Stichwörter der Geschichte – Als der „Alte Ritus“ durch Kardinal Luciani verboten wurde


Kardinal Albino Luciani, Patriarch von Venedig verbot wenige Monate vor seiner Papstwahl die Feier der heilige Messe im Alten Ritus in Venedig und seiner ganzen Diözese(Vene­dig) Weni­ge Mona­te vor sei­ner Wahl zum Papst Johan­nes Paul I. erließ der dama­li­ge Patri­arch von Vene­dig, Albi­no Kar­di­nal Lucia­ni ein Ver­bot, in der Stadt und in der gesam­ten Diö­ze­se das hei­li­ge Meß­op­fer im „Alten Ritus“ zu zele­brie­ren. Das Ver­bot erfolg­te, weil seit weni­gen Mona­ten in der Kir­che San Simo­ne Pic­co­lo am Canal Gran­de von Don Siro Cis­e­li­ni die Hei­li­ge Mes­se im triden­ti­ni­schen Ritus zele­briert wurde.

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Am 20. Febru­ar 1978 schrieb der Patriarch:

„Trotz wie­der­hol­ter Ermah­nun­gen wird wei­ter­hin in der Kir­che San Simeone Pic­co­lo die Mes­se nach dem heu­te nicht mehr erlaub­ten Ritus zele­briert und dies mit einer immer zahl­rei­che­ren Teil­nah­me von Gläubigen.

Eben­so wird Pro­pa­gan­da für die Teil­nah­me an die­ser Mes­se gemacht: in unse­rer Hand befin­det sich ein hek­to­gra­phier­tes Blatt mit einer Art lit­ur­gi­schem Kalen­der und Uhr­zei­ten für ver­schie­de­ne Zele­bra­tio­nen. Es wur­de sicher für die Ver­brei­tung her­ge­stellt und dies bestä­tigt, daß die Pro­pa­gan­da in gro­ßem Stil betrie­ben wird.

Da dies alles im Gegen­satz zu den gel­ten­den Ver­ein­ba­run­gen und den aktu­el­len lit­ur­gi­schen und kano­ni­schen Bestim­mun­gen ist, wird fol­gen­des angeordnet:

1.) Die Zele­bra­ti­on der Mes­se more anti­quo in der Kir­che San Simeone Pic­co­lo sowie im Gebiet der gesam­ten Diö­ze­se ist in jeg­li­cher Hin­sicht verboten.

2.) In der Kir­che San Simeone Pic­co­lo ist jeg­li­che lit­ur­gi­sche Zele­bra­ti­on ohne vor­he­ri­ge Erlaub­nis des Pfar­rers und des Vikars der Pfar­rei San Simeone Gran­de verboten.

3.) Don Siro Cis­el­li­no [sic] ist es erlaubt, die Hei­li­ge Mes­se more anti­quo nur in sei­nem eige­nen Haus zu zelebrieren.

Die oben­ge­nann­ten Bestim­mun­gen tre­ten ab dem Erhalt der­sel­ben in Kraft. Zuver­sicht­lich, daß man sich an das oben Gesag­te hal­ten wer­de, seg­ne ich von Herzen.

Albi­no Kar­di­nal Luciani
Patriarch

Wie Gene­ral­vi­kar Giu­sep­pe Bosa in einem wei­te­ren Schrei­ben vom 5. März 1978 an den Vor­sit­zen­den von Una Voce Vene­tia prä­zi­sier­te, sei die Anord­nung Kar­di­nal Lucia­nis „nicht gegen“ die Alte Mes­se gerich­tet, der „in völ­lig pri­va­ter Form“ unter völ­li­gem Aus­schluß von Gläu­bi­gen „den über 70jährigen Prie­stern gewährt wer­den kann“. Die Anord­nung habe sich viel­mehr gegen die Anwe­sen­heit „einer gro­ßen Men­ge von Gläu­bi­gen“ gerich­tet, was zu einer „Grup­pen­bil­dung“ füh­re, die „nicht gedul­det wer­den kann“, da dies zur „Spal­tung unter den Gläu­bi­gen“ führe.

