe, umso „lie­ber“ wer­den mir das „Gro­ße Glau­bens­be­kennt­nis“ und die Prä­fa­ti­on von der aller­hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit, die in der neu­en Mes­se ledig­lich am Drei­fal­tig­keits­sonn­tag gebe­tet wird. Das ist „dog­ma­ti­scher Glau­be“, trocken, erstarrt, lautet

  2. der übli­che Vor­wurf. Nein, eine Quel­le der Inspi­ra­ti­on, der Medi­ta­ti­on, wenn man sich in die­se „Dog­ma­tik in Gebets­form“ hin­ein­ver­tieft. Sie muss, nach katho­li­scher Leh­re, neben dem Lesen der Bibel hinzukommen.
    Jesus Chri­stus ist – nach den Wor­ten des Pap­stes und der gläu­bi­gen Kon­zils­theo­lo­gen – gekom­men, um in sei­ner Per­son Gott zu offen­ba­ren. Sicher.
    Aber er ist vor allem gekom­men, um uns von unse­ren Sün­den, von unse­rer Schuld zu erlö­sen. Weil das nicht mehr ver­kün­det wird, sind die Bezeich­nun­gen für ihn: Ret­ter, Erlö­ser, Hei­land, aus dem katho­li­schen Sprach­ge­brauch verschwunden.
    Auch vom Heil der See­le ist dann logisch kei­ne Rede mehr. „Das ist zu indi­vi­dua­li­stisch“, lau­tet der Vor­wurf. Und wir mer­ken nicht, dass wir als Katho­li­ken uns unmerk­lich, in fei­nen Dosen, protestantisieren.
    Wir mer­ken es nicht, es geschieht schlei­chend. Erst wenn man in „Kapel­len der „Tra­di­ti­on“ geht, die Patres dort pre­di­gen hört, wird es einem ziem­lich schmerz­lich bewusst.

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