von Maria Steuer
Da kann man nur sagen „Schuster bleib bei deinem Leisten“. Bischof Overbeck dreht sein Fähnchen im Wind, möglichst niemandem auf die Füße treten, weder den Politikern, noch den Arbeitgebern und erst recht nicht den Eltern. Er hat seine Sache gut gelernt – nur einem oder besser Millionen tritt er auf die Füße und das gewaltig – so daß es richtig weh tut: den Kindern oder besser Kleinstkindern. Aber die können sich ja auch nicht wehren oder ihm ihre Meinung sagen oder gar auf die Straße gehen, um lautstark zu fordern, alle Krippen möglichst zu schließen.
In der Ausbildung als Priester ist Entwicklungspsychologie von Kindern wahrscheinlich kein Thema, wie sonst kann man solchen Unsinn reden. Wie macht es Sinn, schwierigen Familien die Kinder tagsüber zu entfremden, wie soll die schon schwierige Beziehung dann am Abend noch funktionieren? Die Wissenschaft bestätigt es: Kindern aus schwierigen Verhältnissen geht es in der Kita noch schlechter. Das Elternhaus ist durch Kita nicht korrigierbar. Das einzige was hilft, ist Unterstützung der Eltern, Hilfe für die Eltern. Dort wäre das Geld sinnvoller ausgegeben als in der Finanzierung einer schädlichen Gruppenbetreuung.
Ebenso die geradezu verrückte Idee der Übernacht-Kita: ohne Kommentar. Bischof Overbeck sollte sich einsetzen, Nachtarbeit für Eltern mit unter dreijährigen Kindern zu verbieten! Wenn ihm das zu viel „aus dem Fenster lehnen“ ist, dann lieber ein Netzwerk aufbauen mit Freiwilligen, älteren Gemeindemitgliedern mit „Übernacht-zu Hause-gut betreut“ Motto.
Und noch besser, er nähme ein paar Nachhilfestunde über das, was Kleinstkinder brauchen: das Gefühl, erwünscht und gewollt zu sein, Freude auszulösen, einzigartig zu sein! Und nicht als Störfaktor wegorganisiert zu werden. Sie sind angewiesen auf anwesende Eltern, auf Nestwärme und Zuwendung, auf Liebe und Zeit, Zeit Urvertrauen aufzubauen. Sie haben ein Recht auf Berücksichtung ihrer selbst und ihres elementaren Verlangens nach bedingungsloser Liebe. Jeder einzelne von uns Erwachsenen hat die Verantwortung, sich dafür weit aus dem Fenster zu lehnen und, wichtig für den Bischof: Kinder mit einem guten Fundament an Urvertrauen werden im Alter häufiger gläubig als früh in ihren Grundmauern verunsicherte Menschen.
Maria Steuer ist Mutter, Kinderärztin, Familientherapeutin und Gründerin des Familiennetzwerkes.
Bild: Photocase/ Jennemarie
Zu singen nach der Melodie des Deutschlandliedes:
Zeitgeist, Zeitgeist über alles,
über alles in der Welt.
Ehrlich, ich bin ziemlich geschockt!
Wie kann ein Bischof eine Kita-Öffnung selbst noch nachts befürworten?
Ist Franz-Josef Overbeck nicht fähig, sich in die Gefühlswelt eines Kindes zu versetzen?
Die Forderungen der Wirtschaft nach unumschränkten Zugriff von Arbeitern und Angestellten zu jeder Tages-und Nachtzeit scheinen ihm wichtiger zu sein als das Recht der Kinder auf die Anwesenheit seiner Eltern, auch und besonders nachts!
Ich kenne nicht die Kindheit Bischof Overbecks. Doch ich gehe davon aus, dass, wenn der kleine Franz-Josef nachts in seinem Bettchen schlief, vielleicht hin und wieder aufwachte oder er krank war, seine Mutter, sein Vater, seine Oma oder eine andere vertraute Betreuungsperson sich liebevoll um ihn kümmerte und dem kleinen Kind Nähe und Geborgenheit vermittelte.
Kleine und große Kinder brauchen Liebe, Geduld, auch Konsequenz und sehr viel Zeit, damit sie lebensstark und zuversichtlich werden.
Sie brauchen ganz sicher nicht das Gefühl, ihren Eltern eine Last zu sein und sie deshalb nach Belieben irgendwo in einer Nacht-Kita abliefern.
Bischof Franz-Josef sollte weniger sein Interesse für die Belange von Wirtschaft und Industrie bekunden, sondern sein Mitgefühl für Kinder und Eltern unter Beweis stellen.
Man darf nicht alle und alles den Wirtschaftsinteressen unterordnen.
Bischof Overbeck sollte das als Christ wissen!
Mir erscheint dieser Artikel hier als polemische Stimmungsmache gegen die Person und damit weit unterhalb des Niveaus, das diese katholische Nachrichtenseite sonst hat. Wer hier näher an der Realität ist, sei hingestellt. Zitate aus dem Interview der Seite des Bistums Essen:
„Pädagogen sagen, dass es für die Entwicklung der Kinder gut ist, wenn es in ihren ersten Jahren eine starke Bindung an Vater und Mutter gibt. Dem schließe ich mich an. Und in vielen Familien ist das auch möglich.“
„Ein Blick in unser Bistum zeigt, dass manche Kinder alleine gelassen werden, weil ihre Väter und Mütter nachts arbeiten müssen. Da braucht es doch Orte, wo Kinder einen verlässlichen Ansprechpartner haben – gerade dann, wenn ein Alleinerziehender überfordert ist oder die sozialen Beziehungen schwierig sind.“
Ich sehe Ihre Äußerung als sehr bedenklich an. Sie verharmlost, das was der Bischof wirklich sagte und meinte. Es ist typisch – sich „seine Rosinen“ rauszusuchen und das Ganze „war nicht so gemeint“ darzustellen. Ist doch ein guter Bischof. Natürlich hat er gesagt „Pädagogen sagen,…“ (Aus meiner Sicht nur deshalb, um Leute wie Sie zu beruhigen – Ich greife doch keine Familien an, nicht als Bischof). Aber im Interview sagte er etwas ganz wesentliches, was seine wirkliche Auffassung von Familie ist: „Sicher gibt es in bestimmten Bereichen einen Arbeitskräftemangel, der durch den Krippenausbau gemindert werden soll. Aber auf der anderen Seite gilt es, eine politische Antwort auf die neuen Herausforderungen für Familien zu geben. Viele Frauen wollen eben beides, Mutter sein und einem Beruf nachgehen. Das verstehe ich.“ Ich denke Linus Schneider und Maria Steuer haben sehr gut erkannt, was er wirklich sagte und meinte. Ihnen ist zu danken.
Der Ansehensverlust der deutschen Bischöfe unter gläubigen Katholiken ist inzwischen nur noch dramatisch zu nennen. Doch das macht ihnen nichts. Denn durch das unselige Kirchensteuersystem wird die deutsche Kirche von fast 90 % Taufscheinkatholiken finanziert, mehr oder weniger Ungläubigen, die noch bestimmte Rituale für bestimmte Lebensabschnitte brauchen. Diese 90 oder 88 % gilt es bei Laune zu halten, unbedingt.
Doch diesen Unsinn der „Nacht-Krippen“ würden die meisten von ihnen auch nicht mittragen wollen, das ist sicher. Das schadet Bischof Overbeck aber auch nicht, weil die Taufscheinkatholiken das gar nicht mitbekommen.
Der Vorschlag ist so unsinnig, er wird im Archiv verschwinden. Dass ein röm.-kath. Bischof allen Ernstes so etwas Kinder- und damit Menschenfeindlches vorschlägt, ist geradezu ein Ärgernis. Auch wenn dieses Mal das Ärgernis im Archiv verstaubt.
„Der Ansehensverlust der deutschen Bischöfe unter gläubigen Katholiken ist inzwischen nur noch dramatisch zu nennen. Doch das macht ihnen nichts.“
Sie werden vom Staat bezahlt und sie sollten sich verbeamten lassen. Eigentlich sollten sie vor Christus stehen und ihm dienen. Aber um das zu erreichen müßten sie eins sein vor Christus. Und das ist ihr Problem.
Per Mariam ad Christum.
@Besucher
Nachtarbeit verbieten, müsste die Forderung lauten. Und wo das nicht geht, wie in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, kann sehr wohl Rücksicht genommen werden auf Mütter mit kleinen Kindern. Die werden dann nicht zum Nachtdienst eingeteilt, das ist ohne weiteres möglich.
Sind aber erst mal Nachtkrippen da, fällt diese Rücksichtnahme weg. Das wäre das Gefährliche an dem Vorschlag des Bischofs, würde er ernstgenommen.
Doch was sage ich: Vielleicht wird er ja ernstgenommen. In einer Gesellschaft, die daran arbeitet, die Familienstrukturen aufzulösen, ist das möglich. Warum ein katholischer Bischof dabei die Vorreiterrolle spielen will, erschließt sich mir nicht.
Ich finde diesen Artikel unglaublich. Da wird auch auf dieser Plattform häufig beklagt, dass kirchliche Stimmen nur Ausschnittsweise wahrgenommen werden und dann tut die Autorin genau das. Man sollte zumindest das Interview einmal gelesen haben. Overbeck schreibt, es gibt Situationen, wo Eltern ihre Kinder nachts alleine lassen, weil sie arbeiten gehen (müssen). Und dann sei es besser, ein solches Kind wäre in einer Nacht-Kita betreut. Von Unter-Dreijährigen war da nicht die Rede. Jetzt kann man lange „Nachtarbeit“ verbieten. Aber, dass solche Situationen möglich sind und dass man da nicht leicht helfen kann, daran kann alle Verbiete- und Gebieterei nichts ändern. Hier geht es um Ausnahmen. Er spricht von „Schutzräumen für besonders gefährdete Kinder“. Ich kann in dem Interview nichts „Unkatholisches“ und nichts „Unpädagogisches“ entdecken. Die Autorin sollte ihren Artikel zurückziehen und überarbeiten. Sie wird weder der Person des Bischofs noch seinen Aussagen gerecht.
Frauenarbeit gehört generell verboten, spätestens wenn die Kinder da sind.