Das Schrei­ben von Kar­di­nal Lucia­ni und der gesam­te dar­auf fol­gen­de Brief­wech­sel wur­de als „neu­es Bei­spiel von Into­le­ranz“ in der ita­lie­ni­schen Aus­ga­be von Una Voce abge­druckt: Una Voce, Noti­zia­rio 42–43 v. Janu­ar-April 1978.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Una Voce Venetia

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4 Kommentare

  1. Scha­de, dass die­ser sym­pa­thi­sche Hir­te, die­sen gro­ssen Schatz der katho­li­schen Kir­che so gering geach­tet hat. Als Papst war er des­halb unge­eig­net. Aber er war wohl in die­ser Sache ein Kind sei­ner Zeit. Umso dank­ba­rer müs­sen wir Papst Bene­dikt, aber auch sei­nem Vor­gän­ger, sein, dass sie die hei­li­ge Mes­se aller Zei­ten reha­bi­li­tiert haben. Auch wenn noch viel zu tun bleibt.

  2. Ja die Mut­ter Got­tes sagt in Fati­ma aller­schlimm­ste Ver­wer­fun­gen vor­aus, nicht gegen die Exzes­se der neu­en Lit­ur­gie ging er vor, son­dern gegen die alte Litu­ri­gie die alle Hei­li­gen der Kir­che so gefei­ert haben, so weit sie auch Prie­ster waren, sie woll­ten den über­lie­fer­ten Ritus aus­rot­ten obwohl ihn Pius V. der Kir­che für immer gege­ben hat­te. Dabei hat er in sei­nem Buch “ Ihr erge­be­ner Albi­no Luca­ni “ so lamm­fromm geschrieben.

  3. Man muss wohl berück­sich­ti­gen: Der Patri­arch von Vene­dig hielt sich an die Richt­li­ni­en des Pap­stes. Und Paul VI. woll­te das Ende des klas­si­schen römi­schen Ritus.
    Johan­nes Paul II. war ein­deu­tig „pasto­ral groß­zü­gi­ger“, er zeig­te mehr Ver­ständ­nis für die Katho­li­ken, die sich von der über­lie­fer­ten Mes­se nicht tren­nen konn­ten und bat auch die Bischö­fe dar­um. Wie­weit er sich vom Glau­bens­prä­fek­ten Ratz­in­ger beein­flus­sen ließ, dürf­te schwer zu beur­tei­len sein.
    Mit „Sum­morum Pon­ti­fi­cum“ und der fol­gen­den Instruk­ti­on hat Papst Bene­dikt XVI. den Weg frei gemacht für die Mes­se aller Zei­ten. Auch wenn er noch müh­sam ist, wenn Hin­der­nis­se immer wie­der zu über­win­den sind. Nicht sel­ten schwer erträg­lich. Doch von der Aus­gangs­si­tua­ti­on her betrach­tet, hat Papst Bene­dikt der Mes­se aller Zei­ten wie­der ein „Über­le­bens­recht“ in der Kir­che ein­ge­räumt. Er hat es getan trotz des Wider­stan­des vie­ler Kar­di­nä­le und Bischö­fe. Gott sei Dank!

  4. @cuppa Nein Papst Johan­nes Paul II. hat nur bes­ser tak­tiert und getäuscht, er war schon des­halb ein erbit­ter­ter Geg­ner des alten römi­schen Ritus weil er von jüdi­scher Sei­te als anti­se­mi­tisch ein­ge­stuft wird, und dem Juden­tum war Papst Johan­nes Paul II. ganz und gar zuge­tan, er hat ja auch gleich den mor­schen Frie­den von Oslo 1992 zum Vor­wand genom­men, mit Isra­el diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen aufzunehmen.
    @Jean Lou­is Die alte Mes­se hat nie­mand reha­bi­li­tiert, man macht nur vor­über­ge­hend gute Mie­ne zum bösen Spiel und nennt sie bezeich­nen­der Wei­se “ außer­or­dent­li­chen Ritus“

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