Umgeschnittene Kreuze und Unterstützungsparolen für Pussy Riot


(Mos­kau) Umge­säg­te und umge­stürz­te Kreu­ze in Ruß­land und anti­kirch­li­che Schmier­schrif­ten auf Kir­chen in Geor­gi­en: In Ruß­land und ande­ren Län­dern gehen die Vor­fäl­le reli­giö­ser Into­le­ranz nach der Ver­ur­tei­lung der rus­si­schen Akti­ons­grup­pe Pus­sy Riot wei­ter. In der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che ist eine inten­si­ve Dis­kus­si­on im Gan­ge zwi­schen jenen, die eine kir­chen­feind­li­che Kam­pa­gne sehen und jenen, die dazu ein­la­den die Gele­gen­heit zu nüt­zen, um Pro­ble­me im Ver­hält­nis zwi­schen Kir­che und Gesell­schaft auszuräumen.

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Als erstes wur­de ein Kreuz in Kiew demon­stra­tiv mit einer Motor­sä­ge in den Staub gestürzt. Ende August wur­den vier Kreu­ze in der Gegend von Tschel­ja­b­insk und Arch­an­gelsk „gefällt“. Zwei wei­te­re Kreu­ze wur­den am 5. Sep­tem­ber im Bezirk Per­wo­maisk in der Altai-Regi­on umge­schnit­ten. Die Behör­den haben Ermitt­lun­gen wegen „Van­da­lis­mus“ ein­ge­lei­tet, wie Asia­news berichtet.

Anti­christ­li­che Vor­fäl­le die­ser Art haben seit der Ver­ur­tei­lung der Punk­ak­ti­vi­stin­nen vom 17. August schlag­ar­tig zuge­nom­men. Die drei links­extre­men Anti-Putin-Aktistin­nen wur­den wegen „von anti­re­li­giö­sem Haß moti­vier­tem Row­dy­tum“ in erster Instanz zu zwei Jah­ren Straf­la­ger ver­ur­teilt. Sie hat­ten für ihre Anti-Putin- und Anti-Kir­chen-Akti­on die Chri­stus-Erlö­ser-Kir­che von Mos­kau miß­braucht und ein blas­phe­mi­sches „Lied“ in der Kir­che auf­ge­führt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Auch in Geor­gi­en tauch­ten an ortho­do­xen Kir­chen Schmäh­schrif­ten auf, so an jener von Kaschwe­ti in der Alt­stadt von Tif­lis. Laut Prav­mir wur­de die Kari­ka­tur einer Mari­en­iko­ne auf­ge­schmiert und dane­ben Free Pus­sy Riot geschrie­ben, der Slo­gan der inter­na­tio­na­len Unter­stüt­zungs­kam­pa­gne für die drei Frauen.

In der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che ist eine leb­haf­te Dis­kus­si­on zum The­ma im Gan­ge. Eine Rich­tung sieht in den Vor­fäl­le eine anti­christ­li­che Kam­pa­gne, die als Reak­ti­on auf die Aus­stel­lung des Gür­tels Mari­ens zu sehen sei. Die Reli­quie war vom Berg Athos für eini­ge Mona­te nach Ruß­land gebracht wor­den, wo ihn mehr als zwei Mil­lio­nen Gläu­bi­ge ver­ehr­ten. Der leben­di­ge Aus­druck der Volks­fröm­mig­keit und die dadurch sicht­bar gewor­de­ne Bedeu­tung des Chri­sten­tums in Ruß­land trotz der jahr­zehn­te­lan­gen Bekämp­fung habe bestimm­te Krei­se ver­schreckt. Eine ande­re Rich­tung sieht die Gele­gen­heit, das Ver­hält­nis der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che mit einer lai­zi­sti­schen Gesell­schaft zu klären.

Eine Mehr­heit der Euro­pa­ab­ge­ord­ne­ten zeig­te sich unter­des­sen „zutiefst ent­täuscht“ über das Urteil und die „unver­hält­nis­mä­ßi­ge Stra­fe“ gegen die rus­si­sche Akti­ons­grup­pe Pus­sy Riot. Das Urteil wird in einer Ent­schlie­ßung vom 13. Sep­tem­ber als „poli­tisch moti­vier­te Ein­schüch­te­rung von Oppo­si­ti­ons­ak­ti­vi­sten“ bezeich­net. Mit kei­nem Wort gin­gen die Abge­ord­ne­ten in ihrer Ent­schlie­ßung auf die der Grup­pe vor­ge­wor­fe­ne Tat und deren Hin­ter­grund ein.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Asianews

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1 Kommentar

  1. Es ist falsch, die Kir­chen allein für die Bestra­fung von Pus­sy Riot ver­ant­wort­lich zu machen, da Pus­sy Riot ihre Pro­test, die natür­lich ver­ständ­lich sind, an einem fal­schen Ort bewäl­tigt haben. Die Demo­kra­tie, wel­che es so lang­sam in Russ­land ein­mal geben soll­te, kann nur dann bestehen, wenn man sich auch gegen­sei­tig akzep­tiert und respek­tiert. Russ­land braucht eine grund­le­gen­de Ver­ä­an­de­rung wie sie auf http://​die​-rus​si​sche​-fra​ge​.de schon ein­mal beschrie­ben wurde.

